AmNeSiE
EbiPotter
KaPiTeL 7
HaNdtÜChEr
„Malfoy?"
„Draco", verbesserte ihn Hermine.
Harry starrte seine Freundin an und plötzlich schien in seinem Kopf die Erkenntnis einzurasten. Er zählte eins und eins zusammen. „Du hast Ron verlassen wegen... wegen Draco Malfoy?"
Hermine nickte. Ihr Kopf wurde rot vor Scham. Meine Güte, dann war sie eben in Draco Malfoy verliebt! Was ging das überhaupt Harry an? Und sie musste sich schon gar nicht erst rechtfertigen. Was sie aber natürlich nicht davon abhielt, dass sie es versuchte.
„Er hat mich ins St. Mungo gebracht... er hat mir das Leben gerettet...", begann sie, doch Harry schnitt ihr das Wort ab.
„Die grüne Krawatte - war von ihm? Der Brief auch? Parvati wollte es nicht sagen..."
Harry schien Hermine gar nicht mehr zu hören. Sie fasste ihn bei der Hand. „Harry - es war auch schon zuvor so... vor dem Unfall. Und Malfoy ist nicht mehr auf seiner Seite..."
Sie stockte. Malfoy sprach seinen Namen nie aus... und er spürte es nur bei Gefolgsleuten... nein... das konnte nicht sein... Harry musste sie angelogen haben...
Nun, fragen konnte sie ihn nicht. Denn seine Augen wurden glasig. Er murmelte vor sich hin und Hermine verstand nur das, was Harry sie wohl verstehen lassen wollte.
„Du hast Ron wegen Malfoy verlassen... verdammt, Hermine, bist du verrückt? Malfoy, Draco Malfoy, ich schätze du weißt, was das heißt?"
„Ich kann es mir denken", sagte Hermine. „Aber Harry, bitte, sag es nicht Ron, er ist total ausgerastet, als ich mit ihm Schluss gemacht habe -"
„Ausgerastet? Er ist ausgerastet? Verdammt, Hermine, er liebt dich abgöttisch, schon seit ihr euch kennen gelernt habt. Verflucht, wie hab ich dich nur auf diese bescheuerte Idee bringen können, ihn zu verlassen? Fuck it! Du weißt, dass ich Ron liebe, und ich will, dass er glücklich ist... aber anscheinend kann er das nur sein, wenn er mit dir zusammen ist..."
„Was willst du damit sagen?", fragte Hermine. Plötzlich machte er ihr Angst. Große Angst, um genau zu sein.
„Du musst wieder zu ihm gehen", sagte er plump.
„Nein, Harry. Das werde ich nicht", sagte Hermine. „Es tut mir Leid... nein, warte! Es braucht mir nicht Leid zu tun. Nur weil du es sagst, muss ich nicht zu Ron zurück. Ich bin nicht glücklich mit ihm - nicht mehr."
„Aber er mit dir!" Harry verstand sie einfach nicht.
Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, Harry. Nein. Denn wenn er mich wirklich liebt, so wie du ihn liebst, dann will er, dass ich glücklich bin. Und das bin ich mit Draco."
„Du machst da einen Fehler", sagte Harry. „Du darfst nicht zu Malfoy. Er ist der Feind. Ron und ihr, ihr zwei gehört zusammen. Das sagt jeder. Alle haben sich gewundert, dass ihr so lange gebraucht habt, um euch zu finden. Du und Malfoy, ihr seid auf verschiedenen Seiten. Er passt nicht zu dir."
„Ach, und woher willst du das wissen?", fragte Hermine gereizt. Sie wollte sich beruhigen, Harry wusste schließlich nicht, was er sagte, aber sie konnte es nicht.
„Er hat dich beschimpft, als Schlammblut!", sagte Harry hilflos.
„Merkwürdigerweise ruft er aber ‚Hermine!' wenn wir -" Sie verstummte. Nein, das zu sagen war nicht gut. Definitiv nicht gut.
„Wenn ihr was?", fragte Harry, doch auch er schien es in den folgenden Augenblicken zu bereuen. Wieder kombinierte er und kam zu dem Schluss, der offensichtlich war. „Ihr - ihr..."
