Hallihallohallöle alle zusammen!!!

Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich inzwischen mehr als nur 49 Reviews habe. Das ist irgendwie sehr demotivierend. Nicht, dass ihr jetzt beleidigt seid, oder so, ich freue mich (fast) immer, wenn ich eines bekomme, doch ich hatte gedacht, es wären inzwischen mehr.

Condor, wenn du keine anständige Kritik schreiben kannst, dann schreib besser gar nicht. Ich entwickle diese Story so, wie ich will.

Ähm, nicht, dass ihr jetzt denkt, es wird tatsächlich Harry/Ron. Ich mag dieses Pairing ehrlich gesagt auch nicht. Es ging gerade lediglich ums Prinzip. Ehrlich mal...

So. Sorry, aber das musste ich los werden. Da seht ihr mal, was ein einziges Review anrichten kann. Ich bin so sauer geworden, dass ich mir ernsthaft überlegt habe, ob ich die Story nicht eine Weile ruhen lassen soll.

Nein, keine Angst, das mach ich natürlich nicht.

Ladies and Gentlemen, I proudly present...

Kapitel 10, Teil2

Ron und Malfoy

Gegen 5 Uhr machte sich Harry auf den Weg zu McGonagalls Büro. Er fand es zwar äußerst unnütz und lästig, sich von einem Lehrer zu Hagrid begleiten lassen zu müssen, denn was konnte auf dem Gelände von Hogwarts schon großartig passieren, doch er konnte auch nicht den Willen finden, unter seinem Tarnumhang zur Hütte zu schleichen; zumal Hagrid ihn ausdrücklich darum gebeten hatte, die Hauslehrerin zu informieren.

An der Bürotür hielt er inne und klopfte.

„Kommen Sie herein, Mr. Potter", tönte es von drinnen.

Harry öffnete die Tür und sah, wie McGonagall ein paar Hefte in ihrem Schreibtisch verstaute, nach ihrem Umhang griff und ihn sich in einer fließenden Bewegung über die Schultern warf.

„Gehen wir", meinte sie kurz angebunden und stutze dann.

„Nanu, möchte Mr. Weasley Sie denn nicht begleiten?"

„Nein, ich glaube nicht, dass Ron mit MIR zu Hagrid gehen will", erwiderte Harry steif.

Die Professorin blinzelte ihn erstaunt an.

„Wie Sie meinen, Potter."

Auf dem Weg zu Hagrids Hütte schwiegen sie. McGonagall blickte sich wachsam um, als ob sie jeden Moment einen weiteren Angriff erwarten würde und Harry hing seinen eigenen, düsteren Gedanken nach.

Als sie schließlich das Häuschen erreichten, konnte er eine vertraute Stimme mit Hagrid reden hören, doch wie konnte er so schnell-

„Na los, gehen Sie schon rein", sagte McGonagall angespannt.

Harry stieß klopfenden Herzens die Tür auf und sah seinen Verdacht, oder besser, seine Hoffnung bestätigt.

Remus Lupin stand mit dem Rücken zum Feuer und hatte sich offenbar gerade mit Hagrid unterhalten. Beim Anblick Harrys sprang er auf ihn zu und schloss ihn in die Arme, nur um ihn gleich wieder los zu lassen und von oben bis unten zu mustern.

„Merlin sei Dank, dass dir nichts passiert ist. Was ist geschehen? Albus hat sich ausgeschwiegen, als er heute Morgen vorbei kam, und hat den Orden nur auf die Spur von irgendwelchen Steinen geschickt. Den Rest haben wir aus dem Tagespropheten erfahren."

Er hielt eine mitgenommen aussehende Ausgabe der Zeitung in die Höhe die er fest umklammert hielt.

„Ja", meinte Harry bitter, „Mir ist wie immer nichts passiert. Aber Krum und Cho... und Hermine..."Müde ließ er sich auf einen Stuhl sinken und vergrub den Kopf in den Händen. McGonagall hatte die Tür geschlossen und setzte sich nun neben Hagrid auf einen weiteren Stuhl.

„Was ist passiert, Harry", drängte Remus leise.

Harry seufzte schwach, nahm seine Brille ab und rieb sich die brennenden Augen.

„Also gut", begann er geschlagen.

Es widerstrebte ihm, vor McGonagall und Hagrid sein Seeleben auszubreiten, auch wenn er sie gut leiden mochte.

„Vorgestern Mittag, als Neville, Ron, Dean, Seamus und ich in den Drei Besen waren zum Mittagessen, bekam ich Kopfschmerzen und habe mich entschuldigt. Ich bin eine Weile im Dorf herumgelaufen und habe... nachgedacht, könnte man sagen. Als ich auf dem Weg zur Heulenden Hütte war, traf ich Marietta und Cho. Sie haben sich gestritten; wegen Mariettas Verrat an der DA. Ein wenig später habe ich einen Schrei gehört und dann..."

Harry verstummte und schluckte hart, dann fuhr er mit einem rauen, monotonen Wispern fort.

„Ich habe Marietta und Cho zu Shacklebolt geschickt, um Hilfe zu holen und bin den Schreien nach. Ich wusste, dass es Hermine war, denn Marietta hatte Krum erkannt und sie wollte sich mit ihm treffen. Sie... sie wurde gefoltert, als ich kam..."

Er schloss die Augen.

Er konnte nicht erzählen, dass er Bellatrix gefoltert hatte.

Was würden Hagrid und McGonagall von ihm denken!

Und Remus!

Er trauerte noch immer um Sirius.

Es würde ihn so enttäuschen.

„Dann weiß ich nicht mehr so viel", setzte er wieder an und vermied es, irgendjemanden anzublicken, „Es waren Bellatrix Lestrange und Wurmschwanz. Bella hat Cho getötet. Sie wollte doch nur helfen... Krum war schon tot. Ich habe Hermine befreit... dann kamen Shacklebolt und Sinistra..."

