Am Abend sah Fenara kurz nach Harry. Es ging ihm schon sehr viel besser und am nächsten Tag schon aus der Krankenstation entlassen werden. Das ganze Wochenende steckte der Hexe noch in den Knochen und die anschließende, aufregende Nachtschicht machte sie den ganzen Tag müde. Kurz besuchte sie Severus nach seinem Unterricht und erzählte ihm von Umbridge und der Schreibfeder. „Er wird es schon verdient haben."Sagte Sev nur und machte aus seiner Abneigung Harry gegenüber keinen Hehl. „Er ist noch ein halbes Kind, Severus. Kein Kind verdient so behandelt zu werden."„Du hast keine Ahnung. Allein der Name Potter..."„Ich weiß ja nicht, was du für Erfahrungen vielleicht mit seinem Vater hattest. Es rechtfertigt allerdings nicht, dein Verhalten dem Kind gegenüber. Er hat dir nicht getan."Giftete Fenara Severus an und fragte sich, wie sie überhaupt an romantische Gefühle denken konnte.

Wütend rauschte sie davon und ließ einen fragend hereinblickenden Snape zurück. Doch das war am Nachmittag. Nun stand Fen vor der Tür zu Umbridges Büro. Sie straffte ihre Gestalt und klopfte an der Tür. „Mh?"hörte Fen von innen und trat ein. Dolores Umbridge saß an ihrem Schreibtisch und blätterte in einem Schulbuch.

„Ach, Miss Silverstone. Welch Ehre."Sagte Dolores gehässig, machte aber auch keine anstalten ihr einen Sitzplatz anzubieten. Kurz sah Fen sich alles an, dass setzte sie sich eigenmächtig. „ Ich möchte mit ihnen über Harry Potter sprechen. Er hat eine schwere Infektion an der Hand gehabt. Eine Wunde hatte sich schwer entzündet. Eine Wunde, die aus Buchstaben bestand und von einer Schreibfeder herrührte."Sagte Fen und musterte Dolores, die Fen nun ihrerseits über ihre Brillengläser hinweg ansah.

„Ich hab mich schon gewundert, warum er vorgestern nicht zum Nachsitzen gekommen war."War ihr einziger Kommentar. Fenara starrte Umbridge ungläubig an. „Bitte? Ich hab mich wohl verhört. Er hätte daran sterben können und sie wären Schuld gewesen. Alle dachten er hat nur eine Erkältung."„Na dann können wir alle froh sein, dass sie das Richtige erkannt haben. Übrigens dank des neuen Ausbildungserlasses werden in naher Zukunft in Hogwarts einige Umstrukturierungen vorgenommen."

„Was?" „Sie haben mich schon verstanden. Das Ministerium für Zauberei hat meine Vorschläge überdacht und ihnen stattgegeben. Und was Harry Potter betrifft. Er ist selbst schuld daran, wenn er solche Lügen erzählt. Er meint tatsächlich, dass Sie-wissen-schon-wer zurückgekommen ist. So ein Unsinn." Fenara hielt kurz den Atem an. „Nun, Professor. Der Junge wird schon seine Gründe haben so etwas zu denken und hier kann immer noch jeder sagen, was denkt."„Laut Ausbildungserlaß..."

„Ihre Ausbildungserlässe sind mir mehr als egal, Misses Umbridge. Sie werden ihre Finger von Harry und von allen anderen Kindern lassen. Sonst werden sie sich wünschen, sie wären niemals an diese Schule gekommen."Sagte Fen und stand auf. Sie wich Umbridges Blick keine Sekunde aus. Diese sah sie nun ernst an und lehnte sich gelassen zurück. „Ist das eine Drohung?"Fenara lächelte und zog eine Augenbraue hoch. „Nein, Professor. Das ist ein Versprechen."Mit den Worten ging Fenara in ihre Gemächer.

Sie feuerte den Kamin an und setzte sich mit einer Tasse Tee davor. Dragor lag schlafend auf einem Fell und genoß sichtlich die Wärme des Feuers.„Sie-wissen-schon-wer"hallten Umbridges Worte in ihrem Kopf nach und unbewusst strich sie sich über ihren Unterarm. Sie wünschte, ihre Eltern hätten sie nie zu den Todessern mitgenommen. Sie wünschte, sie hätte Lord Voldemort nie ewige Treue geschworen. Niemals hatte sie die Befehle und Motive des dunklen Herrschers in Frage gestellt. Immer wurde ihr eingebleut, dass Harry Potter jemand sei, den es zu vernichten galt. Voldemorts sichere Rückkehr stand an erster Stelle und Fenara und die übrigen Todesser sollten ihm den Weg bereiten.

