Kapitel 3: Abschied

Sieben Tage, nachdem Harry durch den Portschlüssel nach Hogwarts gebracht wurde, saß er gerade mit seiner neuen Mutter am Frühstückstisch und verzog angeekelt sein Gesicht. Er hatte die gesamte letzte Woche nichts zu Essen bekommen, während seine Mutter sich hungrig bediente. Aus Rücksicht aß sie jedoch immer schon bevor er in das kleine Esszimmer kam und blieb dann um ihm Gesellschaft zu leisten und sich mit ihm und Snape zu unterhalten. Sie war genau das, was er sich immer aus tiefstem Herzen gewünscht hatte.

Sie war zwar nicht Lily Potter, aber sie hatte Lily gekannt und sie gab Harry wirklich das Gefühl geliebt und beachtet zu werden. Wenn Sie ihm Dinge auftrug oder verbat, grinste er in sich hinein und fühlte die Salbe auf seinen seelischen Wunden ihren Dienst tun. Er hatte die ersten Tage zwar nicht viel geredet, doch verstanden sich die beiden auf Anhieb. Sie brachte ihn am fünften Tag sogar fast schon zu einem ersten echten Lachen. Sie war eine wundervolle, gefühlvolle Frau, die es verstand mit den Sorgen und Gefühlen anderer umzugehen und Harry wusste nun, warum Sirius sie damals schon geliebt hatte.

Vor ihm auf dem Tisch standen dutzende kleiner und größerer Gläser, aus denen es teilweise herausdampfte oder in denen es sprudelte. Durch das Glas konnte man deutlich die verschiedenen Farben erkennen, bei deren Anblick Harry immer übler wurde. Sein Magen brannte jetzt so stark, dass er sich sicher war, seine inneren Organe würden verglühen oder zumindest einen bleibenden Schaden von dieser Prozedur zurückbehalten und er musste ständig den Reiz unterdrücken all die Zaubertränke, die er viermal täglich austrinken sollte wieder zu erbrechen.

Er sah auf, als Severus Snape den Raum betrat. Vor sich balancierte er mit seinem Zauberstab ein Tablett mit weiteren fünf Zaubertrankgläsern.

„Guten Morgen Mrs. Black, ah, und guten Morgen Rufus. Schon beim Frühstück wie ich sehe, sehr gut, hier ist Ihr Nachtisch, wohl bekommts!"

Bei diesen Worten sah Harry deutlich, wie sich die Mundwinkel seines Professors zu einem undeutlichen Grinsen hoben.

„Sie wollen mich vergiften, Professor, und bald haben Sie das auch geschafft.", ächzte er und lies stöhnend seinen Kopf in seine auf dem Tisch überkreuzten Arme fallen.

Nun wirkte Snape sogar noch fröhlicher.

„Warum denn so schlecht gelaunt heute, Black? Heute ist schließlich Ihr großer Tag! Heute Abend werden Sie nicht nur das letzte Mal all meine köstlichen, extra für Sie zubereiteten Zaubertränke genießen dürfen sondern auch noch den Tod Ihres alten Selbst in der Abendausgabe des Tagespropheten zu lesen bekommen. Ich denke, eigens dafür wird die Redaktion des Tagespropheten wohl sogar die Auflage mindestens verdreifachen, wenn nicht noch mehr. Wenn Der-Junge-der-lebt plötzlich nicht mehr lebt, werden Sie tot vielleicht sogar noch berühmter sein, als lebendig. Das wird ein mächtiger Schock! Die Hexen und Zauberer unserer magischen Gemeinschaft werden verängstigter sein als jemals zuvor und das alles nur Ihretwegen."

Seine Mutter stand auf, und legte im Vorbeigehen ihre Hand kurz auf Harrys Schulter.

„Mach dir nichts daraus, mein Junge. Nur noch heute. Ab morgen kann dein Magen sich wieder an normales Essen gewöhnen, dann hast du die erste Hürde geschafft."

Sie blickte hoch zu Snape.

„Entschuldigt mich jetzt bitte, ich habe leider noch viel vorzubereiten."

Dann ging sie hinaus. Sie hatte ebenfalls das Gleiche gute Gespür wie Sirius, wenn es an der Zeit war, jemanden für ein persönliches Gespräch allein zu lassen. Harry lernte sie täglich mehr schätzen.

Als sie gegangen war hob Harry wieder den Kopf, zwar mit leicht grünem Gesicht, jedoch mit prüfenden Falten auf der Stirn.

