Kapitel 11: der Notfall
„Verflucht! Wo zum Teufel steckst du nur? Verdammt! Das darf doch einfach nicht wahr sein", fluchte Rufus innerlich auf, während er sich nach dem Frühstück hinunter in die Kerker begab.
Seine größte Befürchtung, die ihm schon die ganze Nacht wie ein kalter, schwerer Kloß im Magen gelegen hatte, war heute Morgen tatsächlich wahr geworden. Beim Frühstück, er hatte sich gerade seinen ersten Kaffee eingeschenkt und sich etwas Rührei mit Speck auf seinen Teller geladen, war auf einmal wie aus dem Nichts heraus, ohne auch nur das kleinste Geräusch zu verursachen, ein kleiner, unscheinbarer, zusammengefalteter Zettel aufgetaucht, auf dem sein Name stand.
Schon als er die Große Halle betreten hatte, war ihm bewusst geworden, dass Severus nicht da war. Sein Platz war leer, obwohl bereits alle anderen Lehrer anwesend waren. Die besorgten Mienen von Dumbledore, McGonagall, Melinda, und Remus hatten ihm daraufhin vollends die Bestätigung für seinen bösen Verdacht geliefert und er hatte sich lustlos und resigniert auf seinen Platz fallen lassen.
Mit zittrigen Fingern hatte er die Nachricht schließlich geöffnet, aber erst nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle anderen Gryffindors um ihn herum mit ihrer Aufmerksamkeit woanders waren.
Hiermit erteile ich Dir die Erlaubnis, während Deiner Ausübung als Lehrer Hauspunkte zu vergeben oder gegebenenfalls auch abzuziehen. Komme bitte heute Abend nach dem Essen in mein Büro, dort können wir ungestört reden. A. D.
Die Schüler warteten bereits vor dem Klassenraum, als er eintraf. Nur Ginny, Colin und Luna kannte er bereits näher, die drei Slytherins, das Hufflepuffmädchen und den Jungen aus Rawenclaw jedoch nur vom Sehen. Verwundert sahen sie ihn an, als er mit finsterer Miene an ihnen vorbeilief und die Tür mit seinem Zauberstab öffnete.
„Guten Morgen", sagte er schlicht, trat ein und ging nach vorne zum Lehrertisch. Er lehnte sich zur Klasse gewandt lässig dagegen und wartete, seine Hände an der Tischkante aufliegend, bis die verdutzten Schüler ihre Plätze eingenommen hatten und Ruhe eingekehrt war.
„Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, ist Professor Snape heute verhindert. Da meine Strafarbeit gestern Abend dadurch unterbrochen wurde, dass er das Schloss für eine wichtige Angelegenheit verlassen musste, fand er es anscheinend recht amüsant, mir stattdessen seinen Unterricht aufzuladen; ihr braucht also nicht glauben, dass ich das hier gern tue, ganz im Gegenteil. Zudem erteilte Professor Dumbledore mir heute morgen freundlicherweise für die Dauer meiner Vertretung die Erlaubnis, Hauspunkte zu vergeben oder gegebenenfalls auch abzuziehen, ihr braucht euch also nicht einzubilden, mich hier zum Narren halten zu können."
Für einen Moment zog er scharf die Luft ein, bevor er fort fuhr.
„Gut, soweit zur Erklärung. Ihr werdet mir heute einen Verwirrungstrank brauen; die Zutaten befinden sich wie üblich…", er zeigte mit seinem Zauberstab auf den Schrank, der daraufhin mit einem Knall aufflog, „…im Schrank. Alles, was ihr über die Zubereitung wissen müsst…", nun ließ er seinen Zauberstab an die Tafel knallen, konzentrierte sich für einen Augenblick auf die Rezeptur, die er sich in der Nacht zuvor noch einmal in sein Gedächtnis berufen hatte und nun wie von Geisterhand geschrieben an der Tafel erschien, „…seht ihr hier."
Mit einem kurzen Blick überprüfte er noch einmal kurz, ob sich bei seinem Anschrieb ein Fehler eingeschlichen hatte, stellte dann aber zufrieden fest, dass dies nicht der Fall war. Wieder zu den Schülen gewandt fuhr er mit seiner, wie er sich natürlich durchaus bewusst war, leicht einschüchternen Ansage fort.
„Wenn hier jemand eine Frage haben sollte, dann meldet sich derjenige… ich komme zu ihm. Zur Kontrolle werde ich aber hin und wieder auch so nach dem Rechten sehen. Nach der Stunde füllt ihr eure fertigen Tränke wie üblich ab, beschriftet die Flaschen und stellt sie zur Benotung dann hier vorne auf den Tisch."
Damit stieß er sich wieder vom Tisch ab, lief um den Schreibtisch herum und ließ sich auf Severus Stuhl nieder. Als er wieder zur Klasse aufsah, musste er feststellen, dass sich noch immer keiner der Schüler rührte. Wie zu Stein erstarrt, saßen sie auf ihren Plätzen und starrten ihn ungläubig an.
„Worauf warten ihr noch? Fangt an", forderte er sie streng auf. Augenblicklich kam Bewegung in die Schüler. Rasch kamen sie nach vorne, um sich die Zutaten aus dem Schrank zu holen und setzten dann ihre Kessel über ihren Feuerstellen auf. Sie schienen alle irgendwie nicht recht zu wissen, wie sie mit dieser ungewöhnlichen Situation umgehen und sich ihm gegenüber verhalten sollten.
„Bestens, das läuft ja besser als ich je zu hoffen gewagt hätte", dachte sich Rufus im Stillen, kramte sein Verwandlungsbuch wieder aus der Tasche und fing an darin zu lesen. Doch bereits nach kurzer Zeit musste er zu seinem großen Ärger feststellen, dass er sich heute wohl nicht mehr darauf würde konzentrieren können. Zu groß war seine Sorge um Severus ungeklärten Verbleib und als er seinen Blick über die Klasse schweifen ließ, musste er sich eingestehen, dass ihm das Lehren in seinem früheren Leben durchaus einmal große Freude bereitet hatte. Er erinnerte sich daran zurück, was für enorme Fortschritte Schüler machen konnten, wenn man ihnen nur das Gefühl gab, durch ihren Fleiß etwas erreichen zu können. Mit großem Stolz dachte er dabei vor allem an den unsicheren, rundlichen Neville, der sich seitdem so unglaublich verändert hatte.
