A/N: Zunächst einmal – wow! Ich bin sprachlos wegen der zahlreichen Reviews, die ihr mir habt zukommen lassen! Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet, vielen lieben Dank! Kommentare zu euren lieben Reviews findet ihr am Ende dieses Kapitels, das ich nun, nachdem ich den halben Vormittag damit zubrachte, Maiskörner auf ein Blatt Papier zu kleben (fragt nicht nach – ich sag nur: Biologie und ihre Tücken), endlich hoch laden kann. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr lasst mir was da :)

Disclaimer: So ziemlich alles gehört Disney, so ziemlich nichts mir.

Achtung: Erster Auftritt von Captain Jack Sparrow :) Enjoy!

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Kapitel 1: Verhängnisvolle Hutliebe

Eigentlich war Captain Jack Sparrow nicht sonderlich wohl zumute, mit der Pearl bei Tage in einem Hafen anzulegen, in dem man sein Schiff ohne weiteres als Piratenschiff ausmachen konnte. Aber der rar werdende Proviant hatte ihn zu diesem Schritt gezwungen. Das Gejammer der Crew nach frischem Obst und nem ordentlichen Braten hatte er lange geduldig ignoriert, aber als letztlich der Rum zur Neige ging und Jack keinesfalls unter derartig widrigen Umständen weitersegeln konnte, hatten sie sich zum nächstbesten Hafen aufgemacht. Port Maria war weniger übel, als Jack vermutet hätte. Nicht einmal halb so viele Uniformträger spazierten entlang des Piers als er befürchtet hatte. Trotzdem war Vorsicht oberstes Gebot. „Wie denkst du sollen wir vorgehen, Captain?", fragte Gibbs, dessen Halstuch leicht im Wind aufflatterte und mit Sicherheit davon geflogen wäre, hätte er es nicht doppelt und dreifach unter dem Kinn verknotet.

„Brauchst du eine Gebrauchsanweisung für Piraterie, Gibbs?", murrte Jack, der sich stirnrunzelnd zu seinem ersten Maat umgewandt hatte und ihn durchdringend musterte. „Du warst es, der am lautesten von allen gejammert hat, demzufolge wirst auch du derjenige sein, der sich um die Besorgungen kümmert, klar soweit?"

Jack kehrte ihm den Rücken zu und erkundete durch einige genaue Blicke durch das bereits leicht gesplitterte Fernrohr die genauere Hafenumgebung auf Marinesoldaten, warf anschließend allerdings das unbrauchbare Ding über die Schulter, womit er um ein Haar Anamaria niedergeschlagen hätte, die gerade wutschnaubend und mit leerem Magen auf ihn zustürmen wollte. „Jack, ich hab Hunger...wenn wir nicht bald an Land gehen, werde ich...", polterte sie los, worauf sich der Angesprochene leicht schwankend zu ihr drehte und sie neugierig von oben bis unten musterte, als wäre sie die erste Frau, die er in seinem Leben erblickte. „Was?!", knurrte sie, als sein breites Grinsen die unzähligen Goldzähne in seinem Mund entblößte. „Anamaria! Du siehst bezaubernd aus, Schätzchen...für einen Besuch auf Tortuga...sind wir auf Tortuga, Gibbs?"

„Nein, Captain", entgegnete dieser, ebenfalls grinsend. „So gehst du mir nicht von Bord, Verehrteste", fuhr Jack in einlullendem Ton fort. Anamaria sah an sich hinab und stemmte beleidigt und gleichzeitig ratlos die Hände in die Hüften. „Seit wann gibt es eine Kleiderordnung für einen Raubzug, hm?", ihre braunen Augen blitzten bedrohlich auf, sodass Gibbs vorsichtshalber einen Schritt zurück machte, um einer vielleicht folgenden handgreiflichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Jack führte die Hand zu seinem bärtigen Kinn, strich gespielt nachdenklich mit dem Daumen entlang der Unterlippe, während die übrigen Finger seiner Hand mit den beiden kleinen Zöpfen seines Bartes spielten. „Nun...lass mich mal nachdenken...", sagte er und sah zum leicht bewölkten Nachmittagshimmel auf, als gäbe es so einiges Interessanteres zu erspähen als die vor ihm vor Wut kochende Korsarin. „Meinst du nicht auch, es würde unwillkommene Aufmerksamkeit erregen, wenn eine Frau in Männerkleidung durch die Straßen spaziert?"Anamaria zuckte zusammen, als ihr einleuchtete, worauf dieser Halunke von einem Captain hinauswollte.

„V-E-R-G-I-S-S es...kapiert?", sagte sie laut und deutlich, wobei sie mit dem Zeigefinger der rechten Hand gegen seinen Brustkorb tippte, „Nie und nimmer wirst du mich in ein Kleid stecken, Jack Sparrow...", endete sie und schnippte ihm zur Verstärkung ihrer Worte gegen die Vorderseite seines Dreispitzes, ehe sie sich ohne zu zögern abwandte und sich zum Landgang bereitmachte. „Captain Jack Sparrow...wie lange muss ich noch mit ihr auf See sein, bis sie das versteht?", schnaubte Jack und rückte den Hut auf seinem Kopf zurecht. „Einen Versuch war es zumindest mal wert...", murmelte er dann in sich hinein. Gibbs grinste selig vor sich hin, während er die Szenerie zwischen Anamaria und dem Captain beobachtete. Jacks finsterer Blick riss ihn aus seiner Apathie. „Wolltest du nicht noch rauben und plündern, Pirat?"

„Äh...natürlich Captain."

„Na dann mach, dass du von Bord kommst, elende Seeratte!", Sparrow strich die geflochtenen Zöpfe an seinem Bart glatt, klopfte mit fast liebevoller Zärtlichkeit auf das Steuerrad seiner Black Pearl, ehe er sich einem Teil seiner Crew an den Landgang anschloss.

„Aye, Sir", grinste Gibbs nur wissend, schulterte dann einen kleinen Sack, bevor er dem Befehl seines Captains Folge leistete.