„Wissen Sie, Professor, bei Ihnen bin ich mir niemals wirklich sicher auf welcher Seite Sie tatsächlich stehen."

Snape zog sich einen Stuhl an den Tisch, setzte sich und nahm sich ein Sandwich von der Platte. Er hatte ihnen während der gesamten vergangenen Woche beim Essen Gesellschaft geleistet, weil sie außer Filch die einzigen drei Personen waren, die in dieser Woche in Hogwarts verweilten. Und Filch war weder Eingeweihter des Planes noch kannte er diese Räumlichkeiten. Er wusste lediglich, dass Snape anwesend war, sich den ganzen Tag im Kerker aufhielt, unter keinen Umständen gestört werden wollte und zu keinem Essen in der Großen Halle erschien. Da Filch es jedoch ohnehin vorzog tagein tagaus allein in seinem Hausmeisterbüro zu speisen, schöpfte dieser auch keinen Verdacht.

Severus Snape hatte gerade von seinem Sandwich abgebissen, sich eine Tasse herangezogen und war nun dabei sich Kaffee einzuschenken.

„Meine Beweggründe, warum ich für Dumbledore und gegen den dunklen Lord arbeite gehen Sie nichts an, Black. Das ist eine alleinige Angelegenheit zwischen Dumbledore und mir. Ihnen sollte reichen zu wissen, dass ich hier rund um die Uhr alles in meiner Macht stehende tue um Ihnen das Leben zu retten. Bleibt mir nur zu hoffen, dass ich meine Zeit hier nicht umsonst vergeude. Was ist, schmeckt Ihnen Ihr Frühstück heute Morgen nicht? Mein Sandwich ist köstlich!"

„Oh, mein Frühstück ist wunderbar, vielen Dank", antwortete Harry sarkastisch, jedoch mit großer Müdigkeit in seiner Stimme.

Nach ein paar schweigsamen Minuten versuchte er etwas anderes, was ihn die vergangenen Tage beschäftigt hatte.

„Werden Sie mich nun noch mehr hassen, Professor? Zuerst hat mein Vater hat Ihnen einst das Leben gerettet, weil er sie aus dem Geheimgang gezerrt hat und nun hat mein neuer Vater sie einst erst dort hineingebracht, indem er Ihnen zeigte, wie er zu öffnen war. Das bedeutet ja tolle Aussichten für meine zukünftigen Zaubertrankstunden bei Ihnen. Gryffindor wird am Ende meines siebten Jahres wohl kaum mehr einen einzigen Hauspunkt übrig haben. Ich kann nichts dafür, dass ich der Sohn meiner Väter bin, ich bin weder arrogant, noch würde ich je das Gleiche tun. Sie wissen doch, ich bin bei den Dursleys aufgewachsen, in einem Schrank unter der Treppe. Ich wurde ausgelacht, weil der Hund meiner Tante mich einen Baum hochgejagt hat. Ich weis sehr gut, wie Sie sich in dieser Lage gefühlt haben mussten.

Ich bin nicht Malfoy. Und ich war immer nur neugierig, panisch und überstürzt, weil ich dachte, dass wirkliche Gefahr besteht und ich dachte, dass niemand mich ernst nehmen oder mir mal etwas erklären könnte. Es tut mir leid! Ich hatte doch von der Zaubererwelt überhaupt keine Ahnung. Es tut mir auch leid, dass ich letztes Jahr in Ihrem Denkarium herumgeschnüffelt habe. Ja, ich wäre vor Neugierde sonst geplatzt. Und wenn Sie es wissen wollen: ich habe mich in dem Moment wirklich für die beiden geschämt. Ich brach sogar in Umbridges Büro ein, damit ich über ihren Kamin Sirius zur Rede stellen konnte. Sie hätten mal sein geschocktes Gesicht sehen sollen, als er mich fragte woher zum Teufel ich das wusste. Mein Glück, dass ich dabei nicht erwischt worden bin. Aber für das, was meine Väter mit Ihnen angestellt haben, kann ich nichts. Und trotzdem hassen Sie mich abgrundtief seit ich das erste Mal einen Fuß in dieses Schloss gesetzt habe!"

Snape biss noch einmal nachdenklich von seinem Sandwich ab und schlürfte anschließend einen ausgiebigen Schluck Kaffee bevor er antwortete.