Seufzend legte er sein Buch wieder auf den Tisch und fuhr sich nachdenklich durch sein strubbeliges, schwarzes Haar. „Was tue ich hier?", fragte ihn seine innere Stimme, während er die Klasse dabei beobachtete, wie sie einige getrocknete Kakerlakenherzen in ihren Mörsern pulverisierten. Langsam stand er wieder auf und ging nach vorne zu den ersten Tischen.
„Wie heißt du?", fragte er den blassen Slytherinjungen, der ihm in diesem Moment am Nächsten war, während er ihm beim Hantieren mit dem Mörser beobachtete.
„Rodney Kuby", antwortete dieser mit fester Stimme und sah ihn nun fragend an.
„Du solltest nicht zu sehr stampfen, das staubt nur unglaublich und dauert außerdem viel zu lange, Rodney. Wenn du den Mörser dabei drehst, geht es viel schneller", riet er ihm, legte dabei kurz seinen Arm auf dessen Schulter und ging dann weiter zum Nächsten.
„Hast du die Gänseblümchenessenz schon in dein Wasser geträufelt, Ginny?"
„Ja, warum?", antwortete sie ihm nun verunsichert.
„Weil das Wasser zwar zuerst sieden muss, jedoch unmittelbar nach Zugabe der Essenz auf siebzig Grad abgekühlt werden muss, damit die Essenz nicht zu stark verkocht. Du solltest noch drei zusätzliche Tropfen hineinträufeln und den Trank dann abkühlen, so kannst du ihn noch retten. Verstanden?"
„Oh, ja, natürlich" stotterte sie nun zusammen, „Verzeihung, das habe ich doch glatt vergessen."
„Macht ja nichts, solange man ihn noch retten kann, ist auch noch nichts verloren. Und genau dafür bin ich ja zuständig, nicht wahr?", erklärte er ihr nun beiläufig und ging weiter.
Einem Schüler nach dem anderen, gab er nun Tipps, wie sie mit ihren Zutaten effektiver umgehen konnten, oder half, wenn sie etwas falsch gemacht hatten. Bereits eine halbe Stunde später war die Stimmung im Klassenraum deutlich angehoben. Die Schüler schienen ihm nun schon beinahe zu vertrauen, da bislang noch keiner der Tränke komplett missraten war, und er bei besonders aufmerksamer und genauer Arbeit, hin und wieder fünf Hauspunkte vergab - jedoch keine abzog.
Die Stunde war aber noch lange nicht zu Ende, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und alle Anwesenden erschrocken herumfuhren. Ein kleiner Drittklässler kam in den Kerker gerannt, blieb erst kurz vor Rufus ehrfurchtsvoll stehen und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. In seiner Hand hielt er einen zusammengefalteten Zettel, den er ihm wortlos in die Hand drückte. Er musste erst einen Moment lang tief Luft holen, da er den ganzen Weg hinunter in die Kerker gerannt zu sein schien, bevor er zu einer Erklärung ansetzen konnte.
„Professor Dumbledore schickt mich, ich soll ihnen das hier so schnell wie möglich bringen", brachte er schließlich atemlos hervor, während Rufus den Zettel schon mit einem kleinen Wink seines Zauberstabes geöffnet hatte.
Severus ist zurück, doch schwer verletzt. Poppy benötigt hier dringend alles, was wir für Verbrennungen und Blutverlust da haben. A. D.
Diese zwei kurzen Sätze ließen ihn für einen Moment geschockt aufkeuchen, denn seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich mit einem Schlag.
„Die Stunde ist beendet, das ist ein Notfall. Die Kessel räumt ihr zum Reifen ins Regal und dann geht ihr. Und beeilt euch, klar?", sagte er mit knappen Worten an die Klasse gewandt, drehte sich um und ging mit schnellen Schritten nach hinten in Severus Vorratsraum, in dem unzählige Tränke, Salben und Tinkturen haltbargemacht in den verstaubten Regalen nur darauf warteten, eines Tages einmal für einen Notfall dringend gebraucht zu werden.
Er brauchte nicht lange zu suchen, da er sich in diesem Raum bereits bestens auskannte. Schnell beschwor er einen großen Karton herauf, in den er in aller Eile alles packte, was seiner Meinung helfen könnte. Als er den schweren Karton zurück in das Klassenzimmer schweben ließ, waren noch immer einige Schüler anwesend. Sie schienen sich nicht sonderlich beeilt zu haben; vermutlich erhofften sie sich einige Informationen über den genauen Grund des unerwarteten Unterrichtsschlusses.
„Ich zähle bis drei, und wer bis dahin immer noch da ist, wird von mir persönlich hier eingeschlossen, bis ich wieder zurückkomme. Beeilung!", fuhr er sie ungeduldig an, während er mit schnellen Schritten den Klassenraum durchquerte, den Karton hinaus auf den Gang manövrierte und ihn dort kurz abstellte.
Als er sich wieder umdrehte, drängte sich gerade der letzte Schüler an ihm vorbei in den Korridor, seine Schultasche eilig unter den Arm geklemmt.
Es war Colin Creevey.
„Was ist passiert?", fragte er besorgt.
Die anderen Schüler aus seiner UTZ-Klasse standen ebenfalls alle noch mit überraschten Gesichtern im dunklen Kerkerkorridor vor dem Klassenzimmer versammelt, nickten aber nur. Einige von ihnen versuchten einen Blick auf das Innere des Kartons zu erhaschen, in der Hoffnung, dadurch vielleicht etwas zu erfahren.
„Ein Notfall, wie ich schon sagte."
Ohne ihnen weitere Beachtung zu schenken, versiegelte er die Tür und dirigierte die dringend benötigten Heilmittel für seinen Freund und Lehrer im Laufschritt hinauf in den Krankenflügel.
