Kapitel 4: Die Karte der Rumtreiber lügt niemals

„Guten Morgen, Schlafmütze!"

Rufus fühlte, wie ihm die Decke über seinen Füßen aufgedeckt und er an den Sohlen gekitzelt wurde.

„Los, Rufus, es gibt Frühstück. Severus ist auch schon da und will gleich danach mit deinem ersten Unterricht beginnen."

Schlaftrunken murmelte er zurück, dass er gleich kommen würde und zog seine Füße an seinen Bauch, weg von ihr. Als er hörte, wie die Tür wieder ins Schloss fiel, setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es schon nach acht war und so zog er sich an und ging zuerst noch kurz ins Bad, bevor er sich an den Frühstückstisch setzte und sich eine Tasse Kaffee heranzog.

„Morgen." Murmelte er müde, er hatte sehr schlecht geschlafen.

Der gestrige Tag hing ihm noch sehr nach, und so hatte er die ganze Nacht schlecht geträumt. Er machte sich Sorgen, ob seine ehemals besten Freunde, wenn Sie ihn eines Tages neu kennen lernen würden je wieder seine besten Freunde werden wollten. Immerhin hatte er mehrere Geheimnisse, die er ihnen niemals würde erzählen können und bisher war er immer ein sehr schlechter Lügner gewesen. Hermine hatte es immer gewusst, wenn er ihr irgendetwas verheimlicht hatte.

Und er trauerte um den grauenvollen Tod von Harry Potter, er war ihm immer ein guter Freund gewesen. Er betrachtete ihn jetzt nur noch als einen guten Freund, den er gekannt hatte, bevor er ihn verloren hatte, das war seine Art am besten mit der Situation klarzukommen. Was zum Teil sogar stimmte, er hatte Harry Potter in der Tat gut gekannt, und es war sein Doppelgänger, den er als guten Freund sah, denn er hatte nun an seiner Stelle den Weg des Todes angetreten.

Und mit seiner Beerdigung hatte auch er dieses Leben nun für immer hinter sich gelassen. Er würde niemals wieder bei den Dursleys wohnen müssen, niemals wieder würden die Leute auf seine Narbe starren, seine Freunde würden ihn als Rufus Black kennen lernen und er hatte jetzt eine Mum. Eine richtige Mum. Sie war eine tolle Frau. Herzlich, gütig, witzig und streng. Sie hatte ihn von Anfang an akzeptiert, der Tod ihres einzigen Kindes lag schon sehr lange zurück und mit ihm als Sohn ging auch für sie ein alter Traum in Erfüllung, zumal er Sirius jetzt verblüffend ähnlich sah.

Severus Snape und seine Mum redeten munter über die neuesten Schlagzeilen im Tagespropheten, doch er war viel zu hungrig und noch viel zu müde um sich daran zu beteiligen.

Er aß ausgiebig Eier mit Speck, seinem Magen ging es wieder deutlich besser. Außerdem musste er noch an seiner Statur arbeiten. James mag immer ein recht dünner Mann gewesen sein, doch Sirius hatte auf den Hochzeitsbildern seiner Eltern eher eine stattliche Figur. Nicht dick, aber gut gebaut und ein wenig muskulös. Er sah fantastisch aus, er musste ein richtiger Frauenschwarm gewesen sein. Er hatte ein Jahr Zeit sich dementsprechend zu trimmen, doch eine deutliche körperliche Veränderung dauerte eine Weile.

Der Plan von McGonagall war reichlich gutes Essen und viel Bewegung an der frischen Luft in seiner Hundeform, in die sie ihn regelmäßig verwandeln würde. Der Sport würde das Fett verbrennen und ihm einige Muskeln einbringen. Nach einem Jahr sollte er dann seine endgültige Verwandlung vollzogen haben.

Als er satt war und er die Wirkung des Kaffees langsam spürte, streckte er sich, sah auf und verkündete, dass er jetzt wohl genug gestärkt sei für den Unterricht. Severus gab ihm zwei Stundenpläne.

„Hier, der erste ist für diese Woche und der zweite für das kommende Schuljahr. Nicht gleich erschrecken, ich weis, sie sind sehr voll. Aber schließlich musst du nicht nur den Stoff des kommenden Jahres perfekt können, sondern auch noch den der vergangenen Jahre aufholen."