Doch nun hatte sie Harry kennengelernt und er war doch nur ein Junge. Eine Waise, die außer seinem Paten und seinen Freunden niemanden mehr hatte. Sie seufzte. Sie wollte das nicht mehr tun. Sie wollte Severus nicht mehr ausspionieren und Harry kein Leid antun. Warum konnte sie nicht einfach ein normales Leben führen? Es klopfte und Fen wurde aus ihren Gedanken gerissen. Nun es war nicht wirklich ein Klopfen. Eher ein leises Poltern und dann ein Scharren und Kratzen. Fen stellte die Tasse ab und öffnete die Tür. Schnuffel schlich an ihr vorbei in ihren Raum. „Oh Schnuffel... Ich meine natürlich, Sirius."Sie schloß die Tür und als sie sich umdrehte, stand schon Sirius vor ihr. „Harry schläft und ich dachte, ich könnte sie besuchen, wenn sie nichts dagegen haben."Fen lächelte erfreut. „Wieso sollte ich etwas dagegen haben? Wollen sie etwas trinken?"

„Nein danke. Ich hab eben erst aus der Mädchentoilette im zweiten Stock getrunken."Fenara sah Sirius groß an, doch er grinste."Oh. Das war ein Scherz. Wollen spazieren gehen? Es ist keiner mehr draußen und wir könnten in den Schulpark gehen."„Wenn sie meinen, dass es nicht gefährlich ist." „Sie gehen ja nur mit Harrys Hund spazieren."Fenara nickt und holte sich ihren dicken Wollumhang, denn es war nun schon später Herbst und sehr kalt abends. Vor ihren Augen verwandelte Sirius sich in den Hund zurück.

Kurze Zeit später spazierten er und Dragor zusammen mit Fen seite an seite aus der großen Haupttür heraus und als sie außer Sichtweite waren, verwandelte Schnuffel sich in Sirius. „Er hat sie sehr gern."Fenara sah Sirius fragend an. „Wer?"„Dragor. Er hält sie für ein ganz bezauberndes Wesen. Er fühlt sich wohl bei Ihnen, Fenara."Fenara lachte auf. Eine ganze Weile schlendern sie durch die weiter Parkanlagen von Hogwarts. „Sie sind so anders, als ich mir sie immer vorgestellt habe, Sirius. Ich hatte immer das Bild ...naja...sie wissen schon."Sagte Fen, als sie sich auf die Parkbank am See setzte. Sirius nahm neben ihr Platz. „Das Bild eines psychopathischen, gewaltätigen Mörders?"

Fen nickte und irgendwie waren ihr ihre anfänglichen Bedenken mittlerweile sogar peinlich. Sie spürte, dass sie Sirius vertrauen konnte und das Gefühl hatte sie noch nie bei irgendjemandem gefühlt. „Nun. Das Bild haben alle. Aber wenn sie nun nicht mehr so denken, können wir vielleicht Freunde werden."Sagte Sirius.

Auf Fenaras Lippen zeigte sich ein feines Lächeln. „Das wäre wunderbar. Dann hören wir doch einfach auf uns zu sietzen." „Eine gute Idee."„Bleibst du noch länger hier in Hogwarts, oder musst du bald zurück nach...wohin überhaupt." Sirius sah sie ernst an. „Ich darf eigentlich nur bis nächste Woche hier bleiben. Anordnung von Dumbledore. Es könnte sonst zu gefährlich werden. Nicht nur für mich, sondern auch für Harry. Und ich kann dir nicht sagen wohin. Das verstehst du doch." „Ich würde dich nie verraten, Sirius."„Das weiß ich. Denke ich zumindest. Dumbledore vertraut dir und wenn er dir vertraut, kann dir jeder vertrauen. Er hat das Gefühl, dass sich hier viel ändern wird und das nicht nur wegen dieser komischen Professorin."„Voldemort."„Du sprichst seinen Namen aus. Das ist gut. Und ja. Es ist Voldemort. Harry spricht die Wahrheit, wenn er sagt, dass er zurück ist. Leider hält das Ministerium die Leute dumm, um keine Panik zu schüren. Der Tagesprophet steht schon unter der vollen Kontrolle des Ministeriums und ich will nicht wissen, wer schon die Fäden im Hintergrund der ganzen Meute zieht."

