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Passend zum Beginn der kalten Jahreszeit, neues Kapitel! Weniger Kryptisch, vorerst der Klimax der Verwirrung!
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You know that I'd protect you from all of the obscene.
Regen wie Tränen vom Himmel...
Schon das ganze Wochenende lang hörte es nicht auf zu regen, es schien fast so als würde der Himmel all den Regen nachholen, der in den letzten zwei Wochen voller Sonnenschein in Tokio nicht gefallen war. Zwei Tage lang war sie nun fast ausschließlich in ihrer Wohnung geblieben und hatte versucht sich mit Meditationsübungen und anderen Sachen zu beschäftigen, doch es half nichts. Tenshi lag auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster zu ihrer Linken. Irgendwas hatte sich verändert, es war als hätte sich ein riesiges Loch in ihrem Magen gebildet was ein flaues Gefühl verursachte seitdem sie das Gespräch mit ihm hatte... und egal was sie tat sie konnte sich einfach nicht ablenken. Sie seufzte laut und stemmte ihre Handflächen gegen ihre Stirn, als wollte sie alles gewaltsam aus sich heraus verbannen. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis und sie konnte es sich nicht mal selbst erklären. Kamen diese Gefühle, diese Leere als fehlte ein ganzer Teil von ihr selbst wirklich nur von dem Gespräch das sie mit Subaru hatte, oder gab es einen anderen Grund? Es hatte die lang vergessenen, oder eher verdrängten Fragen wieder neu aufgeworfen, vielleicht aber war jetzt die Zeit da diese Antworten einzufordern. Tenshi nahm die Hände wieder von den Augen und starrte die Decke an. Sie stellte sich zum hundertsten Mal an diesem Tag genau dieselbe Frage: Wollte sie die Antworten überhaupt wissen?
Sie seufzte laut und setzte sich auf. Alles schien grau und in Traurigkeit zu vergehen bei diesem Regen, sogar ihre Wohnung. Tenshi hatte sie mittlerweile vollständig eingeräumt und fühlte sich auch relativ heimisch, aber trotzdem war es nicht leicht so lange in den selben vier Wänden eingesperrt zu sein. Sie stand auf und nahm kurz entschlossen ihren Mantel aus einem Schrank. Sie zog ihn über und öffnete die Balkontür von wo aus sie bequem auf ein nahegelegenes Dach springen konnte. Der Regen war kalt und peitschte ihr hart ins Gesicht, doch das störte sie kaum, da Schmerz ein Zeichen dafür ist, dass man am Leben ist. Während sie sich über die Dächer Tokios bewegte kam sie an einigen Bannkreiszentren vorbei das Sunshine 60, ihre Wohnung war ja nicht mal einen Häuserblock davon entfernt, oder auch die Rainbowbridge, doch von einem ging eine besondere Macht aus, so dass sie anhalten musste. Sie stand mitten im Regen vor dem gewaltigen Parlament von Tokio, von dem sie als eine der wenigen Leute wusste was oder besser wer sich in seinem Keller befand. Vielleicht war es Zeit der Traumseherprinzessin einen Besuch abzustatten, dachte sich Tenshi und lief so über die Menschenleere Straße hinüber zum Haupteingang. Sie öffnete die Tür und gelangte in eine Art Foyer an dessen Ende sich ein Fahrstuhl befand. Als sie die Tür hinter sich schloss, starb das Geräusch des Regens abrupt ab und wurde stattdessen von dem vieler Unterhaltungen die Gleichzeitig in diesem Foyer geführt wurden abgelöst. Tenshi bewegte sich zielstrebig auf den Aufzug zu, bei jedem Schritt den sie machte hinterließ sie eine kleine Wasserpfütze auf dem Boden, da ihre ganze Kleidung durchgeweicht war und auch ihre Haare tropften.
