Bevor mich eine wütende Menge (okay, wohl eher ein Mengchen) lyncht, es kam zu unvorhergesehen Verzögerungen *compy tritt*

Etwa zwei Wochen früher:

Goldmond: Hallo, lieber Computer! Lass uns das Kapitel schnell noch einmal Korrektur lesen.

Compy: Soll die Datei wiederhergestellt werden?

Goldmond: *??* ... JA!

Compy: Nicht möglich ... Soll die Datei wiederhergestellt werden?

Goldmond: Ähm … ja? ... Bitte?

Compy: Nicht möglich ... Soll die Datei wiederhergestellt werden?

Goldmond: JA!! BIIIIIIITTEEEEE!!!

Compy: Nicht möglich ... Soll die Datei wiederhergestellt werden?

Goldmond: *sniff*

Kapitel 7 Bohnerwachs und Raumkoordinaten

Das Leben ist voll von einfachen Unterfangen, denen niemand weitere Beachtung schenkt. Das Überqueren einer Straße. Das Schließen einer Tür. Das Betreten eines Hauses...

zumindest solange man nicht Vegeta no Ouji heißt und eine Feraijen als mehr oder weniger unfreiwilligen Hausgast sein eigen nennt.

Die Kombination dieser Zustände sorgt zwangsläufig dafür, dass das normale Verhaltensrepertoire beim Betreten eines Hauses - man öffne die Tür, übertrete die Schwelle und schließe die Tür wieder- einige ungewöhnliche Erweiterungen erfährt.

Zum Beispiel wäre bei jedem, der den stolzen Prinzen der Saiyajin heute beim Betreten seines Hauses beobachtet hätte, gewiss eine einzige Frage aufgekeimt: Warum nur wurde bei diesem simplen Vorgang so große Sorgfalt darauf verwendete den unschuldigen Fußboden zu überprüfen?

Natürlich nur, wenn dieser Beobachter noch nicht von dem kleinen, unerfreulichen Zwischenfall mit dem Bohnerwachs gehört hatte.

Niemand schießt gerne mit knapp 90 km/h durch den eigenen Hausflur.

Vor allem dann nicht, wenn es einen Zuschauer gibt.

Ganz egal, wie hübsch der Holzboden dabei glänzt.

Es war purer Zufall gewesen, dass einer der führenden Wissenschaftler der Capsule Corp. in der Nähe gewesen war, als sich das... Missgeschick ereignet hatte. Der gelehrte Mann war durch das bemerkenswerte Schauspiel so aus dem Häuschen gewesen, dass prinzlicher Zorn von Nöten gewesen wäre, um dem erwachenden Forscherdrang Einhalt zu gebieten. Unglücklicherweise war der hoheitliche Grimm zu einem Zeitpunkt, als sich eine wissenschaftliche Intervention noch hätte verhindern lassen, gänzlich mit einem sich schnell entfernenden Zielpunkt (gemeinhin als Kit bekannt) beschäftigt gewesen.

Bis der Prinz mit viel Ausdauer sein Schicksal und sämtliche anderen Weltraumrassen verwünschend in das Haus zurückgekehrte, hatte sich bereits ein ganze Horde von Erfindern in seinem Flur versammelt, um das wundersame Schmiermittel zu untersuchen. Jeder dieser Forscher wäre bereit gewesen einen Teil seiner Seele zu verkaufen, um die Formel für dieses außergewöhnliche Gleitmittel zu erfahren.

Ein absolut bezauberndes Geschöpf - das bestimmt vollkommen zu Unrecht von Vegeta angebrüllt wurde!! - hatte ihnen dieses Schicksal erspart und ihnen freundlicherweise ein kleines Fläschchen mit dem Rest der Wunderflüssigkeit zur Verfügung gestellt, zusätzlich zu Tee und Plätzchen.