Nicht gerade glücklich betrachtete er die voll gestopften Wochenplanungen, die ihm fast keine Freizeit ermöglichten. Nicht, dass er überhaupt welche bräuchte, er steckte schließlich in dieser Wohnung fest, aber sein gesamter Tagesablauf für das kommende Jahr war von dem heutigen Tag an bereits vorgeplant.

„Hmmm!" kommentierte er missmutig. „Ist Arithmantik überhaupt interessant? Und Runen? Warum brauch ich das?"

„Auf jeden Fall interessanter als Astronomie oder Wahrsagen", begann Melinda, „und du kannst später viel damit anfangen. Wozu brauchst du später schon Wahrsagen? Wozu ist Astronomie gut? Alte Runen zu übersetzen ist, als entsteht dadurch die alte Zeit neu. In meiner Schulzeit haben wir uns besonders knifflige Runen sogar als Geheimschrift zunutze gemacht, weil die wenigsten Schüler sich dafür interessierten. Und in der verbotenen Abteilung der Bibliothek findest du einige besonders alte Bücher, die du ohne Arithmantik oder alte Runen überhaupt nicht lesen könntest. Du wirst schon sehen, es macht wirklich Spaß!"

Und das machte es tatsächlich. Er hatte zwar anfangs Schwierigkeiten sich in diese neuen Gebiete einzufinden, jedoch merkte er sehr schnell, dass diese Fächer ihm wesentlich mehr zusagten, als Astronomie und Wahrsagen in denen er die vergangenen Jahre ohnehin nicht viel mehr gelernt hatte, als langweilige Sternenkonstellationen und dass sein baldiger Tod besonders grausam wäre.

Er musste sich zugestehen, dass er diese Fächer einst nur gewählt hatte, weil er in denselben Unterrichtsstunden wie Ron sein wollte und von Arithmantik oder alten Runen keine Ahnung hatte.

Abwechselnd mit Professor McGonagall und Dumbledore lernte und übte er Verwandlung und Arithmantik. Mit Severus Snape Zaubertränke und Okklumentik. Gemeinsam mit Severus Snape und Melinda alte Runen und Kräuterkunde. Mit Remus Verteidigung gegen die dunklen Künste und mit Remus und Melinda Zauberkunst und Pflege magischer Geschöpfe.

Diese Schulstunden fanden fast alle in einem recht großen Klassenzimmer statt, welches durch eine kleine Tür im hinteren Bereich des Esszimmers zu betreten und äußerst gemütlich eingerichtet war wie auch der Rest der kleinen Wohnung. Es gab zwei Schlafzimmer hier, ein Sprechzimmer mit sechs Sesseln darin, ein kleines Esszimmer, dieser zum Klassenzimmer umgerüstete Raum, der ursprünglich wohl eher als Wohnzimmer benutzt wurde, und ein Bad. In diesem Klassenzimmer, in dem sich jetzt eine Feuerstelle für einen Kessel befand, zwei Schreibtische und einige Kissen, ein voll gestopftes Bücherregal und ein Kamin, würde er bis auf Kräuterkunde alle Unterrichtsstunden in den nächsten zwölf Monaten bekommen.

In dieser Woche würde er Kräuterkunde in den Gewächshäusern noch bei Tageslicht haben, während des kommenden Schuljahres jedoch bei Nacht, um nicht gesehen zu werden. Ganz besonders achten mussten sie hierbei aber nicht auf Madam Sprout, die einen wundervoll tiefen Schlaf hatte, als vielmehr auf die Hauselfen. Weder Melinda noch er durften während des gesamten Jahres auf keinen Fall von irgendjemandem gesehen werden. Kräuterkunde konnte er nicht als Hund haben, denn beim Umtopfen von Pflanzen würden seine Pfoten nichts taugen und die Tische, auf denen die Pflanzen standen waren viel zu hoch für jemanden, der einer erwachsenen Person nur bis zum Knie ging. Da er dieses Fach bei Snape und seiner Mum haben würde, witzelte Severus darüber, dass so der Tarnumhang wohl zum ersten Mal vernünftig benutzt werden würde, wenn Melinda und er sich darunter versteckten.

