Kapitel elf:
alte Freunde
„Das ist krank."
„Ich weiß."
„Wir könnten jeden Augenblick sterben."
„Ich weiß."
„Die Sitze sind unbequem."
„Du kannst jederzeit wieder aussteigen."
„Wirklich?"
„Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Wir sind 10.000 Meter über dem Meer. Wir sind höllisch schnell, und wenn du jetzt die Türen öffnen würdest, würden alle anderen Passagiere auch aus dem Flugzeug gesogen werden."
„Aber die vielen Muggel machen mich nervös."
„Es war deine Idee auf nicht magische Art aus England zu fliehen. Du erinnerst dich doch bestimmt an diesen gewissen panischen Vampir, der auf keinen Fall mit Magie Spuren zurücklassen und das Ministerium oder seinen Vater auf sich aufmerksam machen wollte.
„Dieser überaus panische Vampir war das Produkt einer langen Zeit Blutentzuges, der Abwehrung der Wirkung eines starken Veritaserums, jeder Menge Stress und eines kurzzeitigen Verfolgungswahns. Der Vampir jetzt allerdings ist ausgeruht, im vollbesitzt seiner geistigen Kräfte und von den vielen Idioten um sich herum gelangweilt.
„Der Vampir jetzt ist selbst der größte Idiot und wird noch die vier Stunden bis zur Landung in den USA sitzen bleiben."
Die Sonne brannte senngend auf Harry herunter, als er schnellen Schrittes auf das Hotel zusteuerte. Draco würde gleich aus seiner Starre erwachen, und er wollte nicht noch einmal fehlen, wenn dies passierte.
Sie waren mittlerweile schon vier Tage in Phoenix (ein bisschen Nostalgie auf Seiten Harrys) und hatten sich recht gut in der heißen Stadt aklimatisiert. Draco hatte damit eher Probleme, da er die Hitze in seiner ‚neuen Gestallt' nicht sonderlich gut vertrug, und konstant müde oder schlecht gelaunt war, aber langsam kam auch er mit dem heißen Wetter zurecht.
Grinsend schloss der berühmte Junge der lebt die Tür zu ihrem Zimmer auf und schlich zum Bett hin, auf dem der Blonde friedlich schlummerte. Sein Grinsen wurde breiter, als er das entspannte Gesicht und den leicht geöffneten Mund sah.
Oh, wie gut er sich noch an diesen Mund und die geschmeidigen Hände des Blonden erinnerte. Es waren gute zwei Wochen seit dem ‚Zwischenfall' in Misses Mays Küche vergangen, und dennoch konnte er, wenn er die Augen schloss noch genau ...
„Du starrst schon wieder."Dracos Belustigung war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören.
Ertappt und errötet sah Harry beschähmt zur Seite.
„Eine Frage hast du mir immer noch nicht beantwortet, Potter." meinte der Vampir leichthin, während er sich halbnackt auf dem Bett räckelte und sich vollkommen bewusst war, dass der Gryffindor schon wieder starrte. „Warum hat die Ratte ausgerechnet dir geholfen in Malfoy Manor einzudringen und mich zu befreien?"
„Wurmschwanz war es mir schuldig."antwortete Harry in einem ebenso leichtem Plauderton, den Blick immer noch unbewusst auf den Händen des Blonden.
„Ja?"gekonnt zog der letzte Malfoyerbe eine Augenbraue in die Höhe.
„Ja."bestätigte der Held der Welt und setzte sich - näher als nötig – zu dem Vampir aufs Bett. „Du weißt schon, ich habe ihm das Leben gerettet, also hat er es mir geschuldet."
Draco legte den Kopf schief. „Du weißt .."er zögerte. „Du hast schon wieder jemanden umgebracht."
„Hätte ich ihn nicht in den Kadavrafluch deines Vaters geschubbst, lieber Malfoy, hätte dein Vater mich umgebracht, und damit deine einzige Möglichkeit aus deinem Haus zu fliehen. Du weißt sicher noch in was für einer misserablen Verfassung du warst. Halbtot – nun, das gilt noch immer – am verdursten, unbewaffnet, bewustlos ..."
Draco schloss bei den frischen Erinnerungen kurz die Augen und rückte unbewusst ein Stück näher zu Harry. Sie berrührten sich beinahe und der kleinere zog scharf die Luft ein.
