Kapitel 2: Wiedersehen macht Freude
Auf dem Weg zu ihrem Wagen musste auch Stephanie sich erstmal sammeln. Damit hätte sie jetzt gar nicht gerechnet. Horatio Caine hatte sie vollends aus dem Konzept gebracht. Sie fand seine Art sehr anziehend. Cooler Charme vermischt mit Cleverness und einem sehr trockenen Humor. Eindeutig ihre Wellenlänge.
Erdgeschoss
Während sie so vor sich hin schmunzelte ging sie durch die Eingangshalle.
„Hey, Bill!"
„Lieutenant! Schon auf dem nach Hause Weg?"
„Achwo! Ich hol noch grad den letzten Karton aus meinem Auto!"
„Welches Mr. Caine vorhin sehr, sehr skeptisch beäugt hat!"Ergänzte der Pförtner.
Sie grinste, daher wusste H das mit ihrem deutschen Führerschein. Cook hatte dafür gesorgt, dass sie einen Wagen mit Gangschaltung bekam, einfach, weil sie so lieber fuhr.
„Und? War er sehr sauer, dass Cook nichts gesagt hat?", fragte sie.
„Rasend!"
„Komisch, Horatio hat vorhin zwar mit ihm geredet, wirkte aber recht ruhig, bzw. abwesend."
„Vielleicht hat ihn die Tatsache beruhigt, dass sie eine Frau sind!"
„Wieso das? Sieht er uns als „Schwaches Geschlecht"oder „keine Konkurrenz"?"
„Nein, aber er hatte schon immer eine Schwäche für schöne Frauen!"
Und erneut... Wurde sie rot?
Sie rollte mit den Augen. „Danke, Streber!"
„Ich bin kein Streber! Ich bin nur ehrlich! Also, ich will sie mal nicht von der Arbeit ablenken."
„Schön, also bis dann!"
Mit dem Karton bepackt ging sie den Flur entlang, der zu ihrem Büro führte und sah, dass in den Labors mittlerweile die Arbeit begonnen hatte. Das hieß ihre Kollegen waren da und die Besprechung würde bald beginnen. Also legte sie einen Zahn zu, um ihre Sachen loszuwerden und endlich wieder arbeiten zu können.
Sie hatten sich alle in Horatios Büro versammelt. Am Tisch saßen Calleigh, die merkwürdig hibbelig wirkte, Eric, Tim und Alexx. Schließlich huschten auch noch die Laboranten in den Raum. Alle schauten ihren Chef mit fragenden Gesichtern an.
„Ladies and Gentlemen! Wir haben spontan Zuwachs bekommen! Ich habe es erst selbst heute Morgen erfahren."
H glaubte eine gewisse Entspannung in einigen Gesichtern zu erkennen. Wahrscheinlich, weil sie nun wussten, dass ihr Vorgesetzter ihnen keine Informationen verheimlicht hatte und selber sich erst mit der Situation anfreunden musste.
„Das nur vorab, ich sehe, sie ist jetzt wieder in ihrem Büro. Ich geh sie mal holen!"
Es klopfte an Anies Tür.
„Ja, bitte!"
„Bist du soweit?"
„Ach Horatio! Ja, sicher, Moment!"
Sie griff nach einer Akte, die auf ihrem Konferenztisch lag. Horatio ging weiter in ihr Büro hinein, um sich den Fortschritt der letzten Stunde anzusehen: Der Computer war angeschlossen. Einige Bücher waren in den Regalen verteilt. In dem Schrank dessen Türen nun geöffnet waren hingen Overalls und Dienstbekleidung des MDPD.
Da passierte es:
Stephanie hatte nicht bemerkt, dass Horatio nun direkt hinter ihr stand. Sie wirbelte herum, erschrak ein wenig und als sie stehen blieb waren ihre Gesichter nur ca. 30 cm voneinander entfernt. Für einen Augenblick vergaßen beide wo sie waren und schauten einander tief in die Augen. Es war Anie, die zuerst aus dieser Trance erwachte:
„Oh, ähm sorry, ich war wohl etwas in stürmisch!"
Noch vollkommen verwirrt stammelte Horatio:
„Macht nichts ich hätte mich ja nicht so anschleichen müssen..."
Beide würden rot.
„Gut, ich denke die anderen warten, was meinst du?"
Er legte den Kopf schief.
„Ja, dann stell mich deiner Rasselbande mal vor!"
Der Weg von einem Büro zum anderen war kurz, dennoch kam er Stephanie ewig vor. Sie wurde nervös. Wie würden ihre Kollegen sie annehmen? Horatio ging vor. Etwa einen Meter bevor sie den Raum betrat hörte sie eine Lache, die sie unter Milliarden hätte wieder erkennen können. Konnte das war sein? Wie lange hatten sie sich jetzt nicht mehr gesehen? Fünf, nein sechs Jahre. Sie blieb kurz stehen, schaute Horatio an, dieser nickte, immer noch etwas verlegen, aber dennoch einladend.
„Diese Lache kann doch nur Calleigh Duquesne gehören!"
„Und dieses Erinnerungsvermögen nur Stephanie Bremer!", erwiderte die eben angesprochene.
Erstaunte Gesichter. „Ihr kennt euch?!"H schaute Calleigh an.
„Wusstest du, dass sie kommt?"
„Nein, wir haben uns seit sechs Jahren nicht mehr gesehen!"
„Achso, dann ist ja gut!"
„Hey ihr zwei!", warf Eric Delko ein, der Stephanie bereits interessiert ansah „wir würden unsere neue Kollegin auch gern mal kennen lernen!"
„Ja, dass du unsere Kollegin kennen lernen möchtest war ja klar!"Tim zwinkerte Delko an.