Harry verstummte.

Er hatte wenigstens nicht gelogen.

Schließlich hatte er Hermine befreit, doch keiner musste wissen, wie.

Niemand sagte ein Wort.

Dann spürte Harry, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte.

„Es tut mir so leid, Harry", flüsterte Remus und Harry spürte, dass der Werwolf den Tränen nahe war.

„Immer muss es dich treffen, das ist einfach nicht fair."

Harry nickte stumm.

„Das bringen gewisse... Dingen wohl mit sich", sagte er resigniert.

„Die Prophezeiung?", fragte Remus, „Aber sie sagt nur, dass-"

„Das ist ihr Anfang, ja."

Harry blickte kurz zu McGonagall hinüber, die ihn mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck musterte.

„Sie ist zerbrochen, Harry. Niemand weiß-"

Doch abermals unterbrach Harry ihn.

„Nein, Remus", sagte er sanft, „Die Prophezeiung wurde für Professor Dumbledore gemacht und er hat Wege, sie vollständig wiederzugeben. Ich weiß, was sie besagt."

„Harry?"

„Du musst es nicht wissen, Remus, und ich will jetzt nicht darüber sprechen. Später... Nicht heute... Kaum jemand weiß davon, nicht einmal Ron und Hermine. Ich kann es ihnen nicht sagen. Sie würden es nicht verstehen."

„Wenn du meinst. Ich werde dich nicht danach fragen."

„Danke."

Wieder senkte sich Schweigen über die kleine Gruppe.

„Wo ist eigentlich Ron?", brach Remus schließlich die Stille, „Es sieht ihm nicht ähnlich, eine Gelegenheit auszulassen, aus dem Schloss herauszukommen."

Harry schnitt eine Grimasse.

„Er redet nicht mehr mit mir", sagte er knapp.

„Was? Wieso das denn? Habt ihr euch gestritten?"

„Kann man so sagen", seufzte Harry, „Er gibt mir die Schuld an dem, was passiert ist."

Harry erhob kurz die Hand, um einem Ausruf Remus' zuvor zu kommen.

„Er weiß, dass ich ihm etwas verschweige. Und da ich ihm erzählt habe, dass Peter nach diesen Steinen sucht, die ich besitzen soll..."

Hagrid räusperte sich.

„Was für Steine, 'arry?"

„Diejenigen, nach denen der Orden jetzt offenbar sucht", erklärte Harry schwer, „Ich habe keine Ahnung, was das ganze soll, genauso wenig wie Dumbledore, aber Voldemort scheint zu glauben, ich wüsste etwas."

Er zuckte mit den Schultern.

„Ron sagt, wenn ich nicht gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert. Er sagt", seine Stimme brach leicht, „Ich hätte Krum, Cho und Hermine geopfert, um mein Geheimnis zu wahren."

Remus sprang wütend auf und auch McGonagall schien drauf und dran, etwas zu sagen, presste aber ihren Mund zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen.

Harry hatte sie noch nie so zornig und enttäuscht zugleich gesehen; nicht einmal in der Nacht, als er, Neville und Hermine 150 Punkte für Gryffindor verloren hatten.

„Das kann er doch nicht machen", zischte Remus", er kennt dich doch. Ich hätte nicht von ihm gedacht, dass er dich jetzt im Stich lässt. Vielleicht sollte ich mit Molly reden und-"

„Nein", unterbrach ihn Harry, schärfer als beabsichtigt, „Nein. Danke", sagte er ruhiger, „Aber ich denke, das kann ich alleine regeln. Er wird darüber hinweg kommen. Hoffe ich", fügte er leiser hinzu.

„'Arry hat recht, Remus", ließ sich da Hagrid vernehmen, „Ron ist ein Sturkopf un' hitzig, aber er wird's begreifen. Da kannst'e nich' viel mach'n. Er wird's dir un' 'Arry übel nehmen, wenn du dich einmischst."

Remus nickte resigniert und warf einen Blick auf seine Uhr.

„Ich muss leider schon wieder gehen", sagte er bedauernd, „Wenn ich mich nicht auf den Weg mache, dann wird mich Nymph bald vermissen."

„Wer ist Nymph?", fragte Harry überrascht.

„H..habe ich Nymph gesagt?", stotterte Remus und eine feine Röte überzog plötzlich sein Gesicht, „Ich...ich meinte Tonks, natürlich."

Harry schaute ihn eine Moment verwirrt an, bis sich ein kaum merkliches Lächeln auf seine Züge schlich. Er hatte wohl eine der wichtigeren Entwicklungen verpasst.

„Aber natürlich, Remus", sagte er überernst, „Wer denn auch sonst."

Der Werwolf wurde noch eine Spur röter.

„Ich sollte jetzt wirklich...", murmelte er, „Es wird spät."

Damit hastete er zur Tür hinaus.

„Bis bald, Harry!"

„Ja, bis dann", rief Harry, „Und richte Nymph... ähm, Tonks meine besten Glückwünsche aus."

Er unterdrückte ein Lachen, als aus der Dunkelheit vor ihm ein lautes ‚Plumps' und dann ein genuscheltes „Verdammt noch mal" zu hören war.

„Ich begleite ihn besser", sagte Hagrid und schmunzelte, doch er wurde gleich wieder ernst, „Man weiß nie, was da draußen alles rumschleicht."

Dann folgte er Remus in die Nacht, nicht ohne Harry einen Knochen brechenden Schlag auf die Schultern zu geben, selbstverständlich als Aufmunterung gemeint.

„Wir müssen auch zurück", meinte McGonagall, als Hagrids und Remus' Schritte verklungen waren. Sie griff nach einer Laterne, die auf dem Tisch stand und erhob sich.

