Kapitel neun:
im Hotel und ums Hotel herum
Harry hatte eine wirklich ausgeprägte Phantasie und konnte sich ziemlich viele Sachen vorstellen – was zum Teil daran lag, dass er während er im Schrank eingesperrt war so etwas haben musste um nicht irgendwann vor Langeweile umzukommen – aber was er sich wirklich nicht richtig vorstellen konnte war Draco Malfoy im Ligusterweg Nummer 4 mit den Dursleys am Frühstückstisch sitzen zu sehen und sich einen erbitterten Streit anhören zu müssen. Noch weniger würde er so etwas glauben können, und am wenigsten konnte er es ertragen.
„Es reicht! Muggel sind nicht normaler als Zauberer und Zauberer sind nicht mehr wehrt als Muggel. Muggel sind nicht dumm und Zauberer sind nicht verrückt."Harry sah seinen Onkel und Draco undurchdringlich an. „Ich muss mich korrigieren."er räusperte sich. „Ihr seid beide abnormal, minderwertig dumm und verrückt – aber das hat nichts mit Muggeln oder Zauberern zu tun."damit stand er auf und ging.
Ganz glatt hatte es ja nicht laufen können! Erst gab es komische Fragen wegen Dracos Mittagsstarre und nun bekamen sich die Leute, die er früher am meisten gehasst hatte auch noch in aller Frühe in die Haare. Zumindest würde er hier gleich wieder weg sein.
Erstens: Sie durften nicht zu lange an einem Ort bleiben.
Zweitens: Tante Marge kam zu besuch und er wollte sie a)nicht sehen b)dann war das Gästezimer nicht mehr frei.
Drittens: Mit jeder Minute die sie dort länger verbrachten war die Gefahr das jemand wirklich explodierte größer.
Viertens: Sie sind vor zehn Minuten - Dank Malfoy - schon rausgeschmissen worden.
Sie könnten in irgendeinem Muggelhotel unterkommen ... davon gab es so viele ... bis man die alle nach ihnen durchsucht hätte wären sie schon längst über alle Berge. STOP! Warum über alle Berge? Er hatte hier Freunde, Arbeit (nun, wahrscheinlich nicht mehr) und eine Aufgabe. Er wollte nicht flüchten sondern einfach nur etwas Verantwortung loswerden.
Dann müsste er ja irgendwann wieder öffentlich auftauchen müssen.
Mist.
Das konnte er jetzt doch gar nicht mehr, oder?
Immerhin hatte er den Sohn eines ehemaligen Professors getötet.
Auch wenn der Professor versucht hatte ihn umzubringen und der Sohn ein Vampir war, der selber gerade jemanden umbringen wollte, man tötete keine Menschen! Oder menschenähnliche Wesen. Was auch immer, er brauchte ein Hotel.
„Das gibt es doch nicht!"gefrustet ließ Ron sich auf seinen Stuhl fallen. „Jetzt haben wir gerade rausgefunden wo er ist, und dann verschwindet er, und Malfoy gleich mit, und sie sind seit drei Tagen schon wieder unauffindbar!"
„Und die Frau, die dort gewohnt hatte konnte sich an nichts genaues mehr erinnern, sie wusste nur noch, dass sie jemanden besuchen war, und dann ihre zwei Untermieter abreisen mussten ... Sie haben ihr Gedächtnis verändert, das steht außer Frage, aber so etwas würde Harry doch nie tun."Hermine war genauso verzweifelt wie Ron. Sie hatten nicht mehr viel Zeit Harry zu finden, bevor ihnen der Cheff der Aurorenabteilung wieder Aufträge gab. Das einzige, das ihn überhaupt überzeugt hatte ihnen die Zeit zu geben, war, dass sie Harry am besten kannten und Hermione so gut analysieren konnte, aber sie schafften es nicht. Seit drei Tagen kein nichts, nicht einmal einen Anhaltspunkt. Sie hatten weniger Informationen über Harry, als am Beginn ihrer Reise, und alles nur, weil sie diesen einen dummen Fehler gemacht haben, und Harry ins geschützte Haus rennen konnte, bevor sie ihn hatten.
Sie hatten sich wie Anfänger aufgeführt.
Harry verließ das Hotel im Norden Englands um etwas frische Luft zu schnappen, während Draco sich in der Mitagsstarre befand. Ansonsten hätte er ihn nie gehen lassen, von wegen es sei noch zu gefährlich bei Tageslicht offen auf der Straße zu laufen, selbst wenn keine Hexen und Zauberer in diesem Ort leben.
Er setzte sich in eines der Straßencaffes und beobachtet die Leute auf der Straße.
Malfoy sah so friedlich aus, wenn er sich in seiner Starre befand.
Und er hatte wirklich einen atemberaubenden Körper.
Wenn er nur nicht so einen miesen, arroganten, eingebildeten und verqueren Charakter hätte!
...ja, was dann?
Würde sich dann irgendetwas ändern?
Eine leichte Röte überzog Harrys Gesicht. Vielleicht, aber es war ja auch egal, da Malfoy eben so arrogant war. Aber immerhin hatten sie schon ... die Röte wurde dunkler. Warum musste er nur so ‚böse' sein? So ‚schwarzmagisch' (ja, magisch war er wirklich)? So ein ‚Malfoy', so ein ‚Voldemortanhänger' sein?
Aber warte mal, er war ja gar kein Todesser!
