Kapitel zehn:

Vater und Sohn

Gerade als Hermione disappariert war rannte Seamus in Harry und Ron rein.

„Seamus, du blutest."

„Ich weiß Ron, wo ist Hermione und, was macht Harry hier?"

„Wir haben ihn aufgegabelt und nicht wieder entwischen lassen ... haben dich die Todesser erwischt?"

„Ja, bin ihnen ganz knapp entkommen. Hab ihnen Malfoy aber als kleines Geschen zurückgelassen."

„Du ... WAS?"

Harry, der bis jetzt nur interessiert zugehört hatte war ...

Nun ja. Geschockt konnte man es nicht nennen.

Verwirrt auch nicht. Er war weder überrascht, dass so etwas passiert war noch, dass einer seiner Freunde daran schuld war. Er war besorgt, und das war ganz bestimmt kein gutes Zeichen.

Draco blinzelte. Er kannte dieses Bett. Er wusste, dass er es kannte. Es war seines.

Er war zu Hause.

„Hallo Sohn."durchschnitt die schnarrende Stimme von Lucius Malfoy die Stille und erfüllte den Raum mit etwas anderen als der bereits vorhandene Dunkelheit. „Ich hatte schon Sorge, dass wir uns nicht mehr sehen und meine letzte Erinnerung an dich deine erbärmliche Flucht vor der Familie sei."

„Ich weiß nicht, ob der dunkle Lord wirklich würdig genug ist zur Familie der Malfoys gezählt zu werden Vater."

„Du lehnst dich ziemlich weit aus dem Fenster, dich zu trauen über die Malfoyfamilie zu sprechen."

Draco richtete sich auf. Er wollte seine Situation nicht noch schlimmer machen und schwieg darauf lieber. Wenn dieser verdammte Potter nicht noch darauf bestanden hätte seinen Zauberstab zu behalten. Oh, wie er Potter hasste! Aus den Augenwinkel sah er wie sein Vater eine kleine Phiole vom Nachtisch hob und sich sein sadistisches Lächeln verbreitete.

Mit einem Schwenk seines Zauberstabes zwang er Dracos Mund auf und gab ihm den Inhalt zu trinken. Notgedrungen schluckte Draco. Er hatte immer noch so höllischen Durst und die wärmeausstrahlende Hand seines Vaters so nah vor seinem Gesicht trug nicht dazu bei ihn zu lindern. Er blinzelte ein paar mal. Es schmeckte wie Wasser.

„Das ist Veritaserum, Sohn. Also, erzähl doch einmal was du über Potter und den Phönixorden weißt."

Der Vampir blinzelte und schluckte ein, zwei mal. Das war ganz sicher kein Veritaserum gewesen, denn ansonsten hätte er jetzt den Drang verspürt zu antworten. Er schluckte noch einmal. Vielleicht sollte er einfach so tun, als ob es gewirkt hätte?

„Der Phönixorden hat Potter ins Ausland geschickt um ihn ein spezielles Training zu unterziehen."

Na also, das war doch eine glatte Lüge.

„Und was hattest du mit der ganzen Sache zu tun?"

„Ich war dazu beauftragt zu sorgen, dass ihr glaubt, dass er noch in England ist und eure Aufmerksamkeit auf mich und von dem Orden abzulenken."

Wenn sie das glaubten, würde Potter es immerhin mit seiner Flucht um einiges leichter haben. Bitte Potter, die Dankbarkeit eines Vampir, der trinken durfte. Warte, Vampire waren imun gegen Nervengifte, er hatte wirklich Veritaserum getrunken!

„In welchem Land habt ihr Potter versteckt?"

„Ihr Idioten!"schrie Harry und zog damit auch noch die Aufmerksamkeit des letzten Caffeebesuchers auf das Dreiergrüppchen, immernoch bestehend aus einem blutverschmierten Seamus, dem alle überragendem Ron und Harry, der auf einmal verschwunden war.

„Er kann doch nicht einfach vor den Muggeln apparieren." flüsterte Ron in die drückende Stille hinein.

Seamus stöhnte. „Mach es nicht noch schlimmer Ron, du kannst vor Muggeln nicht von Muggeln und apparieren sprechen."

„Was auch für dich gilt."meinte Hermione schnippisch und löschte die Gedächtnisse der Zuschauer. „Die im Ministerium haben gemeint, dass du mittlerweile hier bist. Wo ist Harry?"

Ron schluckte. „Vielleicht ... Malfoy retten gegangen?"

„OK. Was habt ihr zwei Idioten angerichtet?!"

