2. Eine Frage der Zeit

Zu weit weg. Er stand zu weit von ihr weg. Ihre Krallen fuhren wirkungslos durch die Luft, nur wenige Zentimeter von seinem hämisch grinsenden Gesicht entfernt. Enttäuscht knurrte sie ihren Frust heraus, was ihn zum Lachen brachte. Sie zerrte an den unbarmherzigen Ketten, um nur wieder festzustellen, dass sie einfach nicht nachgaben. Trotz des Leders mit dem sie umwickelt waren schnitten sie in ihre Handgelenke ein und sie hörte auf sich dagegen zu stemmen. Heftig atmend hielt sie inne und fixierte ihren Peiniger mit funkelnden Augen.

Lekhamzaam grinste gehässig. Wieder ein kleiner Sieg in der endlosen Kette der Unterwerfung. Seit einer Stunde zeigte er dieser widerspenstigen Bestie, wer ihr Herr war. Aber sie war eine harte Nuss. Seine Schläge mit der Nagelpeitsche schienen sie nur noch mehr anzustacheln. Die kleinen Risse bluteten nicht stark, aber der salzige Schweiß ließ sie höllisch brennen. Das schwarze Blut trocknete an den Rändern der Peitschenspuren zu einer Kruste, um beim nächsten Schlag wieder abzuplatzen. Ihr dunkler Körper war schweißbedeckt und ihre Brust hob und senkte sich in rascher Folge. Doch ihre Augen blitzen und schrieen ihm ihren Hass entgegen. Jedes Knurren und Fauchen war ein Versprechen, eine tödliche Drohung seine Deckung nicht zu vernachlässigen, und sich der Haltbarkeit seiner Fesseln absolut sicher zu sein.

Sein Blick wanderte über ihren Leib, der nur von einem schmutzigen Lendentuch bedeckt war. Das Spiel ihrer Muskeln unter der dicken Haut gefiel ihm. Mehr noch, es erregte ihn, wie es jede ungezähmte Sklavin tat. Tief atmete er ihren animalischen Duft ein, schloss kurz die Augen um sich einer perversen Fantasie hinzugeben. Doch diese Frauen waren nicht für ihn. Er würde sie abrichten und weiterverkaufen. Aber in seinen Träumen gehörten sie ihm und dort tat er all das, was ihm hier verwehrt war. Lekhamzaam war für seine Grausamkeit bekannt, er galt als einer der besten Sklavenhändler in der Gegend. Seine Kunden kamen aus ganz Rhûn, um bei ihm frische Ware einzukaufen.

Er ging zur Wand herüber und löste dort die Kette, welche durch mehrere Ringe zu ihren Fesseln lief. Es wurde Zeit härtere Bandagen anzulegen. Er zog die Kette an und sie wurde an den Handgelenken nach oben gezogen, bin sie auf Zehenspitzen stand. Sie keuchte leise, als ihr Gewicht nun fast nur an ihren Händen hing, ihre Zehenkrallen gruben sich in den Staub des Bodens um besseren Halt zu suchen. Jetzt konnte er gefahrlos nah an sie heran treten, seine Hände wanderten über ihre Flanken, die Rippen hinauf und schließlich umfasste er ihre festen Brüste, kniff hart in die dunklen Knospen, was sie wieder knurren ließ. Er hielt genug Abstand zu ihrem Kopf, denn er wollte nicht, wie andere Sklavenhändler vor ihm die Nase verlieren. Die Uruks hatten eine Vorliebe sich in Unvorsichtige zu verbeißen, ihr Gesicht so zuzurichten, dass nicht mal ihre Mutter sie mehr erkennen konnte.