Als er diesen nur kurze Zeit später erreichte, herrschte dort eine bedrückende Atmosphäre. Am Fußende des derzeit einzig belegten Krankenbettes, standen Professor Dumbledore und Melinda, die sich leise flüsternd unterhielten und Rufus erst bemerkten, als die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.
Als er das Bett erreichte, um das Madam Pomfrey herumwuselte, bot ihm Severus einen grauenhaften Anblick. Einfach alles an ihm schien Flammen ausgesetzt gewesen zu sein und man konnte deutlich eine große Wunde an seinem Oberschenkel erahnen, über der sich seine angekohlten Kleidungsstücke deutlich dunkelrot gefärbt hatten. Mit einem dankbaren Nicken wies Madam Pomfrey ihn an, den Karton auf einen kleinen Tisch am Fußende des Bettes abzustellen, bevor sie damit anfing, die mitgebrachten Flaschen und Gläser nach ihrer Brauchbarkeit zu untersuchen.
„Sehr gut, Sie scheinen ja richtig Ahnung zu haben, Junge. Ich gehe schnell noch einige Binden holen", sagte sie anerkennend, wandte sich um und ging.
„Was ist passiert?", fragte er leise, ohne dabei von Severus aufzusehen und begann sogleich mit äußerster Vorsicht die angebrannten Kleidungsstücke von der verletzten Haut seines Freundes zu entfernen.
„Das wissen wir noch nicht, Rufus", antwortete Melinda ihm nun ebenso leise, „als Hagrid ihn vor einer halben Stunde vor dem Schloss fand, war er bereits bewusstlos."
„Wir vermuten jedoch, dass Voldemort ihn für einen Anschlag auf eine Muggelsiedlung abkommandierte. Dort wurde gestern Nacht alles niedergebrannt und es gab viele Tote. Ich denke, er ist irgendwie zwischen die Flammen geraten und wurde dann zurückgelassen. Die Auroren durchsuchten die Häuser nicht sofort, weil sie dort keine Überlebenden mehr vermuteten und zuerst damit beschäftigt waren, die Gedächtnisse der überlebenden Muggle zu verändern und die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen", erklärte der alte Zauberer ihm eben so leise und besorgt, brach dann aber ab, als Madam Pomfrey eilig mit einem großen Stapel Binden zurückkam.
„Was machen Sie denn… wollen Sie mir etwa helfen? Wo haben Sie gelernt, wie man das macht?", fragte sie ihn nun völlig perplex, als sie sah, wie der Rufus gerade damit beschäftigt war, die große Fleischwunde am Oberschenkel des bewusstlosen Lehrers mit einem desinfizierenden Trank zu säubern und die Blutung der verletzten Vene zu stillen.
„Sie können gerne versuchen mich fortzuschicken, aber ich versichere Ihnen, das wird Ihnen nicht gelingen", antwortete Rufus abwesend, zog seinen Zauberstab und heilte mit äußerster Vorsicht und Konzentration die Vene, die mit Sicherheit in den vergangenen Stunden für einen lebensbedrohlichen Blutverlust gesorgt hatte.
„Ich wüsste keinen Grund, warum ich das tun sollte", antwortete die überraschte Heilerin daraufhin und beobachtete Rufus bei seiner Arbeit ganz genau. Dann drehte sie sich zu Dumbledore und Melinda um, und sagte in einem etwas strengeren Tonfall: „Was allerdings nicht für Sie beide gilt. Ich informiere Sie, sobald wir es geschafft haben, seinen Zustand zu stabilisieren. Nun gehen Sie, das ist ein Krankenflügel und kein Besprechungsraum", scheuchte die beiden, aus dem Krankenflügel.
Hand in Hand arbeiteten Madam Pomfrey und Rufus die nächsten Stunden gemeinsam daran, Professor Snape von seinen restlichen verkohlten Kleidungsstücken zu befreien, die Haut zu desinfizieren, mit einer speziellen Brandsalbe zu behandeln und anschließend sorgfältig in Binden einzuwickeln, die sie vorher mit einen kühlenden Zaubertrank durchtränkt hatten.
Immer wieder überprüfte die Heilerin zwischendurch besorgt Snapes Zustand, indem sie mit ihrem Zauberstab konzentriert seinen ganzen Körper entlangfuhr und Dutzende von Heilsprüchen über ihn sprach.
Snapes Zustand war noch immer sehr kritisch; es ließ sich nicht einmal mit absoluter Bestimmtheit sagen, ob er jemals aus seinem Koma wieder erwachen, geschweige denn diese Verletzungen überhaupt überleben würde. Er hatte sehr viel Blut und Flüssigkeit verloren, stand unter Schock und die Haut konnte mit derartigen Verbrennungen kaum noch atmen. Im Prinzip grenzte es schon an ein Wunder, dass er es überhaupt bis nach Hogwarts geschafft hatte.
„Wir müssen ihm den Heiltrank möglichst jetzt geben, Madam", stieß Rufus ungeduldig aus, nachdem auch der letzte Verband sicher saß, „meinen sie er kann schlucken? Ich meine… auch wenn er…?"
„Er muss nicht schlucken können, Junge. Aber sie haben Recht, es wird höchste Zeit dafür. Hier, halten sie das gut fest", wies sie ihren jungen Assistenten an und drückte ihm die Phiole mit dem abgemessenen Zaubertrank in die Hand, „ich werde es direkt in seinen Magen leiten, allerdings benötige ich dafür einen Leiter."
Sie tastete Severus Bauch erst vorsichtig ab, platzierte dann Rufus linke, noch freie Hand sorgfältig auf den Magen des Patienten und zog schließlich ihren Zauberstab.
„So, und jetzt passen Sie mal gut auf, bei mir können sie nämlich auch noch etwas lernen", sagte sie stolz und tippte mit ihrem Zauberstab direkt auf Rufus rechten Arm.
„Infusionus!"