„Schhhhh, geh' weg", sagte sie auf einmal ärgerlich und es dauerte eine Sekunde, bis Harry begriff, dass sie nicht mit ihm, sonder mit Fang redete, der den Saum ihres schottengemusterten Umhangs im Maul hatte und ihn hingebungsvoll ansabberte.

„Komm her, Fang", befahl er, „Bei Fuß."

Der riesige Saurüde ließ den Umhang los und trottete auf ihn zu.

„So ist es gut. Jetzt sitz! Warte hier, bis Hagrid wieder kommt."

Mit einem keuchenden Schnaufen, ließ der Hund sich neben dem Tisch nieder und sah zu, wie Harry McGonagall, die angewidert ihren Umhang betrachtete, aus der Hütte folgte und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.


Nachdem sie das private Quartier der Hauslehrerin erreicht hatten, wollte sich Harry gerade verabschieden, als McGonagall einladend die Tür aufhielt.

„Würdest du mir noch einen Moment Gesellschaft leisten, Harry?", fragte sie ganz un-McGonagall-haft, „Vielleicht eine Tasse Tee?"

„Es ist schon nach der Sperrstunde", sagte er unsicher.

McGonagall hatte ihn noch nie geduzt.

Warum wollte sie ihn einladen?

Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Wusste sie, dass er nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte?

„Nun?"

Er sah sie abschätzend an.

Worauf wollte sie hinaus?

„Bitte, Harry", sagte sie schließlich leise und der ungewöhnliche Ton, der in ihrer Stimme mitschwang, machte es ihm unmöglich, das Angebot auszuschlagen.

Es hatte sich angehört, als ob sie mit ihm von Gleich zu Gleich gesprochen hätte, wie ein Erwachsener mit seinem Freund, und nicht wie ein Lehrer mit einem Schüler.

Zögerlich folgte Harry ihr und sah sich mit schnellen Blicken in dem Raum um, den man wohl als Wohnzimmer bezeichnen konnte.

Ein schmales Sofa und zwei einladende, rote Plüschsessel standen um einen überhohen Kamin gruppiert, zu dessen linker Seite ein Fenster vom Boden bis zur hohen Decke reichte und auf Hogsmead im Süden blickte. In der Mitte der Sitzgruppe war ein Tisch, dessen Beine offenbar aus Jade waren und in der Form von Katzen die gläserne Tischplatte stützten.

Auf der anderen Seite des Raumes wies ein breites Fenster nach Norden auf die fernen, schneebedeckten Berggipfel.

Unterhalb des Fensters stand ein langes Sideboard aus dunklem Mahagoni, daneben hing das überlebensgroße, doch unbewegliche Portrait eines stattlichen Mannes, angetan mit Kilt, Plaid und der traditionellen Umhängetasche aus Dachsfell (Harry fragte sich, ob das Bild ihren Vater oder ihren Mann darstellte. Auf den ersten Blick konnte er keinerlei Ähnlichkeiten entdecken).

Der Boden bestand ebenfalls aus Mahagoni und die Wände waren in Gryffindorrot gehalten, hier und da mit goldenen Ornamenten verziert.

Es sah wirklich gemütlich aus.

„Setz' dich", wies ihn McGonagall an und deutete auf einen der Sessel. Sie verschwand hinter einem dunkelgoldenen Vorhang, der eine Türöffnung gegenüber des Einganges verdeckte und kehrte eine Minute später mit einem Teller voll Keksen und zwei Teetassen wieder zurück.

„Bitte sehr", sagte sie und stellte das Geschirr auf den Tisch.

Harry nickte und nahm sich verlegen einen Keks.

„Ich würde den Tee ja selbst machen", fuhr sie fort und betrachtete die Tassen skeptisch, „aber ich muss zugeben, das ist nicht unbedingt meine Spezialität."

Verwundert über die ungewöhnliche Offenheit der sonst so strengen Lehrerin zog Harry verwirrt eine Augenbraue hoch und erntete ein Lächeln.

„Ich hatte schon immer eine Abneigung gegen Haushaltssprüche. Selbst Albus trinkt meinen Tee nicht und er ist bei so etwas extrem höflich", sagte sie trocken, „Ich möchte dich nicht unnötig foltern."

Sie schnipste kurz mit den Fingern und ein Hauself erschien, bekleidet mit etwas, das aussah, wie ein Turm von Teehauben und-

„Harry Potter, Sir!", quietschte der Elf und Harry fand sich in einer überschwänglichen Umarmung wieder, die, selbstverständlich, nur seine Knie umfasste.

„Dobby", keuchte er überrascht und der Elf trat strahlend einen Schritt zurück.

„Harry Potter Sir erinnert sich an Dobby. Dobby hat Harry Potter lange nicht gesehen, Sir."

„Wie geht es dir, Dobby", fragte Harry freundlich und rieb sich sein Schienbein, gegen das Dobby mit dem Kopf geknallt war.

„Oh, Dobby geht es sehr gut, Sir, wirklich sehr gut", dann verdüsterte sich das kleine Gesicht, „Aber Winky... Dobby ist traurig, dass es Winky nicht besser geht , Sir."

„Kann ich vielleicht irgendwie helfen?", fragte Harry mitfühlend. Ihm tat die kleine Hauselfe leid, die die Trennung von ihrem Meister noch immer nicht überwunden hatte.

„Harry Potter ist zu großmütig, aber er kann nichts tun, Sir." Dobby ließ seine Ohren hängen. „Aber vielleicht..."

„Ja?"

Der Elf sah ihn ängstlich an.

