Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für eure total lieben Reviews bedanken!!Das hat mich wahnsinnig gefreut!!

Mein Special-Dank geht dabei auch an die liebe banduan; welche nicht nur eine sehr gute FF-Autorin ist, sondern auch eine sagenhaft gute Beta-Leserin.

An dieser Stelle nochmal ein ganz großes Dankeschön an Dich, liebe bandu!!!

Leider hatte ein kleines Serverproblem, infolgedessen es einige Tage nicht möglich war, Kapitel hochzuladen.

Nun, das hab ich jetzt ganz flott nachgeholt und wünsch euch viel Spaß beim Lesen.

Eure Vivianne

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Kapitel 4: Eine wahnsinnige Idee

Nach einem kurzen Blickwechsel mit Hermione, nahm Harry auf dem nächstbesten Stuhl Platz. Er vermied es, in das erwartungsvolle Gesicht Hagrids zu blicken, denn er wusste was der Orden alles auf sich nahm, um ihn zu schützen.

Er konnte förmlich Dumbledores Augen auf sich ruhen fühlen, den anklagenden Blick Remus spüren und Mollys besorgte Anklagen hören. Suchte man ihn bereits? Sicher tat man das. In Harry flammte jähe Panik auf.

Die Schritte auf der Treppe im Grimmauldplace traten wieder in seine Erinnerung; das Auto, geparkt auf dem Bürgersteig vor dem Haus… sein Kopf ruckte unwillkürlich in Hermiones Richtung, während sich sein Herz schmerzlich zusammenkrampfe. Man suchte auch sie. Aber wer? Warum? Diese Frage schoss ihm unwillkürlich durch den Kopf und er wandte den Blick von Hermione ab, die gerade zwei kleine und eine große Teetasse auf den Tisch gestellt hatte und nun darauf wartete, dass Hagrid den Wasserkessel von der Feuerstelle nahm.

Harry schloss die Augen. Alles in ihm schrie immer nur das Wort „nein"… immer nur NEIN!

Er spürte plötzlich eine Hand auf seiner Schulter und ruckte erschrocken hoch. Hermione stand neben ihm und lächelte ihn an. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte Harry zu erkennen, dass das Lächeln nicht ganz ihre Augen erreichte; doch für den Moment war ihm ihre Nähe wichtiger… wie ihre Nähe all die Jahre wichtig für Harry gewesen war… doch nicht in… dieser Art. „…dieser nähert sich dem Manneshalter", die Worte eines der Zentauren schoss ihm wieder unvermittelt durch den Kopf und ließ ihn im gleichen Moment die Röte in die Wangen schießen.

„Also, was ist passiert", unterbrach Hagrid jäh Harrys Gedanken, der dankbar darüber war, den Blick abzuwenden.

„Was?"

„Harry", Hermione, die Hand mit der Teekanne in der Luft erstarrt, blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Harry war sich nicht sicher, ob sie sich in diesem Moment in Telepathie versuchte; doch schien sie ihm zweifelsohne mit ihren Blicken irgendetwas übermitteln zu wollen. Er musste es nicht mal von ihren Lippen ablesen, dieses verzweifelte „sag nichts, wage dich… sag nichts!"

Harry sah wieder von ihr weg und die Tür an. Alles in ihm drängte förmlich danach, durch sie hindurch zu gehen und dann irgendwohin… ja irgendwohin, das würde ihm gefallen; nicht Harry Potter sein, der Junge der überlebte; sondern einfach nur irgendwer, ein Namenloser, unbekannt, harmlos, nicht-Weltretter und Todeskandidat.

Seine Wunde am Bein ziepte unangenehm und das brachte ihn wieder in die Realität in Hagrids Hütte zurück. Als er den Kopf hob, blickte er zuerst in Hermiones Augen, doch da er schon wusste, was ihre Blicke ihm bedeuten sollten, sah er rasch weg, und in die Hagrids. Dessen Haselnussbraune Knopfaugen fixierten ihn eher neugierig als anklagend und so seufzte Harry innerlich auf und beschloss, ganz einfach die Wahrheit zu sagen.

Mit Hermiones abschwächenden Einwürfen, gelang es ihm schließlich ein recht anschauliches Bild dessen zu zeichnen, was seit dem späten Vormittag alles geschehen war. Hagrid seufzte, als Harry schließlich mit Grawps Angriff auf Seidenschnabel endete.

„Böse Sache", meinte er und rieb sich nachdenklich die dunklen Bartstoppeln am Kinn. „Ganz böse Sache", wiederholte er, „und ihr vermutet, der Brief ist von den Malfoys? Von Lucius oder seinem Sohn?"

„Ja, genau das denken wir."

„Aber Hermione, hast du denn mit deinen Eltern niemals über das geredet, was so in der Schule passiert?", fragte Hagrid. „Ah nein, hast ja Recht, ich glaub auch, das wäre nicht gut gewesen", gab er sich jedoch sofort selbst die Antwort und streichelte Fang in Gedanken versunken den Kopf. „Zeig mal den Brief"!

