IN MEDIAS LEX

EPILOG

„Daddy! Bitte erzähl mir noch mal die Geschichte, wie Du Mommy kennengelernt hast!"

„Oh, Terry-Schatz! Muß ich wirklich? Daddy ist sooo müde!"

Das kleine, rothaarige Mädchen in dem lindgrünen Prinzessinnen-Pyjama kannte jedoch kein Erbarmen mit einem müden Reisenden, der es sich gerade in seinem großen Bett gemütlich gemacht hatte, um die Folgen eines bösen Jetlags zu bekämpfen.

„Bitte, bitte, bitte! Ich habe es so lange nicht mehr gehört und Mommy kommt heute erst später nach Hause, dann muß ich doch schon schlafen!"

Die Lippen des Mädchens bildeten eine süße Schnute, die das Herz ihres Vaters wie Butter in der Sonne schmolz. Gegen diese Geheimwaffe besdaß er keine Abwehrkräfte.

„Also gut! Aber nur die kurze Version! Und keine Wiederholungen! Deine Schlafenszeit ist fast erreicht!"

Terry kicherte und schlüpfte zu ihrem Vater unter die Decke, um sich eng an ihn zu kuscheln. Sie hatte ihn die letzten elf Tage schrecklich vermißt, aber Mommy hatte ihr erklärt, daß ihr Dad sehr wichtige Geschäfte in Europa abwickeln mußte. Er war der Vorsteher, oder hieß es Vorstand, einer riesigen Firma, die auf der ganzen Welt Büros hatte.

„Es war einmal ein einsamer Prinz, der in einem großen düsteren Schloß in einer kleinen Stadt lebte. Er besaß alles, was man sich mit Geld kaufen konnte, doch es fehlte im das Licht, das nur wahre Liebe bringen kann, in seinem Leben. Er traf auf seinen Reisen in die große Stadt viele Prinzessinnen, doch keine von ihnen vermochte die Dunkelheit zu vertreiben. Eines Abends entdeckte der Prinz auf einem Ball dann ein Mädchen, das von einem warmen Leuchten umgeben war."

„Das war Mom!", quietsche das Mädchen begeistert dazwischen und sah ihren Vater aus großen, dunklen Augen an, die ihn immer an seine Frau erinnern würden.

„Ihr Name bedeutet die „Erleuchtete"! Nicht wahr, Papa?"

Terry strahlte ihren Dad stolz an, weil sie sich das gemerkt hatte.

„Si, mi amor!"

Ihr Dad kniff sie neckend in die Wange. Er hatte mit den Kindern Spanisch gelernt, wobei die zwei Racker ihn schon längst überholt hatten. Sogar der dreijährige Ben quasselte munter, ohne zu überlegen, in beiden Sprachen drauf los.

„Weiter, was passierte dann?"

Terry war ganz gebannt von der Geschichte, die sie immer noch als das beste aller Märchen betrachtete, viel besser als Cinderella.

„Also, der Prinz überlegte den ganzen Abend, wie er ihr näher kommen könnte, doch sie war keiner der Gäste, sie bediente sie sogar. Sie war eben ein einfaches Mädchen aus dem Volk. Die Gelegenheit ergab sich, als einer der vornehmen Besucher in einem bösartigen streich dem Mädchen ein Glas Wasser über das Oberteil goß. Der Prinz war sofort bei ihr und legte ihr seinen Mantel um die Schultern, damit sie nicht fror. Schon das erste Mal, als er ihr in die Augen sah, wußte er, daß sie das Mädchen war, das er so lange gesucht hatte. Der Prinz begleitete sie dorthin, wo sie ihre Sachen aufbewahrte, denn sie wollte sich abtrocknen und ihm den teuren Mantel zurückgeben. Als sie das tat, küßte der Prinz sie, weil er so verzaubert von ihr war!"

„Einfach so? Der Prinz war aber sehr mutig!"

„Es war ein magischer Kuß, Kleines! Er besiegelte das Schicksal der beiden. Doch das Mädchen hatte Bedenken, weil der Prinz in manchen Dingen einen schlechten Ruf hatte und sie ein Geheimnis wahren mußte, das kein Unwürdiger erfahren durfte! Sie wollte ihn nie wieder sehen, doch der Prinz war einfallsreich und fand einen Weg, sie in sein Schloß in der kleinen Stadt zu locken!"