(Der normale Tagesablauf des gesamten Haushaltes wurde in den folgenden Tagen nur leicht von einer Unmenge von Pralinenschachteln und Blumensträußen beeinträchtigt. Das mittlerweile durch die Türklingel ausgelöste, kaum auffällige Zucken in Vegetas rechtem Augenwinkel sollte innerhalb von einer Woche wieder vollständig verschwunden sein.)

Zum Leidwesen der Wissenschaftler wurden trotz der Probe in diesem Forschungsbereich keine großartigen Fortschritte erreicht - die meisten Bestandteile waren zum größten Teil auf der Erde nicht erhältlich oder nahezu unerschwinglich. Allerdings wurden die frustrierten  Forscher durch eine Diskette, die eine Aufzeichnung des würdelos durch den Hausflur schlitternden Vegeta zeigte, mehr als entschädigt. Auf etlichen Bildschirmen der CC war eine Endlosschleife programmiert worden, um genussvoll in der Slow-motion-Version schwelgen zu können.

Natürlich ohne das Wissen des Prinzen. Vermutlich verfügte kein existierendes Wesen über eine so stark ausgeprägte Sehnsucht nach einem langsamen, qual- und phantasievollen Tod.

Nicht einmal aufmüpfige Feraijen.

Um alle Gefahren für sich selbst auszuschließen, hatte Kit vorsorglich noch am selben Tag die Überwachungskamera wieder an ihrem alten Platz montiert. Mittlerweile war Vegeta jedoch mehr als nur ein bisschen irritiert davon, dass seine Angestellten zu lächeln schienen, wenn sie ihn sahen.

Heute jedoch war das Betreten des Flurs gefahrlos. Alles war ruhig und friedlich.

Irgendwie... beunruhigend.

Vegeta blieb wachsam als er weiter in sein eigenes Haus vorstieß. Als er über nichts ungewöhnliches stolperte, war er fast enttäuscht.

Aber nur fast.

In der Küche entdeckte der Saiyajin auf dem Herd mehrere Töpfe. Der stolze Prinz hielt einen kleinen Sicherheitsabstand, als er den Deckel des größten leicht anhob und vorsichtig hinein spähte.

Kit schien, seit sie akzeptierte hatte, dass sie nicht um das Kochen herumkam, eine gewisse Begeisterung innerhalb der Küche entwickelt zu haben. Und noch mehr Freude am Experimentieren.

Es kostete Vegeta immer noch einige Mühe den Tag aus seinem Gedächtnis zu verdrängen, an dem sie beschlossen hatte sich an Insalata Frutti di mare zu versuchen. Zu seinem Bedauern war er ihr mitten in ihren... Vorbereitungen über den Weg gelaufen. Ja, mit viel Phantasie konnte man ihre Tätigkeit durchaus unter dem Begriff "Vorbereitung" einordnen. Es klang eindeutig besser als die Realität.

Die Feraijen war zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach dem geflüchteten Abendessen gewesen - mit einer Harpune.

Der Prinz war der Ansicht gewesen, dass sie schamlos übertrieb... bis er dem Riesentintenfisch in seinem Arbeitszimmer begegnet war. Der Anblick des sich an der Zimmerdecke festklammernden, sprungbereiten, zwei Meter großen Polypen hatte es mühelos geschafft sich auf Dauer in Vegetas Gedächtnis zu verewigen.

Danach wurde, aus für Kit völlig unverständlichen Gründen, Meeresfruchtsalat bis auf weiteres vollkommen von der Speisekarte verbannt... und sämtliche restlichen Zutaten aus dem Haus.

Immer noch in einiger Entfernung zu dem potentiell kampfbereiten Inhalt des Topfes schnupperte der Saiyajin misstrauisch. Beinahe hätte er erleichtert geseufzt, als er den Geruch identifizierte. Chili - nicht atmend. Dabei war er heute sogar zwei Stunden früher von der Arbeit zurückgekommen.

Allerdings war, trotz der neu aufgetretenen Kochbegeisterung und des noch warmen Beweises dafür, immer noch weit und breit kein Zeichen von der Feraijen zu entdecken.

