AmNeSiE
EbiPotter

KaPiTeL 5
FreUndSChAfTsLIeBe

Draco Malfoy hatte tatsächlich Recht gehabt. Es wäre schade gewesen, wenn sie sich an so etwas nicht mehr erinnern hätte können. Doch sich daran zu erinnern war beinahe genauso schlimm.

Ihr Verstand hatte mit allen ihm möglichen Mitteln endlich wieder in ihrem Kopf gefunden, und als sie neben dem schlafenden Draco lag überkamen sie die Schuldgefühle, die sie eigentlich schon plagen hätten sollen, als sie das erste Mal in Draco Malfoys Wohnung gekommen war. Nun, aber eigentlich konnte sie sich verstehen. Draco Malfoy sah ohne Zweifel sehr gut aus, und wäre er nicht ein Slytherin gewesen, hätte sie sich vielleicht auch schon in Hogwarts in ihn verliebt.

Doch das große ‚aber', das noch kommen musste war, dass sie sich in Hogwarts eben nicht in Draco Malfoy verliebt hatte, sondern in Ron Weasley.

Sie stand auf, so leise wie möglich, um Draco nicht zu wecken, zog sich an und trippelte leise die Treppe hinab. Sie blieb erst vor der Tür wieder stehen, blickte schließlich seufzend zurück, und machte sich dann auf den Weg zurück.

Zurück in die triste Realität, denn das hier war nicht mehr als ein Traum gewesen.

Zumindest versuchte ihr Verstand ihr das einzureden.

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Es dämmerte bereits, als sie in ihre und Rons Wohnung zurückkehrte. Das sanfte, goldene Licht der sinkenden Sonne drang leuchtend glitzernd durch die leicht dreckigen Fenster. Ron und Harry saßen (immer noch?) auf dem Küchentisch und unterhielten sich. Harry sah nicht auf, als sie hereinkam, Ron allerdings schon. Wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen, doch er konnte die Sorge nicht ganz überdecken.

„Wo warst du so lange?", fragte er. Harry verstummte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah die beiden mit hochgezogenen Augenbrauen zu.

„Spazieren", nuschelte Hermine, nahm Krummbein hoch und verschwand schnell und behände ins Bad.

Sie inspizierte sich genau im Spiegel, der über dem Waschbecken hing.

Nein, kein Unterschied zu dem, wie sie früher ausgesehen hatte. Verdammt, was war nur in sie gefahren?

Draco Malfoy.

Eine klare Antwort.

Plötzlich war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie nur wegen der Informationen über Voldemort zu Draco gefahren war. Ach, Blödsinn. Sie war nie wegen der Informationen zu Draco gegangen. Außerdem wusste er kaum mehr als sie und bestimmt weniger als Harry und Ron über... ihn. Plötzlich fürchtete sie sich wieder. Was hatte er gesagt?

Niemals seinen Namen aussprechen. Er wusste, wo man war, wer man war... und konnte denjenigen töten. Ein Schauer lief erneut über ihren Rücken.

Dann stieß die Tür auf und Hermine ließ überrascht Krummbein in das Waschbecken fallen. Der Kater fauchte, sprang zu Boden und lief aus dem Zimmer.

Harry trat ein. Er lächelte nicht.

„Wo warst du?"

Hermine wurde unwohl.

„Das hab ich doch schon gesagt, oder?", meinte sie. „Spazieren."

„Lüg mich nicht an", sagte Harry. Seine Miene war nicht freundschaftlich, sondern traurig... und verärgert zugleich. „Und vor allem, lüg Ron nicht an."

Hermine versuchte keine Miene zu verziehen.

„Du weißt, dass er dich wirklich liebt?", fragte Harry unverwandt und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Er sah Hermine durchdringend an.

Hermine ließ sich auf dem Klo nieder und schaute zu Boden, um Harry nicht in die grünen Augen schauen zu müssen. Dann nickte sie und fügte hinzu: „Ich weiß es nicht wirklich, aber ich kann es mir denken."

„Du weißt, dass er es nicht verdient hat, dass ihm wehgetan wird?"

Wieder nickte sie. „Das weiß ich. Niemand hat das verdient."