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Etwa zur gleichen Zeit an diesem Tag herrschte in Port Royal weniger fröhliche Stimmung, zumindest wenn man der Beratung von Governor Swann, Commodore Norrington und einigen dort stationierten führenden Offizieren der Royal Navy im Büro des Gouverneurs beiwohnte. Gleich mehrere Themen wurden rege diskutiert, doch schienen sie alle miteinander verbunden zu sein. „Die Longevity ist nun schon das sechste Schiff innerhalb von zwei Monaten, das vermisst gemeldet wurde.", fasste Damon Crowds zusammen und wedelte dabei wichtigtuerisch mit einigen Dokumenten in der Hand herum. Das Toupet saß nicht sonderlich gut auf seinem kahlen Schädel, was davon zeugte, dass diese Krisensitzung für den Captain der Handelsmarine ebenso überraschend und plötzlich gekommen war, wie für alle anderen Beteiligten auch. Nur hatten die anderen Männer, wie Commodore Norrington bemerkte, wenigstens die Zeit gefunden, sich akribisch für diese bedeutsame Konferenz herzurichten.

„Es fehlt weiterhin jede Spur von der Juvenescence, der Paramount, der Saint Matthew, der Royalty und der Boundless. Ihre Majestät, die Königin von England, ist nicht gerade erfreut, was das Verschwinden dieser großen und bedeutsamen Handelsschiffe anbelangt", fuhr Crowds fort und ließ mit einem platten Geräusch die Unterlagen auf den Tisch fallen, an dem der Governor saß und mit sichtlich unruhiger Miene die Rezitation der Königlichen Papiere verfolgte. „Es hieß, das Karibische Meer sei sicherer geworden unter Eurem Kommando, Commodore...", endete Crowds in abfälligem Ton, der Norrington jedoch nicht aus der Ruhe brachte. „Das ist sie auch, wenn ich das äußern darf. Keines dieser von Euch genannten Schiffe erreichte das Territorium des Karibischen Meers, ergo müssen die Schiffe außerhalb verschwunden sein"

„Herrgott noch mal, Norrington!", platzte es aus Nightsfall, einem zweiten Offizier der Königlichen Marine, heraus und das Scheppern, das seine Fäuste beim Aufschlag auf die Tischplatte verursachte, ließ eine kleine Vase unentschlossen hin und her wanken, als überlegte sie, ob es sich doch noch zu leben lohnte, welche sich dann aber eher für den lautstarken Selbstmord entschied und auf dem Parkettboden zerschellte. „Jetzt seht Euch das an! Bei all der Aufregung, die hier herrscht, ist das noch lange nicht Grund genug, Eure Manieren zu vergessen, sofern Ihr im Besitz derselbigen jemals wart!", rief Governor Swann erzürnt aus, als er sich bückte, um die zahlreichen Scherben bestmöglich aufzusammeln.

„Entschuldigt, Sir, aber ich mag es nicht, wie Commodore Norrington beharrlich versucht, jede Form von Verantwortungsbewusstsein gegenüber der verschollenen Schiffe abzuweisen!", knurrte Nightsfall und blitzte Norrington über den Tisch hinweg drohend an. „Ich stelle nur Makel an Mister Crowds Ausdrucksweise richtig. Der Transfer von Handelsware obliegt nicht nur dem meinigen Schutz, sondern auch dem der gesamten Royal Navy", wehrte der Commodore so gelassen wie möglich ab.

Governor Swann tauchte derweil unter der Tischkante auf und setzte sich mühselig seufzend zurück in seinen Ohrensessel. „Genug der Beschuldigungen, wer hier für was die Verantwortung trägt, denn das tun wir alle und nur wenn wir gemeinsam kooperieren, findet sich vielleicht eine Erklärung und Lösung für dieses Problem. Also...welche Ursachen können für das Verschwinden der Schiffe in Betracht gezogen werden?", Swann faltete die Hände und blickte wissbegierig in die Runde älterer und wenig kameradschaftlich gestimmter Herren. Schließlich meldete sich Nightsfall zu Wort: „Piraten. Anders kann ich es mir nicht erklären", bei dieser Äußerung sah er fast vorwurfsvoll auf Norrington, der sofort entgegensetzte: „Piraten? Schon seit Monaten hat es keinen Fall von Piraterie mehr gegeben..."

„Bitte, Commodore, lasst ihn aussprechen", bat Governor Swann schwach lächelnd und nickte dem Offizier zu, der die Gelegenheit bei Schopfe packen wollte, um dem Commodore eins auszuwischen. „Es spricht für Euch, dass im Gebiet der Karibik kaum mehr Überfälle von Piraten bekannt werden, allerdings kann ich nur Eure Worte wiederholen – Ihr seid schließlich nicht verantwortlich für das Gebiet um die Karibik herum...was ist so unwahrscheinlich daran, dass sich dort Piratenmannschaften nur so scharen? Gut möglich, dass sie im Besitz von Abfangjägern sind, die den Handelsschiffen auflauern."

„Jetzt geht Eure Fantasie aber mit Euch durch, Lieutenant!", sprach Norrington erneut dazwischen, nun war seine Rage kaum mehr zu übersehen, dennoch versuchte er vergeblich, diese mit leisem spöttischen Gelächter zu überspielen. „Obwohl die Zahl der hingerichteten Seeräuber seit Eurem Dienstantritt als Commodore sichtlich angestiegen ist, vermute auch ich einen Fall von Piraterie. Die Offiziere der Königlichen Marine sind keineswegs Anfänger auf dem Gebiet der Seefahrt. Außerdem wäre es überaus merkwürdig, wenn in kürzester Zeit so viele Schiffe aufgrund natürlicher Ursachen, wie der eines Sturmes, verunglückten. In meinen Augen ist eine solche Einschätzung der Dinge völlig unrealistisch. Es muss jemanden geben, der die Schiffe entweder kapert oder einfach nur ausraubt."

„Sparrow!", stieß Swann plötzlich aus, worauf sich Norringtons blaue Augen verengten, „Bei dem würde es mich nicht wundern, wenn er in der Sache mit drinsteckte! Dieser Widerling schreckt vor nichts zurück!"

„Sparrow? Sprecht Ihr vom berüchtigten Jack Sparrow, der Euch auf so kuriose Weise mehrmals entwischte?", warf Nightsfall ein, der keine Gelegenheit ungenutzt zu lassen schien, um dem Commodore, sei es indirekt oder direkt, Unfähigkeit zu unterstellen. „Ja", sprach der Gouverneur nun etwas zögerlicher, „genau den meine ich. Er ist meines Wissens nach noch auf freiem Fuß."