Die Theorie von Pflege magischer Geschöpfe würde er hier pauken und ansonsten gelegentlich als Hund unauffällig Hagrids Unterricht am Rande beobachten und so tun, als führe er sich gerade selbst Gassi.

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Es hatte sein Gutes, dass er derart stark beansprucht wurde, so hatte er kaum Zeit nachzudenken und sich selbst dafür zu bedauern, dass sein Doppelgänger und nicht er selbst jetzt tot war. Wenn er nachts in seinem Bett lag fragte sich allerdings noch oft bevor er einschlief, ob dieser Doppelgänger wohl eine Seele gehabt hatte und nun bei seinen Eltern und Sirius sein konnte. Insgeheim beneidete er ihn sehr darum. Wie schön wäre es gewesen, fand er, wenn Voldemort einfach angegriffen hätte, ohne sich für die Planung eine ganze Woche Zeit zu nehmen. Würden die Dursleys dann noch leben?

Jeder einzelne Tote in diesem Krieg ging ihm schrecklich an die Nieren, weil er sich dann immer sehr schuldig fühlte. Er war dabei, als Voldemort seinen Körper zurückbekam und er allein war derjenige, der das alles beenden konnte. Musste. Voldemort würde solange weitermorden, bis er sich ihm eines Tages in den Weg stellte. Und er wollte sich ihm stellen. Er wollte sogar gewinnen. Manchmal. Und manchmal wünschte er sich wiederum nicht, und wäre er am liebsten bereits tot.

Er hasste sich selbst für diese Gefühlszwickmühle, in der er sich befand. Er hasste Dumbledore, weil er ihn nicht hatte sterben lassen und weil er ihn vielleicht nur am Leben ließ, damit er die Welt vom Bösen befreien konnte. Er hasste es, zu lernen, obwohl er wusste, dass Dumbledore ihm diese unerträgliche Einsamkeit, die er ohne seine Freunde empfand, nur auferlegte, damit er wieder kämpfen lernen und gewinnen konnte. Dumbledore wollte ihn nicht sterben lassen. Oder er wollte nur Voldemort beseitigen? Er war gleichzeitig zornig, niedergeschlagen, glücklich, einsam und viel beschäftigt. Er fühlte sich schrecklich alt. Aber er konnte auch fühlen, dass diese Wunden langsam heilten.

Nun war Weihnachten vor der Tür. Die Landstriche rund um das Schloss hatten lagen jetzt unter einer puderig weißen Decke und der See war schon seit einigen Tagen vollkommen zugefroren. Er hätte es vorher nicht für möglich gehalten, aber das Jahr schien für ihn in einer solchen Geschwindigkeit fortzuschreiten, dass der erste Schultag bereits in weite Ferne gerückt war.

Er war ein wenig aufgeregt gewesen. Heute würden die Schüler wieder kommen. Es konnte nicht mehr lange dauern. Remus und McGonagall holten ihn ab. Melinda würde hier in der Wohnung bleiben. Sie wollte noch ein wenig lesen und wünschte ihnen viel Spaß bei der Feier.

Er hatte sie gefragt, ob es nicht vielleicht zu einsam für sie wäre, das ganze Jahr in dieser Wohnung bleiben zu müssen bis auf die Ausnahmen wenn sie mit ihm und Severus in die Gewächshäuser schleichen würde. Bei Nacht, um nicht entdeckt zu werden. Er hatte sie schon jetzt sehr gern. Aber sie hatte ihm erklärt, dass sie auch die vergangenen Jahre fast nie das Haus verlassen hätte, weil sie sich versteckt hatte vor der Zaubererwelt. Weil sie um ihren Sohn getrauert hatte. Sie hatte ihn angelächelt, war ihm mit ihren zarten Fingern durch sein Haar gefahren und hatte gesagt, dass all die Freude, die sie jetzt mit ihm hätte das wieder wettmachen würde. Sie wäre eine fantastische Mutter für Sirius Kind gewesen. Und jetzt war sie eine fantastische Mutter für ihn. Sie sagte ihm, solange er wolle würde das auch immer so bleiben.