Hermione kramte aus der Tasche ihrer Jeans das mittlerweile reichlich zerfledderte Pergament hervor und reichte es Hagrid. Eine Weile herrschte Schweigen; unterbrochen vom Rascheln in der Ecke neben dem Kamin, in welcher Harry im dunstigen Schein der Petroleumlampe einen Karton ausmachte, der ständig zitterte. Er wollte gerade zur Frage ansetzen, was sich darin befand, als Hagrid den Brief mit einem Aufschrei zusammenknüllte und in Richtung Kaminfeuer warf.

„NEIN!", schrie Harry erschrocken auf, und auch von Hermione war ein entsetztes Keuchen zu hören. Er schnellte von seinem Stuhl hoch und war mit einem Satz am Feuer. Gleichzeitig fuhr ein heißer Schmerz durch sein Bein. Er spürte Blut an den Waden herunter laufen und wusste im gleichen Moment, dass die durch die Zweige der Bäume entstandene Risswunde erneut aufgegangen war. Rasch bekam er ein hervorstehendes Stück des Pergamentes zu fassen, dass sofort an zwei Stellen Feuer gefangen hatte.

Mit einem gehörigen Fluch zog er es mit spitzen Fingern aus dem Feuer und pustete mit aller Kraft die Flämmchen aus. Er wankte zurück und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Tischkante fest.

„Du bist verletzt", nuschelte Hagrid überflüssigerweise, „wart, ich hol dir ei…"

„Hagrid, bist du wahnsinnig?", unterbrach ihn Harry, das Pergament nun mit der einen Hand aufgebracht vor Hagrids Gesicht wedelnd, „wie kannst du nur? Wenn das hier verbrannt wäre, hätten wir keinen Beweis gehabt. Anhand der Schrift, der Art des Pergaments und was weiß ich noch, können wir vielleicht herausfinden, von wem es tatsächlich stammt!"

Hagrids betretendes Gesicht ließ ihn sofort die Lautstärke seiner Worte bereuen.

„Tut mir leid, ich… ich war nur so wütend", stammelte Hagrid, doch augenblicklich weiteten sich seine Augen, „hey du hast Recht! Von Lucius Sohn gibt's doch bestimmt Schriftsachen in der Schule. Und sein Vater hat doch auch schon Briefe an Professor Dumbledore geschickt. Da können wir nachschauen."

Harry atmete erleichtert auf. Zum Einen, dass Hagrid ihm die Worte nicht übel nahm, wobei er, Harry, alles Recht der Welt zu dieser Reaktion hatte, wie er fand; und zum Anderen, da Hagrids Vorschlag tatsächlich sehr gut war.

„Ähm, Harry", Hermione ruckte ein wenig auf ihrem Stuhl vor, „fändest du es echt eine gute Idee, so einfach in die Schule zu spazieren? Denk dran, man sucht dich inzwischen sicherlich auch schon!"

„Vielleicht", sagte Harry und strich das Pergament glatt, das nun vor ihm auf dem Tisch lag und lediglich an den Seiten Spuren des Feuers zeigte. Hie und da war die Endung eines Wortes unleserlich geworden, doch das war nicht weiter schlimm; man konnte immer noch erkennen, was es hieß.

„Vielleicht? Harry! Glaubst du nicht, dass dein Verschwinden inzwischen nicht bemerkt wurde? Immerhin waren sie im Grimmaulds Place!", fragte Hermione irritiert.

„Du musst doch zugeben, Hagrids Idee ist genial!", sagte Harry und streckte mit zusammengebissenen Lippen sein Bein aus.

„Natürlich ist sie das… aber wie stellst du dir das vor? Sollen wir einfach ins Schloss marschieren, bei Professor Dumbledore anklopfen und ihm den Wisch unter die Nase halten? Ich bitte dich, Harry!… man sucht uns!", fügte sie mit Nachdruck an, während Harry sie dabei beobachtete, wie sie einen nervösen Blick aus dem Fenster warf, gerade so, als befürchte sie jeden Moment ein Abholkommando den Weg zu Hagrids Hütte hoch marschieren.

„Weiß jemand, dass du im Grimmauld Place warst?", mischte sich nun Hagrid an Hermione gewandt ein. Harry blinzelte.

„Nein", antwortete Hermione und seufzte, „ich werde wohl kaum von zu Hause abhauen und meinen Eltern auch noch eine Nachricht darüber hinterlassen, wo genau ich hinzugehen gedenke."

Hmm…", sagte Hagrid und starrte nun ebenfalls, jedoch nachdenklich aus dem Fenster.

Wieder sagte eine Weile keiner etwas. Draußen war die Nacht inzwischen vollends hereingebrochen und der Vollmond leuchtete Unheil verkündend am Firnament. Unwillkürlich musste Harry an Professor Lupin denken, der nun sicherlich irgendwo versteckt, in Schach gehalten durch den Wolfsbanntrank, vollkommen allein ausharren musste. Harry schauderte. Mehrere Eulen zogen am nicht weit entfernten Schloss vorbei, welches vom Mondlicht in ein weißblaues Licht getaucht wurde.

Zwei oder drei Eulen zogen in südliche Richtung davon, wohl auf dem Weg nach London ins Zaubereiministerium, wo man sicherlich schon von seinem und Hermiones Verschwinden Kenntnis hatte. Er hätte beinahe aufgelacht bei dem Gedanken, dass das Ministerium tatsächlich mit der Schule Kontakt aufgenommen hatte. Und er saß mit Hermione hier, quasi vor den Nasen ihrer Posteulen.