„Wenn Harry Potter vielleicht mit seiner braunhaarigen Freundin reden könnte. Die anderen Elfen haben Angst in den Turm zu kommen, wenn sie dort immer Kleidung finden. Sie mögen nicht frei sein, Harry Potter, Sir."

„Ich werde sehen, was ich tun kann", sagte Harry und schmunzelte, als sich die langen Ohren des Elfs wieder freudig aufrichteten.

„Wenn du uns jetzt ein wenig Tee bringen könntest, Dobby?"

„Auf der Stelle, Sir, sofort."

Mit einem 'Plopp' verschwand er.

„Du kennst den Elfen?", fragte McGonagall, die das Zwischenspiel interessiert beobachtet hatte.

Harry nickte leicht.

„Er diente den Malfoys. Ich habe ihn in meinem zweiten Jahr befreit, als ich aus der Kammer zurückgekommen bin. Er wurde behandelt wie Dreck."

Mit einem leisen Zischen flackerte ein Feuer im Kamin auf, eine Teekanne auf dem Tisch und McGonagall schenkte ihnen ein.

„Weswegen ich mit dir reden wollte", sagte sie auf einmal und Harry richtete sich angespannt in seinem Sessel auf.

„Ich möchte dich warnen, Harry."

„Warnen?", fragte er misstrauisch und sah seine Lehrerin scharf an, „Wovor?"

„Du hast niemandem etwas von der Prophezeiung erzählt", fuhr sie offenbar zusammenhangslos fort, „Du behältst alles für dich."

Harry senkte die Augen und sah blicklos in seine Teetasse.

„Remus trauert, Professor. Er leidet unter Sirius' Tod. Er könnte es nicht ertragen, wenn ich es ihm erzählte."

Und einer muss durch die Hand des anderen sterben...

„Ron würde es nicht verstehen, er würde Panik bekommen, oder mich bewundern und beneiden für etwas, das ich gar nicht will."

...denn keiner kann leben solange der andere überlebt.

„Hermine wäre gelähmt vor Schreck. Dann würde sie sich in der Bücherei vergraben und nach einem Buch suchen, das mir aus dieser Situation heraus hilft. Und wenn sie endlich begreift, dass man nicht alles in Büchern findet... Ich kann es ihnen nicht sagen", flüsterte er hilflos, „Sie sind nicht bereit dazu."

Der Eine mit der Macht den Dunklen Lord zu besiegen...

„Ich will sie nur-"

„Schützen", setzte McGonagall seinen Satz fort und Harry sah überrascht auf.

„Ich weiß", sagte sie sanft, „Und genau davor will ich dich warnen. Du und Albus seid euch in vielen Dingen sehr ähnlich, weißt du. Manchmal ist es fast unheimlich. Ich erinnere mich, fast dasselbe Gespräch vor ein paar Jahren mit ihm geführt zu haben. Noch bevor ich den genauen Inhalt der Prophezeiung kannte. Begehe nicht den gleichen Fehler wie er, Harry. Schieb' es nicht zu lange auf. Irgendwann ist es zu spät und der Schaden ist angerichtet. Albus macht sich furchtbare Vorwürfe, dass er das Wissen um dein Schicksal so lange vor dir verborgen hat. Auch er wollte dich nur schützen."

Harry schwieg.

Es ging alles viel zu schnell.

Noch vor zwei Wochen hätte er sich nie träumen lassen, von der strengen Verwandlungslehrerin in Ihr Quartier eingeladen zu werden, geschweige denn, ein solches Gespräch mit ihr zu führen.

Sein Leben schien ihm aus den Fingern zu gleiten. Er wusste, dass er in Gefahr lief, Dumbledores Fehler zu wiederholen, doch er fand keinen Ausweg.

Er sorgte sich zu sehr um seine Freunde.

Der Tee in ihren Tassen wurde langsam kalt und nur das Ticken einer Uhr, die auf dem Sideboard ihren Platz gefunden hatte, durchbrach die gedankenerfüllte Stille, die sich über Schüler und Lehrerin gelegt hatte.

Irgendwann war das Feuer im Kamin heruntergebrannt, das Dobby entfacht hatte, als er den Tee brachte, und im Schein der letzten verlöschenden Scheite erhob sich Harry und setzte seine Tasse vorsichtig auf dem Glastisch ab.

„Es ist spät", sagte er leise und sah, wie McGonagall aus ihren Gedanken schrak.

„Ich sollte besser in den Turm zurück. Danke für den Tee."

Die Hauslehrerin nickte und schrieb dann eine Notiz auf ein Stück Pergament.

„Falls du aufgehalten wirst", sagte sie und gab ihm den Zettel.

„Ach, und Harry", rief sie ihn noch einmal zurück, als er schon fast die Tür erreicht hatte.

„Albus bat mich, dir das hier zu geben."

Sie reichte ihm ein schmales Pergament, das mit der vertrauten, engen Schrift des Schulleiters gefüllt war.

„Gute Nacht, Professor", sagte Harry höflich, steckte den Zettel in den Umhang und verließ McGonagalls Quartier.

Ein seltsamer Tag, dachte er, als er ein wenig später in seinem Bett lag (Er war weder von Filch noch von Snape aufgehalten worden). Erst Snapes seltsames Verhalten, dann McGonagalls Offenheit.

Die Ereignisse in Hogsmead hatten ein Räderwerk in Bewegung gebracht, das Harry am liebsten hätte ruhen lassen. Er wusste, dass es ihn unaufhaltsam auf die entgültige Konfrontation mit Voldemort zu bewegte.

Er konnte es nicht verhindern.

Harrys Gedanken schienen sich nicht beruhigen zu wollen und so zog er schließlich das Pergament mit der Nachricht von Dumbledore aus seinem Umhang.