Kitsune konnte nicht verschwunden sein, zumindest dessen war er sich sicher. Zu den wenigen Informationsbrocken, die der Clanführer ihm widerwillig vorgeworfen hatte, gehörte auch das Wissen, dass Kit ihn ohne seine Zustimmung und den Stein unter keinen Umständen einfach verlassen konnte.

Mit gerunzelter Stirn forschte er nach ihrer Ki-Signatur.

Er glaubte zwar nicht wirklich, dass sie selbstmordgefährdet war (wohl der einzige Weg dem Bindungsstein ein Schnippchen zu schlagen), nur selbstmörderisch nervtötend... aber sicher war sicher. Die letzten Tage war sie verdächtig friedlich gewesen - Kochexperimente zählten nicht wirklich.

Ah, da war sie - vor allem daran zu erkennen, dass die Aura zu keinem anderen gehören konnte. Feraijen zeigten keine typische zuordenbare Energieausstrahlung wie andere Rassen; vermutlich ein unentbehrliches Merkmal, wenn häufiger nach Abschluss eines Handels spontane Abwesenheit zu empfehlen war (= renn schneller als dein Handelspartner die Ware überprüfen kann). Die meisten Feraijen hielten diese Geschäfte zweifellos für sehr gelungen, die restlichen Beteiligten... nun, es hat zweifellos Gründe, wenn Mutter Natur es für das Überleben einer Rasse als notwendig erachtet, dass kein Mitglied der gesamten Art aufgespürt werden kann.

Vegeta war sich jedoch trotz dieser besonderen Eigenart sicher, dass sie es sein musste. Schließlich war er mit den Energiesignaturen aller anderen Personen, die über ein nennenswertes Energieniveau verfügten, vertraut. Und wer sonst sollte sich in seinem Gravitationsraum aufhalten ohne zu fragen? Aber...

Irritiert konzentrierte er sich weiter. Sämtliche wahrnehmbaren Energien wirbelten chaotisch durcheinander. Noch chaotischer als erwartet. Und in ihrer Nähe war... niemand.

Was war los? Wie Training fühlte sich das nicht an. Eigentlich interessierte es ihn ja überhaupt nicht.

...

.... ....

Na gut, es interessierte ihn doch. Aber nur ein bisschen.

Ein ganz kleines bisschen.

Mit einem Knurren beschloss der Prinz sein eigenes Training heute etwas früher als geplant zu beginnen.

Rein zufällig.

Im Trainingsanzug blieb Vegeta schließlich vor dem Gravitationsraum stehen und sah auf den Monitor. Die Anzeige stand auf 250 g, das höchste, das Kit seines Wissens ertragen konnte, ohne als Mus großflächig den Boden zu bedecken. Er beobachtet sie neugierig eine Zeitlang auf den Bildschirm.

Die junge Feraijen schien zu toben. Im Moment führte sie Katas durch, aber die rastlosen Bewegungen zeigten nur wenig von der Kontrolle und der fast an Langeweile grenzenden Eleganz, die Kit sonst bei jeder Übung bewies. Ihr Sportdress –  heute bestehend aus kurzen, abgeschnittenen Jeans und einem T-Shirt – war vollkommen durchgeschwitzt. Schreie und unbeherrschte Ki-Schübe verstärkten den Eindruck von unkontrollierter Raserei noch.

Der Prinz der Saiyajin wölbte überrascht eine Augenbraue, während er das Schauspiel weiter beobachtete. Sie führte sich auf wie eine Wahnsinnige.

Hm. Er bezweifelte eigentlich nicht, dass alle Feraijen geistesgestört waren. Welche andere Rasse lebte schon freiwillig wie umherstreifendes Gesindel im Weltraum und zog hausierend von Planet zu Planet um jedem, der über genug Bares verfügte, seine Dienste feilzubieten?

Allerdings war Kits Wutausbruch trotzdem überraschend - alltägliche Irrationalität von Rasse und Person einmal hinten angestellt. Er hatte sich daran gewöhnt, sie fast immer lächeln zu sehen.