Als sie vor dem Aufzug stand hielt sie für einen Moment an. Sie hatte das seltsame Gefühl als würde sie jemand rufen und sah sich um, doch es waren nur Männer in Anzügen in der Nähe die in ihre wichtigen Gespräche vertieft waren. Sie drehte sich wieder zu dem Aufzug um und sah das er geöffnet vor ihr stand, als hätte er nur auf sie gewartet. Nach kurzem Zögern trat Tenshi hinein und ohne das sie auch nur einen Knopf berührt hatte schloss die Tür sich wieder und fuhr hinab. Je weiter nach unten sie kam, um so mehr hatte sie das Gefühl jemanden rufen zu hören, sodass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
Letztendlich stoppte der Aufzug und mit einem lauten Geräusch öffnete sich die Fahrstuhltüre und durchbrach somit die Totenstille des dahinter liegenden Raumes. Misstrauisch trat Tenshi aus dem Fahrstuhl heraus in die Dunkelheit des Raumes. Sie konnte nichts sehen bis auf eine Schiebetür, wie man sie sonst in Tempeln findet, hinter der Licht zu sein schien. Vorsichtig legte sie eine Hand auf die Tür und schob sie einen Spalt offen, wodurch ein heller Lichtkegel sich auf Tenshi legte. Sie blinzelte um ihre Augen an das Licht zu gewöhnen, als die Tür von der anderen Seite aus ganz geöffnet wurde. Vor Tenshi standen zwei relativ junge Mädchen, Zwillinge, die wie Tempelwächter gekleidet waren. Sie verneigten sich vor der immer noch vor Nässe tropfenden Tenshi und geleiteten sie hinein in den riesigen Raum direkt unter dem Parlament.
„Die Prinzessin erwartet euch bereits."Sagte eine von ihnen.
Tenshi sah sie verwirrt an, doch ehe sie etwas sagen konnte stand sie auch schon vor ihr, der Traumseher Prinzessin die für die Politiker Japans die Träume spann. Bei ihrem Anblick weiteten sich Tenshis Augen vor Überraschung. Auf einer leicht erhöhten Plattform in der Mitte des Raumes, Teilweise von Jalousien abgeschirmt saß eine Frau die so Jung wirkte, das sie nicht sehr viele Jahre älter als Tenshi hätte sein können, doch sie wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte lange weiße Haare und auch das Gewand was sie trug war weiß wodurch sie einen gespenstigen weißen Schimmer erhielt. Nach einigem Zögern verbeugte sich Tenshi schnell vor ihr, obwohl sie wusste, dass sie die Prinzessin es eigentlich gar nicht sehen können sollte.
Willkommen, Kami vom Tadae.
Hörte Tenshi die Stimme der Prinzessin sagen und sah erschrocken auf. Die Stimme kam nicht wirklich von der Prinzessin, sondern sie hörte sie in sich selbst.
„Prinzessin Hinoto..."antwortete sie zögernd und verbeugte sich erneut.
Ihr habt viele Fragen, nicht wahr?die Traumseherin lächelte. Sohi, Hien! Lasst uns allein.
Ihren Worten folgend verließen die zwei Tempelwächter den Raum und ließen Tenshi somit mit der Prinzessin allein. Eine seltsame Stille trat ein, die grade zu Ohrenbetäubend schien da dieser Raum jedes Geräusch abschottete.
„Wieso habt ihr nach mir gerufen?"fragte Tenshi nach einer Weile.
Hat man euch schon jemals die Zukunft prophezeit?wich die Hinoto aus.
„Nein." Antwortete Tenshi überrascht. „Es war mir für lange Zeit verboten."
Die Traumseherin lächelte ein wenig und nickte zu sich selbst, als hätte sie die Antwort schon vorher gewusst Wer verbat es euch?
„Das... "stockte sie und sah die Traumseherin verwirrt an „... das ehemalige Oberhaupt der Sumeragi."
Hinotos Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an als sie ihre Antwort hörte.
Ich habe euch herrufen lassen, weil das was euch beschäftigt euch eure Aufgabe als Himmelsdrache aus den Augen verlieren lässt.Tenshi runzelte die Stirn und sah verschämt weg von Hinoto, auch wenn sie wusste das es kein Vorwurf sein sollte fühlte sie sich trotzdem schuldig.
Die Antworten die ihr sucht liegen genau darin verborgen und es gibt nur diese eine Person die sie euch geben kann, da ich selbst nur die Zukunft sehe, jedoch nicht die Vergangenheit. Wisst ihr... sie schloss die Augen ... jedem ist eine Zukunft bestimmt, doch durch ein Ereignis noch vor eurer Geburt kam es dazu, dass sich für euch eine zweite, alternative Zukunft entwickelte, geprägt von dem Willen eines Menschen. Dies ist die Zukunft die ihr nun lebt... Es tut mir leid, aber das ist alles was ich euch sagen kann, alles was ich weis.
Tenshi starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere des Raums, Hinotos Worte echoten in ihren Gedanken. Sie war sich nicht ganz sicher ob sie die Traumseherin ganz verstanden hatte und wollte sie schon bitten sich zu wiederholen, doch eigentlich wusste sie, dass sie nur wieder die selben Worte hören würde. Konnte das wirklich wahr sein, dass sie ihr Leben von einer dritten Person bestimmt wurde, ohne das sie davon wusste? Instinktiv schüttelte sie den Kopf, es konnte nur ein grausamer Scherz der Seherin sein.