Harry,

es tut mir leid, dass ich dich nicht selbst

sprechen kann, aber du kannst dir sicherlich

vorstellen, dass im Orden und im Wizengamot

große Unruhe herrscht. Immerhin wurde Peter

Pettigrew gesichtet. Ich möchte, dass du ab nächster

Woche jeden Mittwoch Abend um 6 Uhr in mein

Büro kommst. Ich werde dich selbst unterrichten.

Dein Unterricht bei Professor Snape wird dafür

ab heute gestrichen. Du hast also morgen

Abend frei.

Albus Dumbledore

Dumbledore stand also zu dem, was er gesagt hatte. Harry atmete erleichtert auf.

Es konnte nur besser werden.

Ein wenig ruhiger löschte er seinen Zauberstab, mit dessen Licht er die Notiz gelesen hatte und machte es sich zwischen den kühlen Laken bequem.

Es musste einfach besser werden.


Die nächsten Tage waren jedoch alles andere als gut. Der Streit mit Ron zerrte an seinen ohnehin schon überstrapazierten Nerven und das Geflüster, das dank des Zeitungsartikel einsetzte, sobald er irgendwo erschien, verbesserte die Situation auch nicht.

Schon am Mittwoch Abend war er soweit, dem völlig unbeteiligten Neville, der noch dazu immer ein aufmunterndes Wort für ihn auf den Lippen hatte, ärgerlich anzufahren; und das nur, weil Neville versehentlich sein Verwandlungsbuch vom Tisch gestoßen hatte. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig zusammen reißen.

Dean und Seamus, mit denen Ron nun ständig zusammen war, konnten den Streit der beiden offensichtlich überhaupt nicht nachvollziehen. Vor allem Rons Verhalten bereitete ihnen anscheinend Kopfzerbrechen, wie Neville Harry am Donnerstag morgen flüsternd mitteilte.

Eine reichlich seltsame Angelegenheit begann auch der Zaubertrankunterricht zu werden. Obwohl Harry weit genug von Malfoy und seinen Kumpanen entfernt saß, konnte er nicht umhin, die ausgesprochen zufriedenen und triumphierenden Blicke zu bemerken, die er ihm immer wieder zu warf.

Es kam Harry beinahe so vor, als ob Malfoy auf irgendetwas extrem stolz wäre.

Während Harry seine Libellenflügel mit einem Mörser zu feinem Pulver zerstampfte, warf er dem Slytherin dunkle Blicke zu, die jedoch lediglich mit einem hinterlistigen Grinsen beantwortet wurden.

Er spitzte seine Ohren und versuchte, das leise Gespräch zu belauschen, das Malfoy mit Nott führte, doch er war viel zu weit weg. Ärgerlich gab Harry auf und wollte gerade zu einem letzten, ziemlich harschen Schlag mit dem Mörser ausholen, als er plötzlich ein einziges Wort herüberdriften hörte, das auf einmal alle Puzzelteile auf ihre Plätze fallen lies.

„...Granger-Schlammblut..."

Harry bemerkte nicht, wie ihm der Stößel aus der Hand fiel, auf den Tisch knallte und seine Flasche mit Mondsteingift in ein Häufchen Scherben verwandelte.

Es war alles so simpel!

Die einzigste Möglichkeit, wie Bellatrix und Peter überhaupt hatten wissen können, wo und wann Hermine war, war Malfoy. Ihm war nur zu gut das Gespräch bewusst, das er am Morgen des Hogsmeadaudflugs mit Lavender geführt hatte. Malfoy war auch dabei gewesen.

‚Ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Ist mir gerade eben eingefallen.' ...

Harrys halb unterdrücktes Aufstöhnen über seine eigene Dummheit wandelte sich jäh zu einem schmerzerfüllten Zischen, als eine glibberige, blaue Flüssigkeit über seine Hand lief, die, den Stößel noch immer fest umklammernd, auf dem Tisch ruhte.

„Verdammt noch mal!", flüsterte er heiser und wischte sich die brennende Hand an seiner Robe ab.

Auf einmal stand ein dunkler Schatten über ihm und Snapes Stimme sagte gleichmütig: „5 Punkte Abzug von Gryffindor. Für absolute Unfähigkeit, sich zu konzentrieren."

Und sofort glitt er wieder nach vorne an sein Pult.

Die Zähne zusammenbeißend stand Harry auf und ging zum Waschbecken, um das Brennen loszuwerden, in Gedanken noch immer bei Malfoy.

„Ich bin so ein Vollidiot!", murmelte er leise, zornig auf sich selbst.

„Man stelle sich vor, ich bin nicht überrascht", kam die leise, trockene Antwort, als er am Pult vorbeiging. Doch dem Kommentar fehlte jegliches Gift.

Malfoys Grinsen brachte Harry so sehr aus dem Konzept, dass er in der darauffolgenden Stunde ‚Alte Magie' es bei bestem Willen nicht zustande brachte, einen simplen Levitationszauber auszuführen.

Stattdessen ging der Stuhl, an dem er üben wollte, in Flammen auf und Dumbledore hielt es für sicherer, Harry für den Rest der Stunde ‚freizustellen'.

Erst als er sich nach dem Abendessen allein auf den Weg zum Duellierkurs machte, fiel ihm ein, dass er Malfoy dort wohl nicht mehr aus dem Weg gehen konnte. Er hoffte nur, dass er sich insoweit zusammenreißen konnte, dass er Malfoy nicht sofort einen Fluch auf den Hals hetzte.

Entgegen seiner Erwartung begann die Stunde ruhig. McGonagall und Shacklebolt teilten die Klasse in zwei Hälften, die wiederum in Paare von je zwei Schülern unterteilt wurden. In diesen Duellierpaaren wurde gekämpft, bis der Gegner aufgab, oder bewusstlos wurde.

Die Gewinner bildeten dann wieder neue Paare, sodass zum Schluss aus jeder Hauptgruppe ein Sieger hervorgehen würde.

