Fenara fiel fast aus dem Bett, als ihr Wecker klingelte. Dragor , der in ihrem Bett am Fußende lag hob verschlafen den Kopf und robbte sich an sie heran, um weiter zu schlafen. Gähnend setzte sich Fenara auf, reckte sich. Die Sonne schien durch ihr Fenster und wirbelte den Staub auf. Mit den Handrücken rieb sie sich über die Augen und schlug die Decke zurück. Es nützte ja nichts. Sie musste aufstehen.

Schnell sprang sie unter die Dusche und lief dann mit Dragor durch die Parkanlagen von Hogwarts. Die frische Morgenluft tat ihr gut. Es war kühl und ein leichter Nebel lag über die Wiesen. Doch nicht lange und die Sonne würde genug Kraft haben, um ihn aufzulösen. Nachdem Fenara den Hund bei Raue-Pritsche abgegeben hatte, schlenderte Fenara zurück zum Schloß und kam in die Eingangshalle. Dragor hatte Freundschaft mit Hagrid´s Hund Fang geschlossen. Die beiden waren jetzt schon unzertrennlich und lagen nun jeden Tag zusammen in der Sonne vor Hagrids Hütte, während Raue-Pritsche den Unterricht hielt. In der Halle warf Fenara einen Blick auf die großen Sanduhren der vier Häuser.

Slytherin schien zu führen und Gryffindor lag nur knapp dahinter. Gut gelaunt betrat sie die große Halle zum frühstück. Hier und da grüßte sie ein paar Schüler und setzte sich dann an den Lehrertisch, wo nur Snape, Dumbledore, Prof. Flitwick und diese komische Umbridge saßen. Fenara setzte sich neben Snape. Denn sonst hätte sie neben der alten Schachtel sitzen müssen und das musste sie sich wirklich nicht antun, weil sie wirklich belangloses Zeug erzählte und ständig Ministeriumsvorschriften herunter betete.

„Guten Morgen, Severus."Sagte Fenara als sie sich setzte und lächelte ihn strahlend an. Snape nickte ihr zu. „Guten Morgen.", Er machte eine Pause, als überlege er kurz, „Fenara."Sagte er hinterher und Fenara´s Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. Der Tag versprach gut zu werden. Mit steigender guter Laune, nahm sie sich ein Brötchen und begann zu essen. Dumbledore erhob sich vom Stuhl und lehnte sich leicht zu Snape hinüber. „Severus, ihr neuer Klassenraum ist fertig. Filch beseitigt noch alles in dem alten Raum. Sie können dann ihren Unterricht wie gewohnt weiter führen."Sagte der Zauberer und verließ großen Schrittes den Saal.

Fenara strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zog fragend eine Augenbraue hoch. Severus ignorierte das und trank weiter seinen Tee. „Einen neuen Klassenraum? Stimmt etwas nicht mit dem Alten?"stellte Fenara nun die unvermeidliche Frage. Snape seufzte kaum merklich und nuschelte. „Ich hatte einen kleinen Unfall mit dem Blutwurz."„Oh. Zuviel reingetan. Ja, das grüne Zeug stinkt dann wirklich erbärmlich. Kein wunder, dass sie ein paar Tage umziehen müssen."Sagte Fenara sichtlich amüsiert. Snape warf ihr einen weniger begeisterten Blick zu. Kurze Zeit später war die Hexe auch schon auf der Krankenstation.

Der Tag verging seltsamerweise wie im Fluge. Es gab kaum etwas zu tun und Poppy ließ Fenara sogar eher gehen. So nutzte Fenara die Zeit, um sich bei Misses Sprout um zu sehen. Die Hauslehrerin von Hufflepuff hatte immer zerzauste Haare und eine frohe Natur. Selten sah man sie einmal nicht Lächeln und sie gehörte zu Hogwarts, wie der Schnee zum Winter. Fenara mochte die Lehrerin und hörte sich gerne alles über neue Züchtungen und den Kräutergarten an, den Sprout gerade hinter dem Gewächshaus anlegte. Danach ging Fenara mit Dragor wieder in den Park zum spielen. Sie wurde von den Vertrauensschülern von Gryffindor und dem Jungen mit dem süßen Hund vom Bahnhof gegrüßt.

Die Schüler warfen Dragor ein paar Mal den Ball zu und gingen dann wieder ins Schloß zurück. Morgen hatte Fenara ihre erste Nachtschicht. Wie langweilig würde das werden. Aber Poppy Pomfrey hatte sich einen freien Abend mal verdient. Es war eh nicht zu erwarten, dass irgendjemand abends versorgt werden musste. Sie hatte wahrscheinlich viel Zeit zum Lesen.

Und so war es dann auch. Dragor lag zufrieden träumend am Fenster und nur hin und wieder fiepte er im Schlaf, wenn er träumte oder schnarchte, was in der leeren Krankenstation fürchterlich hallte. Es war noch nicht spät am Abend, als es klopfte. Der Junge vom Bahnsteig mit dem Hund steckte seinen Kopf durch die Tür. Wie hieß er doch gleich? Fenara versuchte auf den Namen zu kommen. Barry? Gary? „Entschuldigen Sie die späte Störung, Miss Silverstone."Sagte er entschuldigend. Fenara lächelte und stand auf. „Komm ruhig rein. Wie heißt du noch mal? Ich hab ein Gedächtnis, wie ein Sieb."

„Harry, Miss. Harry Potter."Fenara stutzte für einen Moment, dann fing sie sich wieder. "Ja natürlich. Entschuldige. Was kann ich für dich tun, Harry?" fragte sie freundlich. Harry zog langsam und zurückhaltend seine Hand hervor. Erst jetzt merkte Fenara, dass er sie hinter dem Rücken versteckt hatte. Sie war mit einem roten Taschentuch verbunden. „Oh zeig mal her." Sagte Fenara und nahm vorsichtig Harry´s Hand. Langsam nahm sie das Taschentuch ab. An seiner Hand waren böse, schlecht verheilte Schnitte.