Seine Arme begannen mit einem Mal merkwürdig zu kribbeln. Beinahe hätte er die Phiole mit dem lebensnotwendigen Gebräu fallen lassen; es fühlte sich an, als wären seine Arme eingeschlafen und würden gerade erst nach stundenlanger Blutabschnürung wieder aufwachen. Als er die Phiole genauer ansah, stellte er fest, dass sie sich langsam leerte und durch ihn durchfloss, direkt in Severus Magen hinein, wie durch einen Infusionsschlauch der Muggel.
„Wow", stieß er verblüfft aus, als die Phiole entleert und er seine Arme wieder normal fühlen konnte, „meinen Sie, er ist jetzt über den Berg?"
„Nein, leider noch nicht", gab sie ihm besorgt Auskunft, „jetzt beginnt erst die wirklich kritische Phase. Jetzt heißt es warten und hoffen. Die nächsten achtundvierzig Stunden werden entscheidend sein, ob er leben oder sterben wird. Morgen früh müssen wir diese Infusion wiederholen, falls er bis dahin noch nicht aufgewacht sein sollte, und die Verbände müssen alle zwölf Stunden gewechselt und seine Haut neu eingerieben werden, damit keine Narben zurückbleiben."
„Kann ich ihnen noch irgendwie behilflich sein, Madam?"
„Nein, Mr. Black, Sie waren mir heute wirklich eine sehr große Hilfe, aber nun sollten Sie gehen, sonst werden Sie auch vom Abendessen nicht mehr viel haben. Ich habe zwar keine Ahnung, wo Sie das alles gelernt haben, aber Merlin sei Dank dafür. Ich weiß wirklich nicht, was ich heute ohne Sie gemacht hätte."
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Ron und Hermine saßen gerade beim Abendessen, als sich Ginny zwischen sie setzte, was an und für sich ungewöhnlich war, da sie normalerweise bei ihrer besten Freundin Laura saß.
„Ich weiß was, was ihr nicht wisst", flüsterte sie leise verschwörerisch und sah sie triumphierend an.
„Spuck es schon aus, Schwesterherz, was ist es?", forderte Ron sie ungeduldig auf, nachdem sie offenbar nicht damit herausrücken wollte, ohne vorher dazu aufgefordert zu werden. Sie schien ihr Wissen, ihrem großen Bruder gegenüber, sichtlich auszukosten.
„Also, dass euer Rufus heute die Vertretung für Zaubertränke aufgebrummt bekommen hat, habt ihr ja sicherlich schon mitbekommen", sagte sie nun herumdrucksend und wartete, bis die beiden ihr nun ungeduldig zunickten, bevor sie fort fuhr.
„Mitten in der Stunde kam ein Drittklässler hereingestürmt, drückte ihm eine Nachricht in die Hand und sagte ihm, dass er von Dumbledore geschickt wurde, woraufhin er uns alle aus dem Klassenzimmer jagte. Er ließ uns lediglich wissen, dass es sich um einen Notfall handelte und ging dann nach hinten in Snapes Vorratsraum. Nur fünf Minuten später kam er mit einem Karton voller Flaschen und Gläser wieder zurück, versiegelte die Tür und rannte davon. Von dem Drittklässler habe ich später erfahren, dass Hagrid, als er mit seiner Klasse gerade über das Schlossgelände lief, Snape in der Nähe eines großen Gebüsches gefunden hat. Er war schwer verletzt und es sah so aus, als sei er verbrannt worden. Dieser Rufus wurde den ganzen Tag seither nicht mehr gesehen und niemand darf in den Krankenflügel. Colin hat nach dem Mittagessen eine Magenverstimmung vorgetäuscht, aber die Tür des Krankenflügels war verschlossen und es hing lediglich ein Zettel dran, auf dem stand, dass er heute wegen eines Notfalls geschlossen wäre. Ich sage euch, irgendwas stimmt mit diesem Black nicht", endete sie atemlos und wartete nun ihrerseits mit großen Augen die Reaktion der beiden ab.
„Verbrannt, sagst du?", antwortete ihr Hermine nachdenklich, „im Tagespropheten stand heute morgen, dass es in einem Muggelwohngebiet heute Nacht gebrannt hätte, und das Ministerium vermutete dahinter einen Anschlag von Voldemort, weil das Feuer anscheinend in mehreren Häusern gleichzeitig ausbrach."
„So, deswegen hat er also das Schloss verlassen müssen", brummte Ron nun aufgebracht, und gestikulierte dabei wild mit seinen Armen, „er hat für Du-weißt-schon-wen heute Nacht Muggel getötet. Ich verstehe wirklich nicht, warum Dumbledore diesem Todesser noch immer vertraut. Er ist ein Mörder!"
„Was mich verwunderte war allerdings", fuhr Ginny unbeirrt von Rons Ausbruch fort, „dass Rufus nur fünf Minuten in Snapes Vorratsraum brauchte. Einmal, als Snape vergessen hatte die Tür zu schließen, habe ich einen Blick hineinwerfen können. Dort stehen unzählige Regale, die meterhoch mit tausenden von Flaschen und Gläsern voll gestellt sind. Außerdem, hat irgendjemand von euch Rufus seit heute morgen gesehen? Ich frag mich, wo er ist und was er den ganzen Tag eigentlich treibt."
„Ich schätze, das können wir ihn gleich selbst fragen", bemerkte Hermine daraufhin und zeigte unauffällig zur Eingangstür der Großen Halle hinüber, „da kommt er gerade."
Gespannt beobachteten sie nun den großen, dunkelhaarigen Jungen, wie er langsam auf den Tisch der Gryffindors zuschlenderte. Als er gerade am Tisch der Slytherins vorbeikam, nickten sich Malfoy und Rufus kurz freundlich zu, was Ron wiederum zu einem ungläubigen Schnauben veranlasste. Hermine hatte ihm am Morgen im Gemeinschaftsraum zwar erzählt, was er mit Malfoy vorhatte, aber Ron, wie auch sie selbst, waren nicht der Meinung, dass das gut gehen konnte - dafür kannten sie Malfoy viel zu gut. Sie befürchteten, dass Rufus sich in dieser Sache gewaltig überschätzte und Malfoy ihm eines Tages die Rechnung dafür präsentieren würde, aber darum ging es jetzt im Moment nicht. Sie waren viel zu gespannt darauf, mit welchen Erklärungen Rufus herausrücken würde, wenn sie ihn gleich darauf ansprachen.