Terrys Augen fielen langsam zu und ihr Dad flüsterte den letzten Satz in ihr Ohr: „Er überzeugte sie davon, daß er würdig war, ihr Geheimnis zu teilen und er schenkte ihr sein Herz, das von dem Tag an, an dem er sie in sein Schloß geholt hatte, mit einem hellen, herzerwärmenden Licht erfüllt war!"

Er drückte seiner Tochter einen sanften Kuß auf die Stirn und wollte sich ebenfalls schlafen legen, da nahm er eine Bewegung an der Tür wahr. Sein Blick traf auf dunkle Augen, die vor Tränen glitzerten.

„Darling! Du bist zurück?"

Seine Frau rannte auf das Bett zu und warf sich in voller Abendmontur neben ihn, um ihn mit einem stürmischen Kuß zu begrüßen. Terry war schon weggetreten und murmelte nur etwas im Schlaf, bevor sie sich auf die andere Seite drehte.

„Ich habe dich so vermißt! Und die Kinder auch!"

Lucy umfaßte das blasse Gesicht ihres Mannes und lächelte ihn strahlend an. Sie hatte den Abend mit Freunden im Theater verbracht, da sie nicht vor Morgen mit Lex' Heimkehr gerechnet hatte. Als Mrs. Lex Luthor hatte sie ziemlich viele gesellschaftliche Verpflichtungen, die sie nicht vernachlässigen mochte, auch wenn es ihr manchmal sehr lästig fiel.

Luthor Corp. war in vielen Vorständen gemeinnütziger Einrichtungen vertreten und, um für Benachteiligte Geld zu sammeln, ertrug Lucy auch die Teilnahme an den Abendveranstaltungen der Haute Volée von Metropolis. Seit Clark beim ‚Daily Planet' arbeitete, hatte sie glücklicherweise einen zuverlässigen Begleiter, wenn Lex keine Zeit hatte.

Natürlich kam Clarks Berufung manchmal dazwischen, doch sie hatte sich an seine raschen Abgänge und sein Wiederauftauchen schon gewöhnt. Zudem war es irgendwie beruhigend zu wissen, daß Terrys Patenonkel der Hüter der Menschheit war.

Einen besseren Babysitter als 'Superman' konnte man sich für seine Kinder nicht wünschen!

Lex sah lächelnd in ihr leuchtendes Gesicht und strich eine kleine Träne aus ihren Augenwinkeln.

„Ich habe euch auch vermißt! Ich habe die letzten Termine alle auf einen Tag gelegt, um früher nach Hause zu können!"

Seine Lippen suchten wieder ihren Mund und sie küßten sich mit verzehrender Leidenschaft. Lex vermied es, länger als nötig von seiner Familie getrennt zu sein, aber er mußte auch die undurchsichtigen Geschäfte seines Vaters ordnen, der Anfang des Jahres bei einem Helikopterabsturz ums Leben gekommen war. Es schien ein endloser Kampf gegen Windmühlen zu werden, doch solange er seine Familie an seiner Seite hatte, konnte ihm das alles nichts anhaben.

„Warum die Tränen, Prinzessin?"

Lex zog seine Frau eng an sich und umarmte sie fest. Ihre Nähe war Balsam für seine aufgewühlte Seele und er dankte im Stillen dem lieben Gott dafür, daß er ihm die Geistesgegenwart gegeben hatte, sie zu seiner Frau und Mutter seiner Kinder zu machen.

„Ich habe das Märchen lange nicht mehr gehört und jedesmal wenn ich es höre, kommen mir die Tränen! Das weißt Du doch!"

Lex' Brust bebte von seinem leisen Lachen: „Das ist kein Märchen, Darling! Es ist alles wahr, was ich erzähle! Den Prinzen und das Mädchen gab es wirklich! Glaubst Du mir etwa nicht?"

Lucy hob den Kopf und sah ihm verliebt wie am ersten Tag in die Augen. Manchmal konnte sie immer noch nicht glauben, daß sie glücklich mit Lex Luthor verheiratet war und sie gemeinsam zwei wunderbare Kinder hatten.