„Sparrow würde daraus kaum einen Vorteil ziehen können", wehrte Norrington ab. Nightsfalls grüne, stechenden Augen musterten den Commodore eindringlich, ehe er erwiderte: „Pardon, aber Vorteile würden sich durchaus daraus ergeben. In Port Royal macht sich nach und nach das Fehlen an Importwaren aus dem Mutterland bemerkbar. Ich spreche noch nicht von einer Verknappung von Lebensmitteln oder Standartwaren, aber wenn wir nicht bald etwas unternehmen, wird ebendies eintreffen. Noch fehlen uns Güter, deren Mangel kaum einer wahrnimmt, bald aber wird den Leuten bewusst, dass die Lebensmittel auf den Märkten verteuert werden müssen, weil deren Beschaffung sich als äußerst schwierig erweist. Obst- und Gemüsesorten, deren Anbau uns hier unmöglich ist...und so weiter. Wollt Ihr es so weit kommen lassen, nur weil Ihr einen Piraten in Schutz nehmen wollt?"

„Ich nehme niemanden in Schutz, Mister Nightsfall, am wenigsten einen Piraten – das könnt Ihr mir glauben. Allerdings sehe ich auch keine Notwendigkeit darin, mich von Euch zurechtweisen lassen zu müssen. Solange wir nicht im Wissen darüber sind, wo genau die Schiffe verschwunden sind, können wir gar nichts unternehmen!", Norrington musste sich beherrschen, um nicht zu schreien, doch genügte der Tonfall seiner Stimme, alle Beteiligten in ehrfurchtgleicher Haltung erstarren zu lassen. „Mit der Untersuchung dessen beschäftigen wir uns bereits. Wir kontrollieren Seewege und übliche Handelsrouten der Königlichen Marine. Früher oder später müsst Ihr handeln. Ob Ihr wollt oder nicht. Andererseits kann niemand für die Sicherheit Eures Postens hier garantieren!", fuhr Nightsfall mit heimtückischem Grinsen fort. „Soll das eine Drohung sein?", fragte Norrington angriffslustig. „Nur eine Warnung, Commodore...nur eine Warnung..."

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„Mir ist ein wenig flau im Magen...", murmelte Anamaria unruhig und sah immer wieder über die schmale Schulter zum Kai zurück, an dem die Pearl festgemacht worden war. Jack hatte wieder einmal durch ein unbedeutendes Bestechungsgeld dafür gesorgt, dass seine Crew keine Probleme des Schiffes wegen bekommen würde. „Das liegt an deinem Hunger", winkte Gibbs ab, der sich beständig auf der Ladenstraße umsah, auf welcher sie schon seit geraumer Zeit entlang marschierten, auf der Suche nach einem guten Fang. „Das meine ich nicht...ich fürchte, man wird Verdacht wegen der Black Pearl erwecken..."

„Ach, Unsinn...die Segel sind eingerollt und unsere Piratenflagge liegt zusammengefaltet unter Jacks Kopfkissen..."Ein darauffolgender fragender Blick vonseiten Anamarias ließ Gibbs schnell hinzufügen: „...ach, ich weiß natürlich nicht, wo sie wirklich ist, außer, dass sie nicht am Fahnenmast hängt und uns verrät...seit wann bist du so ängstlich? Man könnte meinen, du leidest unter Verfolgungswahn, so, wie du dich ständig umdrehst."Anamaria zuckte unbeholfen mit den Schultern und beschloss, sich keine Sorgen zu machen, zumal sie sowieso nichts daran ändern konnte, falls etwas schief laufen sollte. „Ich weiß nur nicht, was ich davon halten soll, dass Jack ganz allein losmarschiert ist...du weißt doch, dass er in jedes Fettnäpfchen hereintritt, das sich ihm in den Weg stellt."

„Aber er ist immer clever genug, um sich aus dem Schlamassel wieder herauszuhelfen. Darum ist er auch unser Captain.", erinnerte der erste Maat. „Gibbs, wüsste ich es durch unsere Rummangel an Bord nicht besser, würde ich glauben, du hättest gesoffen." Gibbs zog die Stirn gespielt beleidigt kraus und murrte: „Während der Arbeit trink ich nicht...", und ließ Anamaria einen kleinen Vorsprung, um den Flachmann aus der Jackentasche hervorzuzaubern und heimlich einen kleinen Schluck vom guten karibischen Rum zu nehmen, der aus braunem Rohrzucker gewonnen wurde. Jack mochte es nicht gern sehen, wenn die Crew ihr Hab und Gut hortete und hamsterte, aber bei etwas so kostbarem wie gutem Rum konnte man eine Auge zudrücken. „Lass uns ne Spelunke am Ende der Straße oder in einer Seitengasse suchen...da is sicher nicht so'n Andrang und wir können Schwierigkeiten aus dem Weg gehen", schlug Anamaria vor. „Seit wir unter Jacks Befehlen segeln haben wir noch keiner einzigen Schwierigkeit aus dem Wege gehen können.", seufzte Gibbs, sodass sich Anamaria umwandte und ihn genauer beäugte. „Hast du nicht gerade eben noch loyal von unserm Captain gesprochen? Sei bloß nicht zu optimistisch, Gibbs...und versteck deinen Flachmann nicht so albern vor mir.", murrte sie nur, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Nicht lange mussten sie suchen, bis Anamarias scharfes Auge auf eine Taverne fiel, die im Dunkel einer Gasse gelegen war und deren Besucherzahl zu dieser Tageszeit noch recht rar ausfiel. „Vielleicht hat dieser gottverdammte Schuppen noch nicht einmal geöffnet...", knurrte Gibbs, als Anamaria ihn hinter sich herschleifte. „Umso besser, wenn du mich fragst", konterte sie gelassen, spähte zunächst unauffällig durch das dunkle und mit dichtem Staub besetzte Fensterglas, ehe sie sich räusperte und den Türknauf nach rechts drehte, um die Ladentür zu öffnen.

„Heilige Mutter Gottes – ich bin im Himmel!", murmelte Gibbs mit trockener Kehle und wischte sich mit dem aufgeknoteten Halstuch die Stirn ab, die mit einem dünnen Schweißfilm benetzt war.

