Kapitel 2: im London der Muggel
Mit einem Schwenk seines Zauberstabs flogen die Bücher ins Regal und die Kissen auf das Sofa zurück. Malfoy lag wieder in seinem Bett, nachdem er um ein Uhr plötzlich zusammengeklappt war und „Es ist viel zu hell draußen, schau mal, wie hoch der Mond schon steht, Potter."gemurmelt hat und dann in der Küche eingeschlafen war. Vermutlich hatte er die Sonne gemeint. Zumindest hatte der junge Auror die Zeit nutzen können um das Wohnzimmer aufzuräumen und einen Plan für den Nachmittag zu erstellen. Fest stand, dass Malfoy einige Zeit bei ihm bleiben würde, schließlich sollte er ja nichts über den Mord und seine Wohnung erzählen, und damit er ihm nicht gefährlich werden konnte, hatte er seinen Zauberstab konfisziert. Natürlich erst, als der ehemalige Slytherin überraschender Weise ins Land der Träume verschwunden ist. Dann bräuchte er auch Anziehsachen, da seine eigenen Malfoy viel zu klein waren, das Problem war nur, dass er nicht in sein Manor konnte um sich seine zu holen, da er gesucht wurde. Desshalb schied die Winkelgasse auch aus, sie müssten wo hingehen, wo es keine Zauberer gab, mit vielen Muggel um sie herum, um nicht auf sie aufmerksam zu machen. In eine große Stadt. Nach London. In dem Augenblick kam auch schon der Vampir durch die Tür. Ausgeschlafen sah er nicht aus, eher so, wie Harry sich fühlte, nachdem er sein Blut gespendet hatte. Mit einem weiterem Schwenk seines Zauberstabes richtete er die Sachen dessen, in denen er nun schon zweimal geschlafen hatte. Nun, ohne Umhang gingen sie auch als ausgefallene Mode eines Muggels durch. Malfoy war ausgehfein.
... ruhen ... schlafen ... liegen ... Blinzelnd wachte Draco auf. Er fühlte sich wie gerädert. Irritiert richtete er sich auf, alles hier roch nach einer Person. Es war jemand, den er kannte, es war ein vertrauter Geruch, etwas wie Zimt und Apfel und Potter. Seit wann konnte er so gut riechen? Seit wann viel er urplötzlich, mitten am Tag in einen tiefen nicht erholsamen Schlaf? Seit wann schmerzten seine Augen bei hellem Licht? Seit Quirell ... seit dem Biss ... seitdem er Blut trank ... seit seiner Verwandlung zum Vampir. Er war kein Zauberer mehr. Reinblütig schon gar nicht. Besaß er überhaupt noch Magie? Konnte er nur noch Blut zu sich nehmen?
Er war an Blut gewöhnt, seit seiner Kindheit hatte sein Vater ihn damit in Berührung gebracht, ließ ihn verbotene Tränke und Zauber damit ausüben, erklärte ihm den Unterschied zwischen Rein – und Halb – und Schmlammblütlern, selbst Einhornblut hatte er gesehen. Es nun zu trinken war nur ein weiterer Schritt zum Blut hin. Blut:
B-indendes L-eben U-nheilvoller T-od
Was würde sein Vater sagen, wenn er das nun auch noch erfahren würde? Der Erbe von Malfoy Manor – ein Vampir. Ein Halbmensch, ein Schattenwesen, ein Halbblut. Malfoy stand auf und ging dorthin, wo dieser Geruch nach Potter stärker wurde. Als er das Wohnzimmer betrat spürte er erst Potters Blick auf sich ruhen, und dann einen Zauber sanft über seine Haut streichen. „Wieder unter den Lebenden?" scherzte Potter, darauf anspielend, dass Malfoy nun nicht mehr nur ein Halbtoter war, sondern auch wie einer aussah. „Sehr witzig Potter."
„Ja, nicht? Ich habe Misses May gefragt, ob sie uns jetzt nach London fahren könnte, in fünf Minuten bringt sie uns hin."
„Potter, ich dachte ich kann nicht in die Winkelgasse, weil du gestern einmal wieder den Helden spielen musstest."
„Wir gehen ja auch zu den Muggeln, du brauchst neue Kleider."
„Ins Muggellondon?"
„Ja. Sag bloß, du warst da noch nie."
„Natürlich war ich da schon. Ich habe nur noch nie Geschäfte mit ihnen gemacht und ich würde auch weiterhin gerne auf dieses ‚Erlebnis' verzichten."
„Nichts gibts. Meine Sachen bekommst du nicht – außerdem sind sie zu klein, und ich werde sie nicht vergrößern - an deine kommen wir nicht ran und in die Winkelgasse können wir nicht." Potter grinste überlegen, und am liebsten hätte Malfoy es ihm aus dem Gesicht geflucht. Seine Hand tastete zu seinem Zauberstab, ob er nun noch zaubern konnte oder nicht, war ihm egal ... Aber er war nicht da.
„Wo ist er?"
„Was meinst du?"
„Potter, spiel hier nicht den Idioten." presste er zwischen den Zähnen hervor. „Was hast du mit meinem Zauberstab gemacht?"
