‚Wie sind unsere Worte doch schwach und hilflos.'

Eomer blinzelte durch die Nacht, über das Feuer vor seinen Füßen hinweg, hin zum weißen Zelt Meter entfernt und der schattenhaften Gestalt die still vor ihrem Eingang stand, unbeweglich Wache hielt.

Er wollte sie nicht beschreiben, die Gestalt, nicht sprechend und auch nicht denkend; sogar das schönste Wort in seiner Sprache würde eine Beleidigung des Vollkommenen sein. Zu rau und schroff aneinander gereiht waren die Buchstaben um Schönheit wie dieser gerecht zu werden. Verletzen würden sie sie.

Nur in der Nacht, wenn er glaubte seine Blicke, hart und unvollkommen, würden durch das Dunkle sanft und verschleiert, sah er sie an, die Anmut des Elben. betrachtete er die Schönheit die er war und ihn umgab.

Wie es sei die Vollkommenheit zu berühren, unter seinen rauen Fingerspitzen zu fühlen wie sie entlang glitt, wagte er nicht sich auszumalen. Zu grob schien ihm seine eigene Hand um Haut wie weiches Elfenbein anzufassen.

Doch je länger er ihn nun aus dem Augenwinkel durch die Flammen beobachtete, den Elben, desto mehr spürte er es in sich, Verlangen seine für Zartheit so ungelenken Hand auf ihn zu legen, auf die Schulter um von dort die Schönheit zu ertasten. Vorsichtig, so vorsichtig er konnte; so aufmerksam er konnte, seine Sinne darauf richten nur zu fühlen, seine Augen nur zu sehen. Haut, so eben, makellos wie von einer Götter Hand gemalt, und eine Gestalt von Göttern geformt, unter seinen groben Fingern wollte er sie leise fühlen. Nah. Nah wollte er sein, dem Vollkommenen. Den Atem hören wenn er sich vorbeugte mit zitternden Lippen, flach und süß an seiner Stirn und bebende Rippen an sich spüren wenn er ihn ganz umschloss.

‚Das Feuer!'

Der Ruf gellte durch die Nacht, zeriss die Stille mit scharfem Hieb und Eomer sprang vom Feuer auf. Hellwach, durchzuckt von einem Blitz.

Zelte wurden aufgerissen.

‚Minas Tirith ruft!' ein zweiter Schrei.

Rüstungen klapperten im Lauf, Pferde Wiehern nervös in den aufgeregten Reihen.

‚Auf! Macht euch bereit!' rief Eomer über den weiten Platz, die letzen weckend und schnallte sich das Schwert eng um seine Hüfte im schnellen Gang, blindlings entgegenkommenden ausweichend. Eilig sah er auf.

Der Blick purer blauer Augen traf ihn wie ein Pfeil das Herz.

So nah stand er vor ihm, der Elb. So klar und unverwunden schön, dass es Eomer traf wie ein Pfeil das Herz.

Die Hand auszustrecken, nur ein kleines Stück, hätte genügt ihn zu berühren. Ihn zu fühlen, warm und wirklich unter seinen Fingerspitzen. Gleiten, nur Sekunden den schlanken Hals entlang. Nur fühlen, dass er wirklich ist.

‚Es hat begonnen. Mögen die Götter uns beistehen.' Ein Lächeln, dünn wie der erste feine Lichtstrahl des Morgen, glitt über das Gesicht des Elbs.

‚Mögen sie das.' Brachte Eomer hervor; wand sich ab mit einem vergeblichen Zucken seiner Lippen, was ein Lächeln hätte sein sollen, und schritt schnell, energisch über den Platz durch die hektischen Massen, mit einem Herz aufgebracht und hart gegen seine Rippen pochend.