Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Reviewern bedanken. Das motiviert.

Kapitel 3 Heiße Schokolade

Endlich in der Küche angekommen, setzte Draco Ginny, die noch immer ein wenig verstört wirkte, auf einem der unzähligen Hocker ab und winkte eine der diensteifrigen Hauselfen, die bereits um das seltsame Pärchen herumschwirrten, herbei.

„Eine heiße Schokolade und-", er sah Ginny kurz fragend an und diese nickte nur stumm. „Also zweimal."

Nach kurzer Überlegungs- und Überwindungspause fügte er ein leises Bitte hinzu. Er sah dem entschwindenden Hauselfen nach und wandte seinen Blick wieder auf Ginny. Sie saß mit angezogenen Knien auf ihrem Hocker und sah ins Nichts.

Während Draco noch überlegte, wie er diese unangenehme Stille brechen sollte, hob sie langsam ihren Kopf, drehte sich zu ihm und flüsterte mit heiserer Stimme:

„Danke."

Erstaunt sah Draco sie an und legte fragend den Kopf schief.

„Danke wofür?"

„Nun", sie stockte kurz, ballte ihre Fäuste, hob sie und lächelte matt. „Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan."Das genügte, um Draco zu seinem arroganten Selbst zurückfinden zu lassen.

„Da müsstest du dich doch wohl noch ein bisschen mehr anstrengen, Weasley.", antwortete er selbstgefällig.

Ginny verdrehte seufzend die Augen und sah ihn dann plötzlich misstrauisch an. „Woher kennst du eigentlich meinen Namen?"

„Ich weiß mehr, als du dir in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst."

„Malfoy.", seufzte Ginny laut, doch immerhin ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Und möchtest du mich nicht an deiner unendlichen Weisheit teilhaben lassen?"

„Nun, eigentlich nicht."Schwungvoll rutschte er von seinem Hocker und strich seine Robe glatt.

„Aber falls du jemals wieder Bedarf an einem Boxsack haben solltest, hier bin ich."Er grinste, als sie eine Braue hob.

„Ich lasse mich immer gerne von schönen Frauen schlagen."Mit diesen Worten verschwand er, noch immer breit grinsend, in der Tür. Ihm nach starrten eine völlig verdutzte Ginny und ein etwas betrübt aussehender Hauself mit zwei Bechern dampfender Schokolade.

Ginny schüttelte einmal schnell den Kopf und tippte sich an die Stirn. Was war denn das eben gewesen? Mit einem dankbaren Nicken nahm sie dem Hauself einen der Becher ab und nippte an der heißen Flüssigkeit. Immerhin damit hatte Draco recht gehabt, dachte sie, das war genau das, was sie jetzt brauchte. Sie genehmigte sich einen weiteren Schluck, während ihre Gedanken im Kreis wirbelten.

War das noch der Draco Malfoy, den sie über die Jahre kennen, und auch in bestimmten Momenten, hassen gelernt hatte? Der sie jahrelang gnadenlos, bei jeder sich bietender Gelegenheit aufgezogen hatte?

Sie seufzte leise. Wie sollte sie nur aus ihm schlau werden? Schöne Frauen...immer wieder ließ sie die letzten zehn Minuten vor sich ablaufen. Hatte er das etwa ernst gemeint? Nein, das konnte nicht sein. Immerhin handelte es sich hier um Malfoy, sagte sie sich streng. Doch ein kleiner Teil in ihr freute sich. Ich werde schon noch herausfinden, was er bezweckt, nahm sie sich vor, während sie ihre Tasse leerte, die sofort von dem Hauselfen mitgenommen wurde.

Sie rutschte von ihrem Stuhl, bedankte sich artig und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Schlafsaal.

Gleichzeitig huschte eine Gestalt in Richtung der Verliese. Es war spät geworden und er musste sich vorsehen. Mr. Filch ließ sich, als einer der wenigen in der Welt der Zauberer, nicht von seinem Namen beeindrucken und sein Mistvieh von Katze hörte besser, als einem lieb sein konnte.

Draco wusste, selbst für ihn würde es Strafen hageln, sollte er um diese Uhrzeit noch außerhalb seines Gemeinschaftsraums erwischt werden. Also sah er sich wachsam um, während seine Gedanken wieder zu dem Gespräch gerade eben in der Küche zurückschweiften.

Was war nur in ihn gefahren? Er musste über sich selbst den Kopf schütteln. Da war wohl der berühmt berüchtigte Malfoy-Charme mit ihm durchgegangen – normalerweise reserviert für ausgesuchte Reinblüter. Er grinste, als er sich ihren Gesichtsausdruck in Erinnerung rief. So vollkommen fassungslos hatte er sie selten gesehen. Das war es auf jeden Fall wert gewesen.

Aber wie sollte es jetzt weitergehen? Sollte er sie ignorieren – ihr zeigen, dass diese Nettigkeit ein unglücklicher Ausrutscher gewesen war? Oder sollte er seinen ursprünglichen Plan aufrecht erhalten und ihr tatsächlich helfen?

Sofort stand ihm wieder das Bild des Häufchen Elends an der Brüstung des Astronomieturms vor Augen. Und er empfand tatsächlich so etwas wie Mitleid, ein Gefühl, mit dem er noch nicht oft in seinem Leben konfrontiert worden war. Mitleid machte schwach – das hatte er sich jahrelang von seinem Vater anhören dürfen. Aber sein Vater war tot. Zeit für einen Neubeginn?

Auf jeden Fall war er verwirrt, soviel stand schon einmal fest. Erneut musste Draco grinsen. Immerhin hatte sie es geschafft, dass er sich Gedanken machte. Und was für welche. Sein Grinsen wurde breiter, und schließlich stand er vor der Marmorstatue um die sich eine Schlange wand, die den Eingang zum Gemeinschaftsraum markierte.

Automatisch flüsterte er das Passwort und die Schlange erwachte zum Leben und gab den Eingang frei. Er sah sich um. Alles war leer, die Slytherins schliefen bereits. Heute konnte ihm das nur recht sein, dumme Fragen konnte er jetzt am wenigsten gebrauchen.

Er schlenderte zu dem Raum, den er mit Blaise und zwei anderen Sechstklässlern geteilt hatte. Nur noch er und Blaise waren über. Dieser schlief, wenn auch nicht gerade friedlich. Er warf sich hin und her und murmelte unverständlich vor sich hin. Auch ein Opfer des Blutvergießens, dachte Draco.

Seltsam, dass er noch hier ist, schließlich trägt er das Mal. Er ließ seinen Blick weiter zu seinem Bett wandern. Dort lag seine Truhe, offen, aber leer. Draco hob eine Augenbraue. Was sollte denn das bedeuten?

Dann erinnerte er sich. Dies war sein letzter Abend im Slytherinflügel des Schlosses. Morgen würden sie alle zusammenziehen. Die Häuser waren aufgehoben. Pansy hatte sich doch so aufgeregt. Wie hatte er das nur vergessen können? Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf schrie die Antwort:

„Weasley, Weasley. Ginevra."

Draco schnaubte, brachte die Stimme zum Schweigen und dankte Blaise innerlich für die Erinnerung.

Mit ein paar raschen Bewegungen seines Zauberstabs beförderte er Kleidung und Bücher in die Truhe. Dann legte er noch vorsichtig ein Medaillon und einige andere Kostbarkeiten obenauf. Leise schloss er den Deckel und ließ die Truhe zu Boden schweben. Jetzt doch müde schlüpfte er unter die Decke, löschte das Licht und war bald darauf eingeschlafen.