REMEMBER THE PAST
1
Eine kalte, stürmisch, verregnete Nacht, wie sie seit langer Zeit üblich war, wurde zu einem der merkwürdigsten Tage überhaupt. Niemand hätte ahnen können, dass sich die Ereignisse in dieser Nacht, bis in die Zukunft ziehen würden. Die Menschen führten wie immer Kriege und töteten alles und jeden, der sich gegen sie stellte. Die Leidtragenden sind immer Kinder und jüngere Menschen, die durch solche Taten sterben. Wer hat denn überhaupt mit diesem Krieg angefangen? Keine einzige Person konnte sich an den wahren Grund erinnern, warum sich die Krieger bekämpften. Vielleicht war es Rache oder auch um jemandem etwas zu Beweisen oder aus Langeweile oder auch aus Gier! Keiner kannte die Gedanken der mächtigen Könige, die zu dieser Zeit herrschten. Sie waren böse, mordlustig, geisteskrank und kümmerten sich nicht um ihre Untertanen, so wie es sich normalerweise für einen guten König gehörte, aber diese Tatsache haben sie wohl verlernt. Niemand in diesen Ländern kannte mehr die Bedeutung der Wörter: Liebe, Hoffnung, Zuneigung, Vertrauen, Freundlichkeit, Freundschaft, Glück und Frieden. Natürlich kannten sie die Wörter und auch deren Bedeutung, aber niemand traute sich auch nur eines dieser Wörter zu gebrauchen. Man konnte nie wissen wem man vertrauen konnte oder nicht, denn die Spione der verschiedensten Könige, waren überall und niemand outete sich über sich selber. Die Menschen hatten nur mehr Kontakt zu ihren engeren Mitmenschen – Eltern, Kinder, Geschwister, aber nicht einmal bei ihnen waren sie sich sicher, ob sie ihnen volles Vertrauen schenken konnten. Wer hatte diese Saat des Misstrauens überhaupt verbreitet? Wie bei den Kriegen wusste keiner eine Antwort, aber dennoch war es für viele eine schreckliche Zeit, viele kannten nichts Gutes mehr. Wenn man überleben wollte, musste man so sein, wie der Rest des Volkes, bloß um zu überleben, andernfalls hatte man keine Chance und man warf sich selber den Wölfen zum Fraß vor. Es gab auch viele Regeln und Gesetzte, welche tagtäglich erweitert wurden, ebenso umgeändert und auf den Marktplätzen konnte man immer eine aktuelle Liste sehen. Wer gegen eine dieser Regeln verstoß, wurde je nach Grad des Vergehens bestraft. Eigentlich war es egal, denn alle Strafen endeten auf dieselbe Weise.
Für diverse Verbrechen wurde man geköpft, den Wölfen oder anderen Tieren zum Fraß vorgeworfen, verbrannt, gefoltert oder man musste in einer Grube leiden. Die Person, die darin gefangen war, wurde zwar gepflegt, aber auch nur so viel, dass sie überlebte um sie dann, wenn es regnete, qualvoll zu Grunde gehen sah. Diese Strafe wurde dann angewandt, wenn wieder Regenzeit herrschte, aber diese Strafe erhielten nur die Kriegsgefangenen. Wenn das Verbrennen oder die anderen Strafen nicht schmerzvoll und qualvoll genug wären.
‚Sterben' oder ‚Wartet nicht, hängen!', gehörten unter anderen zu den meist verwendesten Wörtern jener grausamen Zeit. Verbrecher wurden dem Gericht vorgeführt, aber es war alles nur zur Schau gestellt, um einen guten Eindruck zu machen, dass die Verurteilten ihr Schicksal verdient hatten. Einige vermuteten zwar, dass den Richtern und den Geschworenen egal war, ob jemand unschuldig oder schuldig war, womit sie richtig lagen. Niemand traute sich jedoch ein Wort gegen sie zu sagen, um nicht auch so zu enden, denn die Richter, waren hoch angesehen und vom König selbst bestellt. Richter waren ganz anders als heute. Sie verurteilten ohne auch nur die Wahrheit zu wissen. Bei einem Fall wurde sogar bewiesen, dass er unschuldig war, aber gehängt, wurde er trotzdem.
Schrecklich waren zu dieser Zeit auch die Verbrennungen, die einen großen Aufschwung fanden und den Großteil der Todesopfer brachten. Vorwiegend waren es Frauen, die auf dem Scheiterhaufen landeten. Wenn sie etwas konnte, was eine andere nicht konnte, wurde sie angeklagt eine Hexe zu sein und vor Gericht gestellt. Natürlich konnte man dem Mann so eine Schande nicht lassen, denn wenn einmal eine Frau angeklagt wurde, war dies auch der Untergang des Mannes. Hatten die Männer andere Frauen im Sinn, auf ledige, klagten sie ihre Ehefrauen an, sie verhext zu haben. So schnell konnte man seine Frau loswerden und eine neue heiraten. Männer hatten immer die besseren Positionen, Frauen waren immer nur dazu da, um zu kochen, Kinder zu kriegen und alles zu tun was der Ehemann wollte. Hatte sich eine Frau gegen ihren Mann gestellt, wurde sie gesteinigt oder sogar umgebracht, von ihrem eigenen Mann. Für den Mord an seiner Frau wurde ein Mann nie vor Gericht gestellt, es hießt dann immer: ‚Er hatte sicher einen Grund dafür!' oder ‚Hätte ich an seiner Stelle auch getan!'. Wäre die Situation umgekehrt, hätte man die Frau gefoltert und gequält, bis sie keinen Lebenswillen mehr in sich hatte und qualvoll starb. Nicht einmal ein Begräbnis hatte sie erhalten – nichts!