Harry beobachtete weiter, wie sich einer der Schatten mittlerweile von den anderen gelöst hatte und alleine als dunkler Fleck durch die Nacht schwebte. Immer größer wurde dieser Fleck und Harry stand unwillkürlich von seinem Stuhl auf.

„Harry, sieh doch", auch Hermione hatte die Eule bemerkt, die noch einmal kräftig mit den Flügeln geschlagen hatte und nun auf die Hütte zusegelte.

Hagrids Kopf schoss herum und als er nun ebenfalls aus dem Fenster sah, ergriff er rasch seinen Regenschirm und hielt in waagerecht in der Luft. Harry erinnerte dieses Bild an einen Fechter, der seinem Duellpartner gegenüberstand.

Die Eule erreichte das Fenster und landete mit einigen wenigen stabilisierenden Flügelschlägen auf der Fensterbank. Ihr Blick aus Goldschimmernden, großen runden Augen, galt Hermione.

Nach einem kurzen Zögern riss Hagrid das Fenster auf. Die Eule flog in die Hütte, landete auf dem Tisch und streckte sofort Hermione ihr Bein entgegen. Harry sah einen Umschlag daran befestigt, den Hermione hastig mit zitternden Händen löste und öffnete. Sie zog ein beigefarbenes Pergament heraus.

Harry sah, wie ihre Augen rasch die Zeilen überflogen, innehielten und wieder zurück auf eine bestimmte Stelle wanderten, wo sie verharrten. Langsam wanderte ihre Hand zum Mund und presste sie dagegen, so, als wolle sie einen Schrei unterdrücken.

Undeutlich konnte Harry Worte hören, die sie vor sich hinmurmelte, doch er konnte nichts verstehen. Mühsam stemmte er sich hoch und humpelte auf sie zu, als ihr Kopf auch schon nach oben ruckte und sie ihn fassungslos ansah. Die Hand immer noch auf den Mund gepresst sah sie wieder hinunter… Harry folgte ihrem Blick; gerne hätte er es vermieden, doch so las auch er die wenigen, in zierlicher Schrift verfassten Zeilen, die er leise vor sich hinmurmelte:

Sehr geehrte Miss Granger,

ich bedaure es außerordentlich, Ihnen hiermit die Abmeldung der Hogwarts – Schule für Hexerei und Zauberei bestätigen zu müssen. Diese Abmeldung tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft.

Mit den besten Wünschen für Ihren weiteren Lebensweg verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Albus Dumbledore, Schulleiter

Hermione faltete den Brief mit ruckartigen Bewegungen zusammen und versuchte ihn in die Hosentasche zu stecken. Vergeblich, wie Harry bemerkte, denn ihre Finger zitterten so sehr, dass sie ständig an der Tasche vorbei glitten. Er nahm ihr den Brief ab und presste die Lippen zusammen.

Hermione wandte sich ab. Einen Augenblick stand sie unbeweglich im Raum, ging dann jedoch langsam zur Tür, öffnete sie und trat hinaus. Ein Hauch warmer Nachtluft schwebte in die Hütte, deren Inneres sich durch die Anwesenheit dreier Personen, eines Hippogreifs und des Hundes doch unangenehm erwärmt hatte. Einen Moment verharrte Hermione auf der Schwelle, die Hand auf dem Knauf, bis sie schließlich die Tür von außen wieder schloss.

Harry hätte nicht sagen können, wie lange er danach da gestanden und die geschlossene Tür angestarrt hatte. Er vergaß das Denken, er vergaß seine Gefühle in Worte zu fassen, er vergaß wo er sich befand. Nur nebenbei hörte er hinter sich ein Geräusch, dass er als einen Schluchzer identifizierte. „Verdammmich, verdammmich…", heulte Hagrid auf, „was ist denn nu? …Musse weg von der Schule, Harry? HARRY!"

Harry zuckte erschrocken zusammen und schlagartig lichtete sich der Nebel um ihn herum. Wortlos humpelte er zur Tür, riss sie auf und rannte wie von Sinnen um die Hütte, den Blick hektisch umherschweifend, auf der Suche nach Hermione.

Er sah sie schließlich. Nicht am Verbotenen Wald, wie er zuerst befürchtet hatte, und auch nicht in Richtung des Schlosses, sondern den Weg hinunterlaufen, der sie direkt nach Hogsmeade führen würde. Die stechenden Schmerzen an seinem Bein außer völlig Acht lassend, rannte er ihr hinterher. Er hätte hinterher nicht sagen können, ob er laut ihren Namen geschrieen hatte, oder nur verzweifelt in Gedanken; doch kurz bevor er sie eingeholt hatte, verlangsamte sie ihre Schritte und blieb schließlich stehen. Ihr Gesicht war starr wie eine Maske, als sie sich zu ihm herumdrehte.

„Das war's dann wohl", sagte sie rau und schlagartig schossen ihr die Tränen in die Augen, traten über und liefen in Strömen an ihren Wangen herunter. Ihre Beine hätten nachgegeben, hätte Harry sie nicht im letzten Moment festgehalten und sie an sich gedrückt.