„Ich hasse Sie nicht. Ob jetzt Potter oder Black. Ich weis wer Sie sind, was Sie für die Zaubererwelt bedeuten und wie Sie aufgewachsen sind. Was ich hasse ist, dass Sie Ihrem Vater so verdammt ähnlich sehen, egal welchen der Beiden Sie sich jetzt aussuchen. Ihre Väter waren zu meiner Schulzeit etwa so verfeindet wie Malfoy und Sie heute, nur, dass ich mich ausschließlich um meine eigenen Noten gekümmert habe, während Ihre Väter mich ständig angegriffen haben, wo auch immer ich ihnen versehentlich über den Weg lief. Sie hatten keinen größeren Spaß. Malfoy und Sie sind dagegen echte Waisenknaben.

Während des Unterrichts wie auch in den Schulgängen musste ich lediglich eine gute Show liefern, damit Malfoys Vater keinen Verdacht schöpfen konnte, denn auch ich wusste von Anfang an, dass der dunkle Lord eines Tages wieder kommen würde. Und ich war und bin neben Malfoy einer der Todesser im engsten Kreis um den dunklen Lord. Außerdem, wie sieht es Ihrer Meinung nach aus, wenn der Hauslehrer der Slytherins auf einmal einen Gryffindor bevorzugt behandelt? Wenn ich Ihnen übers Maul gefahren bin oder Ihnen Hauspunkte abgezogen habe, wenn gerade niemand dabei war, dann nur, weil Sie mich wirklich aufgeregt haben. Sie haben mich glücklicherweise genauso wenig durchschaut wie Malfoy oder sonst jemand. Es war so leicht Sie zu reizen. Sie sind naiv, durchschaubar, ein schlechter Lügner, ein echter Löwe eben.

Und Sie haben mich erst Recht an Ihren Vater erinnert, als Sie begonnen haben in Ihrem ersten Schuljahr Ihre Freunde um sich zu scharen, mit ihnen durchs Schloss zu ziehen und sich auf eigene Faust in Schwierigkeiten zu bringen. Wenn ich Sie hassen würde, hätte Quirell sie bei Ihrem ersten Quidditchspiel von Ihrem Besen geworfen. Glauben Sie mir ruhig auch, wenn ich ihnen sage, dass wenn Sie diese Karte und den Tarnumhang Ihres Vaters nicht hätten, und ich weis, dass es eine Karte ist, Black, ich Sie in diesem Schloss öfter zurück in Ihren Turm geschleift hätte als Ihnen lieb gewesen wäre und ich es zu verhindern gewusst hätte, dass Sie sich ständig in Schwierigkeiten begaben."

Er nahm sich ein weiteres Sandwich und biss hinein, ehe er weiter sprach.

„Kommen wir zu weiteren Punkten für die Zukunft, Black. Ich werde Ihnen weiterhin Okklumentik beibringen, denn früher oder später werden Sie auf den dunklen Lord treffen. In einigen Jahren erst, das verschafft uns natürlich genügend Zeit, dennoch sollten Sie dieses Jahr nicht verschwenden.

Ich erwarte von Ihnen außerdem, ein erstklassiger Schüler in meinem Fach zu werden sowie in den anderen Fächern, die Sie in Ihrem siebten Jahr belegen werden. Harry Potter war vielleicht kein besonders motivierter Schüler, aber der Sohn von Melinda und Sirius Black, erstklassige Schüler in Ihrer Zeit hier, aufgewachsen weit weg von den Geschehnissen dieses Landes, sollte keinerlei sichtbaren Bezug zu Harry Potter mehr haben. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie mehr aus sich herausholen als Ihre Freundin Granger. Astronomie und Wahrsagen können Sie vergessen. Sie werden dieses Jahr einen Crashkurs in Arithmantik und Runen bekommen.

Ich denke, das Potenzial haben Sie dafür und es wird Ihnen gut bekommen, hier in Abwesenheit Ihrer Freunde die Ruhe dafür zu finden die bereits von Ihnen belegten Fächer auf den neuesten Stand zu kriegen und die neuen Fächer aufzuholen. Wir werden dafür sorgen, dass Sie ein Zeugnis der australischen Schule für Hexerei und Zauberei vorweisen können, das besagt, dass Sie in den Fächern Zaubertränke, Zauberkunst, Verwandlung, Arithmantik, Runen, Verteidigung gegen die dunklen Künste, Kräuterkunde sowie Pflege magischer Geschöpfe Ohnesgleichen haben. Das macht dann 14 ZAG´s, da man für die beiden letzten Fächer jeweils nur einen ZAG erreichen kann.