Anie, die Calleigh freundschaftlich die Hand auf die Schulter gelegt hatte grinste, sich den versteckten Komplimenten der Zwei durchaus bewusst und sagte:
„Wir reden später, Cal!"
Nun stellte sie sich an das Kopfende des Tisches. Erst jetzt bemerkte sie, dass Horatio die jungen Männer mit einem bitterbösen Blick tadelte. Als er sah, dass sie ihn beobachtete schaute er peinlich berührt zu Boden.
Stephanie lächelte in die Runde. Betrachtete jedes Gesicht genau, prägte sich die Gesichtszüge derer ein, die von nun an zu ihrem Arbeitsumfeld gehörten. Nachdem sie einmal tief eingeatmet hatte begann sie sich vorzustellen:
„So, ich denke ich habe für genug Unruhe in den Reihen des CSI gesorgt, das tut mir sehr leid, ich weiß jedoch selber erst seit etwa drei Wochen, dass ich zu ihrem Team dazu stoßen würde."
´Drei Wochen´, dachte Horatio, ´hatte Cook nicht etwas von wenigen Tagen gesagt? ´
„Also, wie bereits erwähnt mein Name ist Lieutenant Stephanie Bremer und ich darf mich ab heute Mitglied dieses Teams hier nennen. Ich habe das heute schonmal gesagt", sie blickte Horatio an, der sich schon wieder dabei erwischte sie anzustarren, „ und ich denke, dass es und allen diese Situation erleichtern wird, wenn ich jetzt mal so spontan meinen Vornamen und das „Du"anbiete. Also, mein Name ist Stephanie."
Sie blickte in die Runde.
„Ich bin Calleigh!"
„Nein, was?"Sie lachten.
„Eric."
„Alexx Woods, ich bin der ME."
„Speed, ähm, also eigentlich Tim Speedle."
Auch die Laboranten stellten sich vor.
„Schön, ich denke es ist von allgemeinem Interesse, was ich so gemacht hab, bevor ich hierhin gekommen bin?!"
Allgemeines Kopfnicken.
Erneut beschreib sie ungläubig beäugt ihren bisherigen Lebenswandel.
„Noch Fragen?"
„Ja, ich hab noch ne Frage."
„Bitte Eric, schieß los!"
„Ich will echt nicht unhöflich sein, aber du sagtest, dass du altersbedingt aus dem Team gegangen bist."
„Eric!", warnte Horatio „Du fragst sie jetzt nicht wie alt sie ist!"
„Ist schon okay! Eric, was schätzt du denn?"
„Ähm, ich bin in so was total schlecht. So Anfang 30?"
„Lügner! Wenn ich mit Anfang 30 schon Lieutenant, dann wäre ich echt gut!"
„Das war mein voller Ernst, ich weiß ja nicht, wann man beim SWAT zu alt ist!"
„Ich bin 37, Eric."
„Oh, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet!"
„Danke."
Die Besprechung nahm ihren Lauf, alte Fälle wurden abgeschlossen, aktuelle Ermittlungsergebnisse wurden ausgetauscht, ebenso wie Stephanies Pieper und Handynummer.
Am Schluss ergriff Horatio noch mal das Wort:
„Ladies and Gentlemen! Wir wissen alle, dass so etwas selbst bei mir sonst etwas länger ausfällt, aber ich hatte, wie du selber gut weißt, liebe Stephanie, ", er schaute sie freundlich an, sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, welches ihn ein wenig an Konzentration verlieren ließ, „kaum Zeit mich auf deine Ankunft vorzubereiten. Ich denke jedoch, dass ich dich stellvertretend für alle im Team nicht nur als meine neue Stellvertreterin, sondern auch als neues Mitglied willkommen heißen kann!"
Applaus.
Alle machten sch an die Arbeit. Horatio hielt jedoch Calleigh und Anie zurück.
„So ihr zwei jetzt mal raus mit der Sprache! Woher kennt ihr euch?"
„Wir waren zusammen auf einem Schusstrainingslehrgang vor, wann war das Anie? Acht Jahren?"
„Kommt hin, du warst noch ein Frischling damals, hattest aber recht schnell den Namen „Bullet-Girl"weg"
„Wir sind in Kontakt geblieben, doch vor sechs Jahren ist das irgendwie eingeschlafen, keine Ahnung warum!", sie schickte Anie einen stichelnden Blick.
„Ich bin umgezogen und hab verpennt dir meine neue Adresse zu geben, sprichs aus!"
„Als ich dann bei meinen Eltern ausgezogen bin haben wir und endgültig aus den Augen verloren!"
„Und wie das Schicksal es so will haben wir uns wieder gefunden, man war das ne Zeit!"
„Du siehst gut aus!"
„Danke gleichfalls!"
„Was ist so passiert, du musst mir alles erzählen!"
„Nicht hier, der Chef wird schon nervös."
Anie lächelte und deutete auf Horatio, der hinter ihr stand. Woher wusste sie das bloß, sie konnte ihn doch gar nicht sehen.
„Okay, versteh schon, hast du heute Abend Zeit? Wir können ein bisschen um die Häuser ziehen!"
„Keine Ahnung, Cal ich muss schauen, was reinkommt."
„Gut, wir sehen uns später!"
„Bis dann!"
Gerade als Calleigh das Büro verlassen hatte klingelte Horatios Handy.
„Ja!"
Die Stimme am anderen Ende klang hektisch.
„Okay, wo ist das genau? Gut, wir sind sofort da!"
Stephanie schaute ihn fragend an.
„Hast du deinen Beweiskoffer schon gepackt, Anie?"
„Sicher."
„Dann schnapp dir diesen und komm mit!"
„Okay, bin schon unterwegs."