„Es... tut mir leid, aber..."stammelte sie und starrte Hinoto ungläubig an „...ich...ich kann euch nicht glauben."
Mechanisch ging sie einige Schritte rückwärts, als könnte ihr Geist ihren Körper nicht kontrollieren. Sie bemerkte nicht, wie Hinoto ihre Wächterinnen anwies sie ziehen zu lassen, als sie aus der Tür stürmte ohne sich noch einmal umzudrehen. Tausende Gedanken schossen Aufeinmahl durch ihren Kopf, die sie nicht mal anfangen konnte zu ordnen. Sie war von Anfang an verwirrt gewesen, doch nun schien alles noch schlimmer. Alles in ihr schrie, die Traumseherin muss lügen! Sie selbst hatte doch gesagt, das sie nur die Zukunft, nicht die Vergangenheit sah, woher sollte sie so was also wissen? Und Michiyo... hatte die Tempelwächterin ihr deshalb immer Selbstständigkeit und Unabhängigkeit gepredigt, weil sie davon wusste?
Blind für die Menschen um sich herum stieg sie aus dem Fahrstuhl aus und drängelte sich so schnell wie möglich zur Tür hindurch, ohne Rücksicht auf die Leute zu nehmen die ihr dabei im Weg standen. Sie wollte einfach nur raus aus dem Gebäude und weg von der Seherin und ihren Worten.
Der Moment als sie aus der Tür des Gebäudes stürmte und in den Regen trat, war wie eine Erlösung. Für Moment fühlte sie einfach nur die kühlen Tropfen auf ihr Gesicht fallen, welche ihren Anflug von Panik etwas löste. Sie lief zum unteren Ende der Stufen und kauerte sich trotz der Nässe dort hin. Langsam fühlte sie, wie die Gedanken wieder zurück in ihren Kopf ebbten, doch diesmal langsamer und geordneter. Egal wie sie es betrachtete, sie war sich sicher, dass sie Traumseherin unrecht hatte, sie allein bestimmte ihr Schicksal, niemand sonst, genau wie Michiyo es immer gesagt hatte.
Die Realisation, dass kein Regen mehr auf sie fiel riss sie unerwartet aus ihren Gedanken. Ihr Blick fokussierte sich wieder auf die Dinge um sie herum, doch überraschenderweise sah sie, dass es sehr wohl noch regnete. Instinktiv wand sich ihr Blick nach oben, der satt des wolkenbedeckten Himmels einen sonnengelben Regenschirm dort fand, gehalten von einem Mädchen, dass nur ein paar Jahre älter sein konnte als Tenshi selbst.
„Was macht du denn da? Du wirst dich noch erkälten, wenn du so hier im Nassen sitzt!"das Mädchen lächelte Tenshi freundlich an, sie selbst konnte jedoch nur mit großen Augen zurück blinzeln. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, wie verloren sie allein auf diesen Treppen im Regen ausgesehen haben muss, jedoch hatte sie auch nicht erwartet, dass sich jemand dafür interessieren würde.
„Ich heiße Ureshi Mizuki, und du?"Das Mädchen hatte ihr zur Begrüßung die Hand entgegen gestreckt, die jetzt bedeckt mit kleinen Regenperlen war, genauso wie ihr strohblondes Haar, weil sie ihren Schirm für Tenshi aufgegeben hatte.
„...Kyokou Tenshi.", antwortete sie zögerlich und streckte Mizuki ihre Hand entgegen. Das Mädchen nahm sie und zog sie daran hoch sodass sie beide unter dem Schirm standen, bevor sie Tenshi immer noch lächelnd die Hand schüttelte.
„Das ist ein schöner Name! Sag mal, hast du schon was vor, oder willst du vielleicht mit ins Café gehen, da arbeite ich nämlich. Wir könnten uns ein wenig unterhalten während du trocknest."
Für einen Moment zögerte Tenshi, fand jedoch letztendlich die Entscheidung zwischen ihrer leeren Wohnung, in der sie keine Ablenkung von ihrem wirren Verstand fand und der Einladung die etwas willkommene Abwechslung brachte, nicht besonders schwer.
„Ja, gern.", antwortete sie und brachte sich selbst sogar zu einem Lächeln.