Harry schien kurz laut durch den Mund Luft einzusaugen. Dann sagte er: „Aber du weißt auch, dass er nur dein Glück im Sinn hat?"

Erneut nickte sie, diesmal ohne etwas zu sagen. Dann schaute sie hoch.

Harry sah sie mit ernster Miene an.

„Aber du weißt nicht", sagte er, „dass er Probleme hat."

Hermine schüttelte den Kopf, doch ihre Augen blieben auf Harry fixiert.

„Seine Mutter hätte nie zugelassen, dass er dem Phönix-Orden beitritt", fuhr Harry fort. „Aber sie wurde getötet. Ich weiß nicht, ob du es weißt; erinnern können müsstest du dich schon, da es geschah, kurz bevor Ron dem Orden beitrat."

Doch Hermine schüttelte wieder den Kopf. Sie hatte es nicht gewusst.

„Mr Weasley wurde ebenfalls getötet, so wie Percy und... na ja. Um es so zu sagen: Ron, Ginny und die Zwillinge sind allein. Allein übrig." Harrys Stimme zitterte und in Hermines Augen begannen zu wässern.

„Du willst sagen... dass... dass... Bill, Charlie, Percy und seine Eltern... tot sind?"

Harry nickte und die erste Träne begann über Hermines Wange den Weg hinab zum Boden zu suchen. „Er wollte es dir nicht sagen, aber du hast es herausgefunden. Ihr habt euch gestritten und du hast ihm vorgeworfen, er wolle dich aus seinem Leben aussperren, er würde dir nicht vertrauen... und du bist gegangen."

Der Streit, sagte eine Stimme in Hermines Kopf, der Streit von dem Draco gesprochen hatte...

„Zu Unrecht", sagte Harry.

Hermine sah ihm noch fester in die Augen.

„Er wollte dich nur beschützen. All die Verluste, die wir miterlebt haben... er wollte nicht, dass du... traurig wirst. Aber du bist gegangen und hast ihn allein gelassen. Ich war fast Tag und Nacht bei ihm und du bist nur mehr zum Schlafen zurückgekommen... und auch das nur mehr unregelmäßig. Wir haben uns Sorgen gemacht."

Noch mehr Tränen sammelten sich in Hermines Augen.

„Und dann wurdest du ins Krankenhaus gebracht, mit einer Amnesia Muggeliosa, und Ron dachte, das wäre ein neuer Anfang für euch, von Gott oder sonst wem geschickt, der euch helfen wollte... Er dachte, er könne wieder gut machen, was er falsch gemacht hatte, ohne dass es jemals wirklich falsch war. Doch es beginnt jetzt so, wie es damals aufgehört hat. Du verschwindest den ganzen Tag und kommst am Abend zurück. Und ich frage mich, ob das etwas mit einem Slytherin zu tun hat."

Hermine sah erschrocken hoch.

„Als ich zum Krankenhaus fuhr, da kam mir Parvati entgegen. Wir haben geredet und ihr ist etwas von einer grünsilbernen Krawatte und einem Brief herausgerutscht. Mehr wollte sie nicht mehr sagen, alles, was sie noch hervorbrachte war etwas, das wie ‚Schweigepflicht' klang."

„Und?", fragte Hermine. Ihre Tränen versiegten nur langsam, dafür schlug ihr Herz ihr vor Aufregung bis zum Halse. Harry war gefährlich nahe an der Wahrheit dran...

„Ich frage mich, ob es vielleicht etwas mit Theodore Nott zu tun hat."

Fast hätte sie vor Erleichterung aufgelacht, doch sie konnte es noch unterdrücken. „Ich weiß es nicht", sagte sie und hoffte dabei unschlüssig und unbeteiligt auszusehen, „ich habe nach ehemaligen Slytherins in London gesucht, heute, weil ich wissen wollte, wie ich zu der Krawatte kam." Teilweise richtig.

Harry sah zwar wenig überzeugt aus, ließ die Sache allerdings auf sich beruhen.

„Du musst verstehen", sagte er schließlich, „dass ich dir nicht vertraue. Es hat nichts mit dir zu tun... nun, das zu behaupten wäre eine Lüge, aber... Wenn du dich mit Slytherins getroffen hast, dann schließe ich nicht aus, dass du dich mit Todessern getroffen hast. Das ist alles, was ich sagen will. Du bist und bleibst meine beste Freundin und die Freundin meines besten Freundes, aber... nun, es tut mir Leid."

