Kapitel sechs:

James Evans oder von ungeplanten Treffen

Wartend sah Draco auf die Uhr. Das war nicht normal. Das war ganz und gar nicht normal. Nur Potter konnte für einen Weg von einer halben Stunde zwei brauchen. Nein, eigentlich konnte nicht einmal Potter aus dem Weg zum Bäcker so viele Umwege gehen, dass er so lange dafür brauchen würde, aber, verdammt noch mal, Potter kam nicht wieder.

Langsam hatte er Hunger. Richtig Hunger. Blut war nur für die Energie gut, aber für seinen Körper musste er essen, wie jeder andere Sterbliche. Er hatte richtig großen Hunger.

Weitere fünfzehn Minuten später schloss Draco die Tür hinter sich ab und ging selber zum Bäcker um die Ecke. Mit Muggelgeld konnte er seid dem Ausflug in das London der Muggel vor ein paar Tagen einigermaßen umgehen, also, wozu brauchte er Potter um sich etwas zu essen zu kaufen, solange er noch Geld bei ihm in der Wohnung finden konnte? Übrigens lag das direkt neben dem Zauberstab, den er wohl vergessen hatte.

Natürlich hatte er den Stab eingesteckt, ganz ohne fühlte man sich so schutzlos, und wenn Potter seinen hatte hatte er eben Potters.

Typisch Gryffindor, Voldemort, die Todesser und das Ministerium samt Auroren konnten hinter einem her sein, und man hatte dennoch wichtigere Sachen im Kopf, als daran zu denken seinen Zauberstab mitzunehmen, wenn man vor die Tür ging! Wählerisch stand er vor der Auswahl an Backwaren, die ihm in manchen Fällen nicht wirklich bekannt vorkam und hielt sich dann doch an etwas, dass er kannte. Gerade wollte er schon die Laugenstange nehmen, als die Verkäuferrin ihn ansprach (vermutlich um etwas über ihn herauszufinden, in anzumachen und nachher abzuschleppen, eine Familie zu gründen und dann, nach einem glücklichen und erfülltem Leben neben ihm auf dem Friedhof zu liegen – aber im Grunde war es eigentlich auch egal warum).

„Haben Sie das vorhin mitbekommen?"

„Nein. Aber ich will die Laugenstange da."

„Das war vielleicht ein Tumult – die Polizei hat einen Verbrecher oder ähnlichen direkt vor unserer Bäckerei hier festgenommen ... Das kostet 1.50 ... Danke ... Nun, auf jeden Fall sah der gar nicht so aus, als ob er ein Verbrecher wäre..."

Innerlich verdrehte der junge Malfoy die Augen. Was musste dieser Muggel für ein langweiliges Leben haben, wenn er so etwas spannend fand. Er war diese Woche zum Vampir geworden, und? Das Leben (oder nicht-leben) ging weiter!

„...eher wie ein Student, oder so. Ich hätte zumindest auf Student getippt – wegen der Brille."

Draco horchte auf. „Brille? So ein hässliches, quadratisches Gestell?"

Die Verkäuferin – froh über die Frage – nickte mit breitem Grinsen. „Genau. Dunkel war die, so wie die Haare ... aber wenn ich richtig darüber nachdenke hätte ich vielleicht doch nicht auf Student sondern eher einen sportlichen Typen, oder einen rießigen Tollpatsch getippt."

„Und wesshalb?"

„Nun ja, er hatte so eine komische Narbe auf der Stirn, und ich glaube kaum, dass man sich beim studieren ausgerechnet dort Narben holen kann."

„Die Polizei hat ihn festgenommen?"

„Ja. Er hat die ganze Zeit gesagt, dass er es nicht ist, aber wer glaubt so etwas schon?"

„Und wenn einen die Polizei mitnimmt, wo kommt man dann hin?"

„Na, in die Polizeistation natürlich – und wenn der Junge Pech hat ins Gefängnis."

„Wie lange dauert das, bis man im Gefängnis ist?"