Lange standen sie da, aneinandergeklammert, während um sie herum weitere Eulen durch die Nacht schossen, die Bäume im Wind raschelten und sich das Mondlicht über das Schloss ergoss; ganz so, als wollte es dieses Hermione noch mal neckisch vorführen. Hermiones Schluchzen verebbte nur schleppend und als sie kurz den Kopf hob, streifte ihre nasse Wange Harrys Gesicht. Rasch nahm er ihren Kopf in beide Hände und küsste sie auf die Stirn.

„Das ist doch nur ein Traum… bitte Harry, sag das das ein Traum ist… bitte!", flüsterte sie.

Bevor Harry irgendetwas hätte sagen können, schoss wie aus dem Nichts ein weiterer Schatten in dieser Nacht auf sie zu und landete kurz vor ihnen auf dem Boden. Der Schatten entpuppte sich als die gleiche Eule, die Hermione die Abmeldung Dumbledores übermittelt hatte.

Zögernd löste sich Harry von ihr und beugte sich zur Eule herunter. Doch diese hüpfte zur Seite und sah ihn entrüstet an. Ihr Blick galt abermals Hermione. Als Harry hochsah, konnte er deutlich erkennen, dass ihr Gesicht noch blasser war als zuvor und sich ihre Augen erneut mit Tränen gefüllt hatten. Doch sie beugte sich nun ebenfalls hinunter und löste den Zettel vom Bein der Eule.

Er war kleiner, als der vorherige Brief und als sie ihn entfaltete, konnte Harry sehen, dass die Worte bei weitem nicht mit der für Dumbledore so typisch zierlichen und akkuraten Handschrift verfasst waren. Die Schrift wirkte krakelig und machte den Eindruck, in aller Eile verfasst worden zu sein.

Liebe Hermione,

es tut mir außerordentlich leid, und ich bin mit einer von jenen Personen, die es am meisten bedauern, dass Sie zurück nach Hause müssen und Ihnen ein weiterer Schulbesuch verwehrt ist. Doch alle Umstimmungsversuche von unserer Seite an die Adresse ihrer Eltern sind fehlgeschlagen. Von Professor McGonagall soll ich Ihnen die besten Grüße übermitteln; ihre Überlegungen in die Richtung, Ihre Eltern mit einem Zauber zu belegen, der sie vergessen lässt, eine Tochter zu haben, konnte ich gerade noch so abwenden. Selbstverständlich möchte ich Sie darauf hinweisen, dass mit Eintritt in die Volljährigkeit jegliche Verantwortung ihrer Eltern Sie betreffend hinfällig wird. Insofern möchte ich Ihnen schon jetzt gerne meine Einladung in unsere Schule zu entsprechender Zeit aussprechen, sofern die problematischen Umstände, die zurzeit herrschen, dies ohne Gefahr für Sie zulassen. Sollten sich noch persönliche Gegenstände im Schloss befinden, so geben Sie uns bitte durch diese Eule Bescheid.

Mit ewig verbundenen Grüßen, meinem aufrichtigen Dank an ihre Verdienste um Hogwarts und dem Wissen, dass diese Schule eine ihrer besten Schülerinnen verlieren wird, verbleibe ich in Freundschaft.

Ihr Albus Dumbledore

PS: Der Zaubereiminister wird mit einer Abordnung diverser Ministeriumsangestellter der Schule ab Mitternacht in zwei Tagen einen Besuch abstatten. Auf persönlichen Wunsch des Ministers, wird die Schule nebst unmittelbarer Umgebung kurz zuvor einer eingehenden Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Insofern möchte ich Sie bitten, rechtzeitig das Gelände zu verlassen.

Albus

Die Eule hatte wahrscheinlich den Auftrag erhalten, solange zu warten, bis die Empfänger fertig gelesen hatten, denn erst als Hermione den Brief sinken ließ, hüpfte sie an ihnen vorbei und stieß sich mit einem lauten Schrei in die Luft.

„Er weiß, dass ich hier bin", hauchte sie entsetzt und starrte der Eule hinterher, „aber warum… lässt er mich nicht sofort abholen?"

„Nun, wo du bist wird er erfahren haben, nachdem er die erste Eule an dich geschickt hat. Frag mich nicht wie; aber auf jeden Fall ist das Viech ziemlich schnell zurück zu ihm gekommen; wenn man bedenkt, dass man dich eigentlich rund um London vermuten könnte", sagte Harry, dem jedoch im selben Moment die Worte Dumbledores einfielen, er habe ihn all die Jahre beobachtet. Noch heute fragte er sich, wie.

„Jaah, schon, aber er lässt zu, dass ich hier vor seinen Augen sitze, wo man mich doch eigentlich sucht?"

„Du hast den Brief gelesen, Hermione; er bedauert es, dich gehen lassen zu müssen. Du kennst doch Dumbledore… hat der sich jemals von irgendeiner Anordnung beeindrucken lassen?", Harry grinste schief.

„Eigentlich nicht… ach verdammt, Harry", Hermione schluckte ein paar Mal und fuhr sich hektisch mit der Hand übers Gesicht. „Vielleicht ist es doch besser, ich geh zurück…", sagte sie schließlich und schlang sich die Arme um ihren Körper, ganz so, als fröstle sie.

Harry schwieg. Die Hände in den Taschen vergraben, wandte er sich ab und sah hinüber zu den Lichtern Hogmeades. Er fühlte sich müde… einfach nur unendlich müde.