Sie waren nach unten in die große Halle gegangen. Auf dem Weg hatte Professor McGonnagall ihm flüsternd erzählt, dass Dumbledore ihm ausrichten ließe, für den Plan wäre wichtig, Hunde würden gerne Katzen jagen und Mrs. Norris würde sich heute sicher noch in der Großen Halle blicken lassen. Rufus hatte daraufhin kurz gebellt und mit dem Schwanz gewedelt, während McGonagall und Lupin sich über ihm angrinsten. Dann hatte Lupin ihm geflüstert, dass er ihm zwar überall hin nachlaufen sollte, jedoch sei es sicher witzig, wenn er ihm nicht gehorchen würde. Er solle sich irgendjemanden heraussuchen, dem er gehorchen würde. Rufus gefiel diese Idee und er kannte vielleicht sogar schon einen geeigneten Kandidaten.

Die Aussicht über die Halle war vom Lehrertisch aus einfach überwältigend. Von hier aus sahen die Erstklässler noch kleiner aus als von den Haustischen. Sie waren richtig winzig. Nachdem der Hut sie auf ihre Häuser verteilt hatte, hieß Dumbledore Professor Lupin als alten und neuen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer in der Schule herzlich willkommen zurück, klatschte dann in die Hände und das Essen erschien. Rufus beobachtete, dass die Stimmung am Tisch der Gryffindors sehr bedrückt war und wurde darüber sehr traurig. Viele weinten und aßen nur wenig. Auch die Hufflepuffs und Rawenclaws waren viel ruhiger als sonst und einige sahen unauffällig zu den Gryffindors herüber und weinten ebenfalls. Er erkannte sie als die Mitglieder von Harrys DA aus dem vergangenen Jahr wieder.

Nach dem Essen erhob sich Dumbledore und bat alle Schüler sich zu einer kurzen Gedenkminute an Harry Potter zu erheben und erklärte ihnen nochmals die Umstände seines Todes. Die Schüler zuckten zusammen, als Voldemorts Name fiel. Sie standen alle auf und sagten Harrys Namen in einem lauten Murmeln. Ein paar hielten sich an den Händen und viele ließen die Köpfe hängen. Hermine und Ginny schlugen die Hände vor ihre Gesichter und schluchzten. Ron nahm sie in den Arm und sie lehnten sich an seine Schultern. Auch er weinte.

Dumbledore gab ihnen noch etwas Zeit, bevor er mit seiner Mahnung bezüglich des Verbotenen Waldes fortfuhr, als die Tür aufging und Filch mit Mrs. Norris hereinkam. Zu der Liste mit den verbotenen Gegenständen, die wie jedes Jahr an Filchs Bürotür aushing kam er jedoch nicht, da Rufus wie auf Kommando schwanzwedelnd und laut bellend hinter dem Lehrertisch hervor geschossen kam und in Richtung Mrs. Norris hetzte.

Remus stand gespielt entrüstet auf, die Hände auf dem Tisch vor ihm, und rief ihm etwas hinterher, was jedoch in dem Gemurmel der Schüler völlig unterging. Mrs. Norris ohnehin schon übergroße Augen, wenn dies überhaupt noch irgendwie möglich war, vergrößerten sich noch mehr, bevor sie all ihre Haare sowie ihren Schwanz aufstellte und sich in Bewegung setzte. Daraufhin begann eine wilde Verfolgungsjagd durch die Große Halle, während Filch abgrundtief fluchte.

Er hetzte sie durch die Tischreihen hindurch, sprang ihr auf die Tische hinterher. Einige Schüler kreischten, andere bestaunten ihn überrascht, und wiederum andere feuerten ihn amüsiert an. Einige Kelche fielen herunter und einige goldene Teller zerbrachen. Eine überaus befriedigende viertel Stunde lang setzte Rufus dieses Schauspiel fort, wobei er schnell bemerkte, dass Dumbledore dahinter wohl mehr als nur eine Absicht verbarg.