Gut, der Anblick, der sich den beiden Piraten bot, war auch schweißtreibend genug. Auf über fünf Meter hohen Regalen, die ringsum wie eine Art Staffelei aufgebaut waren, standen Flaschen vom besten Rum der Karibik aufgereiht, doch nicht nur das – auch die verschiedensten Likörsorten schimmerten in den bauchigen Flaschen mit ihrer betörenden Farbenvielfalt. Weine bis hin zu billigem Fusel, schier alles, was ein Piratenherz begehrte, schien sich in dieser Schatzhöhle von einem Laden versammelt zu haben. „Gibbs, pass auf, dass du nicht auf deiner eigenen Sabber ausrutschst...und jetzt hilf mir endlich, na los doch!", spornte ihn Anamaria fröhlich an, willkürlich Rumflaschen in ihren Sack stopfend. „Wenn wir all das an Bord der Black Pearl mitnehmen, wird keiner mehr nüchtern genug zum Segeln sein...", sagte er tranceartig, seine Augen schimmerten wie die eines Kindes, das gerade das lang ersehnte Geschenk in den Händen hält und noch fürchtet, dass all dies ein Traum anstelle der Wirklichkeit ist.

„Kannst du dich an einen verdammten Tag erinnern, an dem wir nüchtern waren? Ich meine...wir alle?", fragte Anamaria, doch schien sie sich der Antwort bereits gewahr zu sein, denn sie plapperte munter weiter: „Mach schon, Gibbs...nimm noch ein paar Flaschen von da oben...du bist größer als ich, du kommst da ran..."

„Kann ich Euch behilflich...sein?", kam eine zunächst heiter, dann entsetzt klingende Stimme aus dem anliegenden Hinterzimmer, das beide bisher außer Acht gelassen hatten. Gibbs ließ vor Schreck eine Flasche Rotwein fallen, deren Glasscherben beinahe Anamaria getroffen hätten. Aus dem schattigen Hinterzimmer trat ein recht kleiner und sehr schmal gebauter älterer Mann heraus, ein Monokel am rechten Auge, das es um ein Haar der Flasche gleich getan hätte und am Dielenboden in aberhunderte Teile zersprungen wäre, hätte der erschrockene Mann, der sich später als der Eigentümer des Geschäftes mit dem Namen Mr. Wallaby herausstellte, es nicht rechtzeitig aufgefangen.

„Was tut Ihr denn da? Ich hoffe doch sehr, dass Ihr all die Flaschen zu bezahlen gedenkt, die Ihr bereits in Euren Säcken verstaut habt...und natürlich auch die Flasche Rotw...", er erstarrte und sein aschfahles Gesicht schien noch an Blässe zuzunehmen, wenn das überhaupt möglich war. Anamaria richtete ihre Pistole direkt auf ihn, hätte sich ein Schuss gelöst, hätte sich die Kugel in die Stirn des Mannes gebohrt. „N...n...nicht sch...schießen", stammelte der Verkäufer und hob die Hände, die wie der Rest seines hageren Körpers zitterten wie Espenlaub. „Hab ich auch nicht vor, solange du uns keine Schwierigkeiten machst, klar?", Anamaria entsicherte die Pistole quälend langsam, Schweiß rann an den Schläfen des Mannes herab, seine Augäpfel stachen weiß schimmernd hinter seinen Lidern hervor. „Wir danken Euch für Eure Kooperation", kicherte Gibbs vergnügt, der zuerst seinen Sack füllte, sich dann Anamarias Tasche vornahm und beides dann schulterte. Daraufhin machte er sich auf, das Warenlager zu verlassen, als Anamaria den Verkäufer immer noch mit der Pistole in Schach hielt. „Na komm schon, Jack wird nicht ewig auf uns warten", brummte Gibbs.

„Dass Eines klar ist – wenn du uns verpfeifst, wirst du es bitter bereuen!", sagte sie in unterkühltem Tone, ehe sie die Pistole senkte und mit Gibbs im Schlepptau das Haus verließ. „Bitte um Entschuldigung, Sir...sie ist manchmal ein wenig...na ja...sie wissen schon...", sagte Gibbs leise, als er noch in der Tür stand, dann aber von Anamaria fortzitiert wurde. Der Verkäufer stand noch Minuten nachher regungslos hinter seinem Tresen und wirkte nicht lebendiger als eine aus Porzellan gefertigte Puppe.

„Musste das sein? Was, wenn er uns beim nächstbesten Paradeläufer der Royal Navy verpfeift?"

„Gibbs, warst du eben wirklich mit mir da drin?"Zögerlich nickte der stämmige Mann, nachdem ihn Anamaria diese Frage stellte. „Dann hättest du mitbekommen müssen, dass er sich nun nicht einmal mehr traut, den Dreck unter seinen Fingernägeln hervorzupulen. Ich hab ihn eingeschüchtert, glaub mir. So schnell plaudert der nicht. So...und nun suchen wir Jack und dann nichts wie zurück auf die Pearl! Ich fühl mich hier nicht sonderlich wohl...". Sie ging voran, entlang der Ladenstraße, bis das Pier in Sichtweite war und die Black Pearl wie ein einsamer schwarzer Dämon leicht auf dem unruhigen Wasser hin und herschaukelte. Ihr Gefühl des Unwohlseins sollte sie nicht trügen.

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Jack spazierte in großen Schritten entlang des Piers, als sei er nur ein neugieriger Reisender, der sich in Port Maria umsah und keinen größeren Raubzug plante. Das Geplärr von Marktschreiern hallte bis hier her, begleitet von eifrigem Hühnergegacker und einigen Seemännern, die bereits zu dieser Tageszeit betrunken waren und laut schallend ihre Lieder sangen. Ja, schon lange hatten sie keinen Landgang mehr vorgenommen und dies erfüllte Jack nun mit einer Art fast nostalgischer Wehmut. Nicht dass er Gefahr vor dem friedlichen Herumschippern bevorzugen würde, aber auf Dauer grenzte das ziellose Segeln an Langeweile. Er sehnte sich nach Abenteuern, auch wenn er sich das nicht gern selbst eingestand – das Katz- und Mausspiel mit Norrington hatte ihm irgendwie Spaß gemacht. Aus was für einem anderen Grund wurde man denn Pirat, wenn nicht um die Freiheit in vollen Zügen zu genießen, auch mit ihren Listen und Tücken.

Jack wankte etwas unbeholfen, als er einen viel zu großen Schritt machen musste, um über einige Kisten der Verladefracht zu steigen, die an der Kaimauer aufgebaut worden und scheinbar in Vergessenheit geraten waren. Er rümpfte die Nase und richtete dann seinen Hut, der durch dieses unsichere Manöver etwas verrutscht war.

Jack drehte sich um und erblickte sein Schiff, seine Pearl. Noch immer erfüllte es ihn mit einem inneren Grausen, von Deck zu gehen. Wäre es möglich gewesen, hätte er sein Schiff wie einen Hund an die Leine genommen und überall mit hin gezerrt. Festeren Schrittes machte sich der Captain auf den Weg über die Promenaden, um auszutesten, was dieser Ort für einen Piraten zu bieten hatte. Zweifelsohne – es existierte keine andere Piratenhochburg in der Karibik als Tortuga, aber Tortuga beraubte man auch nicht seines eigenwilligen Charmes. Die von den hochfeinen britischen Gouverneuren gegründeten Kolonien und Städte waren fast alle gleich – voller korrupter Hafenmeister, übermütiger Offiziere, die ihren Stand in der Königlichen Marine verbessern wollten und natürlich den kleinen, hartarbeitenden Leuten. Kein Ort, an dem sich ein Seeräuber wohlfühlen konnte. Deswegen fragte sich Jack manchmal auch insgeheim, warum es Will immer noch in Port Royal hielt.

Sicher – er hatte seine Angebetete dort und war vielleicht gerade mit der Familienerweiterung beschäftigt – es sei denn, er war wirklich ein Eunuch. Trotzdem – in seinen Venen floss das Blut eines Piraten und er konnte sich seines wahren Ichs nicht lange entziehen. Vielleicht, so dachte sich Jack schief grinsend, sollte er dem Jungen mal wieder einen Besuch abstatten.

Im Schatten einer großen Palme blieb er stehen und sah sich abschätzend um. Keine Uniformträger in Sicht! Mit beiden Daumen rieb er sich diebisch grinsend über die anderen Finger seiner Hände. Die Menschen in Port Maria behielten ihre Taschen nicht wirklich im Auge. Und an diesem Tag, an dem großer Andrang am Wochenmarkt herrschte, würde der Fang üppig ausfallen. Und so stürzte sich Captain Jack Sparrow in die Menschenmenge, rempelte, natürlich alles aus Versehen, den ein oder anderen Bürger an, entschuldigte sich höflich und zog mit flinken Fingern bei solchen Gelegenheiten ebenso versehentlich die Geldbörsen der Angerempelten aus deren Taschen.

Grundlegend war es doch gar nicht so falsch, was er da tat, dachte Jack. Wenn er schließlich im Besitz von Geld war (auch wenn es nicht unbedingt sein eigenes sein musste), würde er sich Rum und Speisen auf ehrliche Weise erwerben und somit keinem schaden. Als er ungefähr an die sieben Geldbeutel ergattert hatte, gönnte sich der Pirat eine wohl verdiente Auszeit und ließ sich auf der Kaimauer nieder, legte die gestiefelten Füße übereinander und lehnte mit dem Kopf am gekrümmten Stamm einer Palme, zog den Dreispitz tief ins Gesicht. Hier würde er ungestört auf seine Kumpanen warten können, könnte sich dabei die Sonne auf den Pelz brennen lassen und sein geliebtes Schiff im Auge behalten.

Wäre da nur nicht Robert Kelly gewesen, ein naseweiser Bub von nicht mehr als neun Jahren, der es aber schon faustdick hinter den Ohren hatte und den Mann mit der seltsamen Gangart und dem komischen Bart seit geraumer Zeit beobachtete. Als er nach einiger Zeit des Wartens sicher war, dass Jack eingedöst war, schlich er sich auf Zehenspitzen zu ihm heran. Der Mann hatte einen schönen Hut! Einen Hut von der Machart, den sein Vater immer getragen hatte. Wenn er nur in Besitz dieses Hutes gelangen konnte, wäre er unter den anderen Kindern sicherlich der Größte! Er würde aussehen wie ein richtiger Seemann, wie ein Abenteurer, dem man ordentlich Respekt zollen würde und dem man nicht länger auflauerte, um ihn zu verprügeln. Roberts blasses, rundes Mondgesicht näherte sich dem Piraten, als er sich über ihn beugte. Der Atem des Fremden roch nicht sonderlich angenehm – nach Rum und irgendwas anderem, worauf Robert nicht erpicht war, zu erfahren, worum es sich dabei handelte. Er schien wirklich zu schlafen!

Roberts Herz hämmerte wild gegen seine Brust, als er sich nochmals umwandte – niemand schien ihn zu sehen. Die Angst, erwischt zu werden wurde zu einer Form von Ekstase, einem wilden Rausch, dem sich der Junge nicht mehr entziehen konnte. Er streckte gerade die Hand aus, um den Hut des Mannes zu ergreifen, als Jack leicht den Kopf hob und den Knaben mit seinen tiefbraunen Augen musterte. Robert erstarrte, hockte neben der Kaimauer wie ein Kaninchen vor der Schlange. Dieser Mann sah schon von weitem unheimlich aus, aber jetzt, wo er ihm ganz nah war, seine dunkel geschminkten finsteren Augen ihn durchdringend betrachteten und der lächelnde Mund unzählige Goldzähne entblößte, war das Bild einer Schreckensgestalt perfekt. „Hältst du das für klug, mein Junge? Einen Piraten bei seinem Mittagsschläfchen zu stören?"

Ein Pirat! Der Mann war ein Pirat!

Alles drehte sich vor Roberts Augen, Angst hatte nun sein ganzes Herz erfasst. Doch er wollte den Hut haben als Beweis seines Mutes! Und wenn der Hut auch noch einem echten Piraten gehörte, würde die Anerkennung für seinen Fang umso größer sein!

Ehe Jack auch nur blinzeln konnte, hatte dieser kleine freche Kerl ihm den Dreispitz vom Kopf gezerrt, sodass seine filzigen, geflochtenen Haare einen Moment lang wild um sein Gesicht wirbelten. Jack rückte mit beiden Händen geschwind seine Haare zurecht und sah mit weit aufgerissenen Augen den kleinen Jungen davonrennen. Was fiel diesem kleinen Stinker nur ein! Mit der Piratennummer hatte er Kinder immer erschrecken können, damit sie ihm nicht auf die Nerven gingen, aber dieser kleine Teufel hatte es auch noch gewagt, ihn im wachen Zustand zu bestehlen! „Bleib stehen du dämliches Balg!", rief er mit tiefer Stimme und sprang hurtig auf, um die Verfolgung aufzunehmen. Manch einer der Passanten drehte sich neugierig um, als er das verzweifelte Geschrei des Seemanns vernahm, ging dann aber wieder seinem täglichen Geschäft nach.

Glücklicherweise erwies sich der kleine pummelige Bursche nicht als der schnellste und so holte Jack hastigen Schrittes immer mehr auf, bis er mit ausgestrecktem Arm beinahe den Hemdkragen des frechen Diebes zu fassen bekam. Leider griff er beim ersten Mal noch daneben und strauchelte gefährlich, wäre um ein Haar der Länge nach hingeschlagen, hätten seine weiten Stiefel nicht schlimmeres verhindert.

Nach einem großen Schritt, der einem halben Sprung gleichen mochte und einer Vielzahl an unfeinen verbalen Ausbrüchen, gelang es Jack endlich, den elenden Hutdieb zu fassen, ihn grob am Kragen herumzuzerren und den Säbel zu ziehen, um ihn zu bedrohen. Das Herz des jungen Robert Kelly sank in die Tiefen von dessen Hosen und wäre mit Sicherheit aus einem seiner Hosenbeine herausgekullert, hätte er nicht für ihn viel zu große Schuhe getragen. „Ich könnte dich von oben bis unten aufschlitzen, du kleine Ratte!", knurrte Jack und fuhr mit der Schneide seines Säbels demonstrativ entlang des Saumes von Roberts Hemd. „Aber dann könnte ich riskieren, dass dein Blut meinen schönen Hut besudelt, klar soweit?"Robert nickte, unfähig, auch nur eine Silbe zu äußern. Mit seiner zitternden rechten Hand, in der er Jacks Hut fest umklammert hielt, versuchte er den Abstand zwischen sich und dem Säbel des Piraten zu verringern, was ihm jedoch nicht gelang. „Gib mir den Hut, du kleine Rotznase!", fauchte Jack, dessen Amüsement mit jeder Sekunde, die dieses Theater länger andauerte, sichtlich abflachte. Robert schüttelte todesmutig mit dem Kopf. „Nein?!", blaffte Jack ihn an. Hatte denn sein bedrohliches Erscheinungsbild so stark an Wirkung verloren, dass ihm nun selbst kleine Kinder auf der Nase herumtanzen konnten?

„Weißt du, was Piraten mit kleinen Dieben wie dir anstellen?", versuchte es Jack ein letztes Mal halbwegs friedlich. Robert schüttelte abermals mit dem Kopf, sein Gesicht war bleicher als das Antlitz des Mondes. „Wir vierteilen sie!", polterte Jack los und zeichnete mit der Säbelklinge die Linien der besagten Schnitte auf dem Oberkörper des zitternden Häufchen Elends nach.

„Seht nur, was er mit dem kleinen Jungen macht! Packt ihn, packt ihn!", rief eine Frau mit hysterisch schriller Stimme. Jack wandte sich verwundert und entrüstet um, denn schließlich war er es, dem wieder einmal Unrecht getan wurde, was Klein Robert sofort ausnutzte und sich in Windeseile davonmachte. „Hey, bleib stehen, du stinkender Wurm!", er hastete dem Bengel hinterher, der vor Schreck sein Beutestück fallen ließ, das Jack zufrieden aufhob und den Schmutz von seinem geliebten Dreispitz abklopfte. Es herrschte wohl doch noch Gerechtigkeit! Jetzt würde er nur zusehen müssen, dass er schnellstmöglich von hier wegkam, denn nicht nur die Frau schien ihn gesehen zu haben und es würde für Ärger sorgen, wenn die Nachricht die Runde machte, dass Piraten in Port Maria waren...noch schlimmer: Kinder bedrohende Piraten.

Jack schnallte seinen Säbel wieder an den Gürtel, setzte den zurückeroberten Hut auf den Kopf und drehte sich leicht torkelnd um, nur um sich von sechs Musketen umringt zu sehen und überrascht die dunklen Brauen zu heben. „Kann ich Euch helfen, Gentlemen?", fragte er unschuldigen Blickes und setzte ein wackeliges Lächeln auf. „Ja, macht keine Sperenzchen und ergebt Euch auf der Stelle.", polterte einer der uniformierten Wachen los. Jack gewann an Fassung, hob schwungvoll die Hände und fuchtelte etwas theatralisch damit vor den Gesichtern der verdutzten Wachen herum, holte tief Luft, ehe er in fast nachdenklichem Ton äußerte: „Äh...nein"

Als er sich gelassen umdrehen und davon stolzieren wollte, eilten die Wachen um ihn herum und kesselten ihn förmlich ein. „Das entspricht aber rein gar nicht der feinen englischen Art, einen Mann grundlos in Gewahr nehmen zu wollen", sprach Jack und ließ bewusst das Attribut unschuldig zur Umschreibung seiner Person weg. „Täuschten mich meine Ohren oder hörte ich Euch eben noch laut und deutlich gestehen, Ihr wäret ein Pirat?"

„Ich kenne einen guten Doktor in Singapur! Der könnte Eure Ohren sicherlich behandeln", lächelte Jack freundlich, was jedoch nur noch das Gemüt der ungeduldigen Wachen erhitzte. „Allein die Tatsache, dass Ihr einen harmlosen kleinen Jungen bedroht habt, kann Euch den Weg in den Kerker ebnen", knurrte der Hauptmann Moore unverbindlich. „Harmlos? Dieser kleine Drecksack hat meinen Hut gestohlen! In manchen Ländern würde ihm dafür die Hand abgehackt werden!", lenkte Jack erneut von sich ab. „Euer Name", forderte Moore. Jack reckte stolz die Nase und verkündete: „Captain Jack Sparrow", da er wusste, dass eine Lüge bezüglich seines Namens ihn nicht aus dieser misslichen Lage erretten würde.

„Jack Sparrow? Euch ist bewusst, dass Ihr gesucht werdet?", stieß Moore aus. „Captain Jack Sparrow, Captain...warum vergessen das immer alle?", grummelte Jack unzufrieden vor sich hin. „Ich nehme an, Euer Schiff liegt hier vor Anker?"Jack zuckte mit den Achseln. „Das Schiff mit den kaputten Segeln, Sir!", rief einer der anderen Männer und deutete auf die Pearl, „Das schreit ja förmlich nach Piraten!"Moore drehte sich leicht um und grinste. „Wohlan. Schnelle Fahrt macht Ihr keineswegs mit zerrissenen Segeln...legt ihm Ketten an, wir werden den Captain zu seinem Schiff geleiten...", grinste er und ehe sich Jack versah, hatte man ihm die ungeliebten Eisenketten um die Handgelenke gelegt. Verfluchte Royal Navy! Hatte überall die Finger im Spiel. Ohne weitere Widerworte einzuwerfen, ließ sich Jack in Richtung Anlegesteg führen, um dort auf die Rückkehr seiner Crew zu warten. Wenn sie klug waren, entschieden sie sich allesamt zu meutern und Jack allein auf dem Schiff zu lassen. Aber seine Crew bestand nun mal aus treudummen Seeleuten. Lange schon hatte sich Jack nach etwas mehr Aufregung gesehnt. Und nun, wo er sie im Übermaß bekommen sollte, war ihm die Erfüllung seines Wunsches alles andere als recht.