Zudem werden Sie Okklumentik und Legilimentik mit mir studieren und wenn wir nebenher noch etwas Zeit finden werden wir uns duellieren, damit Sie Übung darin bekommen. Es sieht also so aus, dass ich meine gesamte Freizeit mit einem Teenager verbringen werde, der glaubt ich würde ihn hassen. Dabei ist er der Einzige, der uns vor dem größten Übel befreien kann, was man sich nur vorstellen kann. Und glauben Sie mir, ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie gegen ihn antreten UND gewinnen zu können, selbst wenn es mich mein eigenes, verfluchtes Leben kostet."

Harry wusste einen langen Moment nicht, was er darauf antworten sollte. Es waren die ehrlichsten und freundlichsten Worte, die er von seinem Zaubertränke Professor je gehört hatte. Er würde dafür sorgen, dass er stark genug war eines Tages gegen Voldemort zu kämpfen und gewinnen zu können, koste es auch sein eigenes Leben. Er konnte nicht anders, er hasste Snape nicht mehr. Er wünschte sich, dieses Gespräch hätte schon vor sehr langer Zeit stattgefunden. Er hätte niemals gedacht, dass er je wieder Kampfgeist entwickeln könnte, hatte er doch schon aufgegeben und sich den Tod gewünscht, doch jetzt nach diesen Worten und nach einer ganzen Woche mit einer Frau, die er für die nächsten Jahre Mum nennen durfte, verschwand sein altes Leben langsam in einen Schleier aus Nebel.

Mühsam leerte er die ersten Gläser, wobei sich sein Gesicht vor Grauen und Ekel verzog. Doch er wusste, dies war der letzte Tag. Morgen schon durfte er wie Snape nach den köstlichen Sandwiches greifen und normalen Kaffee trinken. Das alles gab ihm neuen Mut. Nach einigen weiteren Gläsern hatte er seine Gedanken wieder einigermaßen geordnet.

„Wie wäre es mit einem Neuanfang? Ich verspreche, keine neugierige Nervensäge mehr zu sein und Sie um Rat zu bitten bevor ich mich blind links in Gefahren begebe. Ich werde mir die größte Mühe geben alles zu lernen und mein Temperament zukünftig zu zügeln. Und Sie versprechen mir, meine Fragen immer ehrlich zu beantworten und mich zu respektieren. Sie lassen die Vergangenheit ruhen, und vergessen, was meine Dads ihnen angetan haben, denn dafür kann ich nichts.

Sie erben Harry Potters Tarnumhang, damit ich ihn in der Schule nicht mehr benutzen kann. Sie können ihn für den Orden ohnehin besser brauchen als ich. Und wenn ich erst einmal wieder im Gryffindorturm wohne, wäre es sowiso viel zu auffällig, wenn ich all die Dinge besitzen würde, die Harry Potter schon besaß.

Während des Unterrichts und in den Gängen der Schule ziehen Sie weiterhin Ihre Show ab, wenn wir allerdings privat aufeinander treffen versuchen wir Freunde zu sein. Wie auch Remus und ich Freunde geworden sind. Sie versuchen mir zu vertrauen und mich zu respektieren wie ich Ihnen versuchen werde zu vertrauen und Sie zu respektieren. Hand drauf?"

Er reichte Snape seine Hand. Dieser zögerte einen Moment. Dann legte er jedoch sein Sandwich auf den Teller, drehte sich zu ihm und schlug ein.

„Hand drauf. Severus. Aber vor allen anderen Schülern Professor Snape, nach wie vor."

„Rufus. Aber vor allen anderen Schülern wahrscheinlich besser einfach nur Black."

Wieder hatte Harry das Gefühl, dass sich die Mundwinkel von Snape bemühten ein Lächeln zustande zu bringen. Auch Harry grinste jetzt mühsam über sein grünes Gesicht.

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Vier Tage später.

Ein zotteliger Schwarzer Hund lief traurig neben einem sehr blassen Remus Lupin am Ende eines sehr langen Trauerzuges her und erinnerte sich an die Abendausgabe des Tagespropheten am Tage des Anschlages auf Harry Potter.

......................................................................Tragödie in Little Whyning, Surrey.................................................................................

.................................................Fünfundzwanzig Todesser und Du-weist-schon-wer persönlich........................................................

......................................waren laut Zeugen nötig ihn, den-Jungen-der-überlebt-hatte zu überwältigen...........................................

