Soo, endlich ein neues update, sorry dass es so lange gedauert hat, ich bin total im Umzugststress.

Celebne: Nun, man wird sehn... ;).

Vicky23: Keine Sorge, so ein deutliches Kapitel wie letztes Mal wird es nicht mehr geben, ich halte mich schon im Rahmen. Es wird noch viele auf und ab der Gefühle geben bis zum Finale ;).

Leofric: Also, wo Éowyn an ihrer Hochzeitsnacht war wird Faramir nie erfahren ;). Aber mehr sag ich nicht.

Danke für eure geduld und euer liebes feedback!

Kapitel 7 - Fremd
Sanft streicheln meine Hände über die weichen Blätter der bunten Blumen. Ganz Ithilien soll so erblühen, überall sollen die Farben Freude bereiten! Das habe ich mir in den Kopf gesetzt und begonnen hat es in Faramirs Garten. Von überall lasse ich Blumen bringen, als würden sie mein Herz erwärmen, mir Freude schenken und Farbe in mein tristes Leben bringen. Und ich bin froh, dass es diese Blumen gibt, denn auch wenn sie mir nicht das geben, was ich mir von ihnen erhoffe, so beruhigen sie mich und lenken mich ab. Nicht noch einmal werde ich es so weit kommen lassen wie in Edoras und die Liebe, die ich auf die Pflanzen verwende gibt mir Kraft, meine Fassade glaubhaft aufrecht zu erhalten.

Ich wische meine erdbeschmutzten Hände an meiner Schürze ab und stehe auf, zufrieden mein Werk betrachtend. Faramir kommt und legt mir einen Arm um die Hüfte. „Was für ein Glück für Gondor, dass die weiße Maid Rohans kam.", flüstert er zärtlich in mein Ohr. Ich lache und lehne mich zurück in seine starken Arme. „Du meinst die Wilde, die du gezähmt hast?" Obwohl ich die Frage scherzend stelle klingt ungewollt ein leicht bitterer Ton mit. Er wird ernst und nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Nein Éowyn, so denkt niemand hier! Du bist edler als die anderen Mädchen und alle bewundern deine offene Art! Und gerade deine Wildheit liebe ich an dir, die ich weder zu zähmen vermag noch möchte." Ich lege ihm die Arme um den Hals und schmiege meine Wange an die Seine. „Danke!" Ich spüre, wie er lächelt und dann über die Blumen blickt.

„Was hältst du eigentlich davon Athelas anzupflanzen? Immerhin hat es uns beiden das Leben gerettet...zusammen mit den heilenden Händen unseres Königs." Ich mache mich von ihm los und schüttele den Kopf. „Nein, kein Athelas! Das ist nicht farbig genug!" [i]„Und würde auch meine Blumen mit dem schmerzhaften Gedanken an Aragorn behaften!" [/i]

Sanft ziehe ich ihn an der Hand hinter mir her, zurück zum Haus. Oh wieso kann ich diese Ehe nicht genießen? Ich vermag schon wieder ehrlich zu lächeln, aber allein der Gedanke an meinen Hochzeitstag trübt es wieder.
Ich fühle mich so schuldig Faramir gegenüber, dass ich alles für ihn tun würde und die größte Schuld die ich auf mich lade ist der Gedanke, dass ich es nicht bereuen kann und mich immer wieder ertappe wie ich daran zurückdenke.

Plötzlich reißen mich Faramirs Worte aus meinen Gedanken. „....und du könntest solange bei Arwen in Minas Tirith wohnen, sie würde sich freuen, wenn du kämest." Verwirrt blicke ich auf. „Entschuldigung Faramir, ich war ganz in Gedanken. Wann soll ich nach Minas Tirith?" Er lächelt. „Von sollen ist nicht die Rede! Aragorn und ich müssen bald an die Grenzen Mordors wo Unruhen herrschen, einige Orks haben etwas Mut gefasst. Und für diese Zeit hat Arwen dich eingeladen bei ihr im Königspalast zu wohnen."

Arwen? Immernoch sind ihre Gedanken und Absichten für mich undurchschaubar und egal was sie tut es verstärkt das Misstrauen in mir. Alles in mir sträubt sich dagegen, einige Wochen bei ihr zu verbringen. Aber es ist wohl nahezu unmöglich diese Einladung auszuschlagen. Ich habe nicht mehr die Kraft im verborgenen zu kämpfen und nicht den Mut es öffentlich zu tun. Ich habe es aufgegeben, gegen alle zu kämpfen, es ist meine eigene Feigheit mit der ich zurecht kommen muss. „Ja, natürlich wohne ich gern für diese Zeit bei der Königin. Schickst du einen Boten um ihr das mitzuteilen?" Natürlich tut er das, wieder eine Frage, auf dessen Antwort ich nicht zu warten brauche. Doch all diese Gedanken können meine gute Laune nicht trüben, einzig Arwens Einladung verdirbt mir den Tag, aber ich habe ja meine Blumen.

