AmNeSiE
EbiPotter

KaPiTeL 4
SünDeNfaLL

Sie wusste, sie sollte es nicht genießen, sie wusste, sie sollte sich schämen, sie wusste, das einzig Richtige wäre gewesen, wenn sie schreiend die Wohnung verlassen hätte und sich im nächsten Kloster einquartiert hätte - obwohl, die Religion hatte ja eigentlich keine so gute Einstellung gegenüber Hexen...

Doch obwohl sie all das wusste, obwohl die kleine Hermine in ihr, die von strengen aber immer um ihr Wohl besorgten Zahnärzten zu gutem Benehmen erzogen worden war, sich immer noch verzweifelt gegen die große Hermine in ihr wehrte - sie konnte nicht anders als die Arme um Draco Malfoy zu schlingen, den Mund weit zu öffnen und sich immer näher an den gutaussehenden Ex-Slytherin anzuschmiegen.

Als sie schließlich von einander abließen begannen fast im selben Moment in Hermines Brust Schuldgefühle zu brennen. Was zum Teufel machte sie hier nur?

Malfoy allerdings lächelte einnehmend. „Hat das deine Erinnerung inzwischen wieder etwas aufgefrischt? Oder... müssen wir es ein zweites Mal versuchen?"

Hermine schüttelte den Kopf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals als Malfoy zur in Silber gehaltenen Küchenecke ging und begann, Kaffee zubereiten. Immer wieder wanderte sein Blick zu ihr hinüber.

„Setz dich doch schon einmal", sagte er und nickte in Richtung der Sitzgelegenheiten unter der Plattform mit dem Bett.

Mit zitternden Knien und äußerst froh, nicht mehr auf ihnen stehen zu müssen, ließ sich Hermine in eine mit silbernem Samt bezogene Couch sinken.

„Schwarz oder Milch und Zucker?"

Hermine hörte seine Worte ohne sie zu verstehen. Ihre Gedanken schienen immer noch dort drüben zu schwirren, wo sie sich... äh, ja. Wo sie sich geküsst hatten.

„Milch und Zucker, bitte", sagte sie.

Malfoy lächelte und Hermine lächelte zurück. Obwohl sie sich nicht ganz sicher war, ob ihr Lächeln authentisch aussah. Malfoy schien es nicht zu stören.

Er setzte sich ihr gegenüber auf einen Sessel, reichte ihr die Kaffeetasse und sagte schließlich: „Wir könnten uns jetzt doch endlich wieder bei den Vornamen nennen, oder? Ich bin Draco", fügte er überflüssigerweise hinzu.

„Hermine", flüsterte Hermine über die Kaffeetasse hinweg.

Draco und sie sahen sich eine Zeit lang still schweigend über die Ränder ihrer Kaffeebecher an und tranken still und leise ohne einen Laut von sich zu geben.

„Hermine?", sagte Draco schließlich.

Sie zuckte zusammen. Es war einfach zu ungewohnt ihren Vornamen aus seinem Mund zu hören - wo sie doch sonst nur ‚Granger', ‚Schlammblut' und ‚das da' gewohnt war. Dann nickte sie.

„Erinnerst du dich?"

Hermine schüttelte den Kopf.

„An nichts?"

Erneut verneinte sie.

Draco seufzte. „Das ist schade", sagte er. „Äußerst schade."

Hermine sah ihn an. „Warum?"

„Weil du dich nicht mehr an den besten Sex deines Lebens erinnern kannst."

Vor Überraschung prustete Hermine in den Kaffee und verspritzte die schwarze Brühe über die gläserne Fläche des Couchtischs wie über den (wahrscheinlich sehr teuren) Teppich.

Sie glaubte kurz Ärger in Dracos Augen aufblitzen zu sehen, doch er verschwand bevor sie sich dessen auch nur wirklich klar werden konnte.

Dann sagte sie mit erstickter Stimme: „Wir zwei - wir hatten... uns nicht nur geküsst?", rettete sie sich noch aus ihren eigenen Gedanken. Sie redete immerhin noch von Mal... Draco. Dem, der sie ihr halbes Leben lang tyrannisiert hatte. Bei dem sie jetzt im Wohnzimmer saß und Kaffee trank (plötzlich erschien ihr alles wieder so surreal, wie es vielleicht tatsächlich war; sie lag bestimmt noch im Koma, von diesem Unfall...). Und Draco - nun, mit dem hatte man - oder frau - eben nicht einfach so... etwas. Geküsst, gut, aber...