Harrys Gruppe wurde von Shacklebolt betreut und er war froh darüber, dass Malfoy in McGonagalls war.

Harrys erstes Duell bestritt er gegen Susan Bones, die ihm mit einem ziemlich hoffnungslosen Blick entgegen trat.

Harry lächelte ihr aufmunternd zu und verbeugte sich leicht.

„Stupor!"

Harry wich dem roten Strahl aus und feuerte seinerseits ein Talantallegra, dem Susan knapp durch einen hastig herbeigerufenen magischen Schild entging.

Harry beschloss, einige Sprüche anzuwenden, die er im letzten Jahr der DA beigebracht hatte, um Susan die Möglichkeit zu geben, sich in der Klasse zu profilieren.

„Vertomanu!"

Susan grinste kurz, als sie den Handwechsel-Spruch erkannte, löste ihn schnell auf und konterte ihrerseits mit Obscuraviso, der den Gegner kurzzeitig erblinden lies.

Wieder zog Harry ein Schild zu Hilfe, um den Fluch zu blocken.

Nach ein paar Minuten sah er, wie Susan langsam ermüdete, und mit einem gut platzierten Stupor beendete er das Duell.

Shacklebolt und die übrigen Schüler in seiner Mannschaft klatschten höflich.

Während die anderen sich der Reihe nach duellierten, keines der Duelle dauerte sehr lange, beobachtete Harry die gegnerische Gruppe. Malfoy hatte natürlich die erste Runde gewonnen, genauso wie Ron, der nun gegen einen kampfeslustig grinsenden Zacharias Smith antreten musste.

Harry sah, dass der Rotschopf extrem siegessicher aussah und bereits nach den ersten vier Minuten konnte er erkennen, dass diese Einstellung seinen Niedergang bedeuten würde.

„Verdammt, Ron", murmelte Harry leise, „Unterschätze niemals deinen Gegner. Ich dachte, das hättest du inzwischen gelernt!"

„Ähm, Harry?"

Susan Bones sah ihn fragend an.

„Was ist los mit dir? Professor Shacklebolt hat dich schon zwei mal aufgerufen. Du bist wieder dran. Gegen Neville."

„Oh, ich habe gerade nicht aufgepasst", erwiderte er entschuldigend und fühlte, wie er leicht rot wurde.

Auf Shacklebolts Zeichen hin gingen er und Neville in Duellierhaltung und verbeugten sich. Harry war ärgerlich, dass er seinen Gegner nicht in den vorherigen Duellen beobachtet hatte.

Das könnte sich nun als Problem erweisen.

Beide begannen gleichzeitig mit ‚Stupor', beschwörten zugleich Schilde herauf und die Flüche zerstoben.

Harry verengte seine Augen, als er Neville etwas murmeln sah.

Aus dem nichts tauchte ein Schwarm Bienen auf, der sich mit einem wütenden Summen auf ihn stürtze. Einen Moment lang war Harry zu überrascht, um zu reagieren, doch er fasste sich rechtzeitig.

„Inflammata", wisperte er und eine Wand aus violettem Feuer verschlang die Schwadron.

Doch kaum war die Feuerwand verschwunden, als auch schon ein ‚Expelliarmus' durch die Überbleibsel schoss. Harry konnte dem Entwaffnungszauber knapp ausweichen, doch dem nächsten, der aus einer anderen Richtung auf ihn zuschoss entging er nicht mehr.

Der Zauberstab wurde ihm aus der Hand gerissen und ein grinsender Neville schritt auf ihn zu.

Harry war, gelinde gesagt, überrascht.

Mit so etwas hatte er nicht gerechnet.

In Gedanken verpasste er sich eine Ohrfeige. Er hatte den gleichen Fehler begangen, den er erst vor wenigen Minuten bei Ron kritisiert hatte.

Als Neville seinen Zauberstab hob, um das Duell zu beenden, ließ sich Harry auf den Boden fallen.

„Accio", murmelte er und deutete auf seinen Zauberstab, der ein paar Meter entfernt lag. Als er Nevilles Stupor über sich hinwegfegen spürte, sprang er gewandt auf.

„Somnium", sagte er gelassen und ein überraschter Neville fiel in einen tiefen Zauberschlaf.

Harry flickte seinen Zauberstab und ließ Neville sanft zu Boden gleiten. Es würde ein paar Minuten dauern, bis er wieder erwachte. Shacklebolt nickte ihm anerkennend zu.

Eine halbe Stunde später standen die Sieger der beiden Gruppen fest.

Harry hatte alle Duelle in seiner Mannschaft gewonnen, was, wie Neville ihm grinsend mitteilte, nachdem er erwacht war, niemanden wirklich überraschte.

Als dann der Sieger aus McGonagalls Gruppe angesagt wurde, erstarb alles Geflüster.

Harry meinte fast zu spüren, wie die Temperatur ein paar Grade fiel.

Mühsam kontrollierte er seinen Ärger, als er sich Draco Malfoy gegenüber fand und darauf wartete, dass das letzte Duell der Stunde begann.

„Die anderen treten bitte zurück", sagte McGonagall angespannt, als ob sie eine größere Katastrophe erwartete.

Beinahe hektisch suchten die Schüler Plätze in der hintersten Ecke des Klassenzimmers, so weit weg von den beiden Duellanten, wie sie nur kommen konnten.

„Und keine unerlaubten Flüche, ist das klar?!", fügte die Lehrerin streng hinzu.

„Auf ein Neues, Potter", flüsterte Malfoy, als sie Rücken an Rücken standen und darauf warteten, dass die Schritte eingezählt wurden.