Harry war zu dem ersten Platz der ihm in den Sinn kam appariert, aber durch die Abwehrzauber in den verbotenen Wald abgelenkt worden. Er schüttelte genervt den Kopf, als er Hermiones Stimme besserwisserisch aus eine Geschichte von Hogwarts rezitieren hörte. Dumbledore war in Hogwarts und Dumbledore wusste immer irgendeinen Rat und einen Rat brauchte Harry dringend, wenn er nur schnell reinkommen könnte...

Zu seinem leidwesen kam dieses mal keine Stimme von dem Gryffindormädchen aus eine Geschichte von Hogwarts rezitierend mit einem schnellen und einfachen Weg die Abwehrzauber zu hintergehen. Aber als Harry auffiel, dass er nicht allein war wurde die Frage zur Nebensache abgestempelt.

„Harry Potter."hörte er die zittrige Stimme von Peter hinter ihm keuchen.

In einer fließenden Bewegung drehte er sich um und presste seinen Zauberstab an die Kehle des Geheimniswahrers seiner Eltern. Der Goldene Junge sandte ihm einen eisigen Blick unter dem Wurmschwanz seinen Zauberstab zu Boden fallen ließ. Seine Hand schimmerte silbern, bis Harry einfiel, dass seine Hand in der Tat aus Silber bestand.

„Was macht ein Todesser so nah an Hogwarts?"

Der nun gänzlich kahle Mann wimmerte, seine Lippen fest aneinanderpressend.

Harry atmete tief ein und aus, um sich zu sammeln und begann dann eindringlich den Plan, der sich in seinem Kopf geformt hat in die Tat umzusetzten.

„Ich bitte dich um einen Gefallen, Wurmschwanz."Er machte eine Pause, in der das erstickende Lachen des alten Zauberers zu hören war. „Einen Gefallen, den du mir schuldest, oder hast du schon vergessen, dass du einzig und allein wegen mir noch hier stehst? Du verdankst mir dein Leben, jetzt kannst du etwas dafür abbezahlen."

Die wässrigen, alten Augen des Mannes sahen ihn an, als er ihm unsicher zunickte. Auch wenn er nicht wollte, jemanden etwas für das Leben zu schulden war uralte Magie.

„Gut, was machst du hier, und wie komme ich nach Malfoy Manor?"

Draco lag ausgestreckt auf seinem Bett und fragte sich wie lange es ihm noch so gut gehen würde. Die Befragung mit seinem Vater war vorbei, und dieser war gerade dabei die neugewonnen ‚Informationen' weiterzugeben, und zu fragen ob man noch etwas anderes von seinem Sohn wissen wollte, oder er gleich zu seiner Strafe vor dem Tod kommen konnte.

Es störte ihn nicht im geringsten, dass sein Vater ihn töten würde. Er war immer mit der Möglichkeit aufgewachsen, dass dies vielleicht passieren könnte, aber hätte es sich als Achtjähriger, der zu seinem ersten Quidditchspiel mitgenommen wurde nie als spätere Zukunft vorstellen können. Mehr schreckte er an die Strafe vor dem Tod zurück, die Flüche und Beleidigungen, die er von seinem einstigem Idol entgegennehmen werden müsse.

Und sein höllischer Durst.

Wenn er sehr viel länger kein Blut bekommen würde, würde er ohnmächtig werden, bevor sein Vater zurückgekommen ist.

Vielleicht keine so schlechte Idee.

Gerade als alles anfing langsam vor seinen Augen zu verschwimmen, und er einen vagen Eindruck davon bekam, wie Harry sich ohne Brille fühlte rannten zwei Figuren in schwarzen Umhängen und mit weißen Masken in sein Zimmer. Draco blinkte um etwas vom Rest seines Leben als Unsterblicher mitzubekommen, als sein Vater – es musste sein Vater sein, er hatte das typische Malfoyhaar – wild mit seinem Zauberstabfuchtelnd auch durch die Tür rannte.

Er richtete einen Fluch auf den größeren der Todesser, der jedoch rief ebenfalls einen Fluch und schubbste den kleineren vor den Zauber, der ihn treffen sollte, rannte zu den auf dem Bett liegendem Vampir zu, griff nach seiner Hand und apparierte.

Der Todesser roch gut, nach Wärme, nach Leben, nach Blut ...

Draco verlor das Bewusstsein.

Vorschau elftes Kapitel:

wenn man jemanden wirklich genau in DIESEM EINEN AUGENBLICK nicht sehen will