„Na, meine Schöne. Ganz ruhig, ich tu dir doch gar nix im Moment, hah? Das dürfte dir doch gefallen, hm?" Noch einmal kniff er, fester als zuvor, ein kehliges Lachen ausstoßend. Sie war schnell und in einem Reflex zuckte sein Kopf zurück. Doch ihre Fänge schlugen weit außer Reichweite seines Gesichtes zusammen. Das reizte ihn noch mehr zum Lachen, er quetschte ihre Brüste noch einmal fest zusammen, ehe er von ihr abließ. Er wusste, er durfte es nicht zu weit treiben, sonst würde seine Erregung ihn unvorsichtig werden lassen. Sie war ihm ausgeliefert und das würde sich auch nicht ändern. Ihre Beinmuskeln zuckten, doch sie konnte ihn nicht treten, denn die Fußeisen waren hinter ihrem Rücken mit denen an ihren Handgelenken verbunden. Zufrieden nickend ging er nun zu den Öfen hinüber, um Holz nachzulegen, viel Holz. In Kürze würde dieser Raum heiß wie die Hölle sein und das würde eine lange Zeit so bleiben. In dieser Zeit zog er sich dann zurück, an einen kühlen gemütlichen Ort, während die Gefangenen in der unerträglichen Hitze langsam austrockneten. Später, viel später würde er ihnen dann ein paar Tropfen Wasser anbieten, aber nur, wenn sie die richtigen Worte sprachen. Und was ihn die Erfahrung gelehrt hatte war, dass sie alle irgendwann diese Worte sagten. Es war nur eine Frage der Zeit.

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Hitze…es war so heiß. Der Schweiß lief ihr in Strömen über den Körper, reizte die frischen Wunden, welche die Peitsche hinterlassen hatte. Ihr Haar hing ihr in feuchten Strähnen vor dem Gesicht. Ihr Kinn war auf ihre Brust gesunken und sie atmete flach. Als sie eine leise Stimme ihren Namen rufen hörte hob sie den Kopf langsam und blickte zu Rasha hinüber, die nicht weit von ihr genauso angekettet war. Ein Stück weiter hing Dogra in ihren Ketten und rührte sich nicht. Nur das unmerkliche Heben und Senken verriet, dass sie noch lebte.

„Phera, was meinst du, wie lange er uns hier schmoren lässt?" fragte Rasha leise. Ihr Zustand unterschied sich nicht von dem der anderen beiden Frauen. Phera wollte ihr antworten, aber ihre Kehle war ausgedörrt, sie brauchte einen Moment, um etwas Speichel zu sammeln, damit sie sprechen konnte. Doch ihre Stimme klang brüchig. „Ich weiß es nicht, aber lange werden wir das ohne Wasser nicht aushalten. Doch ich sterbe lieber, als dass ich ihn darum bitte." Die letzten Worte kamen schon lauter, gefolgt von einem leisen Knurren, welches in ihrem Hals schmerzte. Noch immer konnte sie seine schmierigen Hände auf ihrem Körper spüren und sie hatte sich geschworen, wenn er nur einen winzigen Moment nachlässig war, dann würde sie ihn töten.

Rasha keuchte leise, nickte aber entschlossen. „Ja, ich denke, da sind wir uns einig. Keine von uns wird zur Sklavin der Rhûnarer. Sie haben sich die Falschen ausgesucht. Sie werden es nicht schaffen unseren Stolz zu brechen, niemals."

Doch der Blick, den sie zu Dogra warf, sprach von ihren Zweifeln, dass es der dritten Frau genauso leicht fallen würde, sich zu widersetzen.

Sie verfielen wieder in Schweigen, nur unterbrochen von mühsamen Atemzügen, als es noch heißer zu werden schien.

Nach Stunden, die wie Tage schienen wusste Phera, dass es ihr sehr schwer fallen würde nicht um Wasser zu bitten, allein der Gedanke an einen Schluck frischen Wassers ließ sie gepeinigt aufstöhnen.

Sie hob mit einiger Anstrengung den Kopf und versuchte Rasha zu rufen. Sie brauchte allerdings ein paar Anläufe, ehe es ihr gelang. Krächzend teilte sie ihrer Freundin ihre Gedanken mit. „Rasha, ich habe nachgedacht. Wir werden nicht viel tun können, um unsere Lage zu verbessern, wenn wir in diesen Ketten liegen. Was hältst du davon, wenn wir uns zum Schein in unser Schicksal ergeben. Wenn dieser Mensch uns dann losmacht, schlagen wir zu und fliehen."

Rasha schwieg lange und fast schon glaubte Phera, dass ihre Freundin sie nicht gehört hatte, doch dann schaute sie hoch und nickte langsam. „Das könnte funktionieren Phera, Auf jeden Fall besser, als hier weiter rumzuhängen. Lass uns diese Made in der Luft zerreißen."

Dogra rührte sich immer noch nicht, doch für einen Moment schien sich ihre Atmung zu beschleunigen. Nun hieß es warten, der Mensch musste ja irgendwann zurückkehren und dann würden sie zuschlagen. Es war nur eine Frage der Zeit.