Hermine nickte nur, wandte sich dann um, packte ihre Koffer und Krummbein und verließ die Wohnung so schnell sie nur konnte.
Sie schlug die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Natürlich gab es nur noch einen Ort, zu dem sie gehen konnte, obwohl ihr nach dem Gespräch mit Harry dabei wesentlich unwohler war als zuvor.
Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder hatte Draco sie angelogen oder Harry, und keine der beiden Aussichten erschien ihr sehr rosig. Immerhin war Harry seit mehr als sieben Jahren ihr bester Freund, doch mit Draco hatte sie... das getan, was Harry so geschockt hatte.
Ihre Schritte wurden wieder schneller. Ihre Schuhe klapperten leise auf dem Pflaster des Gehsteiges. Das Licht der Lampen flog nahezu an ihr vorbei als sie zu rennen begann.
Keuchend und erschöpft hielt sie schließlich vor Draco Malfoys Appartementtür. Sie drückte auf die Klingel und Draco öffnete ihr. Er war nackt, bis auf ein Handtuch, das um seine Hüften geschlungen war.
Überrascht zog er eine Augenbraue hoch. „Schon wieder zurück?"
Hermine nickte und er lächelte.
„Komm doch herein", sagte Draco und trat zur Seite. Als sie eintrat weiteten sich seine Augen entsetzt. „Was ist passiert?", fragte er. Wieder fühlte sie sich daran erinnert, dass sie furchtbar aussehen musste.
„Unwichtig", sagte sie und versuchte ein Lächeln.
Draco schien das aber keineswegs zu beruhigen. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Du kannst es mir sagen, egal was es ist."
Doch Hermine schüttelte den Kopf. „Ich will nicht darüber reden."
Nach einer peinlich berührten Stille sagte sie: „Äh... darf ich dein Bad benützen?"
Draco nickte. „Natürlich. Zwar wollte ich gerade..." Er deutete an sich herab, „... aber das ist ja nicht so wichtig. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst."
Hermine lächelte dankbar und lief in das Badezimmer. Wie auch im Rest der Wohnung herrschten hier silberne Farben vor, doch auch Weiß und Blau. Sie sah ihre Reflektion im Spiegel und war überrascht, dass Draco nicht vollkommen ausgerastet war.
Ihre Augen hatten schwarze Ränder, als hätte sie zu wenig geschlafen; Wimperntusche war über beide Wangen herunter gelaufen und ihre Haut war bleich.
Sie drehte den Wasserhahn auf und begann sich erst einmal gründlich das Gesicht zu waschen, um sich der schwarzen Farbe auf den Backen zu entledigen. Danach beäugte sie sich kritisch im Spiegel. Sie ließ die Kleider fallen, stieg in die Dusche und drehte das Wasser auf. Es tat gut und beruhigte sie zugleich.
Sie wusch sich mit heißem Wasser, stieg nach einiger Zeit wieder aus der Dusche und trocknete sich ab. Erst dann wurde ihr klar, dass sie ihre ganzen Anziehsachen draußen in Dracos Wohn-, Schlaf- und Küchenzimmer in den Koffern verpackt liegen lassen hatte.
Ach, sei nicht kindisch, schalt sie sich selbst. Draco hat dich inzwischen ja nicht nur nackt gesehen sondern auch...
Sie schlang sich das Handtuch aber trotzdem um den Körper, bevor sie nach draußen ging. Draco saß immer noch nur mit dem Badetuch um die Hüften gebunden auf der Couch. Auf seinen Armen lag Krummbein; er streichelte den Kater. Als Hermine aus dem Bad kam, sah er auf. Seinen Blicken zufolge wartete er allerdings nicht darauf, das Badezimmer benutzten zu können.
Hermine riss den Blick mit äußerster Mühe von ihm und öffnete ihren Koffer. Sie suchte nach frischer Unterwäsche, einer einigermaßen bequemen Hose, dem regenbogenfärbigen Gürtel und der blauen Bluse. