"Gut Ding braucht Weile..."
„Ist ja gut meine Kleine. Mommy und Dad sind ja schon da."
Abby streichelte geistesabwesend Zoes Hand.
„Es war nur eine Muskelzuckung, Carter. Es tut mit Leid."
Mit diesen Worten verließ Susan den Raum. Carter holte sich einen Stuhl und stellte ihn auf die andere Seite des Krankenbettes.
„Was hat Zoe falsch gemacht? Oder habe ich alles falsch gemacht? Ist das meine..."
„Shh, du hast gar nichts falsch gemacht. Es war ein Unfall und Unfälle passieren eben.", unterbrach sie Carter.
„Ich will nicht, dass sie stirbt. Zoe ist doch schon zu lange im Koma, oder? Ist sie nicht schon hirntot?"
„Abby, du weißt es -- Zoe hat noch eine Chance."
„Ja, aber die ist so gering..."
„Aber sie hat eine Chance zu überleben und an diesen Strohhalm müssen wir uns jetzt klammern."
Carter nahm ihre Hand.
„Zoe hat noch nicht alle ihre Aufgaben auf dieser Welt erledigt, es ist noch nicht Zeit für sie zu gehen. Glaub es mir. Ich meine, vielleicht wird unsere Kleine mal Ärztin oder Rechtsanwältin oder sogar Präsidentin."
Abby lächelte schwächlich und sagte:
„Ja, sie wäre nicht die erste mit dem Namen Carter, aber die erste ohne Tränensäcke."
Zoe läuft einen Gang entlang. Es ist ein langer, dunkler Tunnel. Zoe friert.
„Mom, bin ich tot?"
Ihre Stimme hallt wider. Am Ende des Tunnels ist ein helles Licht.
„Ist das der Himmel?"
Zoe hört eine gedampfte Stimme: „Ja...die erste...Namen Carter...Tränensäcke."
„Mommy?"
Zoe fängt an zu weinen.
„Abby, die Besuchszeiten sind bald vorbei . Wir müssen nach Hause."
Carter zupfte sanft an Abbys Pullover. Sie schüttelte ihn ab und sagt:
„Nur noch 5 Minuten."
„Die Schwester wirft uns schon böse Blicke zu. Sie müssen die Kinder für die Nacht fertig machen."
„Okay, meinetwegen. Zoe, Baby, ich bin morgen in der Früh gleich wieder da."
Carter gab Abby ihren Mantel.
„Hast du heute Nacht frei?"
„Ja, Weaver findet, ich solle soviel Zeit wie möglich mit meiner Familie verbringen."
Die beiden stiegen in den Aufzug ein.
„Hast du Hunger?"
Abby schüttelte ihren Kopf.
„Abby, du musst was essen. Abgemagert nützt du Zoe gar nichts. Wir können was bestellen."
„Okay, ich hätte gerne was Mexikanisches."
„Seit wann magst du die mexikanische Küche."
„ Zoe mag sie."
Dann wurde der Aufzug still. Nachdem sie die Krankenhausgarage verlassen hatten, steuerte Carter seinen Jeep sicher durch den Abendverkehr. An einer roten Ampel hielt er an und warf einen Blick auf Abby. Sie saß zusammengesunken auf dem Beifahrersitz.
„Ich kann nicht glauben, dass du diesen Jeep immer noch hast."
„Manche Dinge ändern sich nie. Ich mag immer noch keine BMWs"
„All die Jahre..."
Abby brach abrupt ab.
„Abby, alles in Ordnung?"
Carter warf einen kurzen Seitenblick nach rechts. Vor Abbys Fenster fuhr eine Mutter mit einem Kinderwagen vorbei. Das kleine Mädchen hatte große Ähnlichkeit mit Zoe.
„Abby, es wird alles wieder gut."
„Ja, sicher. Fahr weiter, die Ampel ist grün."
Abby saß vor einer Takeawaybox und stocherte in ihrem Chili herum. Carter beobachtet sie beunruhigt. Sie hatte nie wirklich viel Appetit, aber in der letzten Woche hatte sie mindesten 1,5 Kilo verloren.
„Welcher Tag ist heute?"
„Der 8. März 2009, glaub ich zumindest."
„Zoe hat in 10 Tagen Geburtstag. Eine scheiße Weg seinen 5. Geburtstag zu feiern: In einem Krankenhausbett mit Schläuchen aus jeder Körperöffnung."
„Schon, aber vielleicht kommt alles ganz anders."
„Ich gehe schlafen, gute Nacht Carter." Sie stellte ihren Becher mit Chili die neben die Spüle und verschwand im Bad.
„Gute Nacht, Abby." Mit einem Seufzer stand auch Carter auf. Er überlegte, ob er das Geschirr noch heute abspülen sollte. Nachdem er hörte, wie Abby das Badezimmer verließ, zuckte er mit den Schultern und ging sich seine Zähne putzen.
Carter schaute auf seinen Radiowecker. Es war 2:30 am Morgen. Er stöhnte und legte sich wieder hin. Seit 5 Stunden versuchte er, einzuschlafen. Plötzlich hörte er ein Geräusch. In der Tür erschien Abby, fest eingewickelt in ihre Decke. Er wunderte sich, wie man so eigentlich gehen konnte.
„Kann ich...Kann ich zu dir ins Bett kommen?" Abbys Stimme klang schüchtern und ängstlich.
„Wie ein Kind" schoss es durch Carters Kopf. Er nickte und rutschte zur Seite. Bald danach hörte manruhiges Atmen aus Carters Schlafzimmer, hin und wieder auch einen leisen Schluchzer.
Abby weinte im Schlaf.
(A/N) Ich weiß, die Fortsetzung hat ewig gebraucht, aber ich musste erst wieder in "Carby-Stimmung" kommen.
