Kein Review? Bitte, und wenn ihr mich in der Luft zerreisst, bin ich euch dankbar, ich beisse nicht...also zumindest keine reviewer...

Kapitel 2 – Gefangen

Stumm lächelnd sitze ich neben Faramir am Tisch. Überall wird getrunken, gescherzt und gelacht. Überall wird erzählt, gesungen und gegessen. Überall sind die Leute fröhlich, denn trotz des Begräbnisses eines geliebten Königs ist es für sie ein Freudentag. Auch in den Straßen Edoras wird gefeiert und in der ganzen Stadt erstrahlen Lichter und erschallt Musik. Und in allen Herzen klingt die Musik, nur in meinem herrscht Stille. Mein Blick begegnet dem von Aragorn, ich kann den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten und sehe weg. Éomer prostet mir zu und lacht, Faramir stößt mit ihm an und stimmt in das Lachen mit ein Die Königin von Gondor, bei deren Anblick meine Hand schmerzhaft die umklammert sitzt dort in all ihrer Schönheit und lächelt zurückhaltend, hin und wieder wirft sie mit ihrer melodischen Stimme einige Sätze ein und alle staunen ob ihrer Schönheit und Sanftheit. Ich kann es nicht ertragen, möchte aufspringen und ihr in ihrer heiligen Unschuld die Wahrheit ins Gesicht schreien, alle schockieren und sie schlagen wenn sie weiterhin ruhig bleibt. Aber ich bohre nur stumm lächelnd meine Fingernägel in meine Hand und umklammere noch fester die Tischkante.

Und dann ist er da, der gefürchtete Augenblick. Der König von Rohan bittet um Ruhe und nach und nach verstummen die Stimmen. Eine neugierige Stille herrscht, die Éomer lächelnd durchbricht, während ich aus den Augenwinkeln Faramirs bedeutungsvollen Blick auffange. „Zwar ist dies eine Begräbnisfeier für Théoden, den König; doch will ich, ehe wir auseinander gehen, noch eine frohe Botschaft verkünden, und er würde es mir nicht verargen, denn wie ein Vater war er immer zu Éowyn, meiner Schwester. Höret nun, alle meine Gäste, ihr Edlen aus so vielen Reichen, wie noch nie in dieser Halle versammelt waren! Faramir, Stadthalter von Gondor und Fürst von Ithilien, bittet die Jungfrau Éowyn von Rohan um ihre Hand, die sie ihm bereitwillig gewährt. Daher seien sie nun vor euch allen zusammengegeben."

„Jungfrau Éowyn....die sie ihm bereitwillig gewährt..." Seine Worte klingen wie reinster Spott in meinen Ohren. Lächelnd erhebe ich mich und gehe mit Faramir an meiner Seite zu Éomer, der unsere Hände ineinander legt. Als ich den zärtlichen Händedruck von Faramir spüre, möchte ich weinen und überspiele das mit einem Lächeln. Alle Männer in dieser Halle trinken nun auf unser Wohl....oh sie haben alle keine Ahnung! „Damit ist die Freundschaft der Mark mit Gondor durch ein neues Band gefestigt, und um so mehr freu' ich mich.", verkündet Éomer. Und dann ergreift er, Aragorn, das Wort, laut und deutlich, ruhig und fest. „Kein Geizkragen bist du, Éomer, das Schönste aus deinem Reich nach Gondor zu vergeben!"Ich kann es nicht glauben, er wagt es noch so zu reden? Ich versuche ihn auch dafür zu hassen aber fühle nur den dumpfen Schmerz. Und als ich spreche, ist es eine andere Éowyn die spricht. Diese Worte entstehen nicht aus meinen Gedanken, sondern kommen einfach so aus meinem Mund, als hätte sie jemand auf meine Zunge gelegt.

„Wünsche mir Glück, mein Lehnsherr und Heiler!"Und dabei blicke ich ihm gerade in die Augen. Er weiß, was ich ihm sagen will, was ich fühle, was in meinen Augen geschrieben steht. Er weiß wie es um meine Liebe zu Faramir bestellt ist, er muss es einfach wissen! „Glück habe ich dir gewünscht, seit ich dich zum ersten Mal sah. Es macht mir das Herz leichter, dich nun froh zu sehen." „LÜGNER!", schreit alles in mir. Einen Augenblick starre ich ihn fassungslos an, den Bruchteil einer Sekunde habe ich all meine Beherrschung verloren, doch dann gewinne ich wieder die Kontrolle über mich und nicke stumm. Und lächele. Und Faramirs Kuss brennt wie tödliches Feuer auf meinen Lippen.

Bei der nächsten Gelegenheit entschuldige ich mich und trete hinaus in die kühle Nacht, der leichte Wind kühlt mein Gesicht. Ich möchte weinen, doch meine Augen bleiben trocken. Das Gesicht in den Händen vergraben setze ich mich auf die Steinstufen vor der Tür. Will er denn nicht sehen, was nur er sehen kann? Will er denn nicht wissen, was nur er weiß? Will er sich denn wirklich so ahnungslos stellen, wirklich alles Glauben, was man ihm erzählt? Natürlich will er das. Er ist feige, er kann dir nicht mehr aufrichtig ins Gesicht blicken, wenn du nicht deine Fassade aufrecht erhältst. Er will nicht dazu stehen, was er getan hat, er lebt lieber sein Leben im Schein seiner Unschuldigkeit, wispert eine Stimme in meinem Kopf. Ich bezweifle nicht, dass er seine Arwen aufrichtig liebt, doch ich begreife nicht, wieso er dann zu mir kam.