Bei weiterer Überlegung: sie lächelte sonst eigentlich immer - solange sie ihn nicht ansah. Ihm warf sie bevorzugt grimmige Blicke zu. Nichts schien den jungen Satansbraten unterkriegen zu können. Eine Eigenschaft, der der Krieger in ihm durchaus Respekt zollte.

Sein Blick fiel auf ein zusammengeknülltes Stück Papier, direkt neben Kits zerknautschter Lieblingskochschürze, beides anscheinend mit viel Wucht in die Ecke neben den externen Schwerkraftkontrollen gefeuert. Einen Moment musterte Vegeta das ausgefallene Kleidungsstück - er hegte den ausgeprägten Verdacht, dass Standardkochschürzen vermutlich nicht über Extras wie Dolchscheiden und Wurfsterne verfügten -,  dann bückte er sich, hob den Fetzen auf und strich ihn glatt. Eine Ziffernkolonne bot sich seinem forschenden Auge dar.

Der Prinz brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es Weltraumkoordinaten waren. Eine einzige Zeile stand darunter. Vegetas begrenzte Kenntnisse des Feraijischen waren etwas eingerostet, die Worte jedoch sehr simpel.

 „Weil die Ehre es gebietet", murmelte er schließlich nachdenklich vor sich hin.

Er hatte sich geirrt, der Satansbraten war nicht wütend. Weit davon entfernt.

Irritiert fragte Vegeta sich, wie man jemanden tröstet, der einen in etwa so schätzte wie die Personifizierung von Pestilenz, Tod und Hungersnot.

Er war ein Prinz.

Er war ein Krieger.

Er war ein Mann, der sich mit einer unglücklichen Frau konfrontiert sah.

Er beschloss den leichtesten Weg zu nehmen.

/KAKAROTT!/

Etliche hundert Kilometer entfernt hob Son Goku verwundert den Kopf, als der mentale Ruf seines Geliebten seine Aufmerksamkeit forderte.

/Komm her. Sofort!/

/Vegeta? Was ist los?/ Verblüfft konzentrierte der große Saiyajin seine Sinne darauf die Erde nach einer möglichen Bedrohung abzutasten. Er fand nichts. Außerdem klang Vegetas Ruf nicht so, als ob sich in unmittelbarer Not befand, ansonsten hätte Son Goku sich sofort zu ihm teleportiert. Als ob sein sturer Prinz dann nach Hilfe gerufen hätte...

/Komm her, sag ich!/

Goku runzelte kurz die Stirn. Vegeta klang gänzlich Vegeta-untypisch. Na schön, Tonfall und Wortwahl waren eindeutig typisch, aber es hatte den leichten, minimalen Beiklang eines Hilferufs, neben dem Befehlston... und bezeichnenderweise fiel ihm, außer sich selbst, nur eine Ursache ein, die in letzter Zeit konstant eine Normabweichung bewirkte. Und nachdem er gerade hier war und sich auch in den letzten paar Stunden nicht von ChiChis Krankenbett fortbewegt hatte...

/Was hat sie denn wieder angestellt?/

Verblüfftes Schweigen antwortete ihm.

Der auf der Erde aufgewachsene Saiyajin hielt mit Mühe seine Gedanken von dem breiten Grinsen, das auf seinem Gesicht erblühte, frei, während er wartete, dass sein Geliebter seine Fassung wiederfand. Sein Prinz hatte definitiv mit jeder anderen Antwort gerechnet, aller Wahrscheinlichkeit nach vorzugsweise mit einem "Ja, sofort" oder zumindest mit einer Frage nach dem Warum. Dass sofort nach Kit gefragt wurde, irritierte ihn offensichtlich sehr.

