A/N Ja, ich habe wieder lange gebraucht und es tut mir leid, dass ich euch nur so unregelmäßig mit Nachschub versorgen kann, aber leider will im Moment auch mein Privatleben viel von mir und ich kann nur hoffen, dass ihr die Geschichte trotzdem weiterhin verfolgt.


Kapitel 5 - Frühstück und Gewissensbisse

Müde und lustlos stocherte Ginny in ihrem Frühstück herum. Doch alles, zu dem sie sich schließlich durchringen konnte, waren ein paar kleine Schlücke Kürbissaft. Gerade wollte sie ihren Teller von sich schieben und aufstehen, als sich Draco auf den Stuhl neben sie platzierte.

Kritisch beäugte er ihren Teller. „Auf Diät, Weasley, oder hast du etwa Liebeskummer?", fragte er höhnisch, während er sich Pfannkuchen auf den Teller schaufelte. Ginny stöhnte innerlich auf.

Warum gerade sie? Waren nicht noch hunderte von anderen Schüler anwesend, die er ärgern und verwirren konnte? Sie ließ ihren Blick schweifen, mehrere Plätze waren noch frei, darunter auch welche neben ehemaligen Slytherins. Wieder einmal konnte sie sich nur wundern.

Nun, sie würde ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.

Sie setzte ihr breitestes Lächeln auf, strich sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und antwortete so zuckersüß, wie sie nur konnte: „Ja, Malfoy, genau...und vielleicht errätst du sogar das Objekt meiner Begierde." Bei diesen Worten musterte sie ihn von oben bis unten und fuhr sich verführerisch über die Lippen, bemüht nicht zu grinsen.

Draco erstarrte und blickte sie aus weit aufgerissenen Augen an. „Was?", stotterte er. Jetzt konnte sie sich nicht länger zurückhalten. Was als leises Kichern begann, wurde immer lauter und schließlich saß sie da und hielt sich den Bauch vor Lachen während sie mit der anderen Hand ein paar Tränen aus den Augenwinkeln wischte.

„Ein Königreich für eine Sofortbildkamera.", kicherte sie, während sie nach Luft schnappte, ihren Lieblingsautor der Muggeln zitierend.

Dracos erstaunter Gesichtausdruck wandelte sich langsam aber sicher in einen ärgerlichen. „Was war jetzt genau so komisch?", fragte er beleidigt. „Seit wann hast du ein Königreich? Und was bei Merlin ist eine Sofortdings?"

Langsam konnte Ginny wieder normal atmen, doch machte sie sich nicht die Mühe zu erklären, sondern schüttelte nur weiter grinsend den Kopf. „Nicht so wichtig, aber danke trotzdem, ich konnte die Aufmunterung gebrauchen."

Noch immer beleidigt drehte Draco sich weg, nur um plötzlich einem ganzen Tisch entgegenzusehen, der auf die beiden starrte. Es war still geworden. Manche schmunzelten, hauptsächlich Muggelgeborene, andere wiederum beschränkten sich darauf in etwa so verwirrt drein zu sehen, wie er.

Selbst Dumbledore konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Es freut mich, Mr. Malfoy, dass gerade sie mein Projekt in diesem Ausmaß unterstützen. Die anderen Schüler sollten sich ein Beispiel an ihnen nehmen.", ließ er noch immer leicht schmunzelnd verlautbaren. „Nun wollen wir uns aber wieder dem Frühstück widmen, schließlich sollten sie alle gestärkt in die Klassenaufteilung gehen."

Die meisten Schüler wandten sich auch tatsächlich wieder ihren Tellern zu und nach einigen Minuten erfüllte erneut fröhliches Geplauder die große Halle.

Nun war es Draco, dem der Appetit auf seine Pfannkuchen vergangen war. Mürrisch schob er sie auf seinem Teller hin und her, während Ginny neben ihm es sich doch noch schmecken ließ.

„Das hat ja eben sein müssen, Weasley.", grummelte er wütend vor sich hin. „Hmm?" Ginny drehte sich kauend zu ihm. „Was hast du gesagt?" Draco murmelte noch etwas Unverständliches vor sich hin. Ginny seufzte „Entweder redest du so mit mir, dass ich es verstehe, oder du lässt es sein."

Draco blickte auf, in seinen Augen blitzte es gefährlich. „Danke, dass du mir gezeigt hast, warum ich normalerweise nicht mit Abschaum wie dir spreche.", fauchte er leise, ließ seine Gabel auf das Teller klirren, stand auf und ging mit großen Schritten aus der Halle.

„Was hab ich denn jetzt verbrochen?", murmelte Ginny leise, während sie ihm etwas ungläubig hinterher sah. Da war er wieder. Der Draco, den sie in den letzten sechs Jahren kennen und auch hassen gelernt hatte. Gemein und rücksichtslos.

Irgendwie hat mir der „andere" Draco besser gefallen, dachte sie bei sich. Sie ließ noch die letzten zwei Tage noch einmal Revue passieren. Ja, er war zivilisiert, beinahe nett gewesen. Und jetzt hatte sie ihn wieder in sein arrogantes Selbst zurückgejagt.

Sie seufzte. So schlimm war es auch wieder nicht gewesen, was sie gesagt hatte. Allerdings hatte er sich für seine Verhältnisse sehr weit hinausgewagt. Und wie hatte sie es ihm gedankt? Sie verstand, warum er empfindlich war. Aber es war geschehen, was sollte sie jetzt tun?

Vielleicht solltest du dich entschuldigen, riet ihr die kleine Stimme ihres schlechten Gewissens. Ginny schnaubte innerlich. Entschuldigen... sie? Wer hatte sechs Jahre lang auf ihr herumgehackt? Wer hatte sie sechs Jahre lang beleidigt?

Auch er hat sich verändert, wandte die kleine Stimme ein. Ja, das sieht man ja, dachte sie, ich Abschaum werde mich garantiert nicht entschuldigen. Er war nur ärgerlich, versuchte es das schlechte Gewissen ein letztes Mal. Doch bevor Ginny sich dieses Mal eine Ausrede überlegen konnte, winkte eine Hand aufgeregt vor ihrem Gesicht herum.

Sie riss ihren Blick von der Tür, durch die Draco verschwunden war, sah auf und erblickte Colin. Als dieser sah, dass er endlich ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, plapperte er sofort los: „Was war denn das eben? Mit Malfoy?"

Doch sie zuckte nur kurz mit den Schultern und erhob sich. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. „Später", murmelte sie abwesend und ging entschlossen auf die Tür zu.