Ich hoffe, trotz der kleinen Pause gefällt das neue Kapitel.
Kapitel 4 – Fröhliches Erwachen
„Ahhh...."
Ein schriller Schrei gellte durch den Schlafsaal. Draco fuhr hoch, griff nach seinem Zauberstab und sah sich hektisch um. Der letzte Rest der Todesser? Waren sie hier um ihn zu holen, ihn endgültig zu einem der ihren zu machen?
Doch alles was er erblickte, war ein kläglich aussehender Junge – auf den zweiten Blick erkannte Draco Neville Longbottom, den von Snape heißgeliebten Gryffindor, der ein riesiges Talent zum Zerstören von Kesseln aller Art besaß – der mit einem Finger auf ihn und sein Bett deutete und dabei schrie, als würde man ihn bei lebendigem Leib kochen.
Draco seufzte.
Wie war dieser Idiot nur in sein Zimmer gekommen? Und wie spät war es überhaupt? Missmutig warf er einen Polster in Richtung der lebendigen Sirene und schickte ein freundliches „Klappe, Longbottom."hinterher.
Wirklich verstummte dieser, doch hörte nicht auf, Draco anzustarren. „Wie kommst du hier überhaupt herein? Ich wiederhole mich nur ungern. Verzieh dich."
„Dieselbe Frage könnte man auch dir stellen."
Hinter Longbottom tauchte Finnigan auf und starrte ihn böse an. Draco verdrehte die Augen. Noch jemanden, den er unbedingt bei seinem Frühstückskränzchen dabei haben wollte.
„Alles in Ordnung, Neville?", richtete sich Seamus nun an den bebenden Neville. „Ja, ja", stotterte dieser. „Aber was machen die da?" Und wiederum deutete er heftig auf Draco und auf den ein Bett weiter liegenden Blaise, der nun ebenfalls langsam dem Krach um ihn herum Aufmerksamkeit schenkte.
„Nun ich denke", Seamus seufzte tief, „das hat Dumbledore mit der Abschaffung der Häuser und dem Zusammenrücken der Schüler gemeint."
„Aber..." jammerte Neville erneut los, doch ein kurzer scharfer Blick von Draco brachte ihn zum Schweigen. Das konnte doch nicht war sein. Warum immer er? Eine Heulboje und dann auch noch Goldlöcken. Er schnaubte leise.
„Nun dann. Wenn wir schon dazu verdammt sind, mit euch ein Zimmer zu teilen, könnten wir uns dann wenigstens darauf einigen, dass wir um diese Zeit schlafen und nicht"
Er sah Neville böse an, der erschauerte.
„Und nicht herumkreischen? Wäre das möglich? Ja? Ganz ausgezeichnet!"
Ohne auf eine Antwort zu warten, machte er eine kurze abwinkende Geste in Richtung Blaise, der sich langsam auszusetzen begann, legte sich wieder hin und zog die Decke über den Kopf. Verfluchte Gryffindors. Und das schon so früh am Morgen.
Zwei Stunden später öffnete er erneut ein Auge und spähte langsam im Raum herum - ohne sein Kopfpolster ließ es sich eben nur halb so gut schlafen. Wenigstens hatte sich das Gryffindorpack verzogen. Langsam schwang er die Füße aus dem Bett und streckte sich ausgiebig. Dann sah er sich noch einmal genauer um. Statt dem üblichen Grün und Silber waren die Wände nun in einem schlichten Weiß gehalten. Außerdem erspähte er vier weitere Betten und einen schnarchenden Blaise.
Langsam kletterte Draco aus dem Bett und zog sich an. Selbst das Slytherinemblem auf seiner Robe war verschwunden. Nur eine simple weiße Hogwartsaufschrift war zu sehen. Eines musste man Dumbledore lassen, er war gründlich.
Wem wohl das vierte Bett gehörte, überlegte Draco, während er seine langen Haare zu einer angemessenen Frisur bändigte. Wahrscheinlich möchte ich es gar nicht wissen, stöhnte er. Schließlich atmete er tief durch und stapfte die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinunter.
Auch hier war jedes Anzeichen von einer Trennung der Häuser verschwunden und aus verschiedenen Türen taumelten verschlafene Ravenclaws und Hufflepuffs. Ehemalige Ravenclaws und Hufflepuffs korrigierte er sich.
Sein Magen knurrte. Darüber würde er sich später Gedanken machen, beschloss er. Alles, was er im Moment brauchte, war ein anständiges Frühstück, nachdem er schon das Abendessen gestern eingebüsst hatte. Bei diesen Gedanken schoss ihm plötzlich wieder Ginny durch den Kopf.
Oh, jetzt nennen wir sie also schon Ginny, höhnte die kleine Stimme in seinem Hinterkopf. Draco ließ sich davon wenig beeindrucken, vielmehr war er damit beschäftigt, sich zu überlegen, ob sie denn nicht auch irgendwo hier wohnte.
Doch ein wiederholtes Knurren seines Magens schob sogar diese Überlegungen für später auf und Draco machte sich auf den Weg in die Große Halle.
Nach einigem Herumirren, Dumbledore hatte anscheinend - um keinem der Schüler einen Startvorteil zu gewährleisten - den Gemeinschaftsraum auch in einen völlig unbekannten Teil des Schlosses verlegt, denn Draco war nicht der einzige der mit hungrigem Gesichtausdruck nach bekannten Gängen oder Klassenräumen suchte.
Schließlich war auch dies geschafft und mit einem leichten Seufzen und einem halbherzigen Grinsen betrat Draco die Große Halle. Dort stockte ihm der Atem. Es gab auch keine einzelnen Tische mehr. Schüler aller Häuser sowie Professoren saßen vereint an einer runden Tafel.
Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, ließ er seinen Blick prüfend über die Anwesenden schweifen. Da war Dumbledore, der zufrieden über die plappernden Schüler schaute und nur ab und zu einen missmutigen Blick dorthin fallen ließ, wo sich zu viele Schüler eines einzelnen der ehemaligen Häuser versammelten.
Draco blickte weiter. Plötzlich fiel sein Blick auf Ginny, die neben einigen Gleichaltrigen, die sich lautstark unterhielten, eher lustlos in ihrem Essen herumstocherte. Entschlossen ging er auf sie zu, ließ sich neben ihr auf einen Sessel fallen und sah aus dem Augenwinkel gerade noch das beifällige Nicken, das ihm Dumbledore schenkte...
