Kapitel 6: Selbst ist die Frau
Sie stürmte den Flur entlang zu den Verhörräumen, es war viertel vor elf, H vernahm dort die Eltern des Mädchens. Stephanie klopfte und trat ein, nachdem sie sich den Eltern vorgestellt hatte bat sie ihren Kollegen vor die Tür und erklärte ihm Folgendes:
„Eric hat für mich die Listen nach Leuten durchsucht, die Sedivermalin bekommen und hat die Frau eines Sportlehrers der Schule ausfindig gemacht, er heißt Benjamin Moore und über ihn liegen bereits mehrere Beschwerden wegen sexueller Belästigung von Schülerinnen vor, die alle abgewiesen wurden. Er hätte Zugang zur Sporthalle gehabt. Außerdem ist er ein ehrenamtlicher Ranger in den Everglades und somit Zugriff auf 16mm Gewehre."
„Den sollten wir uns mal ansehen!"
„Also nichts, wie los!"
An der Pforte der Schule wurden sie wieder von einem Parkwächter begrüßt, diesmal allerdings in Richtung Schwimming-Pool geleitet. Dort stand Benjamin Moore am Rand des Beckens und half gerade einer Schülerin im Alter von ca. 16 bei merkwürdigen Dehnübungen, die anscheinend sehr viel Körperkontakt zwischen Helfer und Sportler verlangten. Er war zweifellos ein gut aussehender Mann: kurz rasierte, dunkle Haare, einen Kinnbart, muskulös, um die 6´3´´ groß und ein mächtig breites Kreuz und breite Schultern.
„Benjamin Moore?", fragte Horatio. Stephanie stand neben ihm und wurde sofort von Moore wild angestarrt, H merkte das und für mit strenger Miene fort: „Das ist Lt. Bremer und ich bin Lt. Caine, wir kommen vom CSI und würden uns gerne mal mit ihnen über Patricia Ryan unterhalten!"
Im Hirn Moores schien es „klick"gemacht zu haben, seine Augen weiteten sich, ohne etwas zu sagen drehte er sich um und stürmte davon. Warum hatten Anie und Horatio die Polizisten nicht gleich mitgenommen, anstatt sie vorn auf dem Parkplatz warten zu lassen. Er stürmte in Richtung Zaun. Dieser war gut 3m hoch und Horatio ging davon aus, dass Moore diesen nicht überwinden könne. Anie sah das anders, sie hatte sofort erkannt, dass der Zaun für den geübten Sportler kein Hindernis da bot und spurtete hinterher, war Moore erst einmal aus Schussreichweite, wäre der Verdächtige über alle Berge. Horatio war erstaunt, wie schnell sie war, bis zum Zaun waren es gut 30 m und sie hatte Moore mit 2 sekündiger Verzögerung fast eingeholt.
„Bleiben sie stehen!"rief sie, doch er überstieg das Hindernis mit wenigen Klimmzügen, Stephanie tat es ihm nach. Sie überwand zur Überraschung aller Anwesender den Zaun schneller als der Flüchtige und sprintete diesem jetzt auf einem kleinen Schotterweg, der hinter der Schule langführte und zu beiden Seiten eingezäunt war hinterher. Horatio rannte, auf der Suche nach einem Tor, zusammen mit den Polizisten an der Innenseite des Zaunes entlang, konnte jedoch bei dem Tempo, welches Stephanie und Moore vorlegten kaum mithalten. Dann passierte es. Anie hatte der Flüchtigen erreicht, schnappte diesen am Arm und warf ihn mit einem geübten Handgriff, einem Schulterwurf zu Boden. Nun stürzte sie sich auf ihn, drückte ihn zu Boden und versuchte ihn, bis Hilfe eintraf dort zu behalten. Er versuchte sich zu wehren, und als Stephanie eine Sekunde nicht aufpasste schaffte er es einen Arm frei zu machen. Er schlug wild um sich und traf die Tatortermittlerin and der rechten Augenbraue so heftig, dass diese sofort stark zu bluten begann. Anie brachte Moore sofort, von ihrer Verletzung unbeeindruckt wieder in die richtige Position.
„Lassen sie mich los!"
„Warum sollte ich?"
„Ich bin unschuldig."
„Warum laufen sie dann vor mir weg?"
Die Frage blieb unbeantwortet, weil in diesem Moment Horatio und die Polizisten die beiden voneinander trennten.
Moore bekam sofort Handschellen angelegt und wurde ins Präsidium abgeführt.
