Ein Gedanke rast durch meinen Kopf, raubt mir den Schlaf, macht mich wahnsinnig. So könnte man die Entstehung einer meiner Geschichten beschreiben. BWTT schwirrte mir schon bevor ich angefangen habe überhaupt zu schreiben durch den Kopf. Wenn ich einen Gedanken aufschreibe und somit in eine Geschichte umwandle, bekomme ich in meinem Kopf platz für neue Gedanken.... Und neue Geschichten.
Widmungen etc. Siehe Kapitel 1
Kapitel 2: Tod
Drei Tage später.
Er stand gerade in der Tür zu Stephanies Büro als plötzlich sowohl seiner, als auch ihr Pieper anschlugen. Die Ziffer-, Buchstabenkombination 31 SW5-55-1 verriet ihnen, dass es sich um einen Mord in der 5. south-western Avenue Hausnummer 55 mit höchster, also 1. Priorität handelte.
„Kommst du Anie?"
„Ja, warte mal kurz, ich werde gleich meinen Wagen nehmen. Wo hab ich den in den letzten Tagen diese Adresse gelesen? Gibt es da öffentliche Gebäude, ein Amt oder so etwas?"
„Nep, das ist ne Wohngegend."
„Komisch, naja, dann mal los."
Horatio stand vor dem Absperrband um auf seine Kollegin zu warten, diese parkte den Mercedes hinter seinem Hummer und ging in seine Richtung. Ca. 5 Metern von ihm entfernt blieb sie wie angestochen stehen, ihr Blick zur Eingangstür des Hauses gerichtet. Dort stand ein Mann, ungefähr 30 Jahre alt, der H irgendwie bekannt vorkam, mit einem ungefähr vier Jahre alten Mädchen auf dem Arm, er weinte, blickte fassungslos in Anies Richtung.
„Nein.", hörte H diese sagen. „Nein, bitte nicht! Nicht Allison! Oh mein Gott sag, dass es nicht Allison erwischt hat!"
Sie stürmte unter dem Absperrband hindurch, auf den Mann und das Mädchen zu, H rannte ihr hinterher.
Stephanie stand ganz nah bei den beiden, blickte ihnen in die Augen, dann flüsterte sie mit einem Zittern in der Stimme:
„Pablo, ist, ... ist sie?"
Der Mann nickte, eine weitere Flut von Tränen rollte über seine Wangen.
„Wo?", fragte Anie weiter.
„Im ... im Wohnzimmer."Er drückte das Mädchen an sich.
„Hat sie es gesehen?"
„Ja, sie hat sie gefunden... sie hat gefragt, warum Mama sich nicht mehr.....sich nicht mehr bewegt und hat ihr über den Kopf gestreichelt."
„Pablo, hör zu, du gehst jetzt mit Lilly zu dem Beamten da vorn."Sie deutete auf Eric Delko, der an einem Einsatzwagen der Polizei stand. „Du gibst ihm Lillies Schuhe. Hast du sie auch berührt?"
„Nein, ich habe nur Lilly von ihr weggeholt."
„Okay, und auch deine Schuhe und ihr lasst von Lilly Fingerabdrücke nehmen, weil sie die Umgebung berührt hat. Sag dem Mann, dass ich dich geschickt hab, okay..."
„Ist gut. Anie?"
„Ja... Pablo."
„Ich möchte, dass du den Fall übernimmst, okay? Ich will wissen, dass alles gemacht wird, damit das Schwein gefunden wird."
Stephanie blickte zu Horatio und als dieser nickte sagte sie:
„Ich werde tun was ich kann."Und hielt merklich ihre Tränen zurück, dann strich sie dem Mädchen über den Kopf. „Alles wird gut, meine Kleine ich bin für euch da."
Pablo ging mit seiner Tochter zu Eric.
„Anie, zwei Fragen bevor wir reingehen. Denkst du, dass du es schaffen wirst?"
„Ja, ich werde es schaffen."
Und zweitens wer ist der Mann? Woher kennst du ihn und seine Familie?"
„Pablo? Er ist... Pablo Sanchez ist der dritte „Typ"auf dem Bild... Lilly ist mein Patenkind."
Sie atmete tief ein, zog sich ihre Handschuhe an und ging dann ins Wohnzimmer. H stand bereits neben der Leiche. Diese lag auf dem Teppichboden vor dem Kamin, neben ihr ein heruntergefallenes Tablett und zwei Tassen, zwei Untertassen, eine Teekanne, eine Schüssel mit Keksen und eine kleine Milchkanne. Offensichtlich war Allison Sanchez von hinten erschossen worden. Eine blutige Eintrittswunde zierte die Mitte ihres Rückens. Horatio beobachtete genau, wie Anie reagierte. Er sah, dass sie mit ihrer Fassung rang, es tat ihm weh mit ansehen zu müssen, wie sie litt und ihre Augen, feucht von unterdrückten Tränen, ihr Leuchten verloren hatten.
Alexx und Calleigh betraten den Raum. Beide schauten zunächst besorgt ihre zutiefst geschockte Kollegin an. Calleigh fragte sie schließlich:
„Anie, brauchst du ne Pause, wir schaffen das hier schon."
„Nein, ich werde diesen Fall bearbeiten, ich hab Pablo das versprochen, also, ran an die Arbeit."
Calleigh, die Anie ja seit Jahren kannte, konnte sich nicht daran erinnern diese je bei Ermittlungen so kurz angebunden erlebt zu haben. Sie sprach in kurzen, zum Teil abgehackten Sätzen, vollkommen sachlich, keine Sprüche oder Kommentare, die die Arbeitsatmosphäre auflockerten. Hochkonzentriert machte sie ihre Arbeit, fest entschlossen den kleinsten Beweis, sein es ein Staubfaden mitzunehmen und somit den Täter zu entlarven.
Nachdem sie alle eine Weile gesucht hatten, nahm Alexx Horatio zur Seite und bat ihn:
„Nimmst du sie jetzt mit, irgendjemanden befragen, vielleicht die Familie oder Nachbarn oder so etwas? Wir wollen die Leiche jetzt wegbringen."
„Okay, danke Alexx."
Er ging zu Anie herüber, die gerade dabei war vor dem Kamin nach möglichen Spuren zu suchen.
„Anie?"
„Ja."
„Ähm, ich möchte jetzt gerne das Mädchen und ihren Vater befragen, kommst du mit?"
„Ihr wollt sie wegbringen, hab ich Recht?", sie schaute ihn traurig an.
„Ja, hast du, Anie bitte, komm mit, du hast heute schon genug gesehen.", Horatio legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Okay, gibt mir ne halbe Minute.", sie drehte sich zum Leichnam ihrer Freundin um, der mittlerweile von Alexx und ihrem Team umgedreht worden war.
„Hey Baby.", sie strich mit einem Finger über das leblose Gesicht. „Ich krieg das hin, hörst du? Ich werde das Schwein schnappen, ich mach das Schwein fertig.", dann stand sie ruckartig auf und drehte sich zu H. War das eine Träne, die bei der schnellen Umdrehung von ihrem Gesicht flog? „Ich bin soweit."
„Okay."
Bei Verlassen des Raumes nickte er Alexx zu, diese begann damit Allisons Körper in einen Leichensack zu stecken.
„Hey, Pablo... ähm, hast du alles so gemacht, wie ich es dir gesagt habe?", Anies Stimme klang fürsorglich, aber auch schwach, als sie nach der ersten Untersuchung des Tatortes ihren langjährigen Freund wieder sah.
„Ja, ja hab ich Alles erledigt."
„Okay, gut. So, wir, also mein Kollege Mr. Caine und ich, müssen dir jetzt einige Fragen stellen."
„Ja, ja okay, schieß los."
„Warte, Lilly, tust du mir einen Gefallen?", sie hockte sich zu ihrer Patentochter, strich dieser über den Kopf und fuhr fort: „Du musst uns gleich ganz genau sagen, was du heute so gemacht hast, komm mal mit.", sie nahm sie an die Hand und ging zu einer Polizistin, die das Gelände sicherte. „Die Frau passt jetzt auf dich auf und du überlegst mal was du heute gemacht hast. Ich komm dich gleich abholen und dann erzählst du mir das, okay?"
„Ja, okay, Anie."
Nun wandte Anie sich flüsternd an die Polizistin: „Achten sie bitte drauf, dass sie nicht mitbekommt, wie ihr Mutter weggebracht wird, okay?"
„Wird gemacht, Lieutenant!"
Sie ging zurück zu H und Pablo um dessen Aussage aufzunehmen. Er sagte aus, dass er bei der Arbeit gewesen sei, er war mittlerweile im Streifendienst der Polizei und Allison ihn gegen 12:30 Uhr angerufen hat um ihn zu bitten ihre Tochter vom Kindergarten abzuholen, sie hätte selber keine Zeit, da sie noch zum Einkaufen fahren wolle. Er hätte ihr dann zugesagt und in diesem Moment hörte er am anderen Ende der Leitung die Haustür klingeln. Allison hätte dann gesagt, sie auflegen, er habe sich von ihr verabschiedet und sie hätten das Gespräch beendet. Da die Todeszeit von Alexx auf ca. 12:30 geschätzt worden war und die Kollegen Pablos seine Anwesenheit auf der Polizeiwache bestätigen konnten, hatte er ein Alibi.
Die zwei Ermittler beendeten die Befragung und wandten sich Lilly zu.
„Hey Lilly. Das ist Mr. Caine. "
„Horatio.", verbesserte jener.
„Oder das, ja. Ähm, er ist ein Freund und Kollege von mir, du kannst ihm also all das sagen, was du mir auch sagen würdest, okay?", sie setzte sich zu dem kleinen Mädchen, welches auf der Bordsteinkante vor dem Haus saß, Horatio tat es ihr nach.
„Ja, okay, Anie."
„So, meine Süße, wir stellen dir jetzt ein paar Fragen und du musst mir ganz doll versprechen, dass du uns nur die Wahrheit erzählst, okay, keine Lügen, nichts weglassen oder dazu erfinden, hast du mich verstanden?"
„Ja. Mach ich."
„Gut, das ist super. Also, wo fangen wir an? Du warst im Kindergarten heute, ist das richtig?"
„Mhm."
„Und hat es dir Spaß gemacht?", klinkte Horatio sich in das Gespräch ein, weil er merkte, dass seine Kollegin nach Worten suchte Lilly die Befragung so einfach wie möglich zu machen. Das Mädchen guckte daraufhin etwas schüchtern zu ihrer Patentante und als diese nickte sagte sie:
„Mhm, ich hab mit Mary und Kathy mit Pferden gespielt und danach waren wir alle zusammen auf dem Spielplatz."
„Toll." Fuhr er fort. „Und wer hat dich heute vom Kindergarten abgeholt?"
Wieder musste Anie ihr zunicken bevor sie antwortete:
„Papa und da hab ich mich ganz doll gefreut, weil meistens Mama das macht."
„Was hat dein Papa gesagt, als er dich abgeholt hat?"
Nicken, Antwort:
„Er hat gesagt, dass Mama ihm gesagt hat er soll mich abholen, weil sie unterwegs ist und Anie, weißt du, was er dann noch gemacht hat, als wir im Auto waren?"
„Nein, erzähl."
„Er wollte mir zeigen, dass er sich auch so ein Frei-Rede-Ding gekauft hat, wie du es hast und hat gesagt, dass wir zu Hause anrufen können um zu gucken ob Mama wieder da ist."
„Aha, du meinst meine Freisprechanlage. War Mama zu Hause?"
„Das war ganz komisch, es hat getutet und getutet und plötzlich hat es geklappert."
„In der Leitung?"
„Nein, in Papas Telefon, da hat es doch auch draus getutet!!!"
Beide Ermittler lächelten und Anie entschuldigte sich für diesen Fehler.
„Was hat es nach dem Klappern gemacht?"
„Tuuuuuuuuuuuuuuuuuuuut.", sagte das Mädchen leise.
„Jemand hat abgenommen und wieder aufgelegt.", dachte Horatio laut.
„Papa hat sich gewundert und hat es noch einmal probiert. Da hat es dann aber nicht noch einmal geklappert und dann hat Papa ganz komisch geguckt."
„Wie komisch?"fragte Horatio. „So?", er machte ein verwirrtes Gesicht.
„Nein!", das Mädchen lachte laut über die Grimasse, die er zog und Anie lächelte ihn an. Es tat ihm gut sie wieder lächeln zu sehn. Er fuhr fort, indem er ein besorgtes Gesicht machte und das Mädchen fragte, ob es eher so gewesen sein.
„Ja, so sah es aus."
Anie wurde wieder erster und fragte nun:
„Was ist dann passiert, als ihr nach Hause gekommen seid?"
Lilly guckte traurig und sagte ganz leise:
„Papa hat die Tür aufgemacht und ich bin ins Haus gelaufen, dann bin ich ins Wohnzimmer gegangen und,... und da lag Mama auf dem Boden und hat geschlafen. So ganz komisch auf dem Bauch und auf ihrem Rücken war es ganz rot. Ich bin zu Mama gegangen und hab sie angestupst, aber sie hat weiter geschlafen, dann ist Papa gekommen, er hat geschrieen, ganz laut, immer wieder Mamas Namen und er hat immer nein, nein gesagt und dann hat er geweint und telefoniert und obwohl Papa danach immer wieder ihren Namen gesagt hat, hat Mama weitergeschlafen."
Als Horatio nun Anie ansah, war wieder jedes Lächeln von ihrem Gesicht verschwunden. Sie atmete tief ein, strich ihrer Patentochter erneut übers Haar und sagte:
„Komm mal her.", dann nahm sie Lilly in den Arm, drückte sie fest an sich und kniff, nahezu zu Tränen gerührt die Augen zusammen. Bei diesem Anblick spürte selbst der sonst so coole H einen Kloß im Hals und er setzte schnell seine Sonnenbrille auf.
„Anie, Papa hat gesagt, Mama ist jetzt im Himmel und kann uns immer zugucken. Warum?"
In Stephanies Augen begann es zu glitzern, ihre Stimme zitterte, als sie sagte:
„Ich weiß es nicht, Lilly-Maus, ich weiß es nicht."
„Nichts, keine Fuß- oder Fingerabdrücke, das Telefon und die Türklinke sind abgewischt worden, die benutzte 9mm Pistole ist nicht in der Datenbank, keine DNS, die Nachbarn haben nichts gesehen! Was hat die Obduktion ergeben?", Anie ging unruhig in ihrem Büro hin und her, Horatio stand mitten im Raum und schaute ihr zu.
„Am Körper an sich nichts Außergewöhnliches. Die Todesuhrsache ist ähm, klar.", er machte eine Pause und wartete ihr Reaktion ab.
„Ja, weiter???"
„Ein paar Hämatome an den Ellenbogen, Knien und Handballen, vom Sturz."
„Auch keine Spuren, hum?", sie blickte ihn traurig an.
„Nein, leider nicht."
„Dann ist das Einzige was wir wissen, dass sie den Täter gekannt hat, weil sie für ihn oder sie, der oder die offensichtlich allein war Tee gemacht hat. Komisch Uhrzeit für Tee, findest du nicht auch?"
„Mhm. Anie du weißt, dass wir, wenn wir nichts haben auch nicht weiter ermitteln können, wir können nicht jede Person durchgehen, welche die Familie kannte."