Er legte den Kopf in den Nacken; er blinzelte und blinzelte und schaffte es schließlich doch, das, was mit aller Kraft hinter seinen Augen darum kämpfte nach außen zu dringen, zurück zu zwingen.

Verschwommen nahm er über sich die Sterne wahr und unwillkürlich suchten seine Augen den Himmel ab. Jetzt hatten seine Augen eine Aufgabe und langsam versiegte in ihnen das Verlangen, die tief in ihm wütende Verzweiflung heraus zu lassen. Noch ehe er sich bewusst wurde, was er suchte, fand er es. Er entdeckte den Mars links oberhalb des Abendsterns.

Die Worte Firenzes fielen ihm wieder ein: „Der Mars scheint hell heute Nacht." Mars – gleichbedeutend mit Krieg. Irgendwo hatte er mal gelesen, das wenn man die Geschichte der letzten Jahrhunderte mit der Umlaufbahn des Mars vergleicht, zu der Erkenntnis kommt, dass immer wenn sich der Mars der Erde nähert, Blut fließt… heftig und folgenschwer. Er schloss die Augen und senkte den Kopf. Er ertrug den Anblick dieses Planeten nicht. Nicht in diesem Moment.

Sie befanden sich im Krieg!

Seine Welt und die der Muggel!

Und das Schrecklichste war, die Muggel wussten es noch nicht einmal. Dort lebte man arglos in den Tag hinein, ging seiner Arbeit nach und regte sich darüber auf, wenn der Nachbar sein Auto nicht regelmäßig wusch.

Sofort fiel ihm Onkel Vernon wieder ein. Dieser Abklatsch von Selbstverherrlichung… was wusste der denn schon in seinem beschränkten Selbst von der Gefahr, in der er und seine Famille mitsamt seinem frisch gemähtem Rasen und sorgsam gebohnerten Fliesen schwebte. Er erinnerte sich an seinen Albtraum in einer der ersten Nächte im Ligusterweg vor wenigen Wochen.

Flashback

Er war gerade dabei gewesen, einem überdimensionalen Gugelhupf den Sprechenden Hut überzustülpen, als Trevor durch das Fenster gehüpft kam, mit einer Eule im Maul. Als er das Maul jedoch öffnete, verschwand er. Nur die Eule, die ihm einen Brief entgegen streckte, blieb.

Als er gerade nach dem Brief greifen wollte, begann die Eule grauenvoll an gackernd zu Lachen und verwandelte sich vor seinen Augen in eine riesige, giftgrüne Schlange. Noch ehe Harry zu irgendeiner Reaktion fähig war, hatte die Schlange sich auch schon aufgerichtet und begonnen ihren Kopf aufzublähen. Immer dicker wurde er und nahm schließlich beinah menschliche Züge an.

Aus dem dünnlippigen Mund wand sich eine schmale, lange Zunge hervor, die sich im gleichen Moment jedoch seltsamer Weise in eine Feder verwandelte, an der in Strömen Tinte auf den gefliesten Boden tropfte. Als Harry auf den Boden sah, bildete die Tinte Wörter, zuerst waren es zwei, dann drei…

Auf einmal stand Petunia neben ihm und schimpfte fürchterlich, doch Harry verstand nicht, warum sie die Schlange nicht bemerkte, die dicht vor ihr immer noch weit das Maul geöffnet hatte und die Feder, die aus ihrem schrecklichen Maul ragte, sich plötzlich in einen Zauberstab verwandelte, aus dessen Spitze jetzt der vertraute Anblick eines tödlichen grünen Blitzes schoss und die Wörter am Boden traf. Wie damals, als Tom Riddle in der Kammer des Schreckens die Wörter in der Luft verändert hatte, tauschten auch jetzt die Buchstaben aus Tinte ihren Platz und die Namen, die jetzt zu lesen waren, ließen ihm die Haare zu Berge stehen. Vernon, Petunia und Dudley.

Er streckte die Hand aus und fuhr entsetzt über die Tinte. Sie fühlte sich seltsam warm und klebrig an und als er daraufhin verwundert seine Hand betrachtete, waren sie über und über mit Blut verschmiert und ein hässliches, hohes Lachen ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren und seine Ohren klingelten, als er sich bewusst wurde, dass Voldemort über den Blutschutz Dumbledores, der an das Blut seiner Tante gebunden war, Bescheid wusste.

Danach war er mit einem Schrei aufgewacht und verschwitzt wie jedes Mal, wenn er einen seiner entsetzlichen Alpträume hatte.

Ja, Voldemort wusste davon. Harry wusste es, so wie er wusste, dass er sich jeden Moment übergeben musste. Er war ins Bad gewankt und als er wieder herauskam, hatte er beschlossen, das Haus so rasch wie möglich zu verlassen. Die Dursleys, oder zumindest Petunia, befanden sich in großer Gefahr. Harry wusste, würde sie nicht mehr leben, war der Schutz, den Dumbledore seinerzeit auf das Haus legte, nicht mehr existent. Der Aufenthaltsort Harrys würde für ihn sichtbar und Harry ihm somit ausgeliefert werden. Voldemort musste nur Petunia umbringen.