„Du hast Recht. Es ist wirklich nicht schade um Peter und verdient hatte er es auch. Zudem nimmt dir diese skrupelose Seite dein Image als unfehlbarer Halbgott, was allein schon fast unmöglich schien und eine meilenweite Verbesserung ist, aber ... War es nicht ein bisschen übertrieben als Todesser verkleidet in eine ihrer Zentralen einzudringen, nur um so eine zwielichtige Figur wie mich zuretten? Dein Heldenkomplex muss noch größer sein, als ich dachte." Der Vampir, der nun bewusst noch näher an Harry herangerückt war sah dem kleineren zweifelnd in die Augen und genoss wie dieser seinem Blick ausswich.
So verdammt unschuldig.
„Ich habe keinen Komplex."
„Ja?" Zufälligerweise legte Draco seine Hand auf Harrys.
„Ich wollte nur deine Haut retten, OK?" erwiederte dieser zögernd.
„Das freut mich."flüsterte der Vampir, der – wie Harry schlagartig wieder voll bewusst wurde – immer noch halb nackt war, und beugte sich noch etwas weiter nach vorne, so dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten, und Harry spürte sein Herz schneller schlagen, so wie er Malfoy noch näher kommen spürte, und er merkte, dass sich seine Augen geschlossen hatten, und dessen Hände sich langsam um seinen Hals legten, die Finger sanft in den Harren und dann..
Der Kuss war erst sanft und unschuldig.
Erst.
Doch als Draco Harry rücklings aufs Bett drückte, und dessen T-Shirt beseitigt war während er flüsternd ein ‚dann muss ich mich noch bei dir bedanken' ins Ohr geflüstert bekam war jegliche Unschuld aus dem Kuss verschwunden.
„Oh Gott."
„Oh Gott."
„Haut ab."
„Oh Gott."
„Oh Gott."
„Ron, du musst dich setzten. Ron. Setzen und atmen, setzten und atmen."
„Ihr sollt abhauen."
„Oh Gott."
„Sie haben Sex, sie haben Sex."
„Nicht darüber nachdenken, Ron. Hinsetzten und atmen. Hinsetzten und atmen."
„Jetzt könnt ihr auch bleiben, jetzt ist die Stimmung hinüber."
„Wir müssen weg."
„Hermione, Harry und Malfoy ..."
„Ich weiß Ron. Denk nicht darüber nach, setzt dich erst einmal."
„Wir können nicht halbnackt abhauen, Potter."
„Aber Ron und Hermione ..."
„Mein Leben ist ruiniert. Mein ganzes Leben."
„Beruhig dich, Ron. Malfoy, Harry, zieht euch doch bitte endlich was über."
„Das ist unser Zimmer, Granger, wir können hier herumlaufen, wie wir wollen."
„Meine besten Freunde, oh Gott, ohgottohgottohgott."
(immer erst Ron, dann Hermione, dann Draco und zuletzt Harry)
Eine Stunde später saßen sich die vier schweigend gegenüber. Harry hatte sich seitdem geweigert ein Wort zu sagen während Draco, als absolutes Gegenteil von Ron, so ruhig war wie immer und Hermione versuchte so zu tun, als ob das Ganze nie passiert wäre.
„Also, da wir euch zwei jetzt noch einmal gefunden haben (sie hatten Suchbilder weltweit über die Nachrichten im Fernsehen verteilt) müssen wir darauf bestehen, dass ihr wenigstens zu einer Art von Anhörung ins Ministerium kommt."
„Granger, wir können nicht ins Ministerium. Sobald wir dort sind werden wir verhaftet."
„Und wesswegen sollte euch das Ministerium verhaften?"
„Nette Fangfrage, aber denk nicht, dass du darauf eine Antwort bekommst."
„Gut, ich hatte sowieso nicht damit gerechnet, dass ihr freiwillig mitkommt. Desswegen habe ich in den Tee (sie hatte Tee zur allgemeinen beruhigung gekocht) etwas Schlafmittel gegeben. Es fängt an zu wirken, wenn ich Gummibärchen sage."
Vorschau zwölftes Kapitel:
ein versehentlicher Versprecher
PS:vielen Dank für die Reviews!!
(das nächste ist das letzte Kapitel, dann kommt nur noch der Epilog...)