Sie blieb vor ihrem Schreibtisch, etwa 2m von Horatio entfernt stehen und schaute zu Boden.
„Das kann es doch nicht gewesen sein. Wir haben was übersehen, wir haben bestimmt etwas übersehen..."
Den ganzen Tag hatte sie damit verbracht alles noch einmal durchzugehen, Schritt für Schritt den Tathergang zu rekonstruieren, die Aussagen Pablos, Lillies und der Nachbarn noch einmal auszuwerten, doch es blieb dabei: Der Täter hatte am Tatort keine brauchbaren Spuren zurückgelassen.
Dennoch war sie gerade dabei zum vierten Mal den Obduktionsbericht zu lesen, als kurz nach 22 Uhr Horatio an ihrer Tür klopfte.
„Komm rein..."
Er kam an ihren Schreibtisch heran und guckte besorgt.
„Warum tust du dir das an?"
„Was?"
„Das zu lesen?"
„Es ist mein Job, außerdem habe ich Pablo versprochen den Fall zu lösen."
„Du hast ihm versprochen den Fall zu übernehmen."
„Trotzdem."
„Und da meinst du, dass, wenn du das tausendmal liest auf einmal etwas Anderes da steht?"
Keine Reaktion.
„Anie, bitte, geh nach Hause, du bist ganz blass. Keiner verlangt von dir das zu tun. Ich merke doch, dass es dir nah geht."
„Achja? Blitzmerker, war ja auch nur meine beste Freundin, die heute von irgendeinem Wahnsinnigen umgebracht worden ist...", sie stockte selber, als sie sich ihre Worte erneut durch den Kopf gehen ließ, dann legte sie den Bericht zur Seite und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. „Oh, mein Gott! Ich werde ja vollkommen hysterisch, Morgen ist ein neuer Tag, da sieht die Welt schon ganz anders aus. Morgen werde ich mit klarem Kopf an die Sache heran gehen. Es tut mir Leid, Horatio, entschuldige bitte.", sagte sie, während sie ihren PC herunterfuhr und ihren Blazer überzog. Nun ging sie um ihrem Tisch herum um das Büro zu verlassen, doch H stellte sich ihr in den Weg. Er schaute sie mit seinen tiefblauen Augen an und sagte leise:
„Du musst dich bei mir nicht entschuldigen, Anie, du hast heute schon genug zurückgesteckt und unterdrückt, ich weiß, wie du dich fühlst."
Die Wärme und die Besorgtheit in seiner Stimme gaben Stephanie ein unglaubliches Gefühl von Geborgenheit.
„Ich bin für dich da, Anie, wenn du jemanden brauchst, bin ich für dich da, egal wann."
Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie rannten über ihre Wangen, getrieben von dem unglaublichen Verlust, der Wut und den Schmerzen, die sie in den letzten Stunden empfunden hatte. Sie schloss die Augen und spürte, wie sich seine starken Arme um sie legten und sie festhielten. Es war einer dieser Momente, den sie seit dem Tod Georges nicht mehr erlebt hatte, sie fühlte sich in den Armen dieses Mannes so, als könne sie die ganze Welt um sich herum vergessen. Die ganze Qual des Tages rückte in weite Ferne, als sie den Herzschlag in seiner Brust spürte und ihn langsam und zufrieden atmen hörte.
Als Calleigh die beiden so sah wurde ihr ganz warm ums Herz, sie war mit der gleichen Idee wie Horatio gekommen, Anie nach Hause zu schicken und für sie da zu sein. Doch das hatte eben erwähnter schon perfekt im Griff. Schmunzelnd ging sie zu ihrem Wagen, wo Hagen auf sie wartete.
„Hast du sie nicht überzeugen können?", fragte dieser und guckte etwas traurig in Richtung zweiten Stock.
„Nein, nein. Sie ist bestens versorgt.", erwiderte sie immer noch schmunzelnd, Hagen begriff sofort.
