an Celebne: Tja, irgendwie kommt immer was, dass Éowyns Inneres kräftig durcheinanderwirbelt.
an maxell18: dankeschön freut sich Mir wird er auch durch die geschichte immer sympatischer gg.
Sorry, dass es so lange gedauert hat, ich bin mitten im Umzugsstress. Dafür gibts heute zwei Updates!
Kapitel 8 - Sehnsucht
Gerade hat meine Zofe das Zimmer verlassen als Aragorn eintritt.
„Meinst du, du wirst dich hier einige Zeit lang wohl fühlen können?" Seine Stimme klingt nicht anders als beim Essen, nicht anders als sonst, wenn ein dritter dabei ist. Meine Körperhaltung ist abwehrend, als ich die Schranktür schließe.
„Wieso bist du gekommen?" Er schließt ebenfalls die Zimmertür und einen Augenblick befürchte ich, er würde sich über diese Frage lustig machen. Doch er sieht mich ernst an und wieder verdunkelt Trauer seine Augen. „Um mich zu verabschieden! Ich möchte nicht, dass wir so auseinandergehen, ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich jetzt falle!" Ich lache kurz auf und merke selbst, wie grausig es klingt. „Du und fallen? In solch einer unbedeutenden Schlacht? Du gewinnst doch alles, was du anfängst!" Bestürzt halte ich mir die Hand vor den Mund, den letzten Satz habe ich nicht aussprechen wollen, doch dann entgegne ich herausfordernd seinem Blick.
Er schüttelt langsam den Kopf und jede seiner Gesten wirkt so unglaublich besänftigend, dass ich merke wie der halbherzige Widerstand den ich meinen Gefühlen ihm gegenüber leiste schwindet. Könnte ich ihn doch nur hassen! „Denkst du das wirklich? Auch ich gewinne nicht immer und ich kann bald ebenso fallen, wie all die anderen Männer die fallen werden. Wir werden diese Unruhen nicht ohne Verluste bewältigen und ich könnte einer von ihnen sein!" „Groß wäre dieser Verlust für dein ganzes Volk! Aber du unterschätzt dein Kriegsgeschick und die Treue deiner Männer!" „Auch Boromir hatte treue Freunde und war ein großer Krieger und auch er fiel! Seinen Tod werde ich niemals vergessen!" Seine Trauer ist mir unerträglich und nur mit Mühe widerstehe ich dem Drang, ihn in den Arm zu nehmen.
Dann blickt er auf. „Ein großer Verlust wäre mein Tod für Gondor, sagst du. Würde er denn auch die Eine schmerzen, die nicht nach Gondor gehört?" Ich atme schwer und hole tief Luft. Doch ich kann nicht antworten, meine Kehle ist wie zugeschnürt und ich drehe mich weg, blicke aus dem Fenster über die Stadt. „Ja." Ich spreche sehr leise. „Ja, das würde es! Es würde ihr das Herz brechen und sie würde sich selbst dafür hassen. Sie ist verflucht und das wird sie sein, solange sie lebt. Und nicht solange du lebst!" Die letzten Worte etwas lauter sprechend drehe ich mich wieder um, habe wieder genug Kraft gesammelt um seinem Blick standzuhalten.
„Um euch, Herrin!" Diese Worte passen scheinbar nicht zu unserem Gespräch, doch schmettern sie jeglichen Widerstand nieder und schluchzend sinke ich auf das Bett nieder. Ja, er trauert um mich, aber ändern kann er doch nichts. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass er mich in den Arm nimmt, mich tröstet und einen Augenblick überlegt er das wohl auch. Doch als ich erneut aufsehe steht er wieder an der Tür. „Es tut mir leid!" Schlicht verneigt er sich und einen Augenblick lang erkenne ich ein wenig von dem Schmerz in seinen Augen, erahne, dass es auch für ihn nicht leicht ist, dann hat sich wieder die dunkle Trauer darüber geschoben. Ohne ein weiteres Wort verlässt er das Zimmer und obwohl ich mir einrede froh darüber zu sein kann ich mich doch nicht täuschen.
Wie sehr wünschte ich, er wäre geblieben, wie sehr sehne ich mich nach seiner Umarmung. Aber ich weiß, dass er nie wieder so zu mir kommen wird, so schwer es ihm auch fallen mag. Aber er gehört doch zu mir! beharrt der egoistische Teil in mir. Er ist doch in Wahrheit ein Wilder, so wie ich eine Wilde bin. Ein Waldläufer aus dem Norden und eine Pferdefrau aus Rohan! Er ist kein König und ich keine Ehefrau! Aber ich weiß, dass er doch ein König ist. Den Waldläufer hat er hinter sich gelassen und mich mit ihm. Er ist jetzt allein Arwens König und der seines Volkes. Doch ich gehöre nicht zu seinem Volk!