Horatio stand vor Stephanie, die noch etwas außer Atem die Hände in die Hüften stemmte und sagte:
„Frieden schaffen ohne Waffen!"
„Du blutest."
„Ich weiß, ist nicht so schlimm, oder?"
Sie fasste sich an die Schläfe und betrachtete danach ihre Finger.
„Oh, doch, ist wohl ein bisschen größer. Hmm, naja, kann passieren."
„Wozu hast du deine Dienstwaffe?!"blaffte sie Horatio an.
„Garantiert nicht, um Verdächtige zu erschießen!!!", blaffte sie zurück.
„Im Ernstfall schon!"
„Das war doch kein Ernstfall! Haben wir ihn oder haben wir ihn nicht?"
„Ja, wir haben ihn, aber du siehst ja was dabei rauskommt!", er deutete auf ihre Wunde, „was ist, wenn er jetzt ein Messer gehabt hätte?! Wärst du dann auch einfach hinter ihm her gerannt?"
„So, und jetzt erklär mir mal, wo und warum der junge Mann ein Messer hätte mit sich führen sollen. Er ist Lehrer!"
„Ich sagte ja nur wenn!"
Sie machten sich auf den Weg zum Hummer. Stephanie wischte sich den Staub von ihrer dunkelgrauen Hose und hielt sich dann wieder das Taschentuch an den Kopf, welches ein Polizist ihr zum Stillen der Blutung gegeben hatte.
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, dann sagte sie:
„Warum reagierst du so über?"
Horatio überlegte lange was er sagen sollte, letztendlich:
„Ich, ähm, ich habe mir Sorgen gemacht. Es tut mir leid, wenn ich dich eben etwas angeschrieen hab..."
„Na, wenn das so ist."Da war es wieder, dieses warme Lächeln, welches sie H jetzt zuwarf.
„Ich würde vorschlagen, ich fahre dich ins Krankenhaus."
„Wieso das denn?"
„Das muss genäht werden!"
„Wenn du meinst,..."
„Sicher ist sicher, wir wollen doch nicht, dass dein hübsches Gesicht entstellt wird, oder?"
„Hör auf damit, ich werde ja ganz verlegen!"
„So Ms Bremer, das wärs."
Der Arzt in der Notaufnahme zog seine Gummihandschuhe aus und betrachtete das Gesicht seiner Patientin.
„Eine kleine Narbe, kaum sichtbar, wird wohl zurückbleiben."
„Danke, Doc."
„Es wäre besser, wenn sie den Nachmittag über zu Hause bleiben würden um sich von den Kopfschmerzen zu erholen."
„So gern ich das tun würde, die Arbeit ruft. Mein Kollege wartet, damit wir den Verdächtigen zusammen verhören können."
„Ich kann ihnen davon nur abraten."
„Meine Güte, es musste noch nicht mal genäht werden!"Die Wunde war geklammert worden.
„Also, gut. Tun sie was sie nicht lassen können. Ich gebe ihnen ein Kopfschmerzmittel mit."
„Herzlichen Dank."
Da das Krankenhaus nicht weit vom Präsidium entfernt war beschloss sie zu Fuß zu gehen. Für den 10 minütigen Fußmarsch gönnte sie sich einen Kaffee von Starbucks. Als sie ankam stattete sie Bill noch einen kleinen Besuch ab um ihn wegen der Sache von Vorabend zu ermahnen. Danach führ sie hoch in den zweiten Stock um mit dem Verhör Moores zu beginnen.
Er sah sie den Flur entlang kommen und eilte ihr entgegen.
„Und, was hat er Arzt gesagt?"
„Was soll er gesagt haben? Hallo, was ist ihnen passiert, ich bin Dr. Miller."
„Das meinte ich nicht!"
„Ach, was? Er hat die Verletzung geklammert und mich nach Hause geschickt."
„Nach Hause?"
„Jo."
„Und warum bist du dann hier?"
„Weil ein Haufen Arbeit und ein Verdächtiger auf mich warten!"
„Das kann ich doch übernehmen, ruh dich aus!"
„Sag mal, Horatio willst du mich loswerden?"
„Nein, natürlich nicht, aber..."Sie unterbrach ihn gereizt.
„Dann hör jetzt bitte damit auf mich zu behandeln als ob ich schwer krank oder ein Kleinkind wäre!!!"
Ihr Gespräch wurde vom Klingeln Anies Handys jäh unterbrochen.