Nachdem Vegeta weiter schweigsam blieb und nur das mentale Äquivalent einer schmollenden, überraschten, ziemlich dunklen Gewitterwolke über die geistige Verbindung widerhallte, beschloss Son Goku es erneut zu versuchen. Am besten indem er das Gespräch in die vermutlich eigentlich beabsichtigte Bahn lenkte. /Warum soll ich kommen?/

Sein Prinz hatte offensichtlich beschlossen die Frage, ob er langsam erschreckend berechenbar wurde, der Dringlichkeit wegen zur Seite zur stellen, denn dieses Mal erreichte Son Goku eine Flut von Bildern, vermischt mit Vegetas bruchstückhaftem Wissen über Feraijen, der Bedeutung des Zurücklassens eines Clanmitglieds und der extrem boshaften Anspielung auf die Ehre. Goku blinzelte überrascht als sich die Eindrücke zu einem Gesamtbild formten. Kit schien zutiefst verletzt und beleidigt, quasi als unnötiger Ballast abgeworfen worden zu sein. Genau deswegen sollte er - Goku - gefälligst seinen Hintern her bewegen und das Problem aus der Welt schaffen, da ein Prinz sich nicht mit so lächerlichem Weiberkram wie Gefühlen aufhielt. Dezent wiedergegeben.

Und nur um es noch einmal zu erwähnen - falls Kakarott es in den letzten Stunden, seit Vegeta es das letzte Mal ausgesprochen hatte, vergessen haben sollte -  er konnte die Feraijen nicht leiden! Noch ein Grund mehr, warum die geistige Fürsorge - pfui!! - eindeutig nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fiel.

Son Goku schmunzelte vor sich hin, als der Zusatz noch schnell von Vegeta nachgesendet wurde. Als ob sein Prinz es fertig brächte Kit ihrem Elend zu überlassen. Unter Vegetas rauer Schale verbarg... Goku unterbrach den Gedanken. Ein weicher Kern traf es eindeutig nicht; aber wesentlich weniger Kälte und Menschenverachtung, als der stolze Saiyajin jemals eingestanden hätte. Infolgedessen machte sich Son Goku mit ruhigem Gewissem daran Kit die beste Hilfe zu schicken, die sie bekommen konnte. Was die Hilfe davon hielt... Goku seufzte kurz .... am besten beeilte er sich.

/Tut mir leid, ich kann ChiChi jetzt wirklich nicht alleine lassen. Du machst das schon./ Mit dem mentalen Äquivalent eines aufmunternden Tätschelns auf die Schulter beendete der große Saiyajin das Gespräch, dann wandte er sich wieder seiner Exfrau zu, die sich unruhig auf ihrem Krankenbett hin und her warf.

In der Capsule Corp. blinzelte Vegeta, als sich das Band wieder in den Hintergrund seiner Gedanken schob. Kakarott hatte die Verbindung so schnell unterbrochen, dass der Prinz keine Chance auf  Widerspruch gehabt hatte. Und hatte er wirklich ein Tätscheln mit auf den Weg bekommen? Er musste anscheinend wirklich dringend ein ernstes Wörtchen mit seinem Geliebten wechseln...

Wie dem auch sei, das mit dem leichten Weg war wohl nichts. Dabei waren solche emotionalen Sachen ganz eindeutig Kakarotts Spezialgebiet. Jetzt musste er sich wohl oder übel selbst damit auseinandersetzen. Mit einer Grimasse drehte der kleine Saiyajin sich zur Tür und betrat den Gravitationsraum.

Kit schenkte Vegeta nur einen flüchtigen Blick, als sie die Tür auf und wieder zu zischen hörte. Ohne auch nur ins Stocken zu kommen, verwandelten sich ihre Bewegungen in ihren üblichen kontrollierten Trainingsablauf. Keinen ganzen Herzschlag lang dauerte es, bis ihre Ki-Signatur keinerlei Auffälligkeiten mehr zeigte.

Zeige nie einem Feind eine Schwäche. Vegetas unwillige Annerkennung stieg noch ein wenig. Wenn er sie nicht vorher beobachtet hätte, dann wäre bei ihm auch nicht der Funken eines Verdachts aufgekeimt. Hätte er seine Arbeit heute nicht zufällig früher beendet, hätte er vermutlich nie davon erfahren. Kit schien durch eine harte Schule gegangen zu sein.

