Disclaimer: Wider Erwarten gehören mir keine der hier vorkommenden Figuren, deren Schöpfung liegt ganz alleine bei J.K.Rowling und sie sind Eigentum von unter anderem Bloomsbury. Ich verdiene hiermit kein Geld.

Bitters

By BlackCherry

Kapitel 1 - Erinnerungen

Ein neues Jahr in Hogwarts. Draco ließ seinen Blick durch die große Halle schweifen - seine Gedanken schon lange nicht mehr bei der jährlichen Ansprache von Dumbledore. Und tatsächlich, auch wenn es ihm in den letzten Tagen oft so erschienen war, es war kein Traum gewesen.

Der Platz zwischen Granger, deren Augen rot und geschwollen wirkten und Weasley, der kalt ins Nirgendwo starrte, war leer. Kein Potter mehr, das goldene Trio war zerstört – für immer. Er hatte sich für den tragischen Heldentod entschieden, Draco rollte mit den Augen, als an die letzten Momente der entscheidenden Schlacht zurückdachte.

Immer war er perfekt gewesen und doch hatte es Draco erstaunt, wie schnell der Goldjunge bereit gewesen war, sich, ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, für die Welt zu opfern. Es war eindrucksvoll gewesen, soviel musste man ihm zugestehen. Mit gezücktem Zauberstab war er geradewegs auf Voldemort zugerannt.

Draco erschauerte, denn auch wenn dieser Name diesmal wohl für immer aus der Liste der Lebenden gestrichen worden war, er konnte ihn noch nicht einmal denken, ohne sich ein wenig unwohl zu fühlen. Niemand, am wenigsten der dunkle Lord selbst, der ihn mit einem höhnischen Lachen empfangen hatte, hatte damit gerechnet, wie viel die geballte Sorge um die Welt und die Liebe zu seinen Freunden ausrichten würde. Aber es hatte auch ihn das Leben gekostet.

Minutenlang waren die beiden Kontrahenten in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt gewesen, die Zauberstäbe vergessen beiseite geworfen. Niemand konnte sich ihnen nähern, selbst Dumbledore stand verzweifelt am Rand des Geschehens und alles was dem mächtigen Zauberer blieb, war die Hoffnung.

Schließlich klärte sich der Nebel und gab die Sicht auf zwei leblose Gestalten frei. Binnen Sekunden war das Schlachtfeld totenstill und alles starrte gebannt auf den weißhaarigen Zauberer, der sich vorsichtig seinen Weg durch das aufgewühlte Erdreich bahnte. Selbst die verbliebenen Todesser hielten inne und blickten angespannt in Richtung der, wie es schien, finalen Entscheidung. Dumbledore kniete nieder und seine Miene tiefer Trauer bestätigte die schlimmsten Befürchtungen der Umstehenden.

„Nein!"Ein hoher anhaltender Schrei durchbrach die Stille und schien Ewigkeiten drohend über dem ganzen Platz zu hängen. Man konnte eine kleine Gestalt mit strähnigem braunen Haar sehen, die auf den Kreis zustürzte, dicht gefolgt von einem deutlich größeren Rotschopf, der verzweifelt versuchte, sie zurückzuhalten.

Dies brach den Bann, der sich auf die Anwesenden gelegt zu haben schien. Unter lautem Krachen verschwanden die restlichen Todesser und alles, was den erstaunten Zusehern überblieb, war das Bild des Elends, das sich vor ihnen bot. Draco überblickte das Feld, auf dem die letzte Zusammenkunft stattgefunden hatte. Überall lagen leblose Körper, die schwarzen Roben und das Hogwartsemblem hielten sich die Waage. Er schluckte und wandte den Kopf wieder auf den gefallenen Helden.

Er seufzte innerlich.

Wie edel.

Dann sah er an sich herab. Er selbst war in eine Robe seines Hauses gehüllt, er hatte sich schon lange dafür entschieden, nicht in die Ränge Voldemorts aufgenommen zu werden. Und doch hatte kein Fluch ihn auch nur gestreift. Schließlich blieb er immer noch ein Malfoy.

Draco zog den Umhang fester um seinen Körper und fragte sich für einen kleinen Moment, ob sie wohl auch den Körper seines Vaters hier finden würden, sein Gesicht verborgen unter einer schwarzen Maske. Er warf einen letzten Blick auf Granger, die neben Potter auf die Knie gesunken war und laut schluchzte, dann wandte er sich zum Gehen -

„Draco...Draco... Malfoy! Hey, ich rede mit dir!"

Erschrocken fuhr er hoch und schüttelte langsam den Kopf um den letzten Rest der Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Vor ihm stand Pansy, eine der wenigen Slytherins, die - wie er - nach diesem Kampf zurück nach Hogwarts gekommen waren. Auch sie hatte ihre Eltern verloren. Langsam tauchte das Bild seines blutüberströmten Vaters wieder vor ihm auf, anschließend das seiner Mutter, die den Zauberstab gegen sich selbst richtete.

Rasch verdrängte er diese Erinnerungen erneut und sah zu Pansy hinauf. Er hob eine Braue und versuchte sich in seinem typischen Malfoygrinsen, das ihm nicht mehr ganz so gut gelingen wollte, wie vor dem Krieg. „Was gibt es? Siehst du nicht, dass ich denke?"

Pansy betrachtete ihn eine Weile skeptisch, machte dann allerdings eine abwinkende Geste und fuhr erregt fort:

„Nun, was hältst du davon?"

Dracos Gesichtsausdruck wurde immer kryptischer.

„Was halte ich wovon?"

Pansy seufzte übertrieben laut.

„Du hast wieder einmal überhaupt nicht zugehört. Dumbledore hat eben in seiner Rede verkündet, dass es in diesem Schuljahr keine getrennten Häuser geben wird und auch keinerlei Wettkampf. Er meint, in dieser Zeit müssen wir den Zusammenhalt stärken, der uns geblieben ist."

Sie rollte mit den Augen und sah ihn erwartungsvoll an. Draco wusste, dass er sich nun eigentlich lautstark darüber ereifern sollte, mit diesem Abschaum, oder gar Schlammblütern, ein Haus zu teilen. Aber alles, wozu er noch Kraft besaß, war ein gleichgültiges Heben der Achseln und ein leises „Was solls."

Pansy sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, doch er war heute nicht dazu bereit, ihre Aufregung zu teilen. Langsam erhob er sich und sagte: „Ich gehe. Du weißt, wo du mich findest." Pansy nickte nur sacht. Im Aufstehen sah er noch einmal zu den ungewohnt leeren Tischen der anderen Häuser hinüber.

Sein Blick schweifte über Lavender Brown, die sich krampfhaft an Seamus Finnigan anzuhalten schien – weder von Parvati Patil, noch von Dean Thomas gab es eine Spur, außer ihren leeren Plätzen – weiter zu Granger und Weasley, die noch immer in ihrem Kummer versunken waren, bis hin zu der Kleinsten der Weasleyfamilie, die sich als einzige die Mühe machte, den Kopf zu heben und ihn kampfeslustig anzufunkeln.

Ganz konnte sich Draco ein kleines Grinsen nicht verkneifen, während er sich kopfschüttelnd seinen Weg nach draußen bahnte.