Kapitel 11: Verborgenes
Die Bremers nahmen das Angebot Calleighs und Horatios dankbar an, sich mit der Zeit, die sie im Krankenhaus bei Stephanie verbrachten abzuwechseln. In den nächsten drei Tagen blieb ihre Lage weiterhin kritisch. Die Ärzte konnten nicht erlauben, dass jemand direkt zu ihr ins Zimmer ging. Am Morgen des vierten Tages konnte der Diensthabende Arzt Horatio, als er bei Stephanie bevor er ins Büro ging vorbeischaute gute Neuigkeiten übermitteln.
„Entschuldigen sie. Sind sie der Mr Caine, den die Bremers auf die Besucherliste für ihre Tochter gesetzt haben?"
„Ja, der bin ich, Horatio Caine."
„Sehr schön! Stephanie hat in den letzten zwölf Stunden große Fortschritte gemacht. Sie atmet vollkommen selbstständig und ihr Blutdruck usw. kommt immer mehr in den Normalbereich. Wenn sie wollen, können sie zu ihr."
Natürlich wollte H zu ihr. Sein Herz machte einen riesigen Hüpfer. Der Arzt führte ihn in den Vorraum ihres Krankenzimmers und gab ihm einen Besucherkittel, bevor er zu der anwesenden Krankenschwester sagte:
„Ich denke 15 Minuten dürften drin sein."
Mit einer freundlichen Geste forderte die Schwester H auf hineinzugehen.
Nervös betrat er das Krankenzimmer und wurde vom Piepsen des EKGs begrüßt. Langsam ging er zu ihrem Bett, nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu ihr. Eine Weile überlegte er, dann sagte er leise.
„Hey, Anie, ähm, ich weiß nicht, ob du mich hören kannst...aber..."
Zu seiner Überraschung zeigte das EKG eine Steigung von Anies Puls an.
„Oh, ich schätze das heißt ja..."
Er seufzte und murmelte schließlich:
„Ach, was soll's...", vorsichtig nahm er ihre rechte Hand in seine Hände und strich sanft mit den Daumen über ihren Handrücken.
„Ich hatte riesige Angst um dich... ich bin so froh, dass du..., dass du lebst."
Er legte den Kopf schief und schaute sie eine Weile an, während er ihre Hand hielt. Plötzlich begannen ihre Augenlider zu zucken. Aufgeregt fragte Horatio:
„Anie, oh, mein Gott, Anie hörst du mich..."
„-o-ratio...", sie öffnete ihre Augen ein Stück weit und zwang sich ein schwaches lächeln von den Lippen. „Schön, dass du da bist..."
H strahlte über beide Ohren, dann griff er geistesgegenwärtig zum Notfall und klingelte nach der Schwester im Nebenraum. Diese kam sofort zu ihnen.
„Aha, Miss Bremer, sie sind wach, ich werde gleich einen Arzt holen, oder wollen sie erst mit ihrem Kollegen reden?"
Anie schloss die Augen und sagte:
„Das Letztere, Schwester, das Letztere."
Die Krankenschwester verstand sofort und verließ den Raum.
H grinste Stephanie an um danach besorgt zu fragen:
„Wie fühlst du dich?"
Sie schaute erst ich an, dann schaute sie an sich runter herunter und versuchte jeweils ihre Arme und Beine zu bewegen. Als sie bei ihrem rechten Arm angelangt war, dessen Hand H immer noch festhielt seufzte sie leise:
„Naja, passt schon...mir ging's schon mal besser..."
Er lächelte.
„Das hoffe ich."
„Ja, und ich hoffe ich hab euch allen keine allzu großen Sorgen bereitet...", sie hustete schwach und verzog schmerzgeplagt das Gesicht.
„Ach, nein...", er zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Siehst du diese weißen Haare?", er deutete mit einer Hand auf seine Schläfen. „Die waren vorher noch nicht da..."
„Tut mir leid...", sie schloss die Augen wieder. Es war ihr anzumerken, wie sie das Sprechen anstrengte.
„Och Stephanie, du kannst da noch Nichts für. Lass uns nicht mehr darüber reden. Das Wichtigste ist, dass du wieder gesund wirst."
Sie nickte schwach.
„Was ist mit meinen Eltern, wie geht's ihnen? Wie haben sie reagiert?"