Er schien vollkommen in seine Gedanken versunken zu sein, denn er bemerkte die drei, die vergeblich versuchten, ihn zu sich herüberzuwinken, nicht im Geringsten. Vielmehr schien er besorgt über etwas zu grübeln und mit seinen Gedanken meilenweit weg zu sein, als er sich am anderen Ende des Tisches auf einen freien Platz fallen ließ und abwesend Schokoladensoße über sein Schnitzel goss.
Als er den ersten Bissen in seinen Mund schob, klappten die Münder der drei vor Erstaunen herunter, als er nicht eine Miene verzog, sondern seelenruhig seinen Teller wieder von sich schob, aufstand und wieder Richtung Ausgang schlenderte. Professor Lupin und Mrs Black schienen die Szene ebenfalls mitbekommen zu haben; besorgt hatte sich zuerst der Professor von seinem Platz erhoben, war dann aber von Rufus Mutter am Arm festgehalten worden, die ihm ein paar beruhigende Worte zuzuflüstern schien. Er setzte sich daraufhin wieder, während sie nun aufstand und Rufus nachlief.
„Ich fürchte, heute werden wir nicht mehr viel erfahren, lasst uns zu Ende essen und dann in unseren Gemeinschaftsraum gehen", folgerte Hermine daraufhin enttäuscht.
„Kann mir mal jemand erzählen, warum Professor Lupin auch aufgestanden ist? Und warum hat er ihn gestern nach dem Unterricht zu sich gerufen, kennen die sich?", fragte Ron sich gerade laut, als Mrs. Black ihren Sohn eingeholt und die beiden die Große Halle verlassen hatten.
„Das hast sogar du bemerkt?", war Ginnys überraschte Antwort darauf, dass ihr Bruder so rasch den Zusammenhang zu erahnen schien, dass zwischen Rufus und Professor Lupin wohl mehr als nur ein Lehrer-Schüler-Verhältnis zu existieren schien, und mit einem Ruck erhob sie sich und setzte sich ein paar Plätze weiter wieder zu ihrer besten Freundin Laura.
„Das hätte jeder Blinde bemerkt", brummte Ron vor sich hin.
Hermine jedoch war nun ihrerseits mit ihren Gedanken ganz woanders, und bekam Rons letzte Bemerkung überhaupt nicht mehr mit. Sie dachte über Rufus nach und über das, was Ginny ihnen gerade zugeflüstert hatte. Professor Lupin war also Rufus Pate, Mrs. Black seine Mutter. Warum aber kannte er sich in Snapes Kerker so gut aus? Selbst sie hatte einmal bei einer Gelegenheit vor fünf Jahren einen Blick in Snapes Vorratsraum werfen können, und er war in der Tat riesengroß. Aber nicht nur das, Rufus kannte sich auch im Schloss außergewöhnlich gut aus. Viel zu gut, für jemanden, der erst seinen zweiten Tag hier verbrachte.
Was war das für eine Situation gewesen, bei der Professor Lupin Rufus das Leben rettete? Was war der Grund, warum er überhaupt hatte sterben wollen? Was war nur hinter seinen dunklen, mysteriösen und zugleich wundervollen Augen, die ihr ständig das Gefühl gaben, er könnte direkt in ihr Herz sehen, wenn er sie ansah. Irgendetwas störte sie an ihm, und obwohl er ihr am frühen Morgen so viel von sich erzählt hatte, plagten sie noch immer eine Unmenge ungeklärter Fragen. Sie nahm sich fest vor, ihre Fragen nicht für immer einfach so im Raum stehen zu lassen, und wenn er es ihr nicht erzählen würde, musste sie einen Weg finden, es irgendwie herauszubekommen. Sie wusste nicht was, aber irgendetwas an ihm zog sie wie magisch an. Was hatte das alles nur zu bedeuten?
Es war bereits weit nach Mitternacht. Hermine saß noch immer am Kaminfeuer und lernte. Trotz der späten Stunde und der Tatsache, dass alle anderen Gryffindors längst in ihren Betten schliefen, verspürte sie noch nicht einmal einen Hauch von Müdigkeit, als sich das Portraitloch öffnete und Rufus den Gemeinschaftsraum betrat.
„Warum kommst du erst so spät?", fragte sie überrascht und wandte sich ihm zu.
„Ich war bei meiner Mutter", antwortete er ihr müde. Unter seinen Augen hatten sich dunkle Schatten gebildet und er sah sehr blass aus. Aus seinem Umhang zog er ein kleines Fläschchen, betrachtete es einen Moment lang nachdenklich und hielt es ihr schließlich hin.
„Hier, ein kleiner Schluck davon dürfte genügen. Ich denke, ich werde ihn heute nicht mehr benötigen, du jedoch schon."
„Kommt mir irgendwie bekannt vor", grinste sie jetzt, „was ist es diesmal?"
„Nur ein leichter Schlaftrank. Die Wirkung des Stärkungstrankes wird bei dir morgen früh nachlassen, und du willst doch nicht im Unterricht einschlafen, nicht wahr?"
„Eigentlich hatte ich ja gehofft, mich noch ein wenig mit dir unterhalten zu können. Es wird viel geredet hier im Schloss, weißt du? Was ist passiert?", versuchte sie zögernd eine Gegenfrage zu stellen, ohne dabei Anstalten zu machen, ihm den Schlaftrank aus der Hand zu nehmen.
„Heute nicht mehr, ich bin ziemlich fertig. Trink das und lass mich dann noch ein paar Stunden schlafen, morgen ist schließlich auch noch ein Tag", wich er ihr aus und hielt ihr das Fläschchen noch immer hin. Missmutig nahm sie es ihm aus der Hand und trank einen kleinen Schluck. Wie auch schon am Morgen, bei der Einnahme des Stärkungstrankes, setzte die Wirkung augenblicklich ein, und sie fühlte sich schrecklich müde. Rufus nahm ihr die kleine Flasche sanft aus der Hand, verabschiedete sich mit einem zufriedenen Nicken und verschwand ohne ein weiteres Wort auf der Treppe zu den Jungenschlafsälen.