Aber wenigstens der Hut war in Sicherheit.

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Die Uhr im Konferenzzimmer des Gouverneurs tickte gemütlich vor sich hin, während das Pendel den Takt einer jeden Sekunde gewissenhaft begleitete. Governor Swann saß in einem der beiden Sessel und hielt mit der linken Hand die Untertasse, während er mit abgespreiztem kleinen Finger der rechten die Tasse anhob und am Tee nippte. Commodore Norrington saß ihm gegenüber, seine Tasse war unangerührt und der darin befindliche Schwarztee mit Sicherheit bereits nur noch lauwarm. Vor gut einer Stunde hatten sich die Offiziere Ihrer Majestät, der Königin von England, aus der Besprechung zurückgezogen und Governor Swann hatte den Commodore gebeten, ihm noch etwas Gesellschaft zu leisten.

„Ihr dürft Euch die Worte von Nightsfall nicht zu sehr zu Herzen nehmen, Commodore. Er ist ein hartgesottener aufstrebender Offizier, der um jeden Preis seinen Rang erhöhen möchte."

„Gewiss, Sir, ist es nicht Nightsfall, der mich nachdenklich stimmt. Solche Männer hat es schon immer gegeben und das wird, wie ich fürchte, noch in ferner Zukunft der Fall sein. Das Verschwinden der Schiffe ist mir keinesfalls gleichgültig und ich grüble darüber nach, wie wir diese Gefahr bekämpfen können.", entgegnete Norrington in gewohnt distanziertem Tonfall, doch entging Governor Swann nicht, dass das Geschehene und Gesagte Norrington mehr mitnahm, als dieser sich selbst eingestehen wollte. „Meint Ihr, dass dieser Sparrow wirklich etwas damit zu tun hat?", fragte Elizabeths Vater. Die Miene des Commodores schien zu versteinern. „Ich weiß es nicht. Möglich ist es. Aber ich glaube nicht wirklich daran."

Da er erkannte, dass Norrington müde der Debattierung dieses Themas wurde, schlug Swann einen anderen Wortwechsel an. „Ich habe Elizabeth und William morgen zum Tee eingeladen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Ihr uns Gesellschaft leistetet..."

Beim Fall des Namens der Gouverneurstochter schimmerte in Norringtons Augen Traurigkeit und er musste sich räuspern, um in normalem Tonfall erwidern zu können: „Es wäre mir eine Ehre, Governor, aber..."

„Ich verstehe.", schnitt Governor Swann ihm das Wort ab und schämte sich dafür, so unbedacht gesprochen zu haben. Sicherlich nahm es James noch immer sehr mit, dass Elizabeth einem anderen ihr Herz geschenkt hatte, obwohl sie ihm das Jawort zu geben bereit gewesen war. Und sie mit ihrem einfachen Ehemann turteln zu sehen, würde für ihn ein schmerzlicher Anblick sein. Eine beinahe verlegene Stille drängte sich in den Raum und baute sich zwischen den beiden Männern wie eine unsichtbare Barriere auf. Erst als es leise an der Tür klopfte und der Gouverneur den Störenfried hereinbat, schien sie zu bersten.

„Governor Swann, Commodore...", entsann sich Gillette zur rechten Zeit seiner Manieren. Er schien recht aufgewühlt zu sein und anhand seines hastigen Atems konnte man erschließen, dass er es äußerst eilig gehabt hatte, zum Büro des Gouverneurs zu gelangen. „Gute Neuigkeiten, Sir. Sie haben ihn aufgegriffen!"

„Wenn Ihr die Güte besäßet, uns auch mitzuteilen, von wem ihr überhaupt sprecht, würde es uns leichter fallen, Euren Worten Folge zu leisten, Gillette.", seufzte Norrington und rieb sich die Schläfen. Seine Geduld war am Ende und die Nerven lagen blank. In letzter Zeit schien alles außer Kontrolle zu geraten, was er zuvor mit Bravour zu meistern glaubte.

„Natürlich. Entschuldigt bitte, Sir!", fuhr Gillette ganz aufgelöst fort, sodass er den Gouverneur sowie Norrington mit seiner Aufruhr ansteckte. „Nun, sprecht! Von wem ist die Rede?", drängte Swann nun auch. Gillette reckte wie ein stolzer Hahn die Brust heraus und verkündete mit fast feierlichem Tonfall: „Sparrow, Sir. Sie haben ihn in Port Maria aufgegriffen und ihn mit seiner Crew sowie dem Schiff in Gewahrsam genommen! Die Offiziere überstellen ihn noch in heute, sodass er in wenigen Tagen in Port Royal eintreffen wird!"

„In der Tat, das nenne ich doch einmal gute Neuigkeiten!", rief Governor Swann aus und sprang fast aus seinem Sessel vor Erleichterung. „Ist bekannt, wie und weswegen er aufgegriffen wurde?", verlangte der Commodore zu wissen, der nun auch überrascht die Stirn gerunzelt hatte. Er selbst wusste, dass es nicht unbedingt ein Leichtes war, Jack Sparrow dingfest zu machen. Gillette, der um einiges kleiner war als er, zuckte unwissend mit den Schultern. „Ich weiß nichts genaues, Sir, nur, dass er dabei erwischt worden sein soll, ein Kind bedroht zu haben und deswegen die Aufmerksamkeit der zuständigen Offiziere in Port Maria geweckt hat!"

„Gut...danke...", entgegnete Norrington leise, noch immer griesgrämig dreinschauend. Als Gillette vor dem Gouverneur einen Diener machte und anschließend das Konferenzzimmer verließ, wandte sich Elizabeths Vater an ihn. „Was habt Ihr? Erfreut es Euch denn nicht zu hören, dass möglicherweise die Ursache für das Verschwinden der Handelsschiffe gefunden worden ist?"