Fenara schluckte schwer. Sie kam sich sehr mies vor. Sie wusste natürlich von der langsamen Übernahme des Ministeriums. Das alles war mehr als sorgsam geplant gewesen. „Klingt, als ob alles immer schlimmer wird."„Du ahnst ja gar nicht, wie schlimm. Aber mach dir keine Gedanken. Es gibt Leute, die sich darum kümmern."Sagt Sirius schnell. Fenara wusste genau wen er meinte. „Du meinst den Orden des Phöenix?" „Woher weißt du denn davon?"„Och...äh... ich hab mal davon gehört, dass es so etwas gibt und sie die Todesser bekämpfen."Sirius nickte. „Das ist richtig. Sie werden das schon irgendwie schaffen. Ist ihnen kalt?"Fenara hatte sich die Arme gerieben. Sirius legte einen Arm um sie und sie genoß seine Berührung. Mehr als sie eigentlich wollte. Hätte Fen sich umgedreht, hätte sie gesehen, dass Severus nicht weit entfernt hinter ihnen stand, denn er war auf seiner nächtlichen Kontrollrunde. Doch als Sirius seinen Arm um Fenara legte, ging er auf die beiden zu. „Sirius. Du hier. Das war ja zu erwarten." Sagte er schließlich. Fenara fuhr herum und für den Bruchteil einer Sekunde blieb ihr das Herz stehen. „Severus...ihr kennt euch?"Sirius stand mit einem Funkeln in den Augen auf. „Spiel nicht den Überraschten. Du weißt, dass ich sofort kommen würde, wenn Harry krank ist und außerdem hast du mich schon gesehen."Zischte er. „Natürlich. Ich habe den stinkenden Drecksköter gerochen, in den du dich immer verwandelst. Wie leichtsinnig bist du eigentlich!"

„Das geht dich gar nichts an. Du weißt , ich würde alle tun, um Harry zu schützen und er war krank. Dumbledore selbst hat mich gerufen."„Der Narr setzt nochmal alles aufs Spiel. Wie kann er dir das erlauben, wo diese Umbridge hier ist und ...Malfoy"Sagte Severus wutentbrannt. „Das kann man von dir natürlich nichts sagen, so wie du gerade herumtönst."„SCHLUSS JETZT!" sagte Fen und ging dazwischen. Sie trennte die beiden Streithähne, die wirklich kurz davor waren, sich zu prügeln.

„Hört endlich auf mit dem Mist. Ich verstehe nur Bahnhof und wenn ihr beiden Differenzen habt, dann tragt sie nicht hier in der Schule aus." „Das hat noch ein Nachspiel. Das sag ich dir."Zischte Sev noch und machte auf dem Absatz kehrt. Er ging zurück in die Schule. Fenara sah ihm hinterher und schüttelte den Kopf. Was hatte dieser Auftritt zu bedeuten? Sie verstand weder Sirius noch Sevs Bemerkung.

Malfoy? Meinte er Draco? Sie beschloss sich nicht weiter darum zu kümmern. Doch hatte sie keine Lust mehr draußen zu sein und wollte nur noch ins Bett. „Ich werde in meine Gemächer gehen. Ich glaube, es reicht für heute."Sirius stimmte ihr zu und verwandelte sich zurück in Schnuffel.

Mitten in der Nacht fuhr Fenara aus dem Schlaf. Senkrecht saß sie im Bett. Ihr Unterarm brannte wie Feuer. Sie machte Licht und zog den Ärmel ihres Pyjamas hoch. Das Mal an ihrem Arm war deutlich zu sehen. Es leuchtete fast auf ihrer hellen Haut und tat weh. Sie richtete sich die Haare. Es war ihr noch nie passiert, doch wusste sie, was der Schmerz zu bedeuten hatte. Der dunkle Herrscher rief nach ihr.