A/N Für alle treuen Leser und braven Reviewschreiber, die mir überhaupt erst die Motivation geben, hier weiterzumachen, gibt es gleich das sechste Kapitel hinterher und ich werde mich bemühen, schnell weiterzuschreiben. Obwohl an Wochenenden immer höhere Updatechancen bestehen.
Kapitel 6 – Entschuldigungen
Was hatte sich das kleine Wiesel nur dabei gedacht?, dachte Draco wütend, während er den Gang entlang stapfte. Seit seinem dramatischen Abgang war er am Überlegen, über wen er sich mehr ärgern sollte. Über Weasley oder sich selbst?
Schließlich hatte er sich, getreu seiner Gene, doch für die kleine Rothaarige entschieden und doch konnte er nicht ganz verdrängen, was für einen wunden Punkt sie mit diesem gespieltem Interesse an ihm getroffen hatte. Eine schwache Stelle, die ihm bis gerade eben selbst nicht bekannt gewesen war.
Warum hatte das schallende Gelächter ihn so aus der Fassung gebracht? Hatte er für einen Moment wirklich geglaubt, sie könnte es ernst meinen? Wie lächerlich! Es gab eindeutig viel zu viele Dinge über die er sich klar werden musste. Er brauchte Ruhe.
Endlich hatte er den Gemeinschaftsraum erreicht. Durch das Portraitloch schlüpfte er in den Gemeinschaftsraum. Er hatte Glück, die meisten Schüler nutzten die letzten Minuten Schlaf oder saßen beim Frühstück, der Raum war leer. Er ließ sich auf eines der Sofas beim Kamin fallen und starrte in die Flammen.
Nach einigen Minuten regungslosem Sitzens hörte er, wie das Portrait erneut zur Seite schwang. Großartig, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Sorglose, plappernde Schüler. Vielleicht sahen sie ihn gar nicht, hoffte er und rutschte weiter in die Polster.
Doch soviel Glück schien er heute nicht zu haben. „Du kannst dich nicht verstecken, Malfoy, ich hab dich schon gesehen.", sagte eine sanfte Stimme leise. „Ich wollte mit dir reden."
Draco sah über seine Schulter und erblickte Ginny, die in seine Richtung sah. Er schnaubte nur kurz. Sie kam vorsichtig näher und setzte sich schließlich an das gegenüberliegende Ende des Sofas.
„Also, Malfoy, wie gesagt, ich würde gerne mit dir reden. Bist du wenigstens bereit, mir zuzuhören, wenn du schon nicht antwortest?", fragte sie hoffnungsvoll. Draco nickte nur knapp.
„Also gut, ich wollte sagen, dass es", sie zögerte kurz und schien sich zu sammeln, „dass es mir leid tut, was eben beim Frühstück passiert ist. Ich wollte dich nicht beleidigen, verletzen oder so.", sagte sie dann rasch in leisem Tonfall.
Draco starrte sie nur schweigend an. Es schien ihr sichtlich schwer zu fallen, sich bei ihm zu entschuldigen. Nun, sollte sie sich ruhig winden, sie hatte es nicht anders verdient. Verletzen...pff...was für Ideen dieses Mädchen hatte, so schnell verletzte man einen Malfoy nicht, zumindest würde er es niemals zugeben.
Sie stotterte ein wenig, fuhr dann aber fort. „Und irgendwie, ich meine, ich weiß nicht, wie ich das genau sagen soll, aber in den letzten Tagen bist du mir anders vorgekommen. Netter, nicht so abweisend. Und irgendwie hat mir das besser gefallen." Sie erlaubte sich ein schüchternes Lächeln. „Und ich könnte mich beinahe daran gewöhnen, also, was sagst du dazu?" Sie sah ihn erwartungsvoll an.
Das hatte er nicht erwartet. Sie hatte sich nicht nur entschuldigt, sondern auch noch genau das ausgedrückt, was er über ihr Verhältnis in den letzten Tagen dachte. Ihm fehlten die Worte.
Als er weiterhin nicht antwortet, verdunkelten sich Ginnys Augen ein wenig. Mit enttäuschtem und auch ein wenig ärgerlichen Unterton in der Stimme sagte sie „Gut, ich habe verstanden, ich nehme an, du willst mit Abschaum wie mir tatsächlich nichts mehr zu tun haben.", erhob sich, wandte sich rasch um und ging dann langsam zurück zum Ausgang.
Draco erwachte aus seiner Lethargie, sah sie gehen und rief rasch bevor er ein zweites Mal überlegen konnte: „Weasley."Sie blieb stehen, wandte sich jedoch nicht um. Draco holte tief Luft und sagte leise: „Ginny." Als sie ihren Vornamen aus seinem Mund hörte, fuhr sie herum und sah ihn erstaunt an.
Oh, wunderbar. Und was sollte er jetzt sagen? Das hatte er wieder gut gemacht. Aber er hatte sich in diese Situation hinein manövriert, er würde auch wieder herauskommen. Er atmete tief durch. „Ähm...Entschuldigung angenommen.", brachte er schließlich hervor und warf ihr eines seiner überzeugten Malfoygrinsen zu.
Noch was dümmlicheres ist dir nicht eingefallen?, schimpfte er mit sich selbst. Ganz großartig. Seit wann bist du ein stammelnder Idiot? Seit sie dir eben gesagt hat, dass sie dich mag. Oder zumindest so ähnlich, antwortete das inzwischen recht vertraut klingende höhnische Stimmchen.
Und um sich vollkommen lächerlich zu machen, setzte er auch noch hinzu: „Und der Abschaum tut mir leid, ich habe es gar nicht so gemeint." Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Entschuldigung ebenfalls angenommen", strahlte sie.
Nun, so dumm klang das ja gar nicht, zumindest nicht, wenn es von ihr kam, dachte Draco. Doch Ginny war schon wieder einen Schritt weiter. „Die Klassenverteilung beginnt gleich, gehst du mit mir hinunter?"
Schon wieder hatte Draco genickt, bevor er sich auch nur überlegen konnte, was Pansy und Blaise wohl dazu sagen würden, wenn er mit Weasley, äh Ginny, korrigierte er sich selbst, auftauchte.
Nun, er würde es wohl gleich erfahren, seufzte er innerlich, denn Ginny hatte sich bereits bei ihm eingehängt und zog ihn in Richtung Portraitloch...
