Kapitel 12

„NEEEEIN!!!"

Eine überwältigende Wut stieg in Miriel auf, betäubte den, durch den Aufprall bedingten Schmerz und erfüllte ihren Körper mit flüssigem Feuer.

Das werden sie büßen!war ihr letzter Gedanke.

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Frodo, der dem Geschehen am nächsten war hatte keine Chance einzugreifen, zu viele Gegner standen im Weg. Auch als der Zwerg und Aragorn, gefolgt von den restlichen Hobbits, dazu kamen, näherten sie sich nur langsam den verletzten Elb.

Doch als Miriels Schrei über die Ebene hallte, hielten selbst die Orks inne um zu sehen was da los war, gerade zu spürbar war der Zorn der darin mitschwang. Alle Blicke waren nun auf da Mädchen am Boden gerichtet.

Sam wischte sich über die Augen, täuschte es oder hatte die Kette angefangen zu leuchten? Doch seinen Gefährten war es auch aufgefallen. Immer heller und heller wurde das Licht, welches aus dem Inneren der Kette zu kommen schien und ging schließlich auf sie über, hüllte ihren Körper ein, wie eine zweite Haut.

Wind kam auf und fegte unbarmherzig über das Schlachtfeld. Aufwirbelnder Staub blendete die Gegner und Sand peitschte schmerzhaft gegen ihre Körper. Entsetzt schirmten alle die Augen ab um wenigstens etwas erkennen zu können.

Was war hier nur los?

Nur Miriel schien das ganze rein gar nicht auszumachen. Immer noch von diesem Wundersamen Licht umgeben schritt sie langsam auf die beiden Orks neben Legolas zu. Das spöttische Grinsen, über das Mädchen am Boden war schon lange aus ihren Visagen gewichen.

Einen Meter vor ihnen blieb sie stehen entschlossen Blickte sie die Bestien an.

Wie auf ein stilles Kommando schwoll der Wind zu einem tosenden Sturm an, ein Wirbel aus Gras, Sand und Blättern bildete sich um das Mädchen und die Orks, schirmte somit die Blicke der entsetzt Zurückweichenden ab.

Für Sekunden die allen wie Stunden vorkamen, war nichts anderes zu hören als das Pfeifen des Windes, dann jedoch durchbrach ein gleißendes Licht den Wirbel. Geblendet schlossen die Zuschauer die Augen. Angsterfüllte Schreie peitschten durch die Luft.

Danach war alles still.

Auch der Wind verstummte, und verschwand, so schnell wie er gekommen war.

Als die Luft sich wieder geklärt hatte, konnten die Gefährten sehen, dass die zwei Orks tot am Boden lagen, die Restlichen waren geflohen, oder hatten sich bei dem Versuch gegenseitig selbst erschlagen.

Miriel jedoch kniete bei Legolas, seinen Kopf auf ihren Beinen, und schaute einfach nur auf ihn nieder, strich ab und an eine nicht existierende Haarsträne aus seinem Gesicht.

Das ganze war die groteske Parodie auf ein schlafendes Kind in den Armen seiner liebenden Mutter.

Mit wenigen Schritten hatte Aragorn die Distanz zu ihr überbrückt und besah sich den Elb genauer.

„Frodo, du kümmerst dich bitte etwas um Miriel"gab er seine erste Anweisung

„Rosie, versuch etwas Wasser aufzutreiben. Merry und Pippin ihr zündet ein ‚Feuer an und Sam, du holst bitte meine Tasche."Führ er eilig fort.

„Und was soll ich machen?"fragte Gimli, es behagte ihm gar nicht einfach nur herum zu stehen während sein Freund hier fast krepierte.

„Aufhören, mich daran zu hindern, die Blutung zu stoppen und die Leichen zur Seite schaffen, das wir genügend Platz haben."kam es knapp zurück.

Es kostete Frodo einiges an Überredungskunst um Miriel dazu zu überzeugen Legolas in Aragorns Obhut zu lassen und mit ihm etwas zur Seite zu gehen.

Doch schließlich platzierte er, sie beide hinter einem großen Stein, denn er hatte das Gefühl, dass sie zwar dabei gewesen war aber noch nicht realisiert hatte was geschehen war. Zu abwesend wirkte ihr Blick. Vielleicht befand sie sich in einer art Schockzustand. Er wollte ihr den Anblick vorerst ersparen.

„Wie fühlst du dich?"fragte er vorsichtig, doch keine Reaktion zeigte, dass sie ihn überhaupt gehört hatte.

Auch auf sein Schnipsen direkt vor ihrem Gesicht reagierte sie nicht. Resigniert ließ sich Frodo neben sie ins Gras fallen, bevor er seinen letzten Versuch startete ihre Aufmerksam auf sich zu ziehen. Ein kräftiger Knuff in Seite ließ sie schließlich zusammen zucken.