„Das ist es ja eben...möglicherweise ist mir nicht sicher genug. Ich kann nicht recht glauben, dass Sparrow darin verwickelt ist...", sagte Norrington ernst und ließ den Gouverneur überrascht verstummen, ehe dieser wieder das Wort ergriff: „Wie dem auch sei...selbst wenn er keine Schuld tragen sollte, was, wenn Ihr mich fragt, überaus unwahrscheinlich ist, so ändert diese Tatsache auch nichts an den Verbrechen, die er als Pirat begangen hat. So oder so wird er für seine Sünden Buße tun müssen. Ein Kind bedrohen...also wirklich...von einem schlechteren Piraten habe ich ja noch nie gehört...", murmelte Swann dann vor sich hin, während er einzelne Dokumente auf seinem Sekretär ordnete. Norrington vernahm keine weiteren Worte des älteren Mannes, war wie versunken in seinen Gedanken. Dann erhob er sich rasch und wandte sich mit folgenden Worten zum Gehen um: „Ich habe noch einige Dinge zu erledigen. Wir sehen uns sicherlich morgen, Sir!"

James Norrington hatte keine Dinge zu erledigen, er wollte einfach nur hinaus an die frische Luft. Nachdenken. Ja, nachdenken. Denn schon so manches Mal hatte er den Eindruck gehabt, dass dies hier in Port Royal viel zu selten geschah.

.:.-x-.:.

Dieser war der erste Streich und der zweite...ähm...folgt in 10 Tagen, also am 30.10.04 ;) Hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, freue mich über Feedback!

Nun erstmal zu den Reviews zum Prolog:

CrazyTear: Ui, das freut mich aber, eine bekannte Reviewerin zu sehen :) Ich hoffe, dass das erste Kapitel dir auch noch gefallen hat. Mit dem Anfang tu ich mich meist schwer lach, aber mal sehen, wohin das Ganze führt. Danke für dein Feedback :)

Viechle: Wow! Von dir höre/bzw. lese ich auch mal wieder was? Ja und wie ich auf eine Fortsetzung deiner FF warte...lass mich net mehr so lang warten tadel. Also wenn du PotC-Profi meinst, der Anfang klingt schon mal gut, dann darf ich mich ja überaus geehrt fühlen! Dankeschön knuff

Soraya: Hey! Selbst im Urlaub liest du meine Stories? lach Ja, ich weiß, ich hab ewig hin und her überlegt, wie ich den Prolog gestalte, aber ich habe mich absichtlich dazu entschlossen, die Hauptpersonen erst später auftreten zu lassen. Wirst schon sehen, warum :P Der 10-Tage-Rhythmus tut mir wieder mal leid, aber ich werde schon Probleme haben, den einzuhalten seufz. Danke für die liebe Review freu

Yavanna Unyarima: Endlich wieder was Neues von mir? Hey, es war noch nicht einmal ein Monat nach Abschluss meiner HdR-Fiction vergangen, also sei net so ungeduldig lach Andere Autoren lassen sich viiieeel mehr Zeit ;) Tja, ob wir von der Crew der „Longevity"jemals wieder etwas hören werden? Lass dich überraschen :)

Alina: Augen reib Du kennst meine HdR-FFs? überlegt krampfhaft, ob sie dich kennt Freut mich auf jeden Fall, dass du wieder bei mir vorbeischaust. Jack Sparrow darzustellen ist wohl das schwierigste an einer PotC-FF (jedenfalls kommt es mir so vor). Mal sehen, ob es mir halbwegs gelungen ist ;) Danke für das Feedback freu

Jenny-Cursed: Juhu, danke, dass ich in deiner C2-Community vertreten bin. Hab mich mit dem ganzen C2 Zeugs noch nicht weiter auseinandergesetzt, aber ich freu mich auf alle Fälle drüber :) Bin gespannt, ob dir die Geschichte weiterhin zusagen wird, denn wie gesagt, es ist meine erste nervös auf Stuhl rumrutsch

Brigitte: Ja, tut mir leid, dass ich wohl nicht schneller updaten werde, aber ich hab viel mit der Schule zu tun und werde leider nicht nonstop schreiben können. Ich werde nach Besserung streben, versprochen :) Norrington und Sparrow sollen zusammenarbeiten? Na ob das gut gehen würde? :P Lass dich überraschen und danke für deine Review!

Sylvia: Hihi, wo diese Geschichte hinführen wird, weiß ich selbst noch nicht so genau. Ich hoffe nur, ich kann all meine Ideen darin unterbringen :) Danke für die Review!

Rayo: Ui, meine Künstlerin ist mit von der Partie! freu Ich hab dir nich gar nicht gemailt schäm, aber Caro hat mir vor kurzem zugesichert, dass die Page wahrscheinlich noch in dieser Woche online gehen wird – natürlich mit deinen Illustrationen drauf! Sind wirklich schöne Bilder, can't wait to see more! Ich hoffe, Kapitel 1 und folgende werden dich nicht enttäuschen :)

Manu2211: Hihi, ja, ich bin noch ein bisschen von meiner HdR-FF geprägt, was die Kapitellänge beträgt. In den letzten Kapiteln hat da die Seitenanzahl um die 20 geschwankt, aber keine Sorge, so viel wird es hier sicherlich nicht :) Dankeschön für dein Lob! sich geschmeichelt fühl Ich arbeite an meinem Schreibstil so gut es geht und hoffe, dich nicht zu enttäuschen!

LuckyAnn: Ach das ist aber schön, auch dich wieder unter den Reviewern begrüßen zu dürfen! Schön, dass doch nicht alle von einer PotC-FF abgeneigt zu sein scheinen :) Freue mich sehr darüber, Dankeschön!

Narwain: verlegen dreinschau und dir ganz schnell wieder auf die Beine helf Ich und eine Schreibgöttin? lol Ich glaub, da muss ich noch n bissl an mir arbeiten, aber danke, dass du so empfindest! Es gibt nichts schöneres für eine kleine FF-Autorin wie mich, als Leser, die so gebannt mitfiebern! Ich werde mich bemühen, keine Langeweile aufkommen zu lassen :) knuddel

MoJa: Wow! Noch so ein Hammer von einer Review! lach Es ist doch keine Schande, wenn man meine HdR-FFs net gelesen hat. Ich freue mich, dass dir der Prolog schon mal zugesagt hat! Du stellst ja ganz schön hohe Anforderungen an mich! Ich werde tun, was ich kann, um ein Abenteuer zu zaubern, das dir und den anderen Lesern hoffentlich gefallen wird! Hab Dank für dein überschwängliches Lob!