„Deine Eltern waren fast die ganze Zeit hier. Calleigh und ich haben uns mit ihnen abgewechselt. Die beiden haben uns auf deine Besucherliste gesetzt. Sie haben sich auch sehr große Sorgen gemacht. Wenn du willst rufe ich sie gleich an..."
„Ja, okay, das wäre nett."
Plötzlich fing Anie an zu lächeln. Horatio fragte ebenfalls lächelnd, da er froh war, dass sie es wieder konnte:
„Was ist?"
Sie antwortete grinsend:
„Ich habe mir gerade deinen Gesichtsausdruck vorgestellt, als du meine Ma das erste Mal gesehen hast..."
„Oh, ähm ja...", Horatio fühlte sich etwas ertappt. „Calleigh hat's mir erklärt..."
„Gut..."
Eine weile schwiegen sie, weil Anie ein bisschen Kraft sammeln musste, dann fragte sie:
„Was für ein Tag ist heute eigentlich?"
„Donnerstag..."
„Bitte?! ..."krächzte sie.
„Mhm, du hast uns vier Tage lang auf Trab gehalten...", sagte er grinsend.
„Hmm, und wie spät ist es?"
„Kurz vor acht Uhr morgens, sagte er nach einem Blick auf die Uhr.
„Und du bist nicht bei der Arbeit?", sie schnalzte tadelnd mit der Zunge.
„Ähm, nö...du warst, oder eher bist mir wichtiger.", sagte er entschlossen. Dann strich er ihr zärtlich mit zwei Fingern der linken Hand über ihre rechte Wange.
In diesem Moment kam die Krankenschwester wieder.
Ähäm... ich störe ja nur ungern, aber sie brauchen jetzt wieder ihre Ruhe. Der Doktor will gleich mit ihnen reden.
War das ein genervter Ausdruck in H´s Gesicht?
„Okay, ich komme heute Abend noch einmal vorbei."
„Gerne, vergiss meine Eltern nicht..."
„Sobald ich aus dem Gebäude raus bin rufe ich sie an..."
„Danke... und danke, Horatio, dass du da warst...Grüß die anderen von mir..."
„Nichts zu danken, mach ich."
Zur Verabschiedung küsste er ihr vorsichtig die Hand.
Gegen viertel nach acht verließ er das Krankenhaus und schaltete sein Handy ein, um Anies Eltern anzurufen, da blinkte das Symbol seiner Mailbox auf dem Display. Es hörte sie ab, nachdem er seinen Anruf getätigt hatte.
„Hey, Horatio. Hier ist Speed. Es ist kurz vor acht, du wirst noch im Krankenhaus sein. Komm bitte so schnell du kannst ins Büro... die Krankenhausverwaltung hat gerade angerufen. Es sieht so aus als, als würde Kent durchkommen..."
Im Laufschritt rannte Horatio durch die Eingangshalle des MDPD und begab sich hoch zu seinem Büro, vor dessen Tür bereits Tim, Calleigh und Eric auf ihn warteten.
„Hey, H, da bist du ja endlich."
„Ja, Tim, tut mir leid... ich war wirklich noch im Krankenhaus und hab deine Message erst gegen viertel nach abgehört."
„Und, gibt es was Neues von Anie?", wollte Calleigh wissen.
„Ja, sie ist wach und es geht ihr nach eigener Aussage ganz okay.", antwortete H noch etwas außer Atem.
„Wirklich?"
„Wow!"
„Super!"
Freuten die drei sich.
„Und, konntet ihr euch unterhalten?", fragte Cal weiter.
„Ja, wie gesagt, sie meint es ginge ihr soweit okay, sie lässt euch alle grüßen."
„Dann grüß mal zurück und sag ihr, dass wir sie auch bald besuchen werden.", sagte Eric.
„Mach ich! So Speed, es muss wichtig gewesen sein: Warum hast du mich angerufen?", wollte H wissen.
„Ja, ähm."Tim senke den Blick. „Es geht um Mario Kent. Die Ärzte haben gesagt, dass er stabil ist. Er wird durchkommen.", während des letzten Satzes durchbohrten Tims Augen Horatios. Jener konnte es nicht fassen.