Wer hätte gedacht, dass das Verbrennen auf dem Scheiterhaufen einem König zu verdanken war. Die Legende besagt folgendes:
Eine Frau wurde auf einem Schlachtfeld gesehen. Sie war Bürgerin jenes Landes, welches verloren hatte und wanderte nun umher und bedachte jeden leblosen Körper mit einem eiskalten, ja so gar freudigen Blick. Ein Soldat sah sie und wusste, dass diese Frau damit zu tun hatte, dass sie verloren hatten und fast das Ganze Heer starb. Der Soldat musste dies seinem König berichten! Er stand auf, war wie durch ein wunder unverletzt und ging geradeaus auf die Frau zu, packte sie grob am Arm und zerrte sie mit sich. Sie wurde vor dem König auf die Knie geworfen. Der König sollte über sie urteilen, aber die üblichen Strafen waren für solch ein Vergehen zu harmlos. Was für eine Strafe konnte man einer Frau geben, die im Feuer des Gefechtes so einen Blick wagte und auf dem Schlachtfeld ruhig dahin schritt? Feuer! Feuer, genau das war es! Diese Frau musste brennen, ebenso wie die Soldaten die ihr Leben lassen mussten. Sie sollte für diese Tat büßen und zwar auf die Art, wie die Männer wegen ihr ums Leben gekommen waren. Die Frau beteuerte ihre Unschuld, aber man glaubte ihr nicht und sie wurde vor Gericht gebracht. In dem Ort in dem sie wohnte, waren alle Bürger zur Verhandlung erschienen. Diese erschraken, als sie die Strafe hörten, aber als sie den Grund erfuhren, war ihnen alles egal. Danach brachte man die Frau mit Gewalt auf den Marktplatz, wo bereits ein riesiger Scheiterhaufen wartete. Man band sie an den Pfahl, nahm die Fackeln in die Hand und setzte das Holz in Brand. Die Frau weinte und beteuerte immer noch ihre Unschuld, niemand zeigte Mitleid, denn die Frau zeigte in den letzten Momenten ihres Lebens nicht einmal Reue. Das Feuer loderte und wurde immer wärmer, die Frau schrie, als das Feuer ihre Haut berührte und sie langsam von außen verbrannte. Langsam verbrannte die Haut, es war qualvoll, alles stand in Flammen, die Frau mitten drinnen. Niemand hatte einen Menschen bisher so schreien gehört. Geköpft wurde vor den Bewohner eines Dorfes, aber gequält wurde noch nie jemand. Dies war das Erste Mal, dass jemand so sehr litt und zwar vor den Einwohnern. Die Zeit verging, langsam. Schritt für Schritt. Immer noch hörte man die Frau schreien. Doch noch etlichen Stunden wurde es still, man hörte nur noch das Knistern des Holzes und spürte die Wärme des Feuers. Bis in die Morgenstunden brannte der Scheiterhaufen noch. Als dieser aufhörte zu brennen, fand man nur noch Asche vor. Asche zu Asche, Staub zu Staub! So wurden die Überreste der Frau einfach so in die Luft geworfen und mit dem Wind mitgetragen. Wenn seit diesem Zeitpunkt eine Frau etwas Merkwürdiges, etwas Unvorstellbares oder etwas Übernatürliches konnte oder tat, wurde sie vor den Bewohnern ihres Dorfes auf den Scheiterhaufen gestellt und verbrannt. Das Urteil lautete: „Hexe!"
Vor den Scheiterhaufen schrieen die Leute: „Hexe! Hexe! Hexe!" Bis zuletzt wurde die Frau gequält. Sie konnte noch so unschuldig sein, aber wenn jemals eine Frau als Hexe beschuldigt wurde, wurde sie gnadenlos auf den Scheiterhaufen geworfen. Eine neue, grausamere Art den Frauen zu zeigen, dass sie wertlos waren, wurde geboren.
Niemand zweifelte daran, dass die Frau diesen kalten, amüsierten Blick hatte, aber entsprach es wirklich der Wahrheit? Dass werden wir wohl nie erfahren. Aber eins weiß man, eine Legende, enthält immer einen funken Wahrheit, auch wenn es noch so unglaublich klingen mag.
Die Zeiten und Regentschaften der Könige wurden immer grausamer und brutaler, niemand konnte etwas gegen diese tun, bis zu jenem Tag, an dem sich das Schicksal und die Zeit der Menschen um einiges verändert hatte. Zwar wurde es nicht gleich besser, so etwas benötigt seine Zeit, aber ‚mit Zeit kommt Rat'.
Junge Menschen hatten sich gegen die Könige gestellt und wurden nun verfolgt und als Gotteslästerer bezeichnet. Diese jungen Menschen wollten sich nicht dem Willen beugen und flüchteten in die weit entfernten Berge. In Höhlen schlugen sie ihre Reviere auf und überlegten sich Pläne, wie sie diesem Grauen ein Ende bereiten konnten. Der Kampf, der wichtigste den es je gab, welcher nicht allzu bekannt war, aber dennoch die Geschichte und die Zukunft prägte, begann.