Das Mädchen wies die Richtung in die sie gehen mussten, sie liefen immer in Richtung Tokio Tower und Tenshi folgte ohne Einwände. Sie wunderte sich jedoch über ihr eigenes Verhalten, es war sonst nicht ihre Art gewesen einfach Fremden ihr Vertrauen zu schenken oder überhaupt so offen zu sein. Vielleicht hatte in all der Verwirrung ihr Herz vergessen sich zu verschließen, oder etwas hatte es unbemerkt geöffnet.
Es dauerte nicht lange bis sie an dem kleinen Café angekommen waren, mit einem leisen Klingeln öffnete Mizuki die Tür und lies Tenshi den Vortritt beim Reingehen. Sie schloss den Schirm und stellte ihr anscheinend gewohnt in einer Ecke ab, bevor sie sich wieder Tenshi zuwand und ihren triefenden Mantel an einen Kleiderhaken über der Heizung hinhängte.
„Ich muss nur kurz was mit meinem Kollegen besprechen, setzt dich einfach schon mal, ja?"
Tenshi nickte zustimmend und suchte sich einen Eckplatz am Fenster aus, sodass sie die Leute draußen beobachten konnte. Im Moment war ihre Aufmerksamkeit jedoch von Mizuki gefangen, die auch während des Gesprächs mit ihrem Kollegen immer ein Lächeln auf dem Gesicht hatte. Das Mädchen schien unglaublich unbeschwert zu sein, so jemanden hatte sie sogar außerhalb Tokios schon lange nicht mehr gesehen. Tenshi konnte ihre Aura ganz deutlich spüren, und dachte für einen Moment sogar sie in ihren leuchtend grünen Augen sehen zu können. Unweigerlich führt sie dieser Gedanke zu einer anderen Person, deren Augen ihre auch nicht mehr aus dem Kopf gingen. Mit dem Blick dieser Augen hatte die ganze Verwirrung erst angefangen und verschlimmerte sich mit jedem Moment den sie in dieser Stadt verbracht hatte. Ihren Gedanken erging es genauso wie der Straße draußen, stetig fielen die Regentropfen auf sie obwohl sie sowieso schon überschwemmt war, sodass sie nicht einmal die Gelegenheit dazu bekam die bereits vorhandenen Tropfen ablaufen zu lassen.
„Hier, das wird dich aufwärmen."Mizuki riss sie aus ihren Gedanken, als sie ihr eine Tasse mit heißem Tee hinstellte und sich dann zu ihr hinsetzte.
„Danke." Antwortete Tenshi knapp und lächelte sie flüchtig an. Sie umschloss die warme Tasse mit beiden Händen und fühlte wie sie sich augenblicklich entspannte.
„Was hast du denn da eigentlich gemacht im Regen? Du bist doch aus dem Parlament gekommen, oder?"
Tenshi fühlte sich ertappt. Ja, sie war aus dem Parlament gekommen, aber wie sollte sie das plausibel erklären?
„Warst du bei der Traumseherin, die dort im Keller lebt?"
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, sodass sie nur noch „W-was?" stottern konnte.
Mizuki lächelte über Tenshis Reaktion und meinte nur „Dann bist du also auch ein Himmelsdrache, was? Schließlich gehen nicht viele Oberschülerinnen ohne Grund ins Parlament."
„Auch ein Himmelsdrache?"erwiderte Tenshi und war noch immer so verwirrt wie vorher.
„Ja, ich bin auch ein Himmelsdrache! Nochmals schön dich kennen zulernen."Sagte sie und schüttelte Tenshis Hand erneut. „Ich hab mich schon gewundert wie lange es dauern würde bis ich die anderen treffe!"
Tenshi sah sie noch immer mit einem Stirnrunzeln an, offensichtlich brauchte ihr so schon überforderter Verstand erstmal ein paar Sekunden um diese Information zu verarbeiten.
„Hat Hinoto irgendwas gesagt? Welcher Bannkreis als nächstes zerstört werden soll vielleicht?"fragte Mizuki neugierig.
„Nein." Antwortet Tenshi und schüttelte ihren Kopf um ihre Aussage zu unterstützen. „Sie hat... nichts weiter gesagt. Wahrscheinlich wollte sie mich einfach nur kennen lernen, genau wie sie es bei den anderen Himmelsdrachen getan hat."
„Bestimmt, ich hab schon gehört sie soll ein bisschen seltsam sein. Kein wunder wenn man sein ganzes Leben in einem Keller verbracht hat." Scherzte Mizuki.