Lächelnd wirbele ich über die Wiese hin zum Haus unter Faramirs Augen drehe ich mich und mein weißes Kleid schwingt und tanzt wie eine weiße Feder im Wind. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher als ebenso frei zu sein wie eine solche Feder, doch als ich Faramirs sanften Druck an meinen Handgelenken spüre erinnere ich mich an meine Ketten, denen ich nicht entfliehen kann.

„In zwei Tagen reiten wir!" Verwirrt blicke ich auf, ganz in Gedanken versunken hatte ich den Garten beobachtet, wie die untergehende Sonne die Farbenpracht in ein einzigartiges Licht taucht. „Bitte?" Faramir lacht und nimmt mich in den Arm. „In der letzten Zeit hörst du mir kaum noch zu. Immer bist du im Geiste abwesend, was ist los?" Trotz seines Lachens klingen seine Worte ernst. Ich lehne mich zurück. „Ich weiß nicht genau. Ich bin eine richtige Träumerin geworden, vielleicht macht das der wunderschöne Garten." „Wunderschön ist er wahrlich, dank dir. Aber ich dachte, die Rohirrim sind eher Leute die entschlossen zur Tat streiten?" Ich zucke leicht zusammen und er spürt die Angst und die Traurigkeit, die in meinen Worten mitschwingen. „Vielleicht bin ich gar keine Rohirrim mehr. Vielleicht entfremde ich mich meinem Volk!" Kopfschüttelnd drückt er mich an sich. „Éowyn, so etwas darfst du nicht denken. Du bist deines Landes würdig und deine Wurzeln kann niemand verderben. Du bist mit deinem Volk und deinem Land verwachsen und du bist eine der größten unter ihnen. Nie kann dich jemand verändern und wer dies versuchen wollte wäre ein Narr!" Seine liebevollen Worte sind Balsam in meinen schmerzlichen Gedanken an meine Heimat, doch wecken sie auch erneut die Sehnsucht in mir, die Sehnsucht nach Rohan, nach Edoras, nach Éomer!

Und wieder bin ich in Gedanken auf dem Weg weit fort, als Faramir erneut spricht. „Ich sagte übrigens eben, dass wir in zwei Tagen nach Minas Tirith reiten!" Ich nicke nur, fest an ihn geschmiegt. „Bringst du mich noch einmal nach Henneth Annûn?"
Erst als ich die Frage ausspreche merke ich, wie sehr ich mir das wünsche. Er nickt und nimmt mich bei der Hand. „Dann komm, wir haben noch etwas Zeit bis zum Abendessen!" Ich lasse mich bereitwillig von ihm führen. „Abgesehen davon fängt sowieso niemand ohne die Hausherren an!" Er lacht. „Das auch!"

Bald darauf stehe ich erneut vor dem einzigartigen Wasserfall und der Sonnenuntergang lässt ihn in noch schöneren Farben schimmern. „Jetzt ist die schönste Zeit ihn zu erblicken, nicht umsonst heisst es das Fenster des Sonnenuntergangs!" Sanft und leise dringen Faramirs Worte in mein Ohr. Ich möchte jetzt am liebsten allein sein hier, mich mit meinen wirren Gefühlen auseinander setzen und mich an den schrecklichen und gleichzeitig unglaublichen Gedanken gewöhnen, Aragorn wieder zu sehen. Aber ich bringe es nicht übers Herz, Faramir wegzuschicken, sehe ich doch wie glücklich er ist, dass es mir hier so gut gefällt, dass ich ihn um etwas gebeten habe, was ich seit dem Wunsch nach Blumen im Garten nicht mehr getan habe.

Ich gebe ihm, was ich geben kann und da dies für ihn im Grunde viel zu wenig ist, wage ich es nicht, auch noch mehr von ihm zu verlangen. Und doch gebe ich ihm damit ungewollt noch mehr das Gefühl, er könnte mich nicht zufrieden stellen, mehr noch als wenn ich ihn um viel beten würde.
Als die Sonne untergegangen ist, berührt er mich sanft am Arm. „Kommst du? Das Essen wird bald aufgetragen." Ich nicke und folge ihm langsam. Als ich noch einmal zurückblicke wird mir klar, dass dieser Ort der einzige in ganz Gondor ist, an dem ich mich wohlfühle, den ich lieben kann, so wie ich ganz Rohan liebe.