Heute Nachmittag gegen 16 Uhr ging im Aurorenbüro des Zaubereiministeriums der Notruf der Squib Arabella Figg ein, die verzweifelt über ihren Kamin um Hilfe rief, weil dutzende schwarz vermummter Gestalten im Ligusterweg Nummer vier von ihr gesichtet wurden. Vom Büro für Missbrauch von Magie Minderjähriger ging etwa zum gleichen Zeitpunkt ein Notruf im Aurorenbüro ein, der besagte, dass im Ligusterweg Nummer vier in Little Whyning, Surrey hunderte von Flüchen gleichzeitig festgestellt wurden.

Als die Auroren jedoch an dem besagten Ort eintrafen bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Das Haus im Ligusterweg Nummer vier, Little Whyning, Surrey wurde von keinem geringeren als dem Jungen Harry Potter persönlich bewohnt. Seine Tante, sein Onkel und sein Cousin (alles drei Muggel!) waren zu diesem Zeitpunkt gerade außer Haus und hatten Harry Potter mit Gartenarbeit allein zuhause gelassen.

Als die Squib von ihren Einkäufen zurückkam und an dem Haus vorbeilief, bemerkte sie unschwer, dass dutzende (wie wir inzwischen wissen waren es etwa 25 Todesser und Du-weist-schon-wer höchstpersönlich) schwarz vermummter Gestalten mit Kapuzen im Garten um den Jungen einen Kreis gebildet hatten und ihn angriffen. Der Junge Harry Potter muss sich verzweifelt gewehrt haben, aus den zerbrochenen Stücken seines Zauberstabes konnte später festgestellt werden, dass er etliche verschiedener Flüche abgegeben hatte, bevor in seinen eigenen Körper etwa zwanzig Schockflüche gleichzeitig trafen.

Anschließend (wurde etwa eine Stunde später vom St. Mungohospital für magische Krankheiten und Verletzungen bestätigt) wurde auf den ohnehin bereits leblosen Körper von Harry Potter noch der Unverzeihliche Todesfluch gesprochen.

Als die Auroren an dem Schauplatz des Schreckens ankamen, schwebte das dunkle Mal über dem Haus und die Todesser und Du-weist-schon-wer waren bereits disapperiert. Unter dem dunklen Mal konnten leider nur noch die sterblichen Überreste des Jungen-der-vor-fünfzehn-Jahren-schon-einmal-den-Todesfluch-überlebt-hatte, Harry Potter geborgen werden.

Da das alles in einem Muggelwohngebiet passierte, waren die Auroren den gesamten restlichen Nachmittag und Abend damit beschäftigt das dunkle Mal zu beseitigen und die Muggel mit Gedächtniszaubern zu belegen. Wie es aussieht, hatte der gegenwärtige Schulleiter von Hogwarts vor fünfzehn Jahren einen Zauber auf das Haus, in dem Harry Potter gelebt hatte gelegt, der ihn schützte solange seine Tante, Mrs. Petunia Dursley, Schwester seiner Mutter, Lily Potter, zu Hause war. Allerdings hatten nach bisherigen Erkenntnissen alle drei Dursleys gemeinsam das Haus verlassen, weil sie unter einem weiteren Unverzeihlichen Fluch, dem Imperius Fluch, standen.

Bilder des Schauplatzes des Schreckens, Seite 2
Das exklusiv Interview mit der Zeugin Arabella Figg, Seite 3
Die Geschichte des Jungen Harry Potter, Seite 4-7
Die Stellungnahme des Ministeriums, Seite 8
Ein Bericht über die außergewöhnlichen Leistungen des Jungen von Albus Dumbledore, Seite 9-10
Der Bericht der Auroren, Seite 11

Seine besten Freunde und Mitschüler konnten bislang noch kein Interview abgeben. Das verstehen wir selbstverständlich.

Harry Potter wird am 23. August in Godric´s Hollow neben seinen Eltern beigesetzt werden.

Nach diesem Artikel schien die Zaubererwelt für einige Tage völlig aus den Fugen geraten zu sein. Selbst die Muggel konnten die Schwärme von hunderten von Eulen sehen, die in dunklen Wolken eilig über die Städte flogen, wie schon einmal vor fünfzehn Jahren. Nur, dass dies kein fröhlicher Anlass war, der zum Feiern ermutigte. Selbst Harry war über diesen Artikel geschockt gewesen, zumal die Reporter des Tagespropheten derart skrupellos waren und das Bild vom Schauplatz des Todes seines Doppelgängers den toten Doppelgänger Harry Potter unter dem dunklen Mal zusammengekrümmt auf dem Boden liegend zeigte.