Er ist inoffiziell von seinem Vater verstoßen worden!
Alle Vampire waren schwarzmagisch!
Und so böse war er nun nicht wirklich...
„Bist du dir sicher, dass wir Seamus hier treffen sollen?"
„Ja Ron."
Von den Stimmen seiner besten Freunde aufgeschreckt drehte Harry sich ruckartig um, und Hermione stieß einen Spitzen Schrei aus.
„HARRY!"
Als sie merkten, dass alle anderen Leute im Lokal merkwürdig zu ihnen rübersahen räusperte sich Ron und setzte ein breites Lächeln auf.
„Mensch, alter Freund, lange nicht mehr gesehen."
Hermione stieg auf sein Spiel ein. „Wir haben uns so viel zu erzählen."
Harry schluckte. „Wisst ihr, ich habe gerade keine Zeit, und ihr müsst hier doch Seamus treffen."fing er an, aber wurde sofort wieder unterbrochen.
„So leicht entkommst du uns diesmal nicht. DU wirst hier mit uns auf ihn warten, nicht wahr?"
Harry nickte ergeben, so wie es aussah konnte er diesmal wirklich nicht entkommen, und überhaupt, das waren seine besten Freunde! Vage fiel ihm wieder ein, dass Seamus ein Spitzel bei den Todessern war, und dass er so außerdem auch noch an Informationen rankommen könnte, wenn sie ihn hier treffen.
Draco war gerade aufgewacht und musste zu seiner Besorgnis feststellen, dass er allein war. Nicht, dass er sich Sorgen machte, dass Potter irgendetwas passieren würde, es war nur so, dass wenn Potter geschnappt würde er ebenfalls geliefert war.
Er konnte wohl schlecht rausgehen und ihn suchen. Wenn niemand gefährliches da war, wüde der strahlende Held bald wieder auftauchen. Wenn nicht war es zu riskant ihn zu suchen.
Aber nach einer Dreiviertelstunde war er immer noch allein.
Das war nicht gut...
Wider jeden besseren Wissens stand er auf und ging runter in die Rezeption. Er wusste, dass er es nicht hätte tun sollen. Er wusste es, als er eine Zauberstab vor ihm auf der Treppe liegen sah. Es war nicht Potters, das konnte er sagen, aber mitnehmen sollte er ihn trotzdem. Niemand ließ seinen Zauberstab einfach so fallen.
Vielleicht sollte er wieder hoch gehen?
Aber wenn sie Potter erwischt hatten machte es ja keinen Unterschied, ob sie ihn holen kamen, oder er ihnen die Arbeit abnahm.
Als er unten angekommen war teilte ihm sein Vampirinstinkt sofort mit, das Blut geflossen war (was schlecht war, da er bald wieder welches brauchte, und ihn dieser verlockende süße, angenehme und volle Geruch absolut ablenkte) und Potter nicht anwesend war. Er hätte oben im Zimmer bleiben sollen.
Zu spät hörte er die Schritte auf sich zu kommen, als ein bekanntes Gesicht vor ihm auftauchte war es allerdings schon zu spät, und ehe er überhaupt reagieren konnte hatte Finnigan seinen Arm von hinten gegriffen und ihn schmerzhaft auf seinem Rücken verdreht. Draco schnappte nach Luft. Einerseits, weil es ziemlich weh tat, andererseits weil Finnigan die unglückliche Person war, die blutete.
Und jetzt stellte sich auch heraus, warum das so war, denn zwei Todesser kamen aus dem Salon, aus dem auch der braunhaarige Ire gerannt war und gingen langsam, die Zauberstäbe erhoben, auf sie zu.
Draco schauderte, als der Drang seine Zähne auszufahren und Seamus zu trinken fast übermächtigt wurde. ‚Finnigan blutet? Warum kann er nicht kotzen, warum muss das Blut sein?' verfluchte er ihn in Gedanken.
„Versucht nur mich zu bekommen, aber wenn ihr mich wollt, müsst ihr euren eigenen Mann opfern!"schrie der Gryffindor verzweifelt und hielt Draco wie ein Schutzschild vor sich.
„Danke für das Angebot."meinte die eine, der in den schwarzen Roben steckenden Figuren. „Du brauchst wirklich keine Sorgen zu haben, um den Verräter kümmern wir uns liebend gern."
Finnigan schluckte.
„Verräter?"flüsterte er entsetzt.
Draco schnaubte verächtlich. „Irgendetwas daran auszusetzen?" Er hatte andere Probleme, das größte war, zumindest teilweise klar zu denken während hinter ihm so verlockende Beute....
„Aber ... Wenigstens jetzt hättest du einmal nützlich sein können Malfoy!"
„Danke, ich bin lieber nutzlos wenn die einzige andere Möglichkeit ist als dein Schutzschild zu funktionieren."
„Wie rührend."meldete sich jetzt der andere Todesser.
Doch noch bevor irgendeiner handeln konnte hatte Seamus seinen Zauberstab aus Draco´s Hand gerissen und war appariert.
„Shit."
Der Vampir war nun schutzlos ausgeliefert.
„Und wann soll Seamus hier auftauchen?"
„Er ist eine halbe Stunde zu spät. Ich muss ins Ministerium und fragen ob etwas dazwischengekommen ist. Ron, pass auf, das Harry nicht wieder verschwindet."
Vorschau zehntes Kapitel:
Jemand stirbt. Ja, das wird tragisch seufz