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Lekhamzaam erhob sich langsam und stellte den Becher mit kaltem Wasser beiseite. Es wurde Zeit wieder nach den Sklavinnen zu sehen. Das Holz in den Öfen war nun herunter gebrannt, aber die Hitze hatte ihren Dienst getan. Auch wenn es in dem Raum inzwischen wieder erträglicher war, so würde doch jede Faser ihres Körpers nach Wasser lechzen.

Er öffnete die Tür und füllte seine Lungen ein letztes Mal mit reiner frischer Luft, ehe er eintrat. Die drei Frauen hingen schlaff in ihren Ketten, doch beim Geräusch der sich öffnenden Tür hoben zumindest zwei den Kopf. Jene, die ihm so gut gefiel und die in der Mitte.

Langsam trat er auf die Erste von ihnen zu, stellte den Eimer, welchen er mitgebracht hatte vor sich hin. Darin war Wasser, es war abgestanden und nicht besonders sauber, aber es war Wasser. Befriedigt nahm er zur Kenntnis, wie sich ihre Nüstern weiteten, als sie das Wasser witterte. Sie stöhnte leise und er trat näher an sie heran, ein sadistisches Lächeln auf den Lippen. „Na, meine Kleine, hast du vielleicht Durst? Magst du nicht etwas Wasser haben? Ich habe hier einen ganzen Eimer voll und du kannst alles haben. Alles was ich dafür haben will sind ein paar lausige Worte…Bitte gebt mir Wasser, Herr. Ist doch ganz leicht, nicht wahr? Aber die Entscheidung liegt bei dir…"

Phera brauchte sich nicht mal große Mühe geben völlig erledigt zu scheinen, sie hing matt in den Ketten und schnaufte leise. Aber zu leicht wollte sie ihm den Triumph auch nicht schenken, auch wenn es ein Falscher war.

Sie knurrte ihren Peiniger an und spuckte ihm den mühsam gesammelten Speichel der letzen Stunde ins Gesicht. Lekhamzaam wischte ihn mit stoischer Ruhe weg und grinste verschlagen. „Ach, wie ich sehe, hast du ja selber noch genug davon. Dann werde ich mal deine Freundinnen fragen, vielleicht brauchen sie das Wasser ja dringender."

Er drehte sich um doch ihr gegrolltes „Warte." hielt ihn zurück. Sie machte eine lange Pause, ehe sie möglichst unterwürfig die Worte hervorpresste, die er hören wollte.

„Bitte…gebt mir…Wasser…Herr."

Der Sklavenhändler rieb sich selbstgefällig die Hände. „Hm, ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht werden würde, dich gefügig zu machen. Eigentlich schade, denn mir waren gerade noch ein paar nette Dinge eingefallen, die ich mit dir anstellen könnte. Aber gut, je eher ich euch loswerde, umso eher füllt sich mein Beutel. Du sollst dein Wasser haben, Sklavin…und weil du mich so nett darum gebeten hast, bekommst du sogar noch etwas Besonderes dazu."

Bei den letzten Worten hatte er seinen Hosenschlitz geöffnet und seinen Penis rausgeholt. Nun pinkelte er in den Wassereimer, während er ihr ins Gesicht grinste. Dann schob er den Eimer näher an sie heran und ging zu der Kettenhalterung hinüber. Er löste die Ketten langsam, so dann Phera wieder auf den Füßen zu stehen kam. Dann noch etwas mehr, so dass sie auf Hände und Knie niedergehen konnte.

Voller Abscheu betrachtete sie den Eimer vor sich. Er hatte das eh schon schmutzige Wasser mit seinem Urin verunreinigt. Aber noch immer war es die einzige Flüssigkeit die sie haben konnte und ihr Körper verlangte danach. Sie hielt den Atem an, schluckte ihren Ekel herunter und beugte sich über den Eimer um das Wasser in langen gierigen Zügen zu trinken, darauf bedacht soviel wie möglich davon zu bekommen, ehe sie wieder einatmen musste.

Lekhamzaam beobachtete sie zufrieden, rieb sich den kahlen Schädel. „Alles nur eine Frage der Zeit." sagte er leise zu sich.

--- So, auch wenn es sich mit dem Feedback noch in Grenzen hält habe ich schon mal weiter gemacht. Ich hatte Zeit und die wollte genutzt werden. g Aber noch mehr Spaß hätte ich beim Schreiben, wenn ich wüsste, dass es nicht nur mir gefällt.---