„Ja, wahrscheinlich."Stimmte sie zu und musste etwas lächeln. Sie war seltsam, vielleicht hatte sie deshalb Tenshi angelogen... Sie setzte vorsichtig die Tasse an ihre Lippen und fühlte die Hitze gegen ihre kalte Haut, sie pustete einige Male über die Oberfläche bevor sie es wagte den Ersten Schluck zu kosten. Das Gefühl des heißen Tees der ihre Kehle hinunter rann jagte ihr Gänsehaut über den ganzen Körper, es war so intensiv, dass sie zitterte bevor sie darüber hinweg kam.
„Woher kommst du eigentlich?"fragte Mizuki, die sie die ganze Zeit beobachtet hatte, mit einem Lächeln. „Ich meine, du bist doch sicher nicht ursprünglich aus Tokio, oder? Ich bin es nämlich auch nicht, und ich denke Fremde erkennen einander!"
„Äh, nein bin ich nicht. Ich komme aus einem Tempel in den Ausläufern des Hidagegebirges, das liegt zwischen hier und Kyoto."
„Ah, aus dem Tadae, was? Man hört ja immer viel von den anderen heiligen Plätzen in Japan, aber dann tatsächlich jemanden zu treffen der von dort kommt ist schon was anderes!"So unbeschwert hatte Tenshi noch niemanden von Dingen die auch nur im entferntesten mit dem Schicksal der Welt zu tun hatten reden hören, außer Sorata vielleicht. „Ich komme von Kyushu, aus einem Familien Schrein am Meer."
Tenshi nickte automatisch und umklammerte wieder ihre Tasse. Kyushu, das war noch viel weiter weg als ihr eigenes Zuhause.
„Mizuki!!" brüllte es plötzlich hinter dem Tresen hervor. „Ich bezahl dich hier nicht fürs plaudern! Deine Schicht hat schon vor über zehn Minuten angefangen!"
Ohne das Lächeln auf ihrem Gesicht zu verlieren stand sie auf und rief „Entschuldigung!"bevor sie sich Tenshi wieder zuwand. „Es war schön dich zu treffen, wenn du mal wieder reden möchtest, oder einfach nur Gesellschaft brauchst, dann komm einfach vorbei ja?"
„Ist gut."Antwortete Tenshi und lächelte zurück.
„Achso, der Tee geht natürlich aufs Haus! Sei vorsichtig wenn du nachhause gehst, die Dächer sind nass!"rief sie noch bevor sie eilig zu ihrem Vorgesetzten lief und noch mit einem abschließendem Winken hinter dem Tresen verschwand.
Es hielt Tenshi nicht mehr lange in dem Café, und da der Regen auch keinen Anschein machte nachzulassen trank sie nur noch ihren Tee bevor sie sich aufmachte. Ihr Mantel war angenehm warm und trocken dank der Heizung über der er hing, sodass es Tenshi nicht mal sonderlich störte hinaus in den kühlen Regen zu treten. Von der Eingangstür aus konnte sie den Tokio Tower sehen, der in diesem Viertel einen erhabenen Eindruck verlieh, der letzte Bannkreis.
Ihr Blick war von dem Gebäude eingefangen, und nicht einmal die Regentropfen konnten ihn trüben. Unbewusst ging sie immer weiter in seine Richtung, bis sie sich plötzlich am Fundament wiederfand.
Für einen Augenblick fragte Tenshi sich, ob sie vielleicht hinauf auf die Plattformen steigen sollte um Tokio von dort aus zu überblicken, doch sie entschied sich dagegen. Sie würde diese Aussicht für einen schöneren Tag aufheben.
Ein schwarzer Fleck am Himmel zog plötzlich ihre Aufmerksamkeit auf sich, zwischen den dunklen Wolken war er kaum erkenn bar, doch sie hatte ihn trotzdem bemerkt. Es schien ein großer Vogel zu sein, doch irgendwas an ihm war nicht natürlich. Als wäre er an eine Schnur gebunden flog er, trotz Regen und Wind, unbeirrt auf den Tower zu und landete auf dem Arm eines Mannes der anscheinend auf ihn gewartet hatte. Tenshi betrachtete den Mann argwöhnisch, irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor. Er trug einen langen schwarzen Mantel und eine dunkle Sonnenbrille die seine Augen gänzlich verdeckte. Obwohl sie weit voneinander entfernt standen und sie seine Augen nicht sehen konnte, hatte Tenshi das seltsame Gefühl das der Mann sie zurück ansah. Seine Gestalt wirkte so sinister, besonders mit dem Vogel auf seiner Schulter sitzend.
Tenshi löst ihren Blick letztendlich und wand dem Tower den Rücken zu.