„Da lassen die Sanitäter ihn ne halbe Stunde liegen, finden zufällig raus, dass er noch nen Puls hat, machen ein bisschen an ihm rum um zu gucken, ob er eventuell überlebt und Kent kommt mit 4 Kugeln im Körper durch?", fragte er vollkommen fassungslos.
„Sieht so aus.", sagte Speed leise.
„Das heißt der Fall ist für uns nicht abgeschlossen. Kommt bitte rein.", wies er sein Team an und schloss seine Bürotür auf. Sie verteilten sich rund um seinen Konferenztisch. Calleigh und Eric sammelten in den Labors schnell alle Akten über den Fall ein und brachten sie ins Büro.
Horatio begann wie folgt:
„Also. Kent will sich mit uns anlegen? Bitte! Wir werden dafür sorgen, dass er von der Intensivstation direkt in die Todeszelle gebracht wird!"
Allgemeines Nicken.
„Dieser Containerraum ist ja noch gesperrt. Wir werden ihn also als Tatort untersuchen, ähm, müssen und die Tat rekonstruieren. Außerdem werden wir noch mal sein Motelzimmer, sowie seine Wohnung untersuchen. Wir werden den Geschworenen genau zeigen, dass Mario Kent seine Taten kaltblütig geplant und ausgeführt hat.", während sich das Team Notizen machte kam H jetzt erst in Fahrt:
„Alles was zur Rekonstruktion der Tat benötigt wird werden wir uns holen. Ich werde mit den Aufzeichnungen des SWAT-Videos anfangen. Calleigh, du kümmerst dich selbstverständlich um die Schüsse, die sowohl Kent als auch das SWAT abgegeben hat. Schnapp dir Hagen und fahr zum Tatort. Speed, du wirst Kents Motel zusammen mit Eric untersuchen. Wenn ihr dort fertig seid, macht euch bitte an die Briefe des ersten und zweiten Falles und rekonstruiert die Taten.", alle sprangen auf, doch H hielt sie das letzte Mal an diesem Tag noch kurz zurück:
„Leute, ich möchte, dass ihr noch gründlicher arbeitet, als ihr es sonst schon tut! Haltet euch noch strenger an die Vorschriften als sonst. Ich denke wir alle wollen, dass nichts eine Verurteilung von Kent gefährdet! Das bedeutet auch, dass ihr bitte eure reguläre Mittagspause macht, damit kein Verteidiger dieser Welt auf die Idee kommt, dass ihr übermüdet an die Arbeit geht. Ich würde sagen, dass wir uns gegen drei Uhr wieder hier treffen um Arbeitsergebnisse auszutauschen und zu besprechen!"
Tim und Eric hatten den Raum bereits verlassen, doch Calleigh blieb in der Tür stehen um Horatio, der vor seinem Schreibtisch mit dem Rücken zu ihr gewandt stand, besorgt zu fragen:
„Denkst du, dass es eine so gute Idee ist, wenn du dir diese Bänder noch einmal ansiehst..."
Allein aus dem Blick, den H ihr zuwarf, konnte Calleigh erkennen, dass es seiner Ansicht nach auch eigentlich keine gute Idee war. Er drehte sich zu ihr und sagte dann leise:
„Ich komm schon klar, danke. Also, los... an die Arbeit..."fügte er mit einem gezwungenen Grinsen hinzu.
Der Einsatzleiter des SWAT-Teams versprach Horatio das Band sofort per Kurier zum Präsidium bringen zu lassen. Es würde etwa 20 Minuten dauern. Er überlegte, was er mit der übrigen Zeit anfangen sollte und warf ganz automatisch einen Blick in Anies Büro, wie er es sonst auch immer getan hatte, um sich ein freundliches Lächeln abzuholen, oder einfach nur den Anblick, der sich ihm darbot zu genießen. Doch der Raum war leer, dunkel, kalt. Dann fielen ihm die Pflanzen auf, die im Raum verteilt standen. Sie hatten seit Tagen kein Wasser mehr bekommen, also beschloss er sich ein wenig gärtnerisch zu betätigen. Es schloss die Bürotür auf, drehte die Lammelen der Jalousien ein wenig auf, um Sonnenlicht in den Raum zu lassen. Dann nahm er die Gießkanne, die unten in einem der Regale stand und begann die Pflanzen zu wässern. Irgendwie entspannte diese Form von Arbeit. Gerade war er bei dem in sieben Monaten von Anies Dienstzeit scheinbar explodierten Rankefeu angekommen, den Calleigh ihr zum Dienstantritt geschenkt hatte und der in einem großen Goldfischglas auf einer Ecke ihres Schreibtisches stand, als er aus seiner Entspannung erwachte, da sein Blick auf ein ganz bestimmtes Bild auf dem Tisch fiel.