„Bist du wieder ansprechbar?"

„Ja, wieso denn auch nicht?"

„Was ist das letzte an das du dich erinnern kannst?"fragte Frodo ausweichend.

Miriel überlegte kurz.

„Das ich mit einem Ork kämpfte und Legolas hat mich weg gestoßen... wurde aber... selbst getroffen"Sie schluckte kurz

„Wie geht es ihm? Ist er... ist er etwa...?"sie konnte den Satz einfach nicht beenden.

Frodo sah sie eindringlich an.

„Nein, er ist nicht tot, Aragorn kümmert sich gerade um ihn."

„Es ist alles meine Schuld!"Miriel machte sich Vorwürfe, er war verletzt worden wegen ihr.

„Mach dir keine Sorgen, Aragorn weiß was er tut, ich rede aus Erfahrung."

Sein Gesicht nahm einen bitteren Zug an.

„Auf jeden Fall wird Legolas es bis Bruchtal schaffen, er ist ein starker Krieger, und dort wird Elrond ihn sicher heilen können."

„Hoffentlich... Aber was ist danach passiert? Wie habt ihr es geschafft die Orks zu besiegen?"

„Wir?" Frodo lachte kurz auf „kannst du dich an gar nichts mehr erinnern?"

Ein verständnisloser Blick traf den Hobbit. Wir haben gar nichts getan, dass die Orks geflohen sind."

„Wer dann?"

„Du!"

„Ich?"

Miriel wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte.

„Du machst Witze!"

„Nein."

„A-aber wie sollte ich das denn gemacht haben?"jetzt war Miriel völlig verwirrt.

Und so erzählte Frodo ihr, was alles geschehen war. Je mehr der Hobbit erzählte umso sicherer war sich Miriel, dass dies ein Traum sein musste oder Frodo sich alles eingebildet hatte. Das ganze klang wie eines der Märchen aus ihrer Kindheit.

Sie wollte was erwidern, doch nur ein herzhaftes Gähnen kam aus ihrem Mund. Auf einmal fühlte sie sich sterbensmüde und ihre Augenlieder wurden bleiern schwer, doch eine Frage lag ihr noch auf der Zunge:

„Wann können wir aufbrechen und wie transportieren wir Legolas?"

Jetzt war Frodo ratlos.

„Nun, dass wird wohl beides von Aragorn abhängen, wenn er Legolas verarztet hat wird er sicher wissen, wie es am besten weiter geht." Stammelte der Hobbits sich seine Antwort zusammen, was wusste er schon von solchen Sachen?

Doch als er wieder zu Miriel sah schlummerte diese friedlich neben ihm.

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Die Sonne stand schon hoch am Himmel als Aragorn recht zufrieden die Arme sinken ließ. Die Blutung war vorerst gestoppt und er hatte dem Elb ein schmerzstillendes Mittel gegeben. Dieser schlief jetzt, doch zeigten nur die Bewegungen seines Brustkorbes, dass er überhaupt noch lebte, er hatte viel Blut verloren und sah nun blass und krank aus.

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Hufgetrappel ließ alle aufhorchen, ein weißes Ross näherte sich eilig der Gruppe und ein Elb sprang aus dem Sattel sobald es sie erreicht hatte.

„Glorfindel, mein Freund, was führt dich hier her?"begrüßte Aragorn den Ankömmling überrascht nachdem sie sich umarmt hatten.

„Geschickt wurde ich von Arwen Undomiel, denn sie sah letzte Nacht im Schlafe, dass ihr in Gefahr wäret und sie hatte wahrlich Recht."

Sein Blick schweifte zu den Leichen der Orks.

„Ich bin froh, dass ihr alle wohl auf seid."

„Wir alle wohl auf sind? Ihr spinnt!"schnauzte Gimli entrüstet „Wie nennt ihr dann bitte den Zustand Legolas? Kerngesund? Das ist mal wieder typisch Elb!"

Glorfindels Blick fiel auf den Verletzten am Boden, der bis dahin von den Hobbits verdeckt wurde. Seine Augen weiteten sich erschrocken.

„Was ist passiert?"

„Orks verletzten ihn."Erwiderte Aragorn knapp, weitere Ausführungen würden nur kostbare Zeit stehlen.

Glorfindel nickte ernst: „Ich werde mit ihm vorreiten, je schneller Lord Elrond ihn behandeln kann desto besser, ihr kommt so bald es geht hinterher."

Behutsam hob er den Prinzen aufs Pferd und schwang sich hinter ihm drauf.

„Noro lim, Asfaloth, noro lim!"

Wie ihm geheißen setzte Asfaloth sich in Bewegung, immer darauf bedacht seinen Herren schnell und sicher zurück zu bringen.