Es war noch immer Nacht gewesen und Harry war sich bewusst, dass eine übereilte Flucht rein gar nichts brachte. Er hatte weder Geld, noch etwas Essbares. Seine Kleidung befand sich allesamt in der Waschmaschine, lediglich eine Jeans und ein mittlerweile zu enges T-Shirt konnte er in diesem Moment als einigermaßen passable Kleidungsstücke vorweisen.

Nein, keine übereilte Flucht, wie vor drei Jahren; er musste sich etwas einfallen lassen, wie er Kontakt zur Zaubererwelt aufnehmen konnte; sein Onkel hatte ihm in diesem Bezug eigenmächtiges Handeln strickt verboten. Sollte er nur den leisesten Verdacht haben, dass Harry von sich aus Verbindung mit der von Vernon verhassten Welt aufnahm, würde er ihm die nachmittäglichen Spaziergänge verbieten. Für Harry eine unerträgliche Vorstellung, den ganzen Tag in diesem Haus gefangen zu sein. Er genoss die Wanderung durch die nähere Umgebung und die Besuche bei Mrs Figg; dort fühlte er sich der Zaubererwelt nahe, wie sonst nirgends in der Muggelwelt.

Nun, Remus Lupin hatte ihm erst am Vortag eine Eule gesandt, mit der Frage, wie es ihm ginge; und Harry hatte diese Eule schon längst mit einer kurzen Nachricht an ihn zurückgeschickt. Selbstverständlich war Hedwig auf Jagd. Das war sie immer, wenn er sie mal brauchte, hatte er wütend gedacht, und sich die Stirn gerieben. Die Narbe hatte fein zu Ziepen begonnen und in Harry die Panik geschürt.

Hektisch war er in seinem Zimmer auf und ab gelaufen, sich den Kopf darüber zerbrechend, wie er gefahrlos und umgehend den Ligusterweg verlassen konnte. Kurzzeitig hatte er wieder mit dem Gedanken gespielt, den Besen zu benutzen, doch diesen rasch wieder verworfen. Zu riskant!

Musste er tatsächlich darauf warten, bis sich der nächste aus dem Orden bei ihm meldete um anzufragen, ob seine Familie ihn auch anständig behandelte? „Zwei Tage noch", war ihm durch den Kopf geschossen; „spätestens in zwei Tagen bekomm ich wieder Kontakt", hatte er sich zugeredet, „in diesen zwei Tagen kann Voldemort zuschlagen", hatte sich eine andere Stimme in seinem Inneren gemeldet, wodurch er sich zornig, die Hände auf die Ohren gepresst, aufs Bett geworfen hatte.

„Wäre es denn so schlimm, wenn den Dursleys etwas zustoßen würde? Sei doch mal ganz ehrlich!"

Harry war entsetzt hochgeschnellt. Hektisch hatte er die Beine über den Bettrahmen geschwungen und sich mit an den Bauch gepressten Händen zusammengekrümmt. Verdammt noch mal, wie konnte er nur… wie konnte er so etwas auch nur denken! Nach einigem tiefen Atemholen verschwand das Übelkeitsgefühl nach und nach und erschöpft ließ er sich auf das Bett zurückfallen. Sirius Gesicht war in diesem Moment wieder vor seinen Augen erschienen; Harry schloss resigniert die Augen… die Frage nach dem „Wohin?" stellte sich ihm in plötzlich nicht mehr, ein Gefühl sagte ihm, dass er den Rest seiner Ferien im Grimmaulds Place verbringen würde. Die Trauer schnürte ihm den Hals zu, aber er kämpfte verzweifelt dagegen an. Er musste hier weg, und allein das zählte.

Später am darauf folgenden Morgen, war ihm dann die Idee mit dem Wagen gekommen. Ihm war klar, dass er irgendetwas anstellen musste, dass seinen Onkel dazu brachte, ihn endgültig des Hauses zu verweisen. Seine Tante jedoch, gebunden an den Blutzauber, würde dies zu verhindern versuchen. Es würde sich zwischen den beiden wahrscheinlich ein Riesenkrach entwickeln, infolgedessen er, Harry, die Bemerkung fallen lassen konnte, dass sie ihn jederzeit loshaben könnten, wenn sie ihm nur den Kontakt zu seiner Welt ermöglichen würden.

Leider lief es nicht ganz so wie geplant, denn Onkel Vernons nagelneuer Mercedes ML430 (220 PS, Ledersitze, Sitzheizung, etc…), sollte eigentlich nur eine heftige Beule erhalten, indem Harry von seinem Fenster im ersten Stock aus, eine der wuchtigen Pflanzenschalen, die jedes Fensterbrett im Ligusterweg Nr. 4 zierten (sogar im Klo), gezielt auf die Motorhaube zu werfen gedachte. Was er jedoch nicht bedachte war, dass Onkel Vernon an diesem Tag darauf verzichtet hatte, die Handbremse anzuziehen und den ersten Gang einzulegen. Sofern das Auto keiner Erschütterung ausgesetzt wäre, oder sich niemand dagegen lehnte, bestand auch keine Gefahr, dass das Fahrzeug sich in Bewegung setzen konnte. Die Auffahrt war nicht besonders abschüssig; theoretisch jedenfalls.

Doch durch die Wucht des Aufpralls, geschah das eigentlich Unmögliche: das Fahrzeug erhielt Schub und setzte sich in Bewegung, gerade als Onkel Vernon mit einem Ledertuch in der einen und einem Politurmittel in der anderen Hand aus dem Haus getreten war. Sein Aufschrei sorgte dafür, dass in der unmittelbaren Nachbarschaft Fenster aufflogen und neugierig die Köpfe ihrer Eigentümer herausgestreckt wurden.

