IM KRANKENHAUS

Zeitwechsel, Personenwechsel, hoffentlich gefällt's euch!


"5 Jahre alt, weiblich, Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma nach Sturz von Spielgerät, Abschürfungen und Hämatome am gesamten Körper, vor Ort intubiert, 50..."

(Stimme verzerrt): Abby? Ist dir schwindelig? Abby, nicht umfallen... Sprich mit mir! Abby!


"Gut ich glaube sie wird wach!"

Susan beugte sich über Abbys Bett und rüttelte sie sanft an der Schulter.

"Susan? Wo bin ich?"

"Ganz ruhig, du bist im County. Deine Tochter, Zoe, wurde hier eingeliefert nachdem sie von einem Spielgerät gefallen ist."

„Nein, das ist unmöglich! Wir...Wir waren doch gerade noch am Spielplatz und Carter..."

Susan unterbrach sie: „Schon in Ordnung, Abby. Ich muss dir etwas sagen. Es ist nicht einfach. Zoe ist schwerer verletzt worden als erwartet. Sie erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und liegt jetzt im Koma. Die Chancen...die Chancen, dass sie jemals wieder aufwacht sind sehr gering. Es tut mir leid."

Abby lehnte sich gegen die Kissen.

„Kann ich..."

Sie räusperte sich: „Kann ich Zoe sehen?"

Susan nickte und half Abby auf die Beine. Mit einigen Schwierigkeiten erreichten die beiden Frauen den Aufzug. Abbys Gedanken beschränkten sich auf eine Person: Zoe. Wie konnte sie nur so dumm sein? Warum in aller Welt war ihr ein dummes Gespräch mit Carter wichtiger als ihre eigene Tochter? Der Aufzug fuhr hinauf. Die Türen öffneten sich. Man konnte ein bunt dekoriertes Schild sehen: Kinderintensivstation Es wirkte nicht wie ein Ort, wo Kinder lebten. Außer dem monotonen Piepsen der Herzmonitore war kein einziger Laut zu hören. Kein Lachen, kein fröhliches Quietschen, nicht einmal ein leises Weinen. Susan wandte sich an eine Ärztin: „Entschuldigung, wir suchen Zoe Lockhart!"

Die Ärztin warf einen Blick auf die Patiententafel und sagte: „Wir haben keine Patientin mit diesem Namen."

Abby starrte durch ein Glasfenster. In einem Zimmer wurde ein kleines Mädchen für tot erklärt. Der Arzt zog ein weißes Leintuch über ihren Körper. Dann tröstete er die Eltern, die vollkommen aufgelöst neben ihrer Tochter standen. Abby schlug ihre Hand vor den Mund und fing an zu schluchzen.

„Aber wir haben eine Patientin mit dem Namen Zoe Carter. Ist sie das? Sie liegt in 4C."

Susan nickte. Dann nahm sie Abbys Hand und führte sie zu Zimmer 4C. Es war ein großer Raum mit 20 Betten. In jedem lag ein Kind. Manche in Zoes Alter, manche noch Kleinkinder. In einem Bett lag ein Baby dessen Haut zu 55% verbrannt war. In einer Ecke war Zoes Krankenbett. Sie lag in einer unnatürlich weißen Bettwäsche, überall waren Schläuche und Kabeln. Die Beatmungsmaschine pumpte alle paar Sekunden durch einen hellblauen Schlauch Luft in Zoes Mund. Abby hatte schon viele Kinder in dieser Lage gesehen. Aber dieser Anblick würde ihr nie wieder aus dem Kopf gehen.

Mit zittrigen Händen streichelte sie das Gesicht ihrer Tochter. Einigen Tränen fielen auf Zoes Krankenhauskittel. Abby brach zusammen. Ihr ganzer Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Susan stand einige Schritte entfernt. Abbys Kopf sank auf die Kante des Bettes. Sie zitterte immer noch. Zoes Körper schaukelte sanft mit.

Carter stand auf dem Dach des County General Hospitals. Er war oft hier gewesen. Nach Lucys Tod, mit Abby, nach ihrem Verschwinden, nach Claires und Rebeccas Tod und jetzt. Für 15 Minuten hatte er eine Tochter. Zoe Carter, das süßeste Mädchen auf Erden. Warum musste er nur mit Abby streiten? Wen kümmerten 5 verlorene Jahre wenn man eine ganze Zukunft vor sich hat? Selbst wenn Zoe wieder aufwachen würde, Abby würde ihn nie wieder in die Nähe ihrer Tochter lassen. Irgendwie war es ja auch seine Schuld.

„Es ist nicht deine Schuld, Carter. Hör' auf dich fertig zu machen."

Kerry Weavers Stimme unterbrach Carters trübe Gedanken. Er drehte sich um.

„Kerry? Was machst du hier oben?"

„Ich denke nach. Alle denken immer ich bin unsensibel und ein Monster, aber irgendwo habe ich auch Gefühle und Schmerzen. Carter, an der Sache mit Zoe hat niemand Schuld. Es ist ein Unfall gewesen. Unfälle passieren manchmal. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du verschwindest nach Afrika, Las Vegas oder Kanada und machst dich den Rest deines Lebens für einen Fehler fertig, den du gar nicht begangen hast. Oder du gehst zu Abby und ihr steht das gemeinsam durch. Das Letztere wird wehtun, ihr werdet durch die Hölle auf Erden gehen. Aber du wirst irgendwann einmal mit dem Gefühl sterben, dass du nicht vor allem in deinem Leben geflüchtet bist. Liebst du Zoe?"

Carter nickte.

„Liebst du Abby?"

„Was?"

„Carter, diese Frage ist nicht etwas, das deinen IQ übersteigt.

Carter nickte noch einmal.

„Gut, ich denke, du weißt was du zu unternehmen hast. Es wird nicht einfach, aber ich vertraue euch. Kinderintensiv, 4C."


Abby blickte hoch und sah Carter neben ihr stehen. Sie stand auf und sah ihn an.

„Es wird... Es wird alles wieder gut. Ich weiß nicht wie und ich weiß nicht wann. Aber ich gehe nicht weg. Diese Mal bleibe ich. Für Zoe..."

Abby fiel in seine Arme und weinte. Carter drückte Abby und flüsterte durch halb erstickte Tränen:

„Für dich."

"If you love somebody, let them go. If they return, they were always yours. If they don't, they never were." (Wenn man jemanden liebt, lässt man ihn gehen. Wenn er zurückkommt, war er immer dein. wenn nicht, war er nie dein.) –Anonym-


Ich bin keine Ärztin. Hoffentlich sind die medizinischen Sachen richtig. Meine einzige Informationsquelle ist ER.