Nicht nur, dass Filch einen noch größeren Frust auf diese Schule schieben sollte als bislang schon, denn Dumbledore würde ihn niemals feuern, sein Plan war in erster Linie, dass er freiwillig ging. Es war auch, als ob diese Ablenkung die betrübte Stimmung an diesem Abend ein klein wenig aufheben sollte. Die noch immer tränenverschmierten Gesichter seiner ehemals besten Freunde sahen erstaunt auf und dem Schauspiel eine Weile lang zu, während sich alle Lehrer inzwischen in der Halle verteilt hatten und versuchten ihn zurückzurufen. Jedoch niemand benutzte einen Zauberstab, weil Dumbledore sie zurückgehalten hatte, indem er sagte, dass niemand ihm schaden sollte und sie damit vielleicht auch versehentlich einen Schüler treffen könnten. Er war sehr schnell.

Jetzt wartete er nur noch auf das Zeichen. Würde die Person, die er sich herausgesucht hatte denn überhaupt etwas sagen? Filch fluchte mit wutverzerrtem und vor Sorge um seine geliebte Mrs. Norris verzerrtem und fast heulendem Gesicht, unüberhörbar die schrecklichsten Schimpfwörter in seine Richtung. Der Lärmpegel stieg mit jeder Minute deutlich an. Die Lehrer waren völlig überfordert mit dieser Situation. Rufus hetzte Mrs. Norris absichtlich besonders oft über den Gryffindortisch, auf sein Signal wartend.

Da kam es. Fast hätte er es überhört, trotz seiner viel besseren Hundeohren. Es war mehr ein ungläubiges Flüstern.

„Ich glaube, das reicht jetzt!"

Er legte eine Vollbremsung ein, bei der noch etliche Teller und Kelche zur Seite flogen und kam dann zahm wie ein Lamm in die Richtung zurück, aus der die Worte endlich gekommen waren. Dann sprang er in ihren Schoß und leckte ihr über das überraschte, lächelnde Gesicht. Sie schmeckte ganz salzig von den Tränen, die sie vergossen hatte. Gerührt nahm sie ihn fest in den Arm und drückte ihn an sich.

Die Stille, die nun folgte, tat fast weh. Als Mrs. Norris bemerkte, dass er ihr nicht mehr folgte, stolzierte sie beleidigt aus der Halle. Filch warf noch einen wütenden Blick auf ihn und auch auf Dumbledore, und folgte ihr schell. Bevor die Tür sich hinter ihnen schloss, hörte man ihn noch undeutlich murmeln, dass das Folgen hätte. Aber darüber machte Rufus sich keine Sorgen. Er genoss es, eine exzellente Show vorgeführt zu haben und nun streichelten ihn auch Ron und Ginny

„Hermine, ich glaube, da hast Du einen recht nützlichen Freund gefunden, den hab ich doch schon einmal gesehen", flüsterte Ron ihr zu.

Remus war nun hinter sie getreten und sagte: „Nun, Miss Granger, wie es aussieht, müssen Sie wohl meinen neuen Freund bitten mich nun zu begleiten. Sie scheinen eindeutig etwas mehr Erfolg damit zu haben als ich. Würden Sie mir bitte verraten, was Sie zu ihm gesagt haben?"

Daraufhin hatte Hermine ihn sehr verwirrt angesehen, jedoch schnell ein Lächeln hervorgezaubert, als sie auch ihn lächeln sah.

Er grinste in sich hinein. Das war der Anfang vom Ende für Filch. Die Schüler hatte er noch nie besonders leiden können und nun war seine geliebte Mrs. Norris einem gemeingefährlichen Hund ausgeliefert. Er hatte sich bei Dumbledore beschwert und verlangt, man möge diesen Hund sofort von der Schule entfernen, aber Dumbledore konnte ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Er hatte ihm erklärt, dass es ihm sehr Leid täte, aber er könne nicht so einfach einem Lehrer sein Haustier verbieten. Und er griff sonst ja auch keine Tiere oder Menschen an, im Gegenteil. Er war äußerst gut erzogen, und war Miss Granger in der Nähe ließ er sogar Mrs. Norris in Frieden.

Erst gestern hatte Filch sich doch noch dazu durchgerungen Dumbledore zu erklären, er würde dieses Schloss Ende des Schuljahres verlassen. Ein weiterer Punkt auf dem Plan hatte also funktioniert wie geschmiert.