In einer für Vernon unglaublichen Schnelligkeit hatte er Tuch und Politur auf den Boden geschmissen und war dem immer mehr an Geschwindigkeit gewinnenden Wagen die Auffahrt hinterher gerannt. Bremsen quietschten, ein Bersten und Krachen zerbrach die mittägliche Stille rund um den Ligusterweg und wer bisher immer noch an den Fenstern gestanden hatte, war spätestens jetzt zur Tür hinausgerannt und zeigte entsetzt auf das Bild, dass sich vor Haus Nr. 4 bot. Vernons Wagen hatte einen weiteren kurzen Schub erhalten, als er über den sanft zur Straße abfallenden Bürgersteig gerollt war.

Um ein Haar wäre sogar alles noch einmal gutgegangen, denn hätte nicht zufällig ein schnittiger schwarzer BMW den Ligusterweg passiert, wäre Vernons Wagen ungehindert in den kürzlich frisch gestrichenen Gartenzaun seines Nachbarn vom Haus Nr. 7 gegenüber gerollt. Ein Schaden, der abgesehen von der lädierten Motorhaube, dennoch im Rahmen dessen gelegen hätte, was für Vernons finanzielle Verhältnisse erträglich gewesen wäre.

Denn, soviel war Harry klar, keine Versicherung würde für den Schaden aufkommen, wenn er zugab, die Blumenschale absichtlich hinuntergeworfen zu haben. Und genau das hatte er eigentlich als letztmögliches Druckmittel seinem Onkel gegenüber im Notfall einzusetzen vorgehabt, sollte sich dieser doch wider Erwarten von Tante Petunia umstimmen lassen, ihn, Harry, weiterhin im Haus wohnen zu lassen.

Nun, Vernons Wagen erreichte nur leider nie des Nachbars Zaun, dafür gab es eine beeindruckende Konfrontation mit diesem schnittigen BMW, den Harry kürzlich in einem Werbespot gesehen hatte. Und nachdem Vernon endlich den Mund zubekommen hatte, und erfolgreich diese ekelhaften würgenden Geräusche wieder unter Kontrolle hatte, hatte er sich langsam umgedreht. Er schien zu suchen, hatte Harry festgestellt und sich noch weiter aus seinem Fenster gelehnt. Unten konnte er die Splitter der Schale auf dem ansonsten penibel gekehrten Sandsteinfliesen liegen sehen. In diesem Moment schon hatte Vernon den Kopf gehoben und ihre Blicke sich getroffen.

„Umbringen, dich… umbringen… ich… bringe… DICH UUUUmmm… du… DU… DU HURENSOHN!" Mit einem Satz war Vernon aus Harrys Blickfeld verschwunden und schon hörte er ihn die Treppen hochjagen.

Kurz darauf flog mit einem Schlag die Tür zu seinem bisherigen Zimmer nahezu aus den Angeln und Vernon war mit einem Schritt bei ihm, hatte ihn am Hals gepackt und geschüttelt. Harry, der nun schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit in den Würgegriff genommen wurde, hielt verzweifelt die Luft an und wandte sich unter Vernons fleischigen Händen. Die Zeit schien für ihn stillzustehen; er fühlte, wie seine Beine nachgaben, der Magen rebellierte und das Rauschen in seinen Ohren immer mehr zunahm. Mit einemmal kam er frei und fiel auch schon kraftlos auf den Boden.

Er konnte fühlen, wie man ihn umdrehte und gleich darauf den engen Halsausschnitt seines T-Shirts zerriss; in seinem Kopf verschwamm alles; sein Denken erlahmte und nur noch schemenhaft nahm er Gestalten um sich herum war. Seine Augen tränten und ihm wurde jäh bewusst, dass er die Augen weit aufgerissen haben musste. Schon wurde ihm der Kopf nach hinten gebogen und er fühlte etwas Weiches auf seinem Mund. Warm strömte etwas in seine Mundhöhle, floss die Atemwege hinab und ergoss sich über seine Bronchien hinein in die Lungen. Dies wiederholte sich ein paar Mal. Keuchend schnappte er nach Luft und dieser unerträgliche Druck auf seinem Brustkorb, den er in diesem Moment erst bewusst wahrgenommen hatte, ließ langsam nach.

„Er atmet wieder", sagte eine Stimme, und noch in seinem Schock konnte er aus ihr die Erleichterung heraushören. Er konnte Schreie hören; ja, mehrere Leute schrieen miteinander. Noch ehe er sich darüber Gedanken machen konnte, fühlte er sich hochgehoben und dann lag er auf etwas Weichem. Er hatte sich gewünscht, die Schreie würden aufhören. Denn er war müde und empfand urplötzlich den sehnlichsten Wunsch, nur noch zu schlafen.

Doch als er gerade dabei war, sich zusammenzurollen, wurde er erneut brutal herumgerissen und die gleiche Stimme herrschte ihn an, er dürfte jetzt auf gar keinen Fall einschlafen. Er erkannte sie als die von Tonks.