Sobald ich die Stadt betreten habe fühle ich mich unwohl. Mir graut vor dem Anblick Aragorns stolzer Gestalt und gleichzeitig sehne ich mich danach. Minas Tirith erscheint mir als der Ausgangspunkt meines Fluchs, an den ich immer wieder zurückkehren muss. Nicht lange lasse ich meinen Blick auf Aragorn verweilen, bestehe statt dessen darauf Windfola selbst zu versorgen um den Augenblick hinauszuzögern, da ich ihm in die Augen sehen muss. Schließlich lässt es sich nicht mehr vermeiden.

Langsam gehe ich durch den siebten Ring der Stadt zum Königspalast und versuche mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass dieser Ort für einige Wochen mein zu Hause sein wird. Gemeinsam mit der Königin! Als ich die große Halle betrete wo das Festessen schon begonnen hat, richten sich alle Blicke auf mich. Mit einem verlegenen Lächeln durchquere ich den Saal und setze mich zu Faramir. Bald darauf gehen die lustigen und ernsthaften Unterhaltungen weiter, doch der König mustert mich immer noch. Herausfordernd begegne ich seinem Blick und wünsche mir im selben Augenblick es sein gelassen zu haben, denn sofort schmelzen alle meine guten Vorsätze, mich nicht von ihm beeindrucken zu lassen dahin.

He told me he loved me,
While he laughed in my face,
He just led me astray,
He took my virtue,
I feel so cold inside,
Sorrow has frozen my mind


Schnell sehe ich weg und nehme provozierend Faramirs Hand, doch er beachtet es nicht weiter, ob er sich überhaupt etwas dabei denkt sieht man ihm nicht an. Er hat sich perfekt unter Kontrolle, außer dem Abend an Théodens Begräbnisfeier habe ich ihn nie unbeherrscht erlebt. Das Essen ist eine Qual für mich, mir gegenüber sitzen Aragorn und Arwen, neben mir Faramir und ich wünsche sie alle ganz weit weg, wünsche mir ganz allein zu sein. Nein, nicht ganz allein! Allein mit Aragorn! wispert es in meinem Kopf, doch sofort verscheuche ich diesen Gedanken, leider mit einem unbewußten Kopfschütteln.

Aragorn und Faramir sehen mich erstaunt an. „Meinst du nicht, dass wir die Orks offen zum Kampf herausfordern sollten?" Ich sehe Faramir etwas verwirrt an, doch Aragorn deutet auf eine kleine schnell gezeichnete Karte auf dem Tisch. „Wir sind wahrscheinlich weitaus zahlreicher als sie und an dieser Stelle können sie uns keinen Hinterhalt legen!" Ich sehe mir die Karte an und bin von mir selbst überrascht, als ich spreche. „Nein, das können sie nicht, aber dort können sie entfliehen! Sie werden sich dem König von Gondor und Arnor und seinem Heer nicht offen zum Kampf stellen, wenn sie wissen, dass sie keine Chance haben. Gerade du als erfahrener Kämpfer Aragorn, solltest die Orks doch kennen. Sie sind feige und besitzen keinen Stolz. Wenn ihr ihnen jedoch einen Hinterhalt legt, genau an dieser Stelle," ich deute auf einen anderen Fleck. „Dann entwischt euch kaum einer, denn wie du selbst gesagt hast, sammeln sie sich an den Hängen genau hier und damit hättet ihr ihnen den Fluchtweg abgeschnitten, vorausgesetzt ihr positioniert genug Männer!"

Zufrieden leere ich mein Weinglas. Wie sehr wünsche ich mir mit ihnen zu reiten, allein bei diesen Erklärungen war ich in meinem Element. Aragorn und Faramir nicken anerkennend und ziemlich erstaunt. „Du hast vollkommen recht, Éowyn!" Als Aragorn meinen Namen ausspricht läuft mir ein Schauer über den Rücken. „Meine Güte du beschämst mich, immerhin brüste ich mich damit, Heerführer und König zu sein!" Diejenigen, die unser Gespräch mit angehört haben lachen, aber ich blicke ihm kühl und stolz geradewegs in die Augen. „Meinst du etwa, eine Frau verstehe nichts vom Kriegshandwerk?" Er schüttelt den Kopf und wird sogleich ernst. „Nein, so habe ich es nie gemeint. Und niemand anderes wird dies behaupten, vor allem nicht von dir, die du als einzige mit dem guten Merry den Hexenkönig von Angmar zu bezwingen wusstest! Abgesehen davon hättest du uns nun das Gegenteil bewiesen!"

Bald darauf verläuft das Gespräch wieder in anderen Bahnen, die beiden Männer überlegen die Zahlen und Positionen der Krieger und Arwen verwickelt mich in irgendein belangloses Gespräch. Dabei ist ihr Blick jedoch so durchdringend, dass ich mich sofort wieder unwohl fühle. Wie soll ich es bloß so lange mit ihr aushalten?