„Als einfache Verkäuferin kann ich da nichts sagen, aber ich würde sagen, dass er noch in einer Zelle in der Station hier gleich um die Ecke ist."

Draco biss in seine Laugenstange und verließ den Bäckerladen und gerade als er das letzte Stück hinunterschluckte betrat er die Polizeistation.

Nun, Potter schaffte es immer wieder. Draco kannte sich im Muggelrecht nicht aus, aber für eine hässliche Brille würde man wohl kaum ins Gefängnis kommen, also, warum war Potter hier? Eigentlich war das unwichtig, warum war er hier? Gut, er hatte festgestellt dass Potter auf ihn stand, gut er hatte selbst einmal auf Potter gestanden, gut, er wohnte bei ihm und gut, er hatte ihm in den letzten Tagen ein par mal aus der Klemme geholfen.

Nicht gut, dass er jetzt Potter helfen wollte.

Nicht gut, dass er sich so viele Gedanken machte.

Nicht gut, dass er keine Ahnung hatte wie er in diesem Haus Potter finden sollte.

Verdammter Potter.

Malfoy sah sich um. Er stand mitten in einem hässlichem Altbau mit sterilen weißen Wänden und hektisch umherlaufenden Muggeln, die allerdings selbst nicht so aussahen, als wüssten sie, wohin sie gingen. Neben der Treppe war allerdings ein Schalter mit einem älteren Herrn in Hemd und Krawatte.

„Hallo."meinte Draco in einem bemüht höflichem Tohn.

„Was kann ich für sie tuen?"

„Ich habe gerade herausgefunden, dass sich ein ‚Freund' von mir hier aufhalten soll und würde ihn gerne besuchen."

„Sie meinen den alten Bill? Ja, der ist diese Nacht wieder auf der Straße aufgesammelt worden ... mein Gott, man könnte fast meine, dass er mehr Zeit hier als sonst wo verbringt. Möchten sie ihn abholen, oder soll ich ihn zu ihnen bringen lassen? Er dürfte ja wieder nüchtern sein."

„Ich .. würde ihn gerne abholen, wo muss ich hin?"

„Die Treppe rauf und dann links, das ist unsere Besucherzelle, der Wärter wird ihn schon raus lassen."

Draco nickte zum Abschied und ging die Treppe hoch. Wer zum Teufel war Bill? Die Antwort bekam er, als er oben angekommen links abbog und durch Gitterstäbe hindurch Potter von hinten und einen hässlichen Mann undefinierbaren Alters mit dicker Warze auf der Nase und rotem Gesicht von vorne sah.

„Ich habe Hunger." ließ Potter nun geistreicher Weise vernehmen und lehnte seinen Kopf gegen das kühle Gitter.

„Du warst doch beim Bäcker."meinte der Alte (er musste einfach alt sein, einen anderen Grund für seine Hässlichkeit gab es nicht).

„Ich war VOR dem Bäcker."

„..."

„Wenn ich nur wüsste wie ich hier rauskomme."

„Raus? Hier ist es warm, hier ist es trocken und man trifft mit der Zeit immer wieder interessante Typen, warum willst du raus?"

„Das ist ein Gefängnis."

„Nein, das ist nur die Ausnüchterungszelle ... fragt sich, warum sie dich auch hier rein gesteckt haben ... bist eigentlich ein ganz anderes Kaliber. Dealer."

„Ich bin kein Dealer."

„Ja, du bist ‚etwas' anderes."

„..."

Draco seufzte. Er hatte wohl keine Wahl. Er hatte wirklich keine Wahl. Der Slytherin sah sich um und bemerkte mit Genugtuung, dass der Wärter gerade mit einer Putzfrau flirtete und hielt dem Gryffindor seinen Zauberstab unter die Nase.

„Potter, was machst du im Gefängnis?"

Der angesprochene drehte sich ruckartig um 180 und starrte den Vampir an.

„Malfoy."

