Er konnte förmlich hören wie „Click"machte in seinem Hirn und alles war schwarz.

Er fuhr auf dem Absatz rum.

Sein Blut trieb so hart durch seine Venen, dass ihm die Schläfe schmerzte und er fühlte sein Hals würde platzen. Überdosen von Adrenalin rauschten in seinen Trommelfeldern, projizierten schwarze wilde Punkte auf seine Netzhaut.

Sein Blick wie ein Tunnel und am Ende sah er sein Ziel. Und nur das.

Der kahle Schädel mit den fleischigen, schweren Wangen. Schwarze Augen, winzig hinter der Brille.

‚Was ist Meiko?! Du bist raus. Gibt's da noch was zu sagen?' die Stimme, fett und herablassend kalt, erreichte wabbernd sein Gehör.

Er machte einen Schritt nach vorn. Noch einen, etwas schneller Auf den Rand der Bühne zu.

‚Ihr wollt eure Show?! Ihr werdet sie kriegen!' zischte es durch seinen Kopf.

Er vergaß, dass er keine Chance hätte gegen den Pitbull, aber es war ihm egal. Der massige Körper war sein Ziel. Er spürte so viel Wut und Hass und Frustration in sich aufquellen, alles was sich aufgestaut hatte in den Wochen ballte sich zusammen und würde explodieren, genau wenn er am Bühnenrand angekommen war. Es würde ihn innerlich zerfetzten und alles wäre ihm egal. Er wollte nur endlich dem kahlen Schädel geben was er verdammt noch mal verdiente.

‚Meiko? Was willst du noch?' die unförmigen Lippen bellten wieder ins Mikro.

Er hörte es kaum. Der Bühnenrand war nah und sein Brustkorb hob sich schnell und unkontrolliert. Das Adrenalin ließ ihm schwindelig werden. Und nur der Tunnelblick auf den Pitbull schien ihn aufrecht zu halten.

‚Hey! Warte.' Es war geflüsterte, ganz unwirklich sanft in sein Ohr. Es klang weit entfernt, ganz leise drang es an ihn heran. Aber er spürte es war ganz nah.

Zentimeter bis zur Explosion.

‚Mach es nicht. Es ist es alles nicht wert.' Die Stimme wirkte merkwürdig ruhig; die Ruhe in einer Stimme wenn sie besorgt ist, sehr besorgt ist, traurig. Wenn sie weiß dass sie eigentlich nichts mehr tun, nichts mehr verhindern kann und was sie sagt nur ein letzter, aussichtsloser Versuch ist.

Meiko blinzelte. In seinen Ohren rauschte es immer noch, seine Halsschlagader pumpte immer noch Adrenalin in hohen Dosen in sein Gehirn.

Aber die Zündschnur zu seiner Bombe fackelte nicht mehr so zischend wie zuvor. Sie fing an zu glimmern.

Meiko wand seinen Blick vom fleischigen Kopf ab, drehte sich in die Richtung aus der die Stimmer gekommen war.

Er blinzelte noch einmal. Wie aus einer Trance kam er langsam zu sich.

Ken lächelte ihn traurig an, er stand ganz nah neben ihm. Er hatte Tränen auf den Wangen. Ein kleine hing noch an einer Wimper fest, glitt dann langsam an seinem Wangenknochen herab als Ken kurz blinzelte.

‚Lass uns gehen.' Flüsterte Ken, und Meiko nickte nur stumm. Sein Herz immer noch schwindelig in ihm.

Meiko warf einen letzten Blick über seine Schulter zur Jury, bevor er, alles ignorierend, Ken's Hand nahm, der sofort seine Finger um sie legte.

Manigfaltiges ungläubiges Keuchen und Ächzen begleitete sie als sie die Treppe von der Bühne herab gingen. Hinaus aus dem Spotlight, nur kurz verfolgt von fassungslosen Kameras, hinein ein warme, sie willkommene Dunkelheit.

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Meiko fühlte sich immer noch schwindelig und jetzt sehr unsicher und weich auf seinen Beinen als sie auf den verhassten Nightliner zugingen, der im Dunkeln auf einem Parkplatz stand. Er schwitze, ihm war heiß, und eisig kalt im selben Augenblick. Sein Gesicht verglühte kalt von innen heraus.

Sie hatten es wirklich getan.

Meiko lächelte ungläubig in sich hinein.

Sie waren wirklich einfach abgehauen.

Meiko blinzelte zu Ken der still neben ihm ging. Auch Ken lächelte still in sich hinein.

Meiko's Herz machte einen ungeplanten Saltosprung.

Sie waren wirklich einfach so gegangen. Hand in Hand hatten sie die Bühne verlassen.

Er drückte kurz Ken's Hand.

Ken sah ihn an, ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus und er drückte Meiko's Hand als Antwort.

Sie hatten den Nightliner fast erreicht als laufende Schritte sie sich umdrehen ließen.

‚Hey Jungs!'

Es war Akay, der keuchend hinter ihnen hergelaufen kam.

‚Wartet!'

Unsicher verkrampften sich ihre Hände umeinander.

‚Akay?'

‚Ja, ich bins.'

Akay stand etwas atemlos vor ihnen.

‚erhm...was willst du?' fragte Ken leicht nervös.

‚Toller Abgang, Mädels.' Akay grinste jetzt breit. ‚Ihr hättet deren Gesichter sehen sollen. Einfach genial.'

‚erhm...danke.' Meiko blinzelte irritiert zu Ken hinüber.

‚Wo wollt ihr hin? Wann geht's los? Und was dagegen wenn wir mitkommen?' Akay strahlte in ihre Gesichter.

‚Hä?!'

‚Laß uns die Sachen packen. Die Anderen kommen auch gleich.' Akay lachte. ‚Popstars ist tot – lang lebe Popstars.'

Und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage in ihrer Strandbar.