„Wie schon gesagt, schade", meinte Draco ohne eine Miene zu verziehen. Er schlürfte wieder am Kaffee. „Ich zumindest kann mich noch gut daran erinnern."

Hermines Augen öffneten sich panisch. Tief durchatmen, riet sie sich selbst, tief durchatmen und bis fünf zählen. Eins... zwei... drei... vier...

Bevor sie antworten konnte, begann Draco wieder zu sprechen. „Tja, aber... Hermine, sei nicht traurig. Ich könnte deine Erinnerung daran vielleicht auch auffrischen..."

Keine passende Antwort darauf fiel ihr in den Mund. Ihre Gedanken schienen wieder weit, weit weg dort drüben zu sein, wo sie sich geküsst hatten. Und mit den Gedanken auch ihre Kreativität und Schlagfertigkeit.

Draco schien zu bemerken, dass Hermine regelrecht nach einem Themawechsel verlangte, dass er ihr nachgab, wenn auch auf seine Art.

„Wenigstens scheint die Sonne", sagte er und sein Blick fiel durch die verglaste Wand zum Big Ben. „Wir könnten ja über das Wetter reden, wenn dir das andere Thema unangenehm ist..."

Hermine wurde rot wie der Untergrund des Gryffindorwappens - ob vor Scham, Verzweiflung oder Wut konnte sie jedoch selbst nicht so genau sagen.

„Auf welcher Seite stehst du eigentlich", blubberte es aus ihr hervor wie einst aus Snapes Tränkekessel bei den Abschlussprüfungen - auch damals hatte sie es einfach nicht mehr verhindern können.

Draco sah sie überrascht an. „Hermine", sagte er, „ich dachte... nun, dass es klar wäre. Immerhin habe ich mich gegen sämtliche Prinzipien, Regeln und Vorschriften meines Vaters gewandt, somit mein Leben aufs Spiel gesetzt und das alles nur, damit du es wieder vergisst."

„Es war nicht geheim?", fragte Hermine verzweifelt.

„Warum sollte es geheim gewesen sein?", fragte Draco. „Oh -" Seine Miene verdüsterte sich. „Du sprichst von Potter und dem Wiesel."

„Das Wiesel ist zufälligerweise seit dem UTZ-Abschlussball in Hogwarts mein Freund", entgegnete Hermine und ihre Stimme war kälter, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.

Gut, sie hatte Draco geküsst, gut, sie hatte mit ihm geschlafen, aber ihre Freunde brauchte er nicht zu beleidigen, wie er es in Schulzeiten getan hatte.

„Mein fester Freund", fügte sie als Verstärkung noch hinzu.

Draco schien allerdings auch der Nachsatz nicht im Mindesten zu verunsichern.

„Hermine, es weiß doch jeder außer ihm, dass eure Beziehung längst den Bach runter ist. Sogar Potter. Aber keine Angst", sagte er und beantwortete ihre ungestellte Frage, „von mir hat er nichts erfahren, nie. Und auch sonst niemand. Obwohl ich nicht versucht habe, es geheim zu halten."

„Glück für dich", sagte Hermine. „Ich habe auch noch ein paar andere Fragen an dich..."

„Los, stell sie. Ich bin für dich wie ein offenes Buch."

Hermine stellte die leere Kaffeetasse auf die bespritzte gläserne Tischscheibe.

„Seit wann genau treffe ich mich mit dir?", fragte sie.

„Seit du einen heftigen Streit mit deinem Freund hattest - den er dir wahrscheinlich verheimlichen will, weil du dich nicht daran erinnern kannst - und du ruhelos die ganze Zeit einfach immer irgendwo umhergewandert bist."

„Hast du noch Kontakt zu deinem Vater, irgendwelchen anderen Todessern oder Voldemort?"

„Still!" Draco sah sie das erste Mal seit ihrem Erwachen mit der Amnesia Muggeliosa unverhohlen böse, ängstlich und verärgert an. „Sag nie seinen Namen!"

Hermine sah ihn verwundert an. „Warum nicht? Alle tun es -"

„Mit ‚alle' meinst du wahrscheinlich Potter und Dumbledore. Man sollte ihn nie beim Namen nennen. Er spürt es. Er spürt, wenn jemand seinen Namen ausspricht, und mit seinen Fähigkeiten ist es ihm ein leichtes die Personen aufzuspüren oder zu erkennen."

Nun war es Hermine, die ängstlich blickte. „Aber... das bedeutet, er könne jederzeit wissen, wo Harry ist..."