Hunderte von Zauberern und Hexen waren mit hängenden Köpfen zu seiner Beerdigung gekommen um ihm das letzte Geleit zu geben. Niemand sprach auch nur ein Wort, während der Sarg durch das kleine Dorf in Wales von seinen Hauskameraden aus Gryffindor getragen wurde bis hin zu der Grabstätte im Garten des zerstörten Hauses Godric´s Hollow. Schweigend sah die Menge zu, wie der Sarg hinab gelassen wurde, das Grabloch sich von Zauberhand schloss und ein weißer Stein erschien, auf dem zu lesen stand:

...................................................................James Godric Potter, 22. 7. 1958 - 31. 10. 1981........................................................

...............................................................Lily Potter, geb. Evans, 13. 10. 1958 – 31. 10. 1981......................................................

....................................................................Harry James Potter, 31. 7. 1980 – 19. 8. 1996..........................................................

...............................................................................Eine Familie, die tapfer gekämpft hat,................................................................

.................................................................................hat nun wieder zusammengefunden...................................................................

............................................................................................Eure Freunde werden Euch..........................................................................

...................................................................................................niemals vergessen.................................................................................

Die Menge stand noch etwa eine halbe Stunde schweigend an dem Grab, viele von ihnen schüttelten fassungslos den Kopf, bis Dumbledore seinen Zauberstab schwang und das Grab in einem Nebel verschwand. Danach verließen die meisten Zauberer und Hexen wieder den Garten und sehr viele unter ihnen legten kurz einen Arm auf die trauernden Freunde Harrys, die noch immer fassungslos und mit blutunterlaufenen Augen auf den Fleck auf der Wiese starrten, wo der Nebel sich langsam aufzulösen begann. Doch sie rührten sich nicht von der Stelle.

Hermine kniete nieder und schluchzte abgrundtief. Molly und Ginny Weasley gingen zu ihr und knieten sich ebenfalls links und rechts von ihr ins Gras und schluchzten. Ron, sah Harry, wurde links und rechts von Seamus und Dean am Arm gehalten um zu verhindern, dass er ebenfalls zusammenbrach. Die restlichen Weasleys standen dahinter, schweigsam, alle hatten geweint. Selbst die Zwillinge sahen ungläubig und ernster aus, als Harry sie je gesehen hatte.

Sogar die Dursleys waren erschienen, allerdings standen sie etwas abseits, Harry konnte ihre Gesichter auf diese Entfernung nicht erkennen. Als die Mehrheit der Trauergemeinschaft ging, verließen auch sie leise das Anwesen.

Sämtliche Lehrer Hogwarts waren noch da und auch einigen von ihnen liefen stumme Tränen die Wangen hinunter. Remus kniete sich neben Harry, in seiner Gestalt als Hund und flüsterte ihm ins Ohr. Daraufhin lief er zu Hermine und leckte ihr über die Wange. Jetzt weinte sie noch mehr, nahm ihn, den vermeintlichen Streuner allerdings in die Arme und hielt ihn fest. Als er in diesem Moment ihre aufrichtige Verzweiflung spürte, beschloss er, dass heute Harry Potter für alle Zeiten beerdigt wurde.

Er würde es seinen Freunden niemals antun können - selbst in einigen Jahren nicht - ihnen zu eröffnen, dass das alles nur eine Finte gegen Voldemort war und dass er noch lebte. Sie würden ihm dies, zu Recht, wie er fand, niemals verzeihen können. Harry Potter war tot. Getötet von Lord Voldemort, dem dunkelsten Schwarzmagier, seit Grindelwald. Er hatte tapfer gekämpft und unterlag einer Überzahl. Er war jetzt nicht mehr Harry Potter. Er war jetzt Rufus Sirius Black, geboren am 23. Juli 1980. Und er würde diesen Namen für den Rest seines Lebens tragen. Und am Ende würde es nur Lord Voldemort wissen. Und Lord Voldemort würde sein Wissen selbst mit in sein einsames, kaltes Grab nehmen.

Er sah nun selbst auf die Stelle, an der noch kurz zuvor das Grab mit seinem Körper und der seiner Eltern im Nebel verschwunden war und nahm endgültig Abschied von sich selbst. Er begann nun ein neues Leben. Seine große Hoffnung war, dass seine alten Freunde ihn in seinem siebten Schuljahr wieder mit der gleichen Herzlichkeit in ihre Herzen schließen würden, auch wenn er dann ein vollkommen anderer Mensch mit einer anderen Identität und ihnen gänzlich unbekannt war.

Fortsetzung folgt!