„Du meine Güte, Harry. Wie kommst du denn an sowas? Das muß ja höllisch weh tun."Stellte Fenara fest. „Es brennt."Sagte Harry nur und sah Fenara zu, wie sie ihren Zauberstab holte und im Medikamentenschrank etwas suchte. Nur Sekunden später kam sie mit einem Flakon zurück. Mit dem Zauberstab tippte sie dagegen und die violette Flüssigkeit darin begann zu leuchten. Harry entfuhr ein erstauntes „Oh."

Mit Hilfe einer Pipette träufelte Fenara ein wenig der glitzernd- leuchtenden Flüssigkeit auf die Wunden auf Harry´s Hand. Die Wunden begannen sich zu schließen und nach ein paar Sekunden war nichts mehr von einer Wunde zu sehen. Harry betrachtete seine Hand. Auch der Schmerz war verschwunden. „Danke, Miss Silverstone."„Gerngeschehen."Sagte Fenara und stellte die Flasche zurück. „Sag mal, Harry. Wie hast du denn die Schnitte bekommen?"„Hab eine Flasche fallen lassen."Sagte er und druckste schon herum. Fenara merkte, dass ihm das Thema mehr als unangenehm war.

Sie nickte nur und schickte ihn weg. Sie schüttelte nachdenklich den Kopf, als Harry aus der Tür war. Die Schnitte in seiner Hand waren Buchstaben. Fenara hatte sie nicht lesen können. Sie waren blutverkrustet, aber eindeutig Buchstaben. Müde ließ sich Fenara an ihrem Schreibtisch nieder. Gähnend streckte sie sich einmal. Auch, wenn es eigentlich Sommer war, war es kühl im Schloß und Fenara fröstelte leicht. Sie blätterte in ihrem Buch hin und her und bearbeitete ein paar Blätter für Poppy. Sie mussten nun ausführliche Krankenakten anfertigen.

Das hatte Dumbledore angeordnet, weil es Order vom Ministerium war und Fenara war sich sicher, dass diese Umbridge dahinter steckte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass diese Dolores noch mehr auf Lager hatte. Es klopfte wieder und Fenara wurde aus ihren Gedanken gerissen. Ein rascher Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es fast halb drei morgens war. Wer konnte das um diese Zeit sein? „Ja bitte."Rief fenara und war mehr als überrascht, als sie Snape hereinkommen sah. Er trug zwei Becher mit einer heißen Flüssigkeit darin. „Severus. Es ist mitten in der Nacht? Was kann ich für sie tun? Sie sind doch nicht krank?"

Severus schüttelte wortlos den Kopf und stellte einen Becher vor Fenara auf den Tisch, den anderen hielt er in der Hand. Fenara nahm den Becher und roch daran. Es wärmte ihr angenehm die Finger. „Frischer Kaffee."Sagte Fenara nur lächelnd und nahm einen Schluck. „Vielen Dank. Das ist genau das, was ich jetzt gebraucht habe."Severus setzte sich ihr gegenüber und sah ihr zu, wie sie den Kaffee trank.

„Das habe ich mir gedacht. Ich war noch wach und habe schon mal an einigen Prüfungssachen für die ZAG´s gearbeitet und so."log Severus, der eigentlich bei Dumbledore war, um ihm zu sagen, dass Lucius Malfoy sich mit ihm treffen wollte, „Und da ich wusste, dass sie Nachtschicht haben..." Fenara stellte den Becher ab.

„Haben sie sich gedacht, ich tu seltsamer Weise einmal eine gute Tat." Ergänzte Fenara den Satz weiter und trank weiter. „So ungefähr. Ich hab mich nur gefragt, ob ... nunja. Die Schüler können morgen Nachmittag ihre Freizeit in Hogsmeade verbringen und wenn sie noch nichts vorhaben, dachte ich... ich meine, die Schüler brauchen trotz allem eine Aufsichtsperson in der Stadt. Ganz alleine können sie dann doch nicht da alleine herumlaufen." Druckste Snape herum und trank schnell einen großen Schluck.

„Soll das heißen, sie wollen mit mir ausgehen?"fragte Fenara, deren Augen immer größer wurden, als Snape gesprochen hatte. „Es ist ja nicht ausgehen in diesem Sinne. Ich könnte ihnen Hogsmeade zeigen. Vielleicht wollen sie ein paar Besorgungen machen. Wir könnten was trinken gehen. Aber vielleicht ist das auch keine gute Idee." Doch bevor Snape noch irgendwelche weiteren Überlegungen oder gar Ausreden finden konnte, sagte Fenara lächelnd: „Klar. Gerne. Holen sie mich doch einfach gegen 15 Uhr ab, ja?"Snape nickte. Sie hatte zugesagt. Er fasste es nicht.

Den halben Abend hatte er sich überlegt ob er sie einladen sollte oder nicht und dann war es so einfach. „Gut, dann sehen wir uns morgen." Er stand auf. „Gute Nacht." Sagte er und ging. Fenara sah ihm hinterher. Sie freute sich auf morgen. Ja, sie konnte sich nichts Besseres vorstellen, als mit Severus durch eine Stadt zu spazieren. „Ohje, Fenara. Du beginnst ihn mehr zu mögen, als du solltest. Und das nach ein paar Tagen."Sagte Fenara zu sich selbst, lächelte aber, als sie den Kaffeebecher betrachtete und den letzten Rest trank. Sie wusste nicht, ob es der heiße Kaffee oder der Gedanke an Snape war, der nun ihre Seele wärmte.