Und dann schlich sich ein breites Lächeln auf sein Gesicht.

„Mach mir hier keine Szene und komm raus, ist ja nicht zum aushalten."

Meinte Draco und errötete leicht.

Harry nickte, nahm seinen Zauberstab und öffnete das Gitter mit einem geflüsterten ‚Alohorma', drehte sich noch einmal um, rief „Tschüss!"zu dem Alten und ging unauffällig neben Draco die Treppe wieder runter.

Hermine lief eine Zeitung in der Hand haltend auf Ron zu.

„Wir haben ihn!"

„Was?"

„James Evans, Ron, was sagt dir James Evans?"

"Ich verstehe nicht worauf du hinauswillst."

„Egal, erklär ich dir auf dem Weg. Wir müssen zu Bill Charter."

GEFLOHEN – VERRÜCKTER WISSENSCHAFTLER AUF DER FLUCHT

Gestern früh ist vor einer Bäckerei in einem Vorrort Londons die Polizei endlich der lang gesuchte Kopf einer Dealerbande in die Hände gefallen, jedoch konnte er nach wenigen Stunden Haft im dortigen Polizeigebäude auf unerklärliche Weise fliehen. James Evans, wie er sich selbst nannte, hatte eine neue synthetische Droge bei sich, an deren Zusammensetzung immer noch gearbeitet wird. „Das ist erstaunlich, so etwas ist mir noch nie untergekommen."meinte Prof. Heyden. „Es scheint, als ob AMF – so haben wir die Substanz genannt – ihre Zusammensätzung verändern würde ... die Teste ergeben einfach keine übereistimmenden Werte."Für Aufruhe sorgte auch der Zellengenosse Evans, Bill Charter, der felsenfest behauptet der Gefangene heiße anders – denn Namen wollte er uns allerding nicht nennen – und habe sich mit Hilfe eines Komplizen aus der Zelle gezaubert. „Nehmen sie ihn nicht ernst."sagte darauf einer der Polizisten. „Bill hier ist so gut wie jede zweite Nacht zum ausnüchertn hier, und die Geschichte mit den Zauberern erzählt er jedem, der sie hören will."

Fest steht aber, dass Evans wahrscheinlich zu allem fähig ist. Er hat schwarze, unordentliche Haare, trägt eine Brille und hat eine Narbe auf der Stirn, falls Ihnen etwas verdächtiges auffält bitten wir sie um Hinweise.

Bill ließ die Zeitung sinken. „Ignoranten."

„Entschuldigen Sie."Ein hübsches braunhaariges Mädchen sah in bittend an. „Sind Sie Bill Charter? Der Mann in der Kneipe hat gesagt wir könnten ihn hier finden."

„Ja, der bin ich."

„Was wissen sie über ‚Evans'?" Ein großer, schlaksiger rothaariger junger Mann sah fragend auf ihn herab.

„Vermutlich etwas, dass ihr nicht wisst."

„Hören Sie,"der rothaarige schien ernsthaft aufgebracht. „Wir sind seit drei Tagen hinter ihm her und sie sind der letzte Mensch, der seitdem vermutlich ein Wort mit ihm gewechselt hat, also, was wissen Sie über ihn?"

„Ron!"zischte das Mädchen. „Beruhig dich."Ihre Gesichtszüge waren neutral. „Was wissen sie über den Komplizen, den die Zeitung hier erwähnt?"

„Er nannte ihn Malfoy."

Der rothaarige hatte nun auch eine rote Hautfarbe. „Du lügst!"

„Ron, wir wissen beide, dass er nicht lügt! –Also, was wissen Sie, nicht über Evans, sondern über Harry Potter?"

Vorschau siebtes Kapitel:

ein ‚anregendes Ereignis' und ein unangenehmes Treffen

Bin aus den Ferien wieder da! Jersey war toll – das Wetter war nur leider so doof, dass ich mich dort richtig erkältet hab....

Nun, HEY! Danke für die Kommentare! froi

DANKEdankeDANKEdanke