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Die Tage kamen und gingen. Professor Snape lag noch immer im Krankenflügel, aber Professor Dumbledore hatte den Schülern schon zwei Tage nach dem mysteriösen Notfall während des Frühstückes versichert, dass ihm Madam Pomfrey ausdrücklich versichert hätte, dass der Professor in zwei Wochen wieder wohlauf wäre. Zudem bat er Rufus, während dieser Zeit auch weiterhin die Vertretung zu übernehmen, da er leider keinen besser geeigneten Ersatz auf die Schnelle finden konnte.
Am Sonntagmittag saß Hermine wie üblich an ihrem Tisch in der Ecke des Gemeinschaftsraumes und erledigte den Rest ihrer Hausaufgaben. Sie ärgerte sich fürchterlich darüber, dass Rufus ihr auch in den folgenden Tagen nicht verraten hatte, wo er den ganzen Mittwoch gesteckt und was eigentlich genau vorgefallen war. Er war ständig mit seinen Gedanken meilenweit weg, wenn er überhaupt da war, was nicht besonders häufig passierte. Meistens war er irgendwo im Schloss unterwegs und kam erst spät abends in den Gemeinschaftsraum zurück, mit dunklen Ringen unter den Augen und wich ihr damit aus, dass er unglaublich müde sei und dringend Schlaf bräuchte.
Sie überlegte gerade, ob sie nicht doch, wie all die anderen Schüler es vernünftigerweise taten, nach draußen an den See schlendern sollte, um dort in der warmen Sonne ihre Hausaufgaben zu erledigen, als sich das Portraitloch öffnete und Rufus in den Gemeinschaftsraum trat. Als sie ihn ansprach, blieb er jedoch wie erstarrt stehen und starrte sie verwundert an.
„Was ist, hab ich etwa Pusteln im Gesicht? Warum starrst du mich so an? Ich habe lediglich freundlich hallo zu dir gesagt", versuchte sie das Eis zu brechen, um endlich einmal wieder an ihn heranzukommen.
„Nichts. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass bei diesem Wetter noch jemand hier drinnen ist, bitte entschuldige."
„Das habe ich mir schon gedacht, du weichst uns seit Tagen aus. Auf diese Weise wirst du hier jedenfalls nicht so schnell Freunde finden. Um Freunde zu finden, muss man sich mit seinen Mitmenschen unterhalten und ihnen nicht aus dem Weg gehen", belehrte ihn Hermine mit ihrer üblichen lehrerhaften Haltung, die ihn schon immer irgendwie an Professor McGonagall erinnert hatten.
Er wollte augenscheinlich gerade zu einer Antwort ansetzten, doch zu Hermines Missvergnügen kam es einmal wieder nicht dazu, da ein großer Adler geradewegs durch das offene Fenster geflogen kam, sich auf die Sessellehne neben Rufus niederließ und ihm sein Bein, an dem ein Brief befestigt war, entgegenstreckte.
„Vielen Dank, Ashraw. Na, wer hat dich geschickt? War es meine Mum?", fragte er den Adler sanft, ehe er ihm liebevoll über seinen anmutigen Kopf strich, eine Schachtel aus seiner Tasche zog, diese öffnete und dem Adler vor den Schnabel hielt.
Entsetzt stellte Hermine fest, dass sich in der Schachtel eine tote Maus befunden hatte, und bei dem Anblick des genüsslich speisenden Adlers drehte sich ihr beinahe der Magen um.
„Ist das etwa dein Adler?", fragte sie ihn nun angewidert.
„Darf ich vorstellen? Das ist Ashraw, der Steinadler meiner Mutter und mir", antwortete er mit einer derart liebevollen Stimme, dass Hermine überhaupt nicht mehr wusste, wie sie sich in diesem Moment eigentlich fühlen sollte, während er das speisende Tier vorsichtig von seinem Brief befreite.
Dieser Junge konnte so abweisend sein wie mit seinen Gedanken abwesend, so mysteriös - und nie wusste man, was er eigentlich gerade tat oder wo er sich herumtrieb. Er konnte ihr mit diesem wissenden Blick in die Augen sehen, als ob er immer wusste, wie sie sich gerade fühlte, hatte immer eine passende und zugleich ausweichende Antwort parat, und dann konnte er so liebevoll mit seinem Tier umgehen.
Als der Adler die tote Maus endlich runtergeschluckt hatte, stieß er ein raues „hijäh" aus, bevor er sich wieder stolz in die Luft erhob und durch das Fenster hinausrauschte. Rufus hatte indessen seinen Brief geöffnet und gelesen. Anscheinend musste er ziemlich wichtig sein, denn als er den Brief zu Ende gelesen hatte, steckte er ihn in seinen Umhang und ging eilig zum Portraitloch. Bevor er hinausging, wandte er sich Hermine noch einmal kurz zu.
„Es tut mir wirklich schrecklich leid, unsere beginnende Freundschaft heute wohl nicht mehr pflegen zu können, Hermine, aber ich muss wirklich dringend noch einmal weg."
Und weg war er. Seufzend packte sie ihre Schulsachen zusammen, stopfte alles in ihre Tasche und ging ebenfalls. Das erhoffte Gespräch war ausgeblieben und sie ärgerte sich darüber, aber zumindest würde sie am See noch ein wenig auf andere Gedanken kommen und die Sonne den restlichen Nachmittag genießen können. „Eigentlich hätte ich mir das ja denken können", dachte sie missmutig, als sie eine Viertelstunde später durch das große Eichenportal aus dem Schloss hinaustrat und langsam auf das Seeufer zuschlenderte. „Die Karte der Rumtreiber müssten wir jetzt haben, doch wo ist sie nur?"
