an Celebne: Dein Feedback hat mich wieder sehr gefreut. Tja, allzu rosig schaut es wohl nicht aus, was? Aber ich schreibe mal nicht mehr, sonst würde ich spoilern, dafür bemüh ich mich, die Kapitel recht schnell weiter online zu stellen.
an Leofric: oh ja, ich bin böse, teilweise war ich kurz davor zu weinen weil mir alle Beteiligten selber so Leid tun. Hab auchschon den Titel "Sadistin" dafür abgestaubt ;).
Anm: Achja, glaubt mir eigentlich irgendjemand, dass ich Tolkiens Darstellung von Aragorn liebe, er mein Lieblingschara (sowohl Buch als auch Film) ist und Éowyn knapp danach kommt?
Kapitel 4 - Rastlos
Und wieder stehe ich an seinem Grab. Inzwischen ist es mir zur Gewohnheit geworden, in Gedanken vertraue ich ihm alles an, was mich bedrückt. Die wenigen Stunden am Grabe meines Onkels mindern meine Qualen nicht, aber sie machen sie für eine Weile erträglicher und bringen mich zur Ruhe. Ich kann es nicht mehr aushalten, bin rastlos, unruhig und gereizt. Allein Arwens Nähe macht mich rasend, ihr Anblick schmerzt zu sehr und verursacht mir noch mehr Pein. Faramir versucht mich zu beruhigen, ihm für ihn gehe ich zum Schein darauf ein, lasse ihn in dem Glauben dass nur er meine Unruhe zu besiegen vermag und bringe ihn somit dazu, mir kaum noch von der Seite zu weichen, obwohl auch er in mir den Drang zum Fortlaufen weckt. Immer und immer wieder durchlebe ich unter Höllenqualen die Stunden mit Aragorn, ich träume von ihm und meine langsam Wahnsinnig zu werden. Ich beobachte wie man über mein Verhalten redet, sehe wie Éomer in Sorge um mich die Stirn runzelt, wie Faramir leidet. Plötzlich spüre ich die Hand meines Bruders auf meiner Schulter. „Was ist mit dir Schwester? Wieso erzählst du mir nicht, was dich bedrückt?"Seine Stimme klingt schmerzvoll, er möchte nicht glauben, dass ich ihm etwas verschweige. Ich schlucke schwer und halte seine Hand fest, obwohl ich sie gleichzeitig fort stoßen will. „Es ist nichts....ich trauere um ihn und komme doch nicht darüber hinweg!", antworte ich mit belegter Stimme. Vorsichtig nimmt er mich in den Arm, als erwarte er, dass ich ihm ausweichen würde. „Nicht einmal Faramir kann deinen Verlust mindern?", fragt er sanft. Ich kann eine der Tränen die hinter meinen Augenlidern brennen nicht mehr zurückhalten, oh wie sehr ich ihn liebe, ihn der immer für mich dagewesen ist. Und trotzdem vermag ich ihm nichts zu sagen, trotzdem sehe ich stillschweigend zu, wie die Kluft die uns trennt immer größer wird. „Nein, nicht einmal Faramir! Nicht alles ist so wie es scheint, Éomer!"Als ich in sein verständnisloses Gesicht sehe, mache ich mich los und gehe fort, in der Hoffnung, dass er mir nicht folgt.
Durch den Tränenschleier vor den Augen sehe ich nicht, wohin meine Füße mich tragen, bis ich vor dem Stall stehe. Und ohne nachzudenken trete ich ein und verlange nach meinem Pferd. Schnell führe ich Windfola hinaus und schwinge mich in den Sattel. Tränen der Erlösung rollen mir über die Wangen als ich im Galopp die Straßen entlang presche und unter Éomers erschrockenen Rufen zum Tor hinaus. Weit, weit über die Ebene galoppiere ich und der Wind zerrt an meinem Haar, weht es nach hinten, er treibt mir Tränen in die Augen und ich fühle mich zum ersten Mal seit langem wieder frei, beinahe bin ich glücklich. Als ich merke, dass mein Pferd erschöpft ist, lasse ich davon ab es unerbittlich anzutreiben und lasse es im Schritt weitergehen. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren, es mögen Stunden oder auch nur Minuten vergangen sein, die ich geritten bin. Edoras wird inzwischen von Hügeln verdeckt, ob es weit hinter mir oder ganz nah liegt, vermag ich nicht zu sagen.