„Diesmal wirst du zahlen", zischte Harry und wieder kochte unbändiger Hass in ihm empor. Ruhig bleiben, ermahnte er sich selbst. Er würde Malfoy mit erlaubten Mitteln eine Lektion erteilen.

„Und los geht es", rief Shacklebolt, „eins, ...zwei, ...drei, ..."

Harry und Malfoy entfernten sich voneinander; Harry hielt seinen Zauberstab fest in der Hand.

„...vier, ...fünf."Die beiden drehten sich um.

„Verbeugen!"

Keiner rührte sich.

„'Verbeugen' habe ich gesagt", Shacklebolts Stimme wurde schärfer.

„Verb-"

„Nein", unterbrach ihn Harry gelassen, doch bestimmt, „das werden wir nicht."

Damit wandte er sich wieder Malfoy zu, der ihn mit kalten, grauen Augen taxierte.

„Fertig?"

Malfoy ruckte mit dem Kopf.

„Melismata", schrie er ohne Vorwarnung.

„Protego validus", mit einem Flicken seines Zauberstabes rief Harry wieder einen Schild herauf. Der Fluch traf, schimmerte für einen Moment und verschwand.

„Lapismuro! Reflecta!"

„Reducto!"

Malfoys Fluch traf die magische Mauer, die Harry heraufbeschworen und mit einem Reflexionsspruch belegt hatte und wurde prompt zurückgeschleudert.

„Nimbus quietu", murmelte Harry leise und eine bläulich schimmernde Wolke umhüllte ihn, die ihn beinahe unhörbar werden ließ. Schnell umrundete er die Mauer.

„Erroris bini!"

Der Fluch traf Malfoy unerwartet und der blonde Slytherin wirbelte im gesamten Raum umher, bis er schließlich mit „Finite"wieder auf die Beine kam.

Harry hatte inzwischen die Mauer verschwinden lassen und beide schlichen wie große Raubkatzen umeinander herum.

Den Rest der Klasse hatten sie völlig vergessen.

„Gut, gut, Potter", wisperte Malfoy mit glitzernden Augen, „Du hast dich also auf deine nächste- und letzte- Begegnung mit dem Dunklen Lord vorbereitet?"

„Halt den Mund", schnappte Harry, „Ich weiß, dass du Hermine und Viktor verraten hast. Bist du dafür Junior-Todesser geworden?"

Malfoys Gesicht verzog sich vor Wut.

„Tempesta ventis!"

Ein starker Windstoß erfasste Harry und schleuderte ihn zu Boden, bevor er reagieren konnte. Einen Moment lang wurde ihm schwarz vor Augen, als er hart mit dem Kopf aufkam.

„Expelliarmus! Accio!"

Er fühlte wie ihm sein Zauberstab kraftvoll aus der Hand gerissen wurde.

Leise stöhnend richtete er sich auf und versuchte, das Schwindelgefühl zu ignorieren, das von ihm Besitz ergriffen hatte. Malfoy grinste ihn höhnisch an und spielte mit Harrys Zauberstab.

Nein!

Harrys Blut pochte in seinen Ohren, als er erkannte, dass er beinahe verloren hatte.

Verloren gegen Malfoy.

Gegen denjenigen, der Chos und Viktors Tod verursacht hatte, wegen dem Hermine im Krankenflügel lag!

„Stup-"

„Densange!", zischte Harry zornig und deutete auf Malfoy, dem der Fluch wortwörtlich im Hals stecken blieb.

Er ließ die beiden Zauberstäbe fallen und fuhr mit einem erstickten Schrei an seinen Mund, aus dem ein dünnes Rinnsal Blut lief.

Harry hatte diesen speziellen Fluch in einem seiner dunkleren Bücher gefunden, doch er war sich sicher, dass er in Duellen erlaubt war.

„Accio Zauberstäbe", keuchte er und erhob sich schwankend.

Er war stark versucht, den Fluch noch länger auf Malfoy zu belassen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er es nicht verantworten konnte, wenn Malfoy seine Zunge schließlich ganz abbiss.

Außerdem hatte inzwischen auch McGonagall ihren Zauberstab gezückt und so murmelte er leise den Gegenspruch.

„Stupor", fügte er hinzu, um das Duell entgültig zu beenden und dann „Enervate".

Er konnte Malfoy schlecht an seinem eigenen Blut ersticken lassen, während er bewusstlos war.

„Gut, das reicht", ließ sich Shacklebolt vernehmen und warf Harry einen scharfen Blick zu.

Außer Ron, den ihn halb angewidert über den Fluch, halb amüsiert über Malfoys Niederlage ansah, hatte keiner der Schüler den halblegalen Fluch als solchen erkannt. Als er zum Ende der Stunde läutete, strömte die Klasse aus dem Raum, eifrig über das gerade gesehene Duell diskutierend, doch McGonagall hielt Harry und Mafoy zurück.

„Mr. Malfoy, es ist wohl angebracht, wenn Sie zu Madam Pomfrey gehen und sich verarzten lassen. Ich werde Professor Snape davon unterrichte."

Malfoy nickte stumm, beide Hände noch immer vor seinem nun blutverschmierten Mund. Mit einem zornigen Blick auf Harry verließ er das Klassenzimmer. Harry wusste, dass Malfoy eine Gelegenheit finden würde, sich zu rächen, doch er machte sich keine Sorgen darüber.

Wer glaubte Malfoy denn, dass er war?!

„Nun, Harry", fragte Shacklebolt etwas verstimmt, „War das wirklich nötig? Das war lediglich ein Duell unter Schülern. Es gab keinen Grund einen Grauen Fluch einzusetzen. Wäre es so schlimm gewesen zu verlieren?"

„Sie verstehen nicht", sagte Harry wütend, „Er hat das und noch wesentlich mehr verdient für das, was er getan hat."