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Ein seltsames Gefühl durchdrang ihn, als er daran dachte, was für Gefühle er hinter ihren Augen hatte ausmachen können, als er sie angesehen hatte nachdem er ihr Casto vorgestellt hatte. Er wusste ganz genau, dass Hermine ihn absichtlich abgepasst hatte, denn niemals würde sie ohne Grund darauf verzichten, ihre Hausaufgaben unter der strahlenden Sonne am Seeufer erledigen zu können und es tat ihm sehr leid, sie derartig abgefertigt zu haben. Aber was in diesem Brief stand, war ihm in diesem Moment einfach viel wichtiger gewesen, musste er doch um jeden Preis endlich etwas von dem finden, wonach er schon seit langem suchte.
Rufus, mein Schatz,
ich wollte Minerva nicht unnötig stören, deshalb schicke ich dir Casto. Anbei liegt ein Brief von Remus, in dem er dir erlaubt, heute in der Verbotenen Abteilung nach einem Buch über Verteidigung gegen die dunklen Künste zu suchen, damit niemand misstrauisch wird. Ich hoffe, ich liege richtig in der Annahme, dass du mit deinen Büchern inzwischen durch bist? Jedenfalls hattest du diese Woche genug mit Zaubertränken zu tun und ich dachte, eine kleine Abwechslung würde dich auf andere Gedanken bringen. Viel Erfolg beim Stöbern und viel Spaß beim Schmökern! Lese aber nicht zuviel, ja? Ich hab Remus fest versprechen müssen darauf zu achten, dass du dich auch noch anderen Dingen außer Büchern widmest. Er macht sich noch immer große Sorgen, weil du den Patronus noch nicht wieder in den Griff bekommen hast. Ich hab dich lieb.
Mum
Das war genau das, was Rufus in diesem Moment wirklich gebrauchen konnte. Sein Herz machte regelrecht einen Hüpfer vor Freude, als ihm klar wurde, dass er soeben einen Freibrief in die Verbotene Abteilung erhalten hatte, und er diesmal nicht erst auf eine passende Gelegenheit warten musste. Das letzte Mal war er in den Sommerferien dort gewesen, seither hatte sich ihm leider keine derartige Gelegenheit mehr geboten.
Als er Madam Pince etwa zwanzig Minuten später die beigelegte Erlaubnis von Remus unter die Nase gehalten hatte, war diese dennoch nicht sonderlich begeistert davon gewesen, ihm Zutritt in die Abteilung zu gewähren. Sie hatte ein Gesicht gemacht, als hätte sie in einen sauren Apfel gebissen bevor sie ihm die Tür aufgeschlossen hatte. „Sieh aber zu, dass du mir keine Unordnung machst und stelle die Bücher sorgfältig wieder zurück, wenn du fertig bist. Und mache dir Notizen, denn diese Bücher sind nicht für den Verleih, nur zum Anschauen, klar?", hatte sie ihm noch hinterher gerufen, bevor er soweit wie nur möglich in die hintersten Gänge gelaufen war.
Mit einer Öllampe bewaffnet, lief er nun hungrig suchend durch die meterhohen Regale voller verstaubter Bücher. Ganz hinten in der verbotenen Abteilung war es gerade durch die engen und hohen Regale ziemlich dunkel, obwohl es draußen noch helllichter Tag war, und hin und wieder musste er einige große Spinnennetze mit der Hand zerreißen, damit sie nicht an seinem Umhang kleben blieben. „Ron, Ron, dir würde es hier vermutlich gar nicht gefallen", dachte er sich im Stillen, so glücklich war er noch immer darüber, schon wieder hier sein zu dürfen.
Auf der anderen Seite jedoch fand sein Glück schon bald wieder ein rasches Ende, nachdem er bereits über eine Stunde lang verzweifelt nach einem Hinweis suchte, ohne fündig zu werden. Buch für Buch zog er heraus, blätterte es durch und stellte es dann doch nur wieder enttäuscht zurück. Würde er hier denn niemals auf etwas stoßen? Es musste doch einfach ein Buch darüber geben. Wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt. „Was ist das denn?", fragte er sich gerade, als er einen zwei Kilo Wälzer herauszog, der den Titel „fragwürdige Rituale, deren Gebräuchlichkeit nie wirklich erwiesen wurden" trug. Ein Autor stand nicht darauf, aber das verwunderte ihn nicht weiter. Es gab sehr viele Bücher, deren Verfasser lieber unbekannt bleiben wollten, was hauptsächlich bei sehr alten Exemplaren der Fall war.
„In Ordnung, Rituale… guuuut… hast du auch einen Index?", flüsterte er in die staubige Stille hinein und öffnete das Buch. Es hatte tatsächlich einen, er allein war sogar über vier Seiten lang. Rufus ging in die Hocke, legte das schwere Buch auf seine Knie und fuhr mit dem Finger suchend den Index entlang hinunter, blätterte weiter und suchte. Dann zog er mit einem Mal scharf die Luft ein, während sein Herz fast einen Aussetzer bekam, als er fassungslos auf die Worte starrte, die dort geschrieben standen.
Er war sich nicht sicher, ob er sich in diesem Moment darüber freuen sollte, endlich ein kleines Stückchen von dem gefunden zu haben, wonach er schon so lange so verzweifelt gesucht hatte oder ob er in diesem Moment nicht lieber sterben wollte, als er das Buch wieder schloss und entsetzt auf den Titel starrte. „Fragwürdig? Nie erwiesen? Oh, bitte! Sag, dass das nicht wahr ist", flüsterte er flehend, öffnete es noch einmal und blätterte mit zittrigen Händen weiter, bis er die Seite gefunden hatte, die der Index auf der dritten Seite angab. Kraftlos ließ er sich nun vollends an das Bücherregal fallen und bemerkte noch nicht einmal die dicke schwarze Spinne, die direkt neben seinem rechten Ohr lustig ihr Netz weiter spannte, als er mit Tränen in den Augen die so sehr herbeigesehnten Zeilen las.
Fortsetzung folgt!