Lange streife ich zu Pferd durch die Mark und erst als der Tag sich dem Abend zuneigt, kehre ich um und reite in einem flotten Trab zurück. Es ist bereits Dunkel, als ich in die Stadt einreite und diejenigen die noch auf der Straße unterwegs sind sehen mich neugierig an. Der Stallmeister fragt nicht, er nimmt mein Pferd entgegen und versorgt es, ich habe nicht mehr die Kraft dazu. Ich habe keine Angst was Éomer und Faramir sagen werden, doch je näher ich der goldenen Halle komme, desto langsamer werden meine Schritte. Es kommt mir vor, als kehre ich aus der Freiheit zurück in die Ketten, ich scheue mich davor irgendwelche Erklärungen abgeben zu müssen, mir die besorgten Fragen der beiden Männer anhören zu müssen die mich lieben. Und vor allem anderen kann ich Faramirs besorgtes und ängstliches Gesicht nicht mehr sehen, nicht mehr die bedingungslose Liebe in seinen Augen erkennen müssen und ihn nicht mehr ständig um mich haben. Die Einwilligung in diese Ehe war der größte Fehler den ich je gemacht habe, mit der Zeit werden all meine liebevollen und mitleidigen Gefühle dem Hass auf ihn weichen. Den Hass, dass er mich einsperrt, in dieser Ehe gefangenhält und mir mit seiner Liebe jeden Ausweg versperrt. Müde steige ich die Steinstufen hinauf und erblicke Arwen, wie sie regungslos dort steht. Sie sagt nichts, sieht mich nur an und erneut plagt mich die Frage, was sie weiß. Mit einem letzten Seufzer tue ich das unvermeidliche, ich betrete Meduseld.
Ein zweistimmiger Aufschrei begrüßt mich. „Éowyn!" Faramir ist nur wenige Sekunden vor Éomer bei mir, nimmt mich in den Arm und hält mich fest, als könnte ich mich sofort wieder in Luft auflösen. Éomer ist bleich vor Sorge und eine stumme Frage steht in seinen Augen. „Éowyn, wo hast du gesteckt, ich habe mir solche Sorgen gemacht! Wieso bist du fort geritten ohne irgend jemandem Bescheid zu sagen?", flüstert Faramir in meine Haare. Ich antworte nicht, küsse ihn nur widerwillig in den Nacken und schiebe ihn sanft von mir. „Ich erkläre euch alles morgen, ich bin so müde, jetzt möchte ich nur noch schlafen!", weise ich alle Fragen ab. Mit einem gemurmelten Gute-Nacht-Gruß verabschiede ich mich und verlasse die Halle, während ich Faramirs verständnislosen Blick in meinem Nacken spüre. Endlich in meinem Zimmer, lasse ich mich auf das Bett sinken und vergrabe das Gesicht in meinen Händen. Gerade als ich meine Schuhe ausgezogen habe, betritt Éomer das Zimmer. „Ich störe nur ungern, aber es lässt mir einfach keine Ruhe. Was meintest du vorhin damit, dass nicht alles so ist wie es scheint? Bist du nicht glücklich mit Faramir?" Er traut sich nicht, das Zimmer ganz zu betreten, bleibt in der Tür stehen. Ich schüttele den Kopf. „Doch Éomer, ich liebe Faramir und bin glücklich mit ihm. Vergiss, was ich gesagt habe, ich war durcheinander und redete wirr. Ich weiß selbst nicht, was ich damit meinte, mach dir keine Sorgen!" Er nickt nur, wünscht mir eine Gute Nacht und verlässt den Raum. So wie ich bin rolle ich mich auf dem Bett zusammen und schluchze hemmungslos. Wieso lüge ich all jene an, die mir etwas bedeuten? Wieso ist mein Leben nur noch eine einzige Lüge? Ich hasse mich selbst, doch all jene Gedanken werden bald abgelöst von den Erinnerungen an Aragorn, an seine rauhen Kriegerhände, die so sanft streicheln und Trost spenden können.
Ich bin beinahe eingeschlafen, als ich höre wie Faramir den Raum betritt. Sein Schritt ist langsam und verdeutlicht seine Trauer, vorsichtig lässt er sich auf der Bettkante nieder. „Éowyn, du weißt dass ich dich liebe. Ich möchte nicht dass zu unglücklich bist und werde alles tun, damit du wieder Lachen kannst, damit dein helles Lachen die Menschenherzen erwärmt. Du schienst mir geheilt, aber wenn dem nicht so ist, dann sage mir was ich zu deiner Heilung tun kann und ich werde es tun!"Er ist den Tränen nahe. „Bringe Aragorn dazu mich zu lieben und seine Arwen zu verlassen!" Einen Moment fürchte ich, diese Worte laut ausgesprochen zu haben, doch zum Glück ist dem nicht so. Meine Atmung geht ruhig, wie die einer Schlafenden und schließlich erhebt sich Faramir. Obwohl mein Gesicht zur Wand gedreht ist und meine Augen geschlossen sind, sehe ich ihn ganz genau vor mir, wie er mir mit kummervollen Gesichtszügen einen Kuss auf die Wange hauchen will und sich dann aber dagegen entscheidet. Langsam verlässt er das Zimmer, die Tür schnappt leise hinter ihm zu. Nein Faramir, Fürst von Ithilien, eure Gemahlin wird euch nie sagen, was sie wirklich bedrückt. Sie wird wieder lachen und die Herzen der Menschen erwärmen, allen voran Eures, doch das ihre wird für immer zu Eis erstarrt sein. Und nur ein Feuer dieser Erde vermag das Eis zu schmelzen, doch dieses Feuer ist für immer unerreichbar. Und wieder schreit alles in mir nach ihm, ich komme mir so unglaublich allein vor, wie niemand sonst auf der Welt. „Aragorn!"
He told me he loved me,
While he laughed in my face,
He just led me astray,
He took my virtue,
I feel so cold inside,
Sorrow has frozen my mind