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, Faramir und ich. Natürlich ist er noch zu mir gekommen, die letzte Nacht mit seiner Frau. Die Sonne steht noch nicht hoch am Himmel, als sich die Reiterschar bereit macht, die Frauen und Kinder verabschieden sich von ihren Männern und Vätern und auch ich gebe Faramir einen zärtlichen Kuss.
Jetzt tut es mir leid, dass er reitet er war die einzige Sicherheit, die ich in Minas Tirith noch hatte. Plötzlich befällt mich die Angst, was geschieht, wenn er fällt? Die ganze Zeit legt er mich in Ketten, doch habe ich mich so an ihn gewöhnt und ihn auch liebgewonnen, dass ich ihn nicht mehr missen möchte. Wenn ich Aragorn nicht haben kann, will ich wenigstens ihn behalten! Doch ich sage nichts von meinen Sorgen, sage ihm einige liebe Worte und dann reiten sie davon, langsam durch die Stadt und zum Tor hinaus.
Neben mir steht Arwen, wir beide winken unseren Männern hinterher, doch in Wahrheit ist es nur der Eine den wir verabschieden. Schließlich sind die Reiter außer Sichtweite und ich gehe mit der Königin von Gondor hinein. Als die Tür zum Palast hinter mir zuschlägt habe ich das Gefühl in einer Falle zu sitzen, aus der ich nie mehr unbeschadet herauskomme. Ein neuer Käfig, den ich genauso fürchte wie den alten. Das also ist von der stolzen Éowyn aus Rohan noch übrig! Ein gebrochener Geist, in Käfige gesperrt die er verabscheut, still ergeben in sein Leid und Schicksal!
They have surrounded me,
Now I find myself alone caught in a cage,
Theres's no flower I can find in here,
Not withering,
Or pale to me,
Everyone with a friendly face,
Seems to hide some secret inside
„Kommt Ihr ein wenig mit in den Garten, Éowyn?" Ich blicke von dem Buch auf, in Arwens hübsches Gesicht.
„Ja, gern!" Innerlich seufzend lege ich das Buch weg und gehe mit ihr hinaus. Jedesmal versetzt mich ihr Anblick wieder in Unruhe, ich frage mich erneut wieviel sie weiß, was sie ahnt oder ob sie unwissend ist, so wie Faramir. Wir führen eine völlig belanglose Unterhaltung und gehen Arm in Arm durch den großen Garten, als wären wir alte Freundinnen und immer deutlicher habe ich das Gefühl, dass wir eigentlich Feindinnen sind. „Seid ihr glücklich, hier in Gondor?"
Ihre Frage scheint nebensächlich aber ich merke, dass unser Gespräch eine ernsthaftere Wendung nimmt. „Ja, natürlich! Ithilien ist wunderschön und Faramir könnte nicht besser zu mir sein!" Bewusst vermeide ich es, Minas Tirith zu erwähnen.
„Vermisst ihr eure Heimat nicht?" Ich kann mich nur mit Mühe beherrschen sie unhöflich anzufahren, sie dringt immer tiefer in meine Gedanken ein. „Doch natürlich, gelegentlich schon. Aber Ithilien ist auch schön." Sie blickt nachdenklich über die grünen Wiesen. „Natürlich! Nur Ithilien? Fühlt ihr euch hier nicht wohl?"
Ein sarkastisches Lächeln huscht kurz über mein Gesicht. „In Ithilien habe ich den Garten durch Blumen unvergleichlich lebendig gemacht. Aber gewiss ist der Rest Gondors auch angenehm." Nein, ich werde ihr nicht sagen, was ich von Minas Tirith halte!
„Mir lässt es keine Ruhe, was ihr mir in Edoras sagtet. „In Rohan geht die Sonne anders auf als in Gondor!" In eurer Stimme klang Verbitterung und Sehnsucht mit. Ich habe mich seitdem immer gefragt, was ihr damit wirklich meintet. Ihr seid mir ein Rätsel, Éowyn!" Betroffen schweige ich. Hatte ich ihr meine Gefühle damals wirklich so offen dargelegt?
Damals? Es ist erst einige Wochen her! Und doch scheint mir eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit ich das letzte Mal meine Heimat erblickte. Und wieso bin ich ihr ein Rätsel, wenn ich immer glaube, sie hat mich durchschaut? „Ihr seid mir ebenfalls ein Rätsel, Arwen.", sage ich langsam. „Undurchschaubar!" Sie lächelt nachsichtig.
„Das klingt so negativ. Denkt ihr so schlecht von mir?" Ich bin erstaunt wie schnell sie ihre Gedanken auf den Punkt bringt. Ich könnte ihr nun sagen, was ich wirklich von ihr halte und sie würde es mir sogar danken! „Nein, natürlich nicht!" Sie nickt und wieder denke ich, sie weiß alles von mir. „Natürlich!" Ich merke selbst wie lächerlich unehrlich meine Worte klingen und sie bekräftigt es nur, indem sie mein „Natürlich" wiederholt.
Schweigend legen wir den restlichen Spaziergang zurück.