Draco zog eine Augenbraue hoch und sie verstummte. Dann veränderte sich seine Miene erneut und ein Lächeln lag wieder auf seinem Gesicht. „Wir wollen nicht darüber reden", sagte er ruhig und griff nach Hermines Händen. Sie ließ ihn gewähren. „Immerhin haben wir geradezu etwas zu feiern."

Hermine sah ihn an. Seine Hände umschlossen die ihren fester. „Was?"

Dracos Lächeln weitete sich. „Wir haben uns - erneut - gefunden."

Ohne Vorwarnung rutschte Draco von seinem Stuhl und landete sanft neben Hermine auf der Couch. „Weißt du was?", flüsterte Draco und sein Mund näherte sich ihrem rechten Ohr, um hineinzuflüstern: „Ich glaube, wir sind füreinander bestimmt. Denn nichts - nicht einmal eine Amnesie - kann uns für längere Zeit trennen. Schicksal."

Hermine erzitterte leicht als Dracos Hände die ihren losließen und ihr Gesicht entlangwanderten. Und mit dem Zittern schien sich diesmal ihr Verstand aus dem Staub zu machen...

Ihr Gesicht wandte sich dem Dracos zu und erneut stießen ihre Lippen aufeinander. Sie konnte nichts dagegen tun... Sie war hilflos... Und dennoch war es nicht der grausame Zwang des Imperius-Fluchs, es war ihr eigener Körper, von selbst, doch ohne ihren Willen auch nur in die Handlung mit einzubeziehen.

Dann stand Draco auf, nahm die beiden Tassen und stellte sie zurück in die Küchenecke. Unverhohlen schaute Hermine ihm nach, seiner zarten und doch muskulösen Gestalt, seiner anmutigen Art, sich zu bewegen...

Dann kam er zurück und diesmal war sie es, die ihm ihre Lippen aufdrückte, und es war ihr diesmal bewusst, was sie tat, obwohl sie die Ausmaße ihres Handelns wohl nicht erfassen konnte.

Draco zog sie mit den Händen in die Höhe und wandte sich zu der Treppe, die auf die Plattform - zu seinem Bett - führte. Hermine ließ sich ohne Zögern von ihm führen.

Oben ließen sich die beiden auf das Bett gleiten... Silberner Satin, grüner Samt...

Hermine sah nur mehr Draco.

Und ihr Verstand kehrte an diesem Tag nicht mehr zurück.


T B C

Author's Note(s) / Reviewantworten:

Sunnylein: Du weißt, dass es nächsten Samstag weitergeht? Wir machen ja schon Fortschritte... -g- ;)

Dragonies: Samstags Schule haben ist scheiße? Was du nicht sagst... -seufz- Mione, du liebst diese geile Sau auch und damit hats sich! -g- Besser könnt' mans nicht ausdrücken... -sichschlapplacht-

Dragonies: Ah, wir haben schon wieder das Vergnügen? Dann pass mal auf, dass du dir keine Verkühlung zuziehst, wenn du so... äh... freizügig umherhüpfst... Und alles geht. Vor allem Theodore tot und Klappe zu. -g-

Linadell: -rotwerd- Hach, ich liebe Komplimente... -g- Na ja, 18 ist für mich ja schon ziemlich verhältnismäßig alt... -sichvorschlägenduck-

Dieutrixx: Soweit ich weiß ist Draco im ersten Band als nur ein bisschen größer als Harry beschrieben worden... na ja, und Hermione ist glaub ich von der Größe her zwischen Ron (der ja ziemlich groß war) und Harry... also auf gleicher Höhe mit Draco... oder auch 'n bisschen drüber, oder drunter. Ich hab drüber genommen. Weiß nicht warum... Hach. Ich werde vergesslich. Hatte sicher 'nen Grund, an den ich mich nimmer erinnern kann...

Da Mr.Malfoy in diesem Kapitel unsere ?Heldin? verführen durfte (ich bin stolz auf mich, das so toll hinbekommen zu haben -g-), werden wir es im nächsten Kapitel etwas langsamer angehen lassen... denn ab dem nächsten Kapitel wird's dann erstmal 'n bisschen O(ut)O(f)C(haracter), und dann ist sowieso alles nur mehr recht frei... äh... ja... Danke für die Aufmerksamkeit :)

Also: Nächsten Samstag gehts mit Kapitel 4 (Sündenfall... welch interessanter Titel -g-) weiter. Bis dann, -knuddl- Ebilein