Zumindest würde ihn keine Tränenflut überschwemmen – Vegeta dankte im Stillen für die geringfügige Erleichterung. Er hasste Tränen. Er fühlte sich dann... hilflos.

Allerdings wurde seine Aufgabe, dadurch dass Kit nicht weinte ironischerweise nicht einfacher. Wie muntert man jemanden auf, der ganz offensichtlich keinen Trost braucht? Oder zumindest sehr viel Energie aufwendet, um den Schein zu wahren? Und, verdammt noch mal, wieso war er hier und nicht Kakarott? Er war nicht sensibel.

Das Schicksal meinte es heute definitiv nicht gut mit ihm. Schon wieder.

„Lust auf einen kleinen Trainingskampf?"

Vielleicht half es ihr ja schon, wenn sie sich abreagieren konnte. Das intensive, blindwütige Einzeltraining schien sie jedenfalls nicht beruhigt zu haben. Der Prinz drehte die Gravitation auf 50 g. Er hatte keine Lust sie auch noch vom Boden des Trainingsraumes aufzuwischen, falls sie die Kontrolle über ihr Ki verlieren sollte.

Überrascht hielt Kit mitten in der Bewegung inne und warf ihm einen schrägen Blick zu. Vegeta trainierte nie mit ihr. Nie. Er war zwar manchmal im selben Raum, wenn Son Goku sie unterwies oder Trunks und Goten mit ihr trainierten, aber das war es dann auch schon. Bis auf ein paar spöttische Blicke – dann wenn sie wieder einmal pfannkuchenartig an der Wand klebte ... oder am Boden ... oder an der Decke ... *seufz*  – schien er sie gar nicht wahrzunehmen, sobald sie den Gravitationsraum betreten hatte.

Er hatte sie doch nicht ausflippen sehen, oder? Wieso war er überhaupt schon Zuhause? Und um gleich noch ein paar Fragen anzufügen: Wieso unterdrückte hier eigentlich jeder sein Ki? Und wo in ihrem Leben hatte sie eigentlich die Abzweigung genommen auf der stand: bitte biegen Sie hier ab, wenn sie ihr Leben ruinieren wollen?

Bei genauer Überlegung, wollte sie das eigentlich gar nicht so genau wissen.

Nun, zumindest machte Vegeta einen vollkommen normalen Eindruck. Oder vielleicht doch nicht? Ausnahmsweise zeigte sein Blick nicht nichts von dem gewohnten Spott bzw. der arrogante Überheblichkeit, die sie von ihm gewohnt war. Nur Ruhe und Aufmerksamkeit.

Kit biss die Zähne zusammen. Er durfte es nicht erfahren. Egal, wie ihre Seele schrie.

Der Saiyajin durfte einfach nicht wissen, wie sehr der Brief sie verletzt hatte. Der traditionelle Reif um ihren Oberarm, der den Clanstein im Zentrum trug, schien höhnisch im Takt ihrer Gedanken zu pulsieren. Gebunden und verlassen. Gebunden und verlassen. Welche Ironie, dass sie ihn gerade heute angelegt hatte.

Was hatte sie erwartet? Dass der Clan sie akzeptieren und zu ihr stehen würde, ohne etwas anderes als Schwierigkeiten von ihr zu erhalten? Nur weil sie so hübsch mit ihren Wimpern klimpern konnte?

Nüchtern betrachtet, lag es vermutlich eher daran, dass sie im falschen Moment nicht mit den Wimpern geklimpert hatte. Aber es war so befriedigend gewesen...

"Tut mir leid, Hanek. Ich habe eine gewisse Vorstellung von dem, was ich in meinem Bett haben will."

Dann hatte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Natürlich nicht, bevor der Clanführer die Gelegenheit hatte, einen Blick auf den netten, nur von einer Felldecke bedeckten Mann in ihrem Bett zu werfen...