Dieses Grinsen in Kents Gesicht machte ihn rasend. Eine kurze Zeit überlegte er, ob er das Bild einfach wegstellen sollte, doch als seine Augen über die weiteren Personen auf dem Bild wanderten, und er Anie, diesen George und Pablo sah, merkte er, dass dies wohl ein zu großer Schritt in Stephanies Privatleben sei. Er wandte seinen Blick ab, doch egal, wo er jetzt hin sah, ein bedrückendes Gefühl hatte sich in seiner Brust breit gemacht. Alles erinnerte ihn an sie. Er bewässerte hastig die übrigen Pflanzen um dann fluchtartig den Raum und somit zu mindestens einen Teil des Unbehagens hinter sich zu lassen und sich ein paar Augenblicke später im Videoraum wieder zu finden. Mit etwas zitternden Händen hielt er das Tape fest auf dem das Aktenzeichen, Datum und die Notiz „Befreiung Lt. Bremer"stand.
Sie sprang aus dem Hummer und eine sanfte Meeresbrise wehte durch ihr offenes Haar, welches sie sofort mit einer routinierten Handbewegung und einer Haarspange bändigte.
„Schade drum...", brummte Hagen, der seinen Wagen gleich neben ihrem abgestellt hatte von hinten in ihr Ohr.
Calleigh schenkte ihm ein Lächeln und machte sich dann auf dem weg zum Tatort. Ein Hafenarbeiter öffnete das automatische Rolltor des Containerraumes. Je weiter es aufging, desto deutlicher wurde die riesige Blutlache auf dem Boden sichtbar. Anhand des Spuren die das Blut, welches nach vier Tagen mittlerweile getrocknet war konnte man trotz deutlich das Chaos erkennen, welches während und nach dem Zugriff des SWAT-Teams entstanden war. Blutige Fuß- und Schleifspuren erzählten die grausame Geschichte. Hagen, der in der Nacht nicht dabei gewesen war blieb mit offenem Mund im vorderen Bereich stehen, während Calleigh sich nach einigen tiefen, beruhigenden Atemzügen an die Arbeit machte Patronen und Hülsen einzusammeln, sowie die Schussbahnen zu rekonstruieren.
Nachdem Tim und Eric nochmals in Kents Wohnung waren und keine weiteren Beweise gefunden hatten, machten sie sich auf den Weg ins Präsidium um dort ihre Berichte über die beiden ersten Taten Kents zu schreiben. Nach zwei Stunden Papierkram sagte Tim schließlich:
„Ich bin fast fertig. Jetzt noch den Abschlussbericht und dann bring ich es zu H zum unterschreiben."
„Ich bin auch gleich soweit."
„Weißt du was? Ich werde uns mal nen Kaffee holen gehen."
„Wow, seit wann bist du so kollegial, Speedy?", stichelte Eric ein wenig.
„Sag, mal, du kannst dir deinen Kaffee auch selber holen, wenn ich dir zu sympathisch wirke, hum?", meckerte Tim zurück.
„Ich sag ja gar nichts, also ab mit dir! Ich nehm ihn schwarz..."
„All dies tust du nur, weil du merkst, dass ich Horatio Caine mehr liebe, als ich dich je geliebt habe und du weißt, dass ich dich geliebt habe!"
In der Stille des Videoraumes hallten ihre Worte noch Sekunden, nach dem sie das Band wiedergegeben hatte in seinen Ohren. Etwa eine Minute lang versuchte er es zu ignorieren, doch dann stoppte er die Kassette und stützte seufzend seine Stirn auf seine Handflächen.
„Ähm, Horatio, is bei dir alles okay?", Tims Stimme ließ ihn aus einer Achterbahnfahrt aus Gedanken und Gefühlen aufschrecken.