Autornote: Bei diesem Kapitelchen muss ich euch gestehen, hatte ich das erste Mal echt Schwierigkeiten beim schreiben. Aber ich hoffe, es ist mir dennoch gelungen, und hat euch wieder so gut gefallen, wie die vorherigen…
Über eure zahlreichen Reviews habe ich mich so sehr gefreut, dass mir eigentlich noch immer die Worte fehlen, ich bin echt sprachlos, Leute. Danke schön dafür! So liebe Worte habt ihr gefunden, dass das Herz regelrechte Freudenhüpfer macht, wenn man sie liest! Ich hoffe, meine Beantwortungen darauf genauso ausführlich und lieb in Worte gefasst bekommen zu haben, wie auch ihr zuvor…
Review-Antworten:
janine black: Oh, er musste tatsächlich unterrichten, Süße… aber mehr Unterricht gibt es leider erst wieder im nächsten Kapitelchen. ;-) Ich knuddel dich auch ganz fest!
sternchen: Wenn da irgendwo, auch nur irgendwas auf die beiden hindeuten sollte, dann tue ich am besten so, als weis ich von gar nichts, hihihi! #auch grins# So, und nun bist du wieder dran #den Ball weiterschmeiss# mit schreiben. Ich knuddel dich ganz fest, Süße! Hach, ich hab dich lieb, Schwesterherz! :-)
Tiberitus: Wer weis schon, wie sich die Freundschaft zwischen den beiden noch so entwickeln wird #mal drüber nachdenkt# doch nicht etwa ich? #grins# nun, zumindest die Sache mit der Vertretung konnte ich dir schon einmal erfüllen, auch wenn es in diesem Kapitelchen ein bisschen wenig war… Ich drück dich ganz fest :-)
Tolotos: #gg# Ohne Worte, Süßer! Ich bin wirklich sprachlos über deine goldige Review und weis gar nicht, was ich schreiben soll… außer vielleicht… warum bekommst du bei Dumbledore ein nervöses Zucken in den Händen? Was stimmt nicht mit ihm? #besorgt rüberschiel# Und… meintest du Spock? Der ist super, gell? Jep! Finde ich auch #gg# Was deine Links angeht,… kommt nur darauf an, was auf den Seiten so alles zu sehen ist, ist es für Leute unter 18 erlaubt? Dir auch einen lieben Knuddel! :-) Und bis zum nächsten Mal!
Kissymouse: Ich lasse nichts untergehen, meine Süße, ganz im Gegenteil. Ich nehme alle Vorschläge äußerst ernst und versuche sie eigentlich auch wenn möglich, immer mit einzubauen. Auf deine Frage hin: hat sie sich in diesem Kapitel damit beantwortet? Ich knuddel dich ganz besonders, meine Süße! :-)
vero: Ron ist mit Parvati zusammen, liebe Vero. ;-)
auxia: Danke dir, meine Liebe! :-) Knuddel!
Fidi: Sorry, war nur ein wenig kurz… vielleicht gibt es im nächsten aber etwas mehr, mal sehen ;-) Dich auch knuddel!
Max88: Hach, ja… was bist du wissbegierig, lieber Max… #gg# Und doch kann ich dir leider nicht all deine Fragen beantworten, weil ich dann leider viel zu viel verraten könnte, was ich ja gar nicht sollte… aber andererseits wiederum gerne würde… nein, geht nicht! ;-) Nur so viel: Das mit dem Patronus wird auf jeden Fall erst gegen Ende der Geschichte geklärt, und über die DA und über Draco erfährst du leider auch erst wieder mehr in den nächsten Kapitelchen. Leider war in diesem absolut kein Platz dafür, ich hoffe, du verzeihst mir? So, jetzt reicht es aber auch schon wieder, sonst führst du mich noch in Versuchung, dir all meine Ideen und Vorstellungen für diese Geschichte zu verraten, und das wollen wir ja beide nicht! Ich hab dich lieb, süßer Max, und deshalb fühle dich von mir geknuddelt und gebusselt und oben auf die Stirn noch einen rießigen Schmatzer obendrauf! Hach, was kannst du schöne Reviews schreiben! :-)
Angel344: Danke dir, Angel! Sicher ist er anders, aber ich dachte mir, früher oder später muss er sich einfach ändern. :-)
sunny: Zuallererst einmal ist Ron mit Parvati zusammen. Ron sagt das mit Ginny und Malfoy eher sarkastisch als ernst gemeint, weil er Rufus nicht glaubt, dass es nicht so ist, wie es aussieht. ;-) Hermine hat noch keinen Freund, was jetzt aber nichts heißen soll, gell? ;-) Aber ich wette, das hast du nur aus Spaß so verdreht #gg#
Cho: Danke, liebe Cho! Ich hoffe, das war schnell genug? ;-)
Jo Lizard: Du hast mich in deinem email-allert? Ehrlich? Oh, freu!!! :-) Super #juchtz#, dann kommen wir gleich mal zu den Trickstufen… hab ich mir zusammen mit der Vivi auch schon überlegt gehabt… ich will ja jetzt wirklich nichts verraten, aber die kommen noch #zwinker# Und Rons Kommentar zu Draco und Ginny war sarkastisch gemeint, aber das wusstest du ja bereits, gell? #rüber schiel# Über die Animagusausbildung habe ich mir ehrlich gesagt noch überhaupt keine Gedanken gemacht, aber das werde ich mal, fest versprochen… ich lasse dich dann auf jeden Fall wissen, zu was für einem Urteil ich dann gelangen werde, ja? ;-) Aber übers Quidditch wird jetzt ganz sicher noch nichts verraten, #gg# immer nur kleine Häppchen und nicht alles auf einmal, hihi! #noch mal zwinker# Vielen Dank für deine sehr ausführliche Review, Jo, immer wieder sehr gerne! Ein ganz besonders lieber Knuddel für dich!
So, das war es dann auch schon wieder für dieses Mal. Ich hoffe sehr, dass ich keinen von euch vergessen habe und keiner bei meiner Antwort zu kurz kam. Ich hab euch furchtbar lieb, Leute! Fühlt euch noch mal herzlich von mir in den Arm genommen und geknuddelt!
Viel Spaß und bis zum nächsten Kapitel
Eure bandu