„Horatio, hum?"
„Genau der.", sagte Calleigh zufrieden.
„Mensch das wurde ja auch mal Zeit.", fügte er schmunzelnd hinzu.
„Danke fürs Fahren."Sie standen wie vor drei Tagen vor Anies Haustür und schauten einander tief in die Augen. „Und danke, dafür, dass du mir zugehört hast."
„Immer wieder gern. Wie kommst du denn Morgen ins Büro?"
„Mit dem Fahrrad, denke ich, dauert auch nur 25 Minuten."
Er zog eine Augenbraue hoch und guckte sie schief an:
„Mit dem Fahrrad? Bist du dir da sicher? Ich kann dich auch abholen, wenn du willst."
„Nein, das ist doch ein riesiger Umweg für dich, geht schon in Ordnung."
„Wirklich?", hakte er nach.
„Ja, wirklich, danke trotzdem."
„Okay, wie du willst, dann strampel mal schön.", er tat ein wenig beleidigt.
„Ach, komm das ist unfair.", sie stieß ihn mit der Schulter an. Er hob den Kopf höher und schaute sie von oben herab an.
„Pah."
„Ach, du Spinner!", sie umarmte ihn zur Verabschiedung herzlich, bedankte sich erneut und ging ins Haus.
„Anie?", er war schon den halben Weg zum Wagen zurückgegangen, als er sich noch einmal umdrehte.
„Ja?", sie stand mit dem Rücken zu ihm gekehrt immer noch in der Tür.
„Wo ist Zack?"
„Hier, bei mir, wieso?"
„Warum bellt er nicht rum?"
„Hmm, weiß nicht. Vielleicht, weil du mich nicht gefressen hast..."
Mal wieder kam sie nicht zum Schlafen. Jetzt wo sie im Bett lag hatte sie zum ersten Mal Zeit sich über das klar zu werden was heute geschehen war. Der Verlust ihrer Freundin hatte ein schmerzhaftes Gefühl der Leere in ihrem Herzen hinterlassen, doch dies war nicht das einzige tiefe Gefühl, mit dem sie sich in dieser Nacht auseinandersetzen musste. Sie hatte es die letzten Wochen und Monate immer unterdrückt, sie hatte es abgeschrieben als eine Schwärmerei, doch jetzt musste sie sich selber zugestehen, dass ihre Gefühle zu Horatio Caine mehr als das waren. Bevor sie zum CSI gekommen war, hatte Anie sich in der von Männern beherrschten „Berufswelt SWAT"immer wieder aufs Neue beweisen müssen um ihre Machtstellung ihren Untergebenen gegenüber nicht zu verlieren. Sie hatte also die vorherigen fast 10 Jahre damit verbracht stark zu sein und keine Gefühle innerhalb der Berufswelt an sich heran zu lassen. Auch als George und sie zusammen gekommen sind hat sie Privat- und Berufsleben stets voneinander zu trennen gewusst. Doch bei Horatio war dies vollkommen anders. Wenn er in ihrer Nähe war fühlte sie sich glücklich, war er nicht bei ihr, verbrachte sie 95 der Zeit damit an ihn zu denken. Sie hatte das Gefühl, nein, sie wusste, dass sie ihm nichts beweisen musste und er sie auch dann als gleichwertige Partnerin in Team akzeptierte, wenn sie eine gewisse Schwäche in Form von Mitgefühl für die Opfer, oder Ähnlichem zeigte. Wenn sie zusammen an einem Tatort konnte sie diese Gefühle nicht einfach abstellen und was das Schlimmste für sie war, sie ließ sich manchmal, wenn es um berufliche Entscheidungen ging von diesen Gefühlen leiten.
So lag sie da, dachte an ihn, seine unglaublich blauen Augen, seine Fürsorge, diese Umarmung, bis sie die Gedanken an Allison wieder fand und in diesen unter Tränen einschlief.