„Ähm, Tim... ja, sicher. Alles okay und bei dir? Kommst du voran?", fragte H etwas verwirrt. Speedle hob skeptisch eine Augenbraue und sagte:
„Delko und ich sind gleich fertig... seit wann nennst du mich Tim? Naja ist ja auch egal... Also mach mal ne Pause, H...Du siehst aus als könntest du sie gebrauchen..."
Während die CSI-Tagschicht sich um 15 Uhr zu einer Besprechung zusammenfand erwachte Stephanie zum zweiten Mal an diesem Tag auf und schaute in ein ihr sehr vertrautes Gesicht.
„Hey, Ma...", ihre Stimme war zwar immer noch schwach, krächzte aber nicht mehr so, wie sie es am Morgen getan hatte.
„Baby, du bist wach...", sie drückte die Hand ihrer Tochter und ihre Augen begannen zu glänzen als sie deren Stimme hörte.
„Seit wann bist du hier?"
„Seit ungefähr halb elf. Ich habe dich angesprochen, doch du hast geschlafen, wie ein Baby.", sie strich ihrer Tochter so über die Wange, wie es Horatio vorher getan hatte und zauberte somit ein breites Lächeln auf Anies Gesicht.
„Wann hat Horatio... ähm Mr Caine euch angerufen?"
„Horatio...", ihr Mutter grinste verschmitzt. „Um kurz nach acht. Daddy und ich konnten aber leider nicht sofort kommen."
„Wo ist Daddy?", Anie schaute in den Vorraum.
„Der kommt bald, mit einer Überraschung."
„Mit einer Überraschung?", sie grinste, „Was für ne Überraschung?"
„Hey, sei nicht so neugierig!", Anette ermahnte ihre Tochter mit erhobenem Zeigefinger. Diese erwiderte:
„Okay, ich habe ja Zeit..."
Etwa eine Stunde später klopfte es an der Tür. Anette grinste breit, stand auf und ging zur Tür, bevor sie sagte:
„Ich bin gleich wieder da."
„Kein Problem, ich werde nicht weglaufen."
Weitere drei Minuten später kamen zwei Leute in ihr Zimmer, mit denen sie jetzt überhaupt nicht gerechnet hatte.
„Okay, Leute das wäre es dann... gute Arbeit. Wenn ihr die Berichte fertig geschrieben habt und ich sie abgezeichnet habe, könnt ihr nach Hause gehen."
Horatios Worte unterbrachen die lange bedrückende Pause, die entstanden war, als sie ihre Ergebnisse vergleichen hatten. Alexx, Eric, Calleigh und Tim nickten H zu und verließen schweigend und irgendwie fluchtartig den Raum.
Horatio drehte zu seinem Schreibtisch um und wollte eigentlich nur eine Akte dort hinlegen, als sein Blick auf das flimmernde Standbild auf dem Bildschirm des Videowagens fiel, den er für die Besprechung hatte in den Raum fahren lassen. Es zeigte eine restlicht verstärkte Aufnahme von Anies Gesicht. Blutverschmiert, tränenüberströmt, mit schmerzverzerrten Augen panisch in die Dunkelheit blickend. H´s Körper erstarrte.
Calleigh kam zurück ins sein Büro. In all der Eile hatte sie ihr Handy auf dem Tisch liegenlassen. Er schien sie nicht gehört zu haben. Cal sah, dass er wie in Zeitlupe auf den Bildschirm zuging und eine Hand hob. Er berührte die Abbildung ihrer rechten Wange und flüsterte: „Kent wird für alles das bezahlen, was er dir angetan hat, Anie... Ich versprechs dir..."
In ihrem Hals bildete sich ein Kloß, als Cal hörte, wie liebevoll ihr Boss zu Anies Abbild sprach. Schnell versuchte sie unbemerkt aus dem Raum zu kommen, bevor H sie sah, doch dabei stieß sie an einen Stuhl, der sich knarrend einige Zentimeter nach hinten bewegte.
Blitzartig drehte er sich zu ihr.
„Tut... tut mir leid...", würgte Calleigh mit hochrotem Kopf hervor. „Ich wollte mich nicht anschleichen...", sie hielt ihr Handy hoch und fuhr fort: „Ich hab meine Telefon vergessen... deswegen bin ich zurückgekommen..."
„Is okay, Calleigh, is ... schon okay."