„Wie bitte?", fragte McGonagall ernst, ich glaube nicht, dass-"

„Sie haben es nicht bemerkt, oder?", erwiderte Harry leise, „Woher hatten Peter und Bellatrix die Information, wo Hermine war? Sie brauchten jemanden, dem ich alles anvertrauen würde, aber woher sollten sie wissen, wo Hermine und Viktor sich aufhalten würden? Malfoy hat am Sonntag morgen ein Gespräch mitgehört, dass ich mit Lavender geführt habe. Sie hat mir gesagt, dass Hermine um zwei an der Heulenden Hütte sein würde. Malfoy hat seltsam reagiert, doch ich habe mir nichts dabei gedacht. Er hat sich seit dem Angriff verhalten, als ob er etwas Großartiges geleistet hätte. Er hat sie verraten!"

Die beiden Lehrer sahen ihn nachdenklich an.

„Das sind schwere Anschuldigungen, die du da erhebst, Harry", sagte Shacklebolt leise, „Bist du dir ganz sicher?"

„Ja", antwortete Harry ruhig, „Er hat er vorhin praktisch zugegeben, indem er es nicht geleugnet hat, als ich es ihm vorgeworfen habe."

McGonagall ging zur Tür und sprach leise einen Verschwiegenheitszauber.

„Es hat keinen Hinweis auf einen Angriff gegeben", sagte sie schließlich, „Wenn Du-Weißt-Schon-Wer die Information erst kurzfristig erhalten hat, würde das erklären, warum..."

Sie warf Shacklebolt einen kurzen Blick zu.

Was verheimlichten sie jetzt schon wieder?!

„Hören Sie", sagte Harry mit unterdrückter Wut in der Stimme, „es hat zwei Tote gegeben und meine beste Freundin wurde gefoltert. Meinen Sie nicht, ich sollte wissen, was überhaupt los ist?!"

McGonagall seufzte.

„Es ist wirklich nichts Bedeutendes. Nur ein Puzzelteil, das gerade seinen Patz gefunden hat. Ich nehme an, Sie wissen, welche Aufgabe Professor Snape für den Orden erfüllt?"

Harry nickte. Wenn Snape auch nur den winzigsten Fehler gemacht hatte, dann würde er sich wünschen, nie geboren worden zu sein, soviel war sicher.

„Professor Snape wurde am Sonntag gegen zehn Uhr gerufen, kurz nachdem die meisten Schüler das Schloss verlassen hatten. Er kam eine Stunde später wieder und war, erm, ratlos, könnte man sagen."

„Voldemort sei für seine Verhältnisse in äußerst guter Laune gewesen", fuhr Shacklebolt fort und McGonagall zuckte zusammen bei der Erwähnung des gefürchteten Namens.

„Er hat Professor Snape ein Geschenk versprochen , an dem er seine Zaubertrankentwicklungen testen könne. Severus hat daraufhin sofort den Schulleiter verständigt, da er normalerweise in den inneren Kreis um Voldemort vorgelassen wird. Daraus schloss er, dass es etwas mit Hogwarts zu tun hatte und er die Mission Voldemorts gefährden könnte, wenn er etwas Genaueres wüsste."

„Es muss alles äußerst schnell organisiert gewesen sein", sagte McGonagall.

Harry nickte nachdenklich.

Also hatte Snape doch nichts falsch gemacht, im Gegenteil, er hatte sich sogar bemüht. Vielleicht lag darin auch der Grund, dass Snape ihn so seltsam behandelte seit dem Angriff.

War es möglich, dass der Zaubertrankmeister meinte, er hätte mehr in Erfahrung bringen müssen und den Angriff verhindern?

Tief in Gedanken versunken verabschiedete sich Harry von den beiden Professoren, ohne sich darüber zu wundern, warum sie ihm so bereitwillig alle Informationen gegeben hatte, nach denen er verlangte.

Als Harry ein wenig später in seinem Bett lag, schwirrten viel zu viele Gedanken durch seinen leicht schmerzenden Kopf, als dass er sich auf einen von ihnen hätte konzentrieren können.

Er seufzte tief.

Ab morgen, soviel stand jedenfalls fest, würde er sich und sein Quidditchteam auf das bevorstehende Match vorbereiten müssen.


TBC
Reviewantworten:

janine Black: Ich kann Malfoy auch nicht ausstehen. Ich glaube, das Kapitel hat das einigermaßen gut gezeigt, oder? ;-)

Jo Lizard: Hast schon recht, ich lass mir gerade seeehr viel Zeit mit dem Abtippen. Das ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. War das Kapitel lang genug?

Schnuckiputz: Danke! Hab mir total viel Mühe damit gegeben und alles zehn mal umgeändert. Gefühle darzustellen ist nicht so leicht, wie ich früher gedacht habe.

Cho: Dankeschön!!!!

indy: Hiiiilfe!!! Zu Hilfe! Ein Sklaventreiber!!! (Hat mir aber ehrlich gesagt den letzten Stoß gegeben, das Chapter endlich zu Ende zu tippen! :-))

suffer:  Ron, als Spößling einer durch und durch 'weißmagischen' Familie hat keine Ahnung, wie jemand so empfinden kann, dass er den Fluch benutzt. Ich glaube nicht, dass Ron schon jemals gehasst hat. Das würde ihm die Naivität nehmen, die in den Büchern immer wieder zum Vorschein kommt. Harry hingegen ist nicht mehr naiv. Ron glaubt nocht immer, dass Harry absolut 'gut' ist, deshalb ist er so geschockt. (Naja, zumindest ist das meine Meinung.)


BITTE, BITTE, BITTE  REVIEWT !!!

Glaubt ihr, ihr könnt die 60-Review-Marke überschreiten? Mann, DAS würde mich anspornen...ggg

eure ginoeh