So entkam er schließlich Onkel Vernons Würgegriff und aus dem Ligusterweg Nr. 4. Irgendwann im Grimmauldplace sollte sich diese Stimme in seinem Kopf noch einmal melden, die gefragt hatte, was so schlimm wäre, würde den Dursleys etwas zustoßen; doch noch ehe sie ihn mit der Erinnerung an Vernons Mordversuch drangsalieren konnte, war er auch schon von seinem Bett aufgesprungen und durch das einsame Haus am Grimmauldplace gelaufen, in stiller Selbstzerfleischung aus Trauer um Sirius, um sich schließlich in der einsamen Küche einen Tee zu machen.

Flashback Ende

„Harry?", die leise, erstickte Stimme Hermiones riss ihn eiskalt wieder aus seinen Erinnerungen und er drehte sich auf dem Absatz zu ihr um.

„Du, ich… ich möchte wirklich nicht weg. Aber was soll ich denn tun? Die haben mich einfach so abgemeldet… ich hab kein Recht mehr, hier zu sein…", Hermiones Stimme versagte kurz, ehe sie weiter sprach, „ich will nicht, dass du mir böse bist…"

Harry hätte am liebsten seinen Zorn herausgeschrieen, als er sie so hilflos dastehen sah und wieder diese Fassungslosigkeit in ihm hoch kochte, wenn er darüber nachdachte, dass es zukünftig keine Hermione mehr auf Hogwarts geben sollte. Er wusste nicht, wie er Malfoy am 1. September gegenübertreten würde. Nein, er wusste es wirklich nicht. Würde er ihn schlagen? Würde er ihn hinterrücks verfluchen? Oder ihn einfach nur anschreien; ihn demütigen, ihm wehtun…? Er wusste es nicht.

„Du meinst also nicht, dass sich deine Eltern doch noch umstimmen lassen?", fragte Harry in einem Anflug aus Hilflosigkeit, obwohl er sofort einsah, dass diese Frage reines Wunschdenken war.

„Mit Sicherheit nicht", entgegnete Hermione leise. „Und ich weiß auch mit Sicherheit noch nicht, wie ich die beiden restlichen Schuljahre überstehen soll. Ich hab solche Angst um dich, Harry! Eine solch wahnsinnige Angst. Ich hab durch die Sache mit deinen Träumen gesehen, wie einfach dich Voldemort fassen kann. Du hättest im Ministerium so leicht sterben können; das gleiche gilt für all die Jahre zuvor… es hat nie viel gefehlt. Aber im Ministerium wurde mir das erst so richtig bewusst. Ich weiß nicht wieso erst dort…"

Sie fuhr sich kopfschüttelnd über die Augen, „und ich hab dich davor noch angefahren, von wegen, dass du immer nur den Helden spielen willst. Dabei hast du es doch bloß gut gemeint. Du meinst es doch immer bloß gut…", sie presste die Faust auf den Mund und suchte Harrys Blick, „ich möchte mich bei dir entschuldigen… Harry… es tut mir leid, dass ich damals so reagiert habe", erneut liefen ihr die Tränen über die Wangen.

Harry trat fassungslos einen Schritt auf sie zu. „Hey, du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen…", doch sofort schnitt sie ihm alle weiteren Worte ab.

„Doch, ich hab dir damit wehgetan, dass hab ich dir angemerkt. Und das Schlimmste ist, tief in mir wollte ich das auch. Ich wollte dich verletzen, weil ich so wütend auf dich war… weil du schon wieder so… kopflos in die Gefahr rennen wolltest. Mich hat das geärgert, weil, das ist so typisch für dich. Dabei hättest du dich doch bloß abzusichern brauchen…"

Harrys Augen verdunkelten sich; ihm war, als sei eiskaltes Wasser über ihn geschüttet worden. Hermione hatte anscheinend gemerkt, dass sie einen empfindlichen Nerv getroffen hatte, denn sie biss sich auf die Lippen und blickte Harry unsicher an. Harry hatte nie mit ihr über die Schuldgefühle geredet, die ihn seit Sirius Tod quälten. Ihr nie im Detail den Schmerz mitgeteilt, den er durch den Verlust seines Paten empfand; doch anhand Hermiones Reaktion wurde ihm sofort bewusst, dass sie ahnte, wie es um ihn bestellt war. Das war es ja, was er unter anderem an seiner Freundschaft mit Hermione schätze.

Unwillkürlich dachte er an die Prophezeiung und daran, dass er vielleicht sogar irgendwann einmal bereit dazu sein würde, dieses Wissen mit jemandem zu teilen. Unter Harrys Füßen knirschte der Kies, als er mit dem rechten Fuß ein Steinchen über den Gehweg schob.

„Warum hauen wir nicht einfach gemeinsam ab?"

Die Worte waren einfach aus ihm rausgepurzelt, noch bevor Harry darüber überhaupt nachgedacht hatte, und einen langen Moment herrschte eine unangenehme Stille, so dass er fast schon entschuldigend ihren Blick suchte und seine dummen Gedanken wieder revidieren wollte, doch Hermione starrte ihn auf einmal mit einer Mischung aus Entsetzen, Verblüffung und Überraschung an.

„Na ja, ich meinte ja bloß… es war nur ein Vorschlag…", er verstummte augenblicklich, als Hermiones Augen zu leuchten begannen.

Fortsetzung folgt...