Kapitel 9: Viel zu jung
Der Hubschrauber des Miami Dade Police Departments ließ die vom Vollmond beschienenen Baumwipfel erzittern.
„Das vorne muss es sein!", schrie H gegen den Lärm des Rotors an. Der Pilot ließ Anie, H und die zwei sie begleitenden Polizisten auf einer Lichtung ca. 150 m von der Hütte entfernt raus. Zu dieser führte ein kleiner Trampelpfad, in welchen zu beiden Seiten Büsche und andere Gewächse hineinragten.
„Ich links, du rechts, pass auf, H, Calleigh hat gesagt, dass Moores Frau ihr erzählt hat, dass das Schloss zu Waffenschrank defekt sei und Alishia, falls sie in der Hütte ist, Zugang zu mehreren Waffen hat."
„Es brennt Licht!"
„Es scheint zwei Eingänge zu geben, einen zum Hauptteil und einen anderen, der an der Seite der Hütte hineingeht, vielleicht zu einer Abstellkammer."
„Hey, du hast dir aber schnell einen Eindruck gemacht zu haben."
„Das war ja auch bis vor einem Monat mein Job und ich dachte ich müsste beim CSI keine Häuser mehr stürmen."
Die vier hatten den Rand der Vegetation erreicht und teilten sich auf. Auf ein Zeichen näherten sie sich der Hütte. Horatio bewunderte mit welch geschickt, grazilen Bewegungen Stephanie hierbei vorging. Sie nutzte perfekt die von den Bäumen geworfenen Schatten aus um sich vollkommen ungesehen an ein Fenster heranzuschleichen. Dort angekommen späte sie durch einen Spalt in den Gardinen in das Innere und machte sich ein erstes Bild. Nun winkte sie den Polizisten zu sich heran und gab ihm einige schnelle Anweisungen. Schließlich griff sie zu ihrem Funkgerät und ein Knacken in dem seinigen verriet Horatio, dass ihr Funkspruch an ihn gewandt war:
„Sie ist im Wohnbereich und hat ein Gewehr in der Hand, wir müssen vorsichtig sein, es sieht mir nach Suizidversuch aus, wie sollen wir vorgehen? Ende"
Horatios Alarmglocken klingelten.
„Bleib wo du bist, keine Aktionen, wie heute Morgen. Ende"
„Sag mal, für wie bescheuert hältst du mich eigentlich??? Ende!!"
„Ich komme zu dir! Ende."
„Warte!!! Sie, oh mein Gott sie lädt. Wir müssen da rein! Ende."
Sie standen zusammen an der Wand, vom Schatten der Nacht verborgen. Dann nickte er sie an. Beide zogen ihre Waffen.
„Ich gehe vor!", knurrte H Anie an, die ihn etwas genervt ansah.
„Oh, ja ich mache das ja zum ersten Mal!
„Miami Dade Police! Legen sie die Waffe weg!"Ein Polizist hatte die Tür aufgetreten und die zwei Ermittler stürmten in die Hütte.
„Bleiben sie stehen, sonst drücke ich ab!"Alishia Coleman saß auf dem Fußboden in der Mitte des Wohnzimmers und hielt sich ein Gewehr ans Kinn. „Ich meine es ernst, bleiben sie stehen."
„Ms. Coleman lassen sie den Mist, das hat doch keinen Sinn!"
„Genau, Miss es hat alles keinen Sinn mehr, dann kann ich ja jetzt auch mit meinem Leben Schluss machen, oder. Wenn ich hier lebend heraus komme, werden sie mich festnehmen und ich komme wohlmöglich in den Knast! Mein Leben ist ruiniert!"
„Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient! Auch sie, kommen sie, legen sie die Waffe weg!", sagte Anie, immer noch ihre eigene Pistole auf das Mädchen gerichtet.
„Nein, es ist aus, doch bevor ich gehe, werde ich ihnen noch etwas gestehen. Ich habe Benjamin Moore dazu überredet, Patricia umzubringen, ich habe es nicht ertragen, dass sie weiter mein Leben zerstört, sie hat mir alles weggenommen!"Ihre Stimme klang monoton und begann hörbar zu zittern. „Ich habe ihm eingeredet, sie würde in der nächsten Woche zu unserem Schulleiter gehen um ihn zu verraten und sie wolle vorher mit ihm Schluss machen. Es hat eine Weile gedauert ihn zu überzeugen, doch dann hat er angebissen und hat rasend vor Wut den Mord geplant und durchgeführt."
In der Hütte war es vollkommen still.
„Tja ich schätze es ist Zeit Abschied zu nehmen, bitte geben sie den Brief, der auf dem Tisch liegt meinen Eltern. Auf Wiedersehen!"
Sie setzte das Gewehr wieder an ihrem Kinn an und schloss die Augen und löschte mit einer Bewegung ihres Fingers ihr Leben aus, noch bevor Anie, die nach vorn gestürzt war um Alishia das Gewehr zu entreißen, sie erreichen konnte.