Haneks Gesicht war ein Bild für die Götter gewesen. Die Frage, ob es klug gewesen war, hatte sie sich - wie so oft - entschieden zu spät gestellt.

Sicher, es lag es nicht nur daran. Auch wenn Haneks Wort vermutlich Ausschlag gegeben hatte, so musste sich doch über die Hälfte des Clans widerspruchslos gefügt haben, sonst wären sie nicht weitergezogen. Ha, als ob sie nicht selbst alle wirklichen Bindungen vermieden hätte. Einmal alles zurückzulassen war schlimm genug gewesen. Sie hatte sich wirklich bemüht... aber...

Egal, das war jetzt unwichtig. Der Saiyajin-Prinz durfte ihren Schmerz nicht sehen. Egal, was es für sie bedeutete. Er war ein Feind, richtig?

Kit gelang es sich für einen Sekundenbruchteil zu entkrampfen, doch noch bevor sie es wirklich schaffte die Spannung in ihren Muskeln zu lösen, vernichtete der nächste Gedanke effektiv diesen willentlichen Versuch sich dem quälenden Kreis zu entziehen.

"Weil die Ehre es gebietet."

Der spontane Gedanke, der ihr eigentlich als Leitsatz helfen sollte, entwickelte den gleichen Effekt wie ein Schlag in die Magengrube. Die Floskel, so oft in allen möglichen Zusammenhängen im feraijischen Leben gebraucht, hatte einen völlig neuen Nebenklang bekommen.

Hanek wusste wirklich, wie man einen Tiefschlag erteilte. Nur weil die Ehre es gebot, hatte er ihr mitgeteilt wo der Clan hinziehen würde. Die Ehre des Clans. Nicht ihre.

Nur weil man ihr die Gelegenheit geben musste die bestehenden Clanbindung zu durchtrennen, damit sie in der Lage war neue einzugehen. Denn sonst würde jeder Feraijen in ihrer Aura erkennen können, was sie war. Verlassen. Unwichtig. Wertlos.

Aber das machte ihr nichts. Wertlos. Wertlos. Ihre Muskeln spannten sich mit jedem Pochen in ihren Gedanken noch weiter an.

Wertlos. Nein. Nein, das war nicht richtig. Sie hatte vorher ohne Clan gelebt. Von allen Bindungen entbunden zu sein war nicht zwangsläufig unehrenhaft. Aber...

Zurückgelassen. Wertlos. Nein. Nein! Nicht der Clan oder die Familie definierten, wer und was sie war. Das musste so sein...  denn wäre es nicht so, dann wäre sie schon seit Jahren besser tot.

Ja. Sie war immer noch Feraijen. Sie würde sich von Hanek lossagen und sie würde wieder einen Clan finden. Sie war Feraijen ... und sie hatte immer noch ihren Stolz.

Ach, wirklich? Die kleine, fiese Stimme in ihren Gedanken erinnerte sie grausam daran, dass sie alles, das sie an Stolz und Ehre besessen hatte, schon lange, bevor sie den Prinzen der Saiyajin überhaupt getroffen hatte, freiwillig aufgegeben hatte.

Vegeta beobachtete sie aufmerksam. Wenn sie die Kiefer noch fester zusammenpresste, würden ihre Knochen splittern. Nach ein paar Sekunden kehrte sie aus den Tiefen ihrer Gedanken zurück, widmete ihm ein herausforderndes Lächeln und ging in Kampfposition.

„Keine Super-Saiyajin-Spielchen, okay?"

„Keine Ki-Spielchen."

Nachdem die Spielregeln geklärt worden waren, sprang sie ihn förmlich entgegen. Verdutzt stellte Vegeta fest, dass er sich tatsächlich konzentrieren musste, um die Oberhand zu behalten. Sie war erstaunlich schnell.