Terry, ihre Älteste, war vor sieben Jahren zur Welt gekommen und hatte die Verbindung zwischen Lex und ihr vollkommen gemacht. Ihr kleiner Sohn Benjamin war drei Jahre alt und wurde als das Nesthäkchen der Familie abgöttisch geliebt.

„Du bist leider zu früh nach Hause gekommen! Ich hatte alles so schön geplant! Clark holt die Kinder Morgen ab, er fährt nach Smallville und nimmt Terry und Ben zu seinen Eltern mit. Ich wollte ein intimes Abendessen vorbereiten und mir etwas Verführerisches überwerfen..."

Sie ließ den Satz offen und fuhr mit der Hand über seine muskulöse Brust Richtung Bauchnabel. Lex fing ihre Hand ein und drückte ihr einen heißen Kuß auf die Handfläche, der Lucy vor Verlangen erzittern ließ.

„Hm, das kann er doch immer noch machen, Darling! Martha und Jonathan nehmen die beiden sicher gerne länger als nur einen Tag! Was sagst Du dazu, wenn wir hier alles stehen und liegen lasen und einen Kurztrip nach Hawaii starten? Ich hätte meine Frau gern ein paar Tage für mich ganz allein! Auch wenn ich unsere Kinder über alles liebe, so stürzen sie doch immer im falschen Moment in unser Zimmer!"

Lucy kicherte leise und erinnerte Lex wieder an seinen kleinen Engel Terry, die trotz ihrer roten Locken ganz die Mama war. Schon vom ersten Moment an, als er das kleine, schreiende Bündel in den Armen gehalten hatte, wußte er, daß er total verloren war. Terry konnte ihn immer um den Finger wickeln und Lucy neckte ihn gnadenlos damit.

„Du bist ein Genie, Lex! Ich werde Martha Morgen anrufen und fragen, ob die Kinder länger bleiben dürfen! Terry wird sich bestimmt freuen, wenn sie eine Weile mit ihrer besten Freundin Kay zusammen wohnen darf!"

Martha Kent war zur selben Zeit schwanger gewesen wie Lucy und ihre beiden Töchter, Teresa und Kayla, waren im Abstand von nur ein paar Tagen zur Welt gekommen. Sie hatten damals gemeinsam Taufe gefeiert, Clark war Terrys Pate und Lex Kays Pate geworden.

Sie seufzte in der alten Erinnerung schwelgend und erhob sich dann vom Bett, weil sie noch im Abendkleid war und endlich die hohen Schuhe loswerden wollte, die ihre Füße schon den ganzen Abend quälten.

Sie verschwand kurz im angrenzenden Badezimmer und als sie mit einem bodenlangen, exquisiten Spitzennachthemd angetan wieder ins Schlafzimmer trat, hatte Lex einen weiteren Besucher im Bett untergebracht. Ihr kleiner Sohn Ben saß aufrecht auf ihrer Seite des Bettes und streckte seine kurzen Ärmchen nach ihr aus.

„Por favor, Mami, puedo dormir aquí?"

(Bitte Mami, darf ich hier schlafen?)

Seine dunklen Locken lagen verwuschelt um sein vom Schlaf gerötetes Gesicht und seine blauen Kulleraugen sahen sie flehentlich an. Lucys Mutterherz hatte keine Chance zu widerstehen. Sie schlüpfte auf ihrer Seite ins Bett und nahm Ben in die Arme, der sich noch ganz warm von seinem Bett anfühlte und immer noch diesen süßen Kleinkindgeruch verströmte, der sie ganz sentimental stimmte.

Lex verdrehte die Augen gen Himmel und schüttelte grinsend den Kopf über sie: „Ich sage nur Hawaii, mi amor!"

Er beugte sich zu Ben und Lucy rüber und gab beiden einen Gutenachtkuß, dann zog er Terry enger an sich und löschte das Licht.

„Ich liebe dich, Prinzessin!"

„Ich liebe dich auch, mein Prinz!"

Ihre Hände trafen sich in der Dunkelheit und mit ineinander verschlungenen Fingern und den beiden größten Schätzen, die sie auf der Welt besaßen, in ihrer Mitte glitten die beiden ins Reich der Träume.

THE END