Nun schien das Schloss wie ausgestorben. Obwohl die Lehrer und Hauselfen sich auch dieses Jahr große Mühe gegeben hatten, die Große Halle, alle Gänge, Hagrids Hütte und die Gemeinschaftsräume so weihnachtlich wie möglich zu gestalten, waren dieses Jahr fast keine Schüler hier geblieben. Auch Ron und Hermine waren nach Hause gefahren.

Rufus hatte ohnehin nicht viel von ihnen mitbekommen. Wenn er sie während der Unterrichtszeiten sah, schienen sie traurig und schweigsam. Sie streichelten ihn zwar manchmal, wenn sie ihn zufällig in den Gängen herumspringen sahen, im Unterricht aber hielt er sich zusammengerollt neben Remus Schreibtisch auf oder draußen, um durch den Wald zu rennen oder Hagrids Unterricht zu belauschen. In ihren Gemeinschaftsraum begleitete er sie nicht, hatte ihnen aber bereits bei einigen unliebsamen Begegnungen mit Malfoy geholfen, indem er sich zwischen sie gestellt und Malfoy angeknurrt hatte. Und nach dem Unterricht hatte er einfach zu viel zu tun.

Rufus und Melinda hatten gemeinsam ihren kleinen privaten Weihnachtsbaum in dem Klassenzimmer in ihrer Wohnung geschmückt, das Feuer im Kamin prasselte warm und die gemütlichen Sessel aus dem Sitzungszimmer machten den Raum noch etwas gemütlicher. Nach dem Weihnachtsessen in der großen Halle waren auch Remus und Severus nach oben gekommen und bis weit nach Mitternacht waren sie zusammen gesessen, hatten geredet und Zaubererschach gespielt bis Melinda sich mit einem Kuss auf Rufus Stirn verabschiedet hatte und schlafen gegangen war.

„Wollen wir, Remus?", fragte Rufus listig.

Remus nickte und Severus sah die beiden fragend an. „Wollen wir was?"

Rufus grinste.

„Zeit, ein kleines Geheimnis zu lüften, aber so klein ist es ja nun nicht mehr. Erinnerst du dich daran, wie du in meinem dritten Jahr herausgefunden hast, dass wir uns in der heulenden Hütte befinden?"

Jetzt schien es ihm zu dämmern.

„Allerdings, in Remus Büro sah ich auf dem Schreibtisch die Karte liegen, die ich dir zuvor schon abgenommen hatte. Ich hatte sie gleich wieder erkannt, nur diesmal war sie geöffnet."

Remus lächelte. „Auch ich hatte diese Karte bereits gekannt, hast du dich nie gefragt, warum ich sie öffnen konnte, ohne dass sie mich beleidigt hat?"

„Hmmh!" Er schien sich noch lebhaft an die bösen Beleidigungen zu erinnern, die auf der Karte erschienen waren, als er in der Nacht damals versucht hatte, sie zu öffnen. Remus lehnte sich zurück und begann zu erzählen.

„In unserem fünften Jahr damals wurden James, Sirius und Peter illegale Animagi. Sie wurden es, weil sie herausgefunden hatten, dass ich ein Werwolf war. In ihrer Animagusform konnten sie sich nachts heimlich unter James Tarnumhang aus dem Schloss schleichen um mir in der heulenden Hütte Gesellschaft zu leisten ohne von mir getötet zu werden. Sie waren die besten Freunde, die ich je hatte, denn sie hatten das nur für mich getan."

„Potter und Pettigrew waren auch Animagi?" Severus Mienenspiel war unergründlich wie immer. „Nun, das erklärt zumindest einiges."

Mit einem Nicken von Severus fuhr Remus fort.

„Nach ein paar Monaten wurde es ihnen in der heulenden Hütte allerdings zu langweilig, und weil Sirius und James Animagusformen groß genug waren einen Werwolf in Schach halten zu können, verließen wir die Hütte und begannen die Schlossgründe zu erforschen. Wir fertigten eine Karte an, in die wir alles zeichneten, was wir herausfinden konnten und schrieben unsere damaligen Spitznamen hinein.