Kurze Zeit  später prallte Kit mit einem lauten Knall gegen eine Wand. Sie war zu erschöpft von ihrer vorherigen Toberei, um auch nur zu versuchen den Aufschlag abzufangen. Zu müde, um sich überhaupt darum zu kümmern. Zu enttäuscht, um auch nur einen Versuch zu starten. Mit einem hässlichen Knirschen landete sie auf der Seite. Auch hier wertlos, war der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf widerhallte.

Vegeta war innerhalb eines Sekundenbruchteils neben ihr. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich so ungeschützt erwischen lassen würde. Ihr Aura hatte, in dem Versuch den Sturz abzufangen, gerade einmal schwach aufgelodert. Mit gerunzelter Stirn sah er zu, wie sie sich wieder auf die Beine kämpfte. Ein Arm hing schlaff herab. Ausgekugelt, keine Frage.

Als sie schließlich wieder aufrecht stand, winkte er ab, als sie versuchte wieder eine Kampfstellung einzunehmen.

„Komm her."

Die Feraijen funkelte ihn an, gehorchte aber widerspruchslos. Es musste ihr noch schlechter gehen, als er gedacht hatte.

„Die Schulter ist luxiert. Es ist besser, wenn wir sie gleich wieder einrenken." Vegeta trat hinter sie, bevor sie auch nur Zeit hatte über seine Aussage nachzudenken.

Mit einem geschickten Griff behob er den Schaden.

Kit schrie vor Schmerz, als sie auf die Knie fiel. Blut perlte von ihrer Lippe, als sie darauf biss, um den Klageton abzubrechen. Keine Zeit um nachzudenken, bedeutet auch keine Zeit sich auf die Pein vorzubreiten. Ihr Augen schimmerten unnatürlich hell. Ich werde nicht vor ihm weinen. Ich werde NICHT vor ihm weinen..

Vegeta ging langsam neben ihr auf die Knie. „Es ist keine Schande zu weinen, wenn es wirklich schmerzt." Seine dunkele Stimme war weich, bar jeder Herausforderung, ohne den geringsten Spott. Genauso weich wie seine Hände, als er sie vorsichtig in eine Umarmung zog und sanft wiegte, bis ihre stillen Tränen versiegten.

***

Wenige Stunden später wurden sämtliche Aufzeichnungen von Vegetas würdeloser Rutschpartie von einem neuartigen, exotischen (man könnte fast schon sagen außerirdischen) Virus zerstört.

Kit hatte Vegeta nicht vergeben.

Aber sie war nicht dumm: Der Zettel mit den Raumkoordinaten war glattgestrichen gewesen, als sie ihn wieder aufgesammelt hatte.

Sie wusste sehr genau, was der Prinz getan hatte ... und was er nicht mit dem Wissen getan hatte.

Es würde nichts zwischen ihnen ändern, aber sie blieb nie jemandem etwas schuldig.

Außerdem, eine Sache war sicher: Vegeta würde sie nie wieder die Böden schrubben und bohnern lassen.

- - -

tbc

Hm *nach oben schaut*  Ich kann nicht einmal mehr sagen, wie die erste Fassung (die dank meines heißgeliebten Laptops nicht mehr existiert *grummel*) anders war. Sie war es auf alle Fälle... Im Moment habe ich das nagende Gefühl etwas vergessen zu haben, aber ich mag das neue Kapitel jetzt trotzdem irgendwie gern. Kit und Vegeta mal nicht im Clinch... *überdenk*   Zumindest nicht nur ;-)

Gefällt Euch die minimale Annäherung zwischen den Beiden? Ob das wohl gut für Kits Seelenheil ist... *fies grins*

So, und weil ich jetzt noch ganze 10 Minuten Zeit habe, bevor ich übers WE wegfahre, werde ich ganz schnell ins Netz hoppeln und das Kapitel hochladen.

Sorry, dass ich keine Zeit mehr für die reviews einzeln habe, aber ich liebe sie alle (und WIE!!) ... und hätte gerne noch mehr !! ;-) *ganz und gar nicht größenwahnsinnig ist*

Bye für heute!!

Eure Goldmond (die gerade fast schon gewaltsam vom Computer weggeschleift wird)