Hermine nickte nur. Deshalb diese ablehnende Haltung ihr gegenüber.

Harry versuchte sich ein Lächeln aufzudrücken. Er stand auf und ging zur Tür, doch er hielt inne.

„Wenn du jemanden gefunden hast, und es mit Ron vorbei ist", sagte er unvermittelt, „dann mach es kurz und bündig. Lass ihn nicht leiden."

Er streckte die Hand zur Klinke aus, als aus Hermine etwas hervorsprudelte. „Warum hast du mir das alles erzählt?"

Harry zog die Hand zurück und wandte sich zu Hermine um. Sein Gesicht war traurig und irgendwie... schienen ihn Schmerzen zu plagen.

„Weil ich dein bester Freund bin", sagte er. „Und ich will, dass du die Wahrheit erfährst."

Er hielt noch einmal inne.

„Und weil sein bester Freund bin", sagte er schließlich. „Und ich ihn liebe."

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Hermine konnte nicht sagen, ob er gleich darauf das Badezimmer verlassen hatte, oder ob er noch ein paar Sekunden im Raum geblieben war... Alles, was sie noch wusste, war, dass sie wie vom Blitz getroffen auf der Kloschüssel saß und sich fragte: Warum, warum hatte er ihr das jetzt gesagt?

Er misstraute ihr, und er schämte sich nicht, das offen zuzugeben, und doch offenbarte er ihr eines seiner (wahrscheinlich) größten Geheimnisse.

Er, Harry Potter, der Junge der lebte, der Junge der Voldemort schon öfter die Stirn geboten hatte, als sonst jemand... sie schüttelte den Kopf. Vorurteile waren jetzt nicht das Richtige.

Und dann kreisten ihre Gedanken über das Gespräch. Rons Familie war fast ganz ausgelöscht... die einzigen, die noch übrig waren, waren er, Ginny, Fred und George. Und sie hatte ihn allein gelassen? Nur wegen ihrem verletzten Stolz? Das war schlecht, gemein und niederträchtig. Sie hatte ihn allein gelassen, als er sie womöglich am meisten brauchte, und war schnurstracks...

Draco. Zu Draco Malfoy gelaufen, hatte sich in ihn verliebt, war kaum mehr ihre und Rons Wohnung zurückgekehrt und hatte einen Unfall. Und Ron hatte versucht, alles wieder ins Lot zu bringen, doch das schaffte er nicht.

Kurz und bündig. Schnell und schmerzlos, obwohl das ‚schmerzlos' nicht ganz so sicher war. Das war Harrys Meinung, sollte sie Ron allein lassen wollen.

Wollte sie das?

Verdammt, verdammt, VERDAMMT noch mal!

Sie wusste die Antwort, und sie gefiel ihr gar nicht.


T B C

Author's Note(s) / Reviewantworten:

Sunnylein: Ich? Dich? Verarschen?!?!?!?!? Wie denkst du nur von mir... -g-

Dragonies: Gesundheit! Ah, und herzlichen Glückwunsch (nachträglich). AUA! Hermine is jetzt ja eh nimmer größer! -sichduckt- -vorschmerzenaufheult- war ja nur in der Schulzeit... AUAAAAA! Und bist du dir mit der Axt sicher? Denn wenn ich erst mal tot bin, wirst du nie wissen, wie's weitergeht... -denschrecklichenlacherderfilmschurkenaufsetz- Muarharharharharharhar! Äh... ja.

Dieutrixx: Bin immer kreativ :)

Linadell: Danke, jetzt hab ich Angst vorm Altern -zungerausstreck-

precious-blood: Ja, nicht nur du hoffst, dass nix wie ein Unfall dazwischenkommt... danke Ariane -knuddl-

Nach diesen erschütternden Einsichten in die Psychen unserer Hauptpersonen... äh... was wollte ich sagen? -nachdenk- Ah, ja:

Nächsten Samstag gehts weiter. :) Bis dann, -knuddl- Ebilein