Sirius war Tatze, Peter war Wurmschwanz, James war Krone und ich war Moony, Severus. Wir gaben uns Spitznamen, die verrieten in was wir uns verwandelten. Nach einigen Wochen verhexten wir die Karte. Auf ihr liegen dutzende von Zaubersprüchen und Hexereien. Jeder Winkel, den wir in diesem Schloss nun betraten, wenn wir die Karte mit uns führten, erschien automatisch darauf. Wenn wir einen Geheimgang fanden und öffnen konnten, war auf der Karte auch zu lesen wie wir es geschafft hatten.

Jede Person, die sich im Radius der Karte befindet, wird auf ihr sichtbar. Selbst dann, wenn sie sich unter einem Tarnumhang befindet oder Vielsafttrank geschluckt hat und aussieht wie jemand anderer. Diese Karte lügt niemals und zeigt alles und jeden in diesem Moment. Sie war unser Meisterwerk. Sie ist brillant! Rufus?"

Rufus holte nun die Karte aus seiner Tasche, breitete sie auf dem Tisch aus und nahm seinen Zauberstab.

„Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin."

Remus lächelte. „Wie bist du eigentlich an diese Karte gekommen? Sie wurde uns in unserem siebten Jahr von unserem damaligen Hausmeister abgenommen. Und wie hast du herausgefunden, wie sie zu öffnen war?"

Rufus lächelte. „Die Zwillinge gaben sie mir, weil ich in meinem dritten Jahr nicht nach Hogsmade durfte."

Er zeigte auf die Karte. „Durch diesen Geheimgang bin ich dann aber doch noch raus gekommen. Für die beiden war es wohl keine sehr große Schwierigkeit sie zu stehlen und zu aktivieren, sie sind ja selbst Tunichtgute."

„Wohl wahr! Was für Animagusgestalten hatten Potter und Pettigrew?" wollte Severus nun wissen.

Und Remus erklärte es ihm.

Severus sah nachdenklich auf die Karte und sagte dann langsam: „Das erklärt zumindest, wie Pettigrew damals verschwinden konnte. Der dunkle Lord hütet sein Geheimnis noch, vermutlich weil er einen sehr guten… Was hat das zu bedeuten? So gut können Eure Zauber damals dann wohl doch nicht gewesen sein!" Er zeigte auf einen kleinen Punkt, und sah nun mit ernster Miene auf.

Auch Remus sah nun auf den Fleck, auf den Severus zeigte und augenblicklich wich jegliche Farbe aus seinem ohnehin schon blassen Gesicht. „Diese Karte lügt niemals, das dürfte hier nicht stehen."

Dann sah auch er Rufus an, sein Mienenspiel ernster, als er es je zuvor gesehen hatte und flüsterte:

„Was hast Du getan?"

Als Rufus fand, was er meinte, stutzte er. Neben zwei Punkten, die Severus Snape und Remus Lupin hießen, befand sich ein weiterer Punkt, jedoch stand da nicht Harry Potter sondern Rufus Black. Remus fasste ihm an die Schulter und rüttelte ihn, als ob er ihn aufzuwecken versuchte und rief nun etwas lauter:

„Harry, was hast Du getan?"

Fortsetzung folgt!

Review-Antworten:

Kissymouse: So, die ersten vier sind jetzt vollzählig, Süße. Und das fünfte kommt auch ganz bald, es ist schon fast fertig! „Knuddel!"

asani-celine: Danke schön! Freu mich ganz arg! Mach ich!

flemming: Oh, danke schön! Zum Glück kann mich jetzt niemand sehen, ich bin grade ganz rot geworden! Rotz und Wasser heulen? Naja, es war schon ein wenig traurig, ach das tut mir wirklich Leid jetzt! Hmmmh! Ich überlege gerade wirklich ernsthaft, was ich dir auf deine Frage hin sagen könnte ohne zuviel zu verraten, aber es will mir einfach nichts dazu einfallen. Aber nicht traurig werden, ja? Vielleicht kann ich ja ein paar Hinweise in der Geschichte selbst verstecken, nur für Dich sozusagen…