He told me he loved me
While he laughed in my face
He just led me astray
He took my virtue
I feel so cold inside
Sorrow has frozen my mind

Und dann höre ich seine Schritte hinter mir, leise wie die eines Waldläufers, stark wie die eines Kriegers, stolz wie die eines Königs. Leise und stumm setzt er sich neben mich, aber ich kann seine Nähe nicht ertragen. Erregt springe ich auf und trete ein paar Schritte zur Seite. Die Wachen stehen nicht mehr am Tor, sie sitzen drinnen und betrinken sich. Nur die Nacht beobachtet uns. Einige Minuten verstreichen so, er sitzt ruhig da und starrt in die Ferne, ich stehe mit wirrem Haar einfach nur da, ohne mich zu rühren. Schließlich blickt er auf und als er mir in die Augen sieht, erkenne ich seinen Schmerz, der sich in den Meinen widerspiegelt. „Wieso?", fragt er. Nicht mehr, einfach nur Wieso?. Nicht gequält wie seine Augen sprechen, nicht unbeteiligt wie sein Körper spricht. Einfach nur ganz ruhig: Wieso?. Das löst mich aus meiner Erstarrung. „Wieso was?", fauche ich, springe die Stufe hinauf und trete an den Rand der Steinplattform. Wieso ich nicht glücklich bin? Wieso es mir etwas ausmacht, dass du es bist? Wieso es mir etwas ausmacht, dass du mir das Herz gebrochen hast? Wieso mir Arwens Anblick neben dir unerträglich ist? Wieso ich Faramir nicht lieben kann?, spukt es in meinem Kopf herum. Aber ich spreche keine dieser Fragen aus, drehe mich nur um und sehe ihn in feindseliger Haltung an. Und all mein Schmerz spricht aus meinen Augen. Langsam steht auch er auf, und bleibt in einigem Abstand zu mir stehen.

„Wieso hasst du mich nicht?", fragt er in dem gleichen Tonfall. Verblüfft halte ich inne. Diese Frage hatte ich nicht erwartet. Ich möchte meinen Blick senken, nicht mehr in seine Augen blicken müssen, mich von ihm abwenden. Aber sein Blick hält mich gefangen, wie gebannt bleibe ich stehen und obwohl ich in diesem Augenblick alles andere als stolz bin, halte ich doch unbeugsam den Kopf erhoben. „Weil ich es nicht kann! Ich habe es versucht, bei jedem Gedanken an dich habe ich versucht dich zu hassen. Aber ich kann es nicht! Denn ich liebe dich und ich werde dich bis zu meinem Tod lieben und das ist mein Verhängnis. Ich kann dich nicht loslassen und werde es nie können. Mein Herz ist in unzählige Stücke zersplittert und jedes einzelne gehört dir. Vielleicht kann ich dich dafür hassen. Dafür, dass ich dich liebe. Dafür, dass ich dich nicht hassen kann. Vielleicht hasse ich dafür auch mich selbst." Jetzt kann ich mich doch von seinen Augen losreißen und trete noch einen Schritt beiseite. Jetzt fließen doch die Tränen. Stumm weine ich, spüre das Salz auf meinen Wangen, schmecke es auf meinen Lippen.

Und plötzlich ist er bei mir, hält mich fest und wischt mir sanft die Tränen fort. Und bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, schmiege ich mich an ihn, blicke zu ihm auf und spüre im nächsten Moment seine Lippen auf den meinen. Wie Feuer in dem ich verglühe scheint es mir auch diesmal, doch jetzt kann ich es ertragen, sehne mich nach diesem Feuer und möchte nirgendwo anders sein. Die Welt um mich herum versinkt, mein Leid ist vergessen, alle vernünftigen Gedanken schwinden dahin und zurück bleibt nur dieses unbändige Verlangen nach ihm. Viel zu schnell ist es vorüber, er lässt mich los als hätte er sich verbrannt und ich weiche zurück. Fassungslos starre ich ihn an, und er schüttelt kurz den Kopf, als wolle er sich in die Wirklichkeit zurückholen. Dann ändert sich sein Blick und ich merke, wie er von Schuldgefühlen mir und Arwen gegenüber geplagt wird. „Verzeih mir!", stammelt er. ER ist sprachlos, außer Kontrolle! Nie hat er sich bisher in meiner Gegenwart gehen lassen, immer war er stark. Ich schüttele den Kopf und meine Augen verengen sich einen Moment zu kleinen Schlitzen. „Das kann ich nicht!", sage ich hart und bevor ich hören muss, was er erwidert haste ich mit schnellen Schritten an ihm vorbei und stoße die Türen zur goldenen Halle auf. Nachdem ich einen Moment kurz durchgeatmet habe, schiebe ich alle Gedanken an die vergangenen Minuten hinfort und zaubere ein Lächeln auf mein Gesicht. Dann gehe ich zurück zu Faramir, der bei meinem Bruder steht, und seine Augen leuchten als er mich sieht.