„Jungs! ABFAHRT!"schallte da Misses Mays Stimme durchs Haus und sofort drehte Potter sich um und ging eine Treppe hinunter auf die Straße um dort in ein wackeliges, kleines Auto einzusteigen. Grinsend setzte er sich auf den Rücksitz und wartete auf seinen missmutigen, blonden Gast, der nach ihm das Haus verließ. ‚Perfektes Timing'. schoss es ihm durch den Kopf und er lächelte Misses May dankbar an, die Malfoy ebenfalls nach hinten auf den Rücksitz verwieß und dann mit knatternden Motor losfuhr. Vielleicht sollte er doch einmal einen Führerschein machen. „Schön hast du aufgeräumt, Bürschchen."meinte sie munter, während sie um die Ecke bog und einem Laster die Vorfahrt wegnahm. „Meine Schwester hat das ganze gehexe da nie geholfen, die war unordentlich wie eh und jeh. Wo wollt ihr eigentlich hin in London? Wie wäre es mit einer kleinen Stadtführung von mir?"
„Nein, Danke, Misses May, wir wollen nur in ein paar Kaufhäuser und Anziehsachen kaufen."
„Ja, gute Idee. Du brauchst wirklich einmal wieder neue Socken, Evans."
„Nun, eigentlich für Malfoy."
„Malfoy, hm?"Sie warf dem Slytherin einen abschätzenden Blick über den Rückspiegel zu. „Mir war, als hätte meine Schwester den Namen schon einmal erwähnt. Berühmter Zauberer? Bist DU der, der ah, ihr wisst schon, da war etwas mit einem Massenmörder und einem kleinen Kind, oder?"
Beide Zauberer zogen es vor, nicht darauf zu antworten.
„Nun, zurück zum Thema. Ihr braucht etwas zum Anziehen (Harrys Einwurf ‚Nicht ich, nur er.' überging sie) und ich kenne da ein paar schöne Geschäfte von meiner Enkelin für Leute eures Alters. Und da es daheim wieder so schön ordentlich ist werde ich euch beraten. Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe Geschmack, Jungs!"Wieder schwiegen Harry und Draco, den Blick auf ihren ausgefransten Hut mit der breiten Krempe und dem grünen Schal mit roten Punkten, der Mitte August eigentlich viel zu heiß war. Wie sich dann nach zwei Stunden, vielen Einkäufen und jeder Menge Kaufhäuser und Klamottenläden herausgestellt hatte, hatte Misses May wirklich Geschmack. Mittlerweile waren beide Zauberer um einige Sachen reicher, die meisten waren schwarz, aber es gab auch rote und grüne T- Shirts, Pullis etc. und um den Tag abzuschließen hatte der goldenen Junge dann zum Eisessen eingeladen. Misses May grinste glücklich vor sich hin, während Malfoy sich immer wieder unruhig umsah und nur ab und zu einen Löffel seines Eises aß. (Haselnuss und Kirsch – es hatte sich herausgestellt, dass Malfoy sehr wohl noch essen konnte, ob er es musste war eine andere Frage) Es war kurz vor Fünf, und so waren immer noch viele – wenn nicht sogar noch mehr – Muggels auf den Straßen Londons. Vielleicht realisierte Malfoy das erste mal in seinem Leben wie viele nichtmagische Menschen es gab. Der Auror seufzte. Malfoy. Seit ihrem siebten Jahr hatten sie sich nicht mehr gesehen, und auch nichts voneinander gehört. Das war auch gut so, schließlich hassten sie sich. Und überhaupt hatte Harry selbst genug Probleme mit seiner Ausbildung, natürlich wurden in ihn besonders hohe Erwartungen gesetzt, als sich auch noch mit einem nervenden Slytherin herumschlagen zu können. Aber Malfoy schien sich verändert zu haben. Nicht äußerlich, obwohl er natürlich doch erwachsener und in gewisser Weise reifer aussah, auch nicht in seiner Umgangsweise, Beleidigungen und spitze Bemerkungen hatte er immer noch auf Lager, aber ihr Inhalt hatte sich geändert. Er hatte sich geändert. Irgendwie. Vielleicht. Vielleicht verhielt man sich als Vampir aber einfach auch nur anders, als als Malfoy. Und vielleicht war das so eine Art ‚Danke', dafür, dass er ihm geholfen hatte.
Bei Godric! Er hatte ihm sein Blut gegeben! Er hatte einfach alles beiseite geschoben, nicht nachgedacht, in seine Augen gesehen (warum hatte er ihm überhaupt in die Augen gesehen?) und dann hatte Malfoy ihn ... gebissen. Ein Schauer durchfuhr Harry. Es war abartig. Aber auf eine fürchterliche Art und Weise war es ebenfalls unheimlich erotisch gewesen. Wie die Lippen über seine Haut gewandert sind, er halb auf ihm lag, es erinnerte doch sehr stark an ... nun ja. Harry errötete leicht und vergrub sich praktisch hinter seinem Eisbecher (Annanas und Joghurt) wobei Malfoy ihn spöttisch musterte. Malfoy war ein Mistkerl! Malfoy war ein Arschloch! Malfoy war ein Sadist! Malfoy war ein Vampir! Malfoy war ein Malfoy! Malfoy war faszinierend.
