Kapitel 8: Kaffeepause
Es war 20 Uhr, sie lehnte sich in einen der Sessel im Aufenthaltsraum, nachdem sie sich einen Kaffee, den sechsten Becher an diesem Tag, eingeschüttet hatte und trank einen kräftigen Schluck.
„Ist es bei euch üblich einen Fall dieser Größenordnung bereits nach zwei Tagen soweit gelöst zu haben, dass man sagen kann einen Hauptverdächtigen verhaftet zu haben?"
„Kommt schonmal vor, wenn der Täter es uns so einfach macht, wie diesmal. Aber wir haben durch dich ja auch eine tatkräftige Unterstützung bekommen.", er lächelte sie an. „Wenn du dich heute Morgen nicht hingesetzt hättest und alle Apotheken der Umgebung durchtelefoniert hättest..."
„Hätte das jemand anders gemacht!"
„Das glaube ich kaum, die waren doch alle anderweitig beschäftigt. Ohne dich wären wir nicht so weit und vielleicht wäre Moore über alle Berge."
„Danke für die Lorbeeren..."
Sie legt den Kopf auf ihre rechte Schulter und schloss die Augen. Eine Weile schwiegen sie, dann sagte Horatio: „Anie, nicht einschlafen."
Sie knurrte ein wenig, lächelte und sagte:
„Du bist witzig. Ich bin um eins ins Bett gekommen, was nicht heißt, dass ich dann schon geschlafen hab, und seit halb sieben auf den Beinen."
„Tut mir sehr leid, wenn ich dich gestern vom Schlafen abgehalten hab..."
„Macht doch nichts. Naja, sag mal was hältst du von Alishia Coleman?"
„Inwiefern?"
„Denkst du sie könnte Moore erpresst oder gezwungen haben Patricia umzubringen?"
„Das halte ich sogar für höchstwahrscheinlich. Deswegen habe ich Eric zusammen mit Hagen losgeschickt um sie herzuschaffen."
„Reicht hier der Verdacht für eine Verhaftung aus?"
„Ja, klar. Sie steht unter dringendem Tatverdacht am Tode der Patricia Ryan beteiligt gewesen zu sein. Wenn das nicht ausreicht um sie verhaften zu können weiß ich auch nicht."
„Okay, es wird wieder eine lange Nacht."
Es klopfte an der Tür. Die Ergebnisse der DNS Analyse waren ausgewertet worden und bestätigten den grausigen Verdacht: Benjamin Moore war der Täter, der seine Geliebte und sein ungeborenes Kind getötet hatte.
„Herzlichen Glückwunsch, Mr Moore, sie wären Vater geworden!", sie legte ihm die Ergebnisse vor. „Ihre DNS stimmt mit der des Spermas auf dem Nachthemd, sowie mit der des ungeborenen Kindes, in neun Übereinstimmungspunkten, überein. Die Täter und Vaterschaft ist somit erwiesen!"
„Sie wissen auch, dass sie somit als Täter überführt sind und ehrlich gesagt haben sie uns die Arbeit nicht besonders schwer gemacht! Mittlerweile haben wir ebenfalls die Bestätigung, dass es sich bei dem in Patricias Blut gefundenen Medikament um ein Sedativum handelt, welches ihre Frau, seitdem es auf dem Markt ist, zur Behandlung eines Aufmerksamkeitsdefizits verschrieben bekommt."
„Da die Dosierung dieses Medikaments von Patient zu Patient pro Tablette unterschiedlich ist konnten wir die Menge der im Blut gefundenen Trägersubstanz mit der Menge des Wirkstoffes aus ihrem Blut vergleichen. Somit stießen wir auf eine Dosierung, welche nur ihre Frau, sowie ein 85-jähriger, bettlägeriger Mann aus Miami Beach und ein 20-jähriger Mann aus Tallahassee erhalten."
„Diese Personen haben erstens ein Alibi, zweitens hatten sie weder einen Grund, noch die Möglichkeit Patricia zu töten."
„Ganz im Gegensatz zu ihnen."
Anies Handy klingelte.
„Bremer... Bitte? ... Eric, bist du dir da sicher? ... Wo sind die Heyens? ... keine Spur von Coleman? ... Nichts ... Sie hat eine Karte... okay ... ich verstehe ..., gut bis gleich!"
„Wo ist Alishia Coleman?"Anie schlug die Hände auf den Tisch und beugte sich über diesen, um Moore mit ihren Katzenaugen ins Visier zu nehmen. „Unser Team ist ins Internat gefahren um sie aufzusuchen. Laut Internatsleitung ist sie seit heute Mittag verschwunden. In ihrem Schrank fehlen Kleidungsstücke, sowie Wanderstiefel, die sie für Ausflüge in die Sümpfe von der Schule bekommen hat. Auf ihrem Schreibtisch lag eine Landkarte der Everglades."
„Ich weiß nicht, wo sie ist! Warum sollte ich?"
„Moore, Zeugenaussagen haben Bestätigt, dass sie zu Alishia Coleman vor ihrem Techtelmechtel mit Patricia auch so etwas wie eine „Beziehung" hatten!", sagte Horatio. „Sie sind doch Ranger in den Everglades und werden dort auch eine Hütte haben. Waren sie dort schon einmal mit Ms. Coleman?"
„Ich sage nichts dazu."
Nun näherte sich Anie noch weiter Moores Gesicht und sprach, ohne einmal zu blinzeln, mit ihren Augen immer in die seinigen starrend, in einem kühlen, bedrohlichen Ton flüsternd auf diesen einzureden:
„Mr. Moore. Benjamin, wir wissen beide, dass es vollkommen egal ist, ob sie uns sagen, wo sich ihre Hütte dort befindet, wir finden das sowieso heraus. Ich frage mich nur was die Geschworenen zu einem Mann sagen, der auf grausamste Art und Weise eine Schutzbefohlene, die auch noch von ihm selber schwanger gewesen ist, und vor allen Dingen, was ihre Mithäftlinge dazu sagen werden. Benjamin, Menschen können sehr, sehr grausam sein, besonders, wenn es sich um mehrfach verurteilte Schwerverbrecher eines amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisses handelt."
Er schien zu verstehen, dass er in der Falle saß und zu hoffen, dass ihn eine Kooperation mit den Ermittlern vor Schlimmerem bewahren könne. So nannte er ihnen den Ort wo seine Rangerhütte und wahrscheinlich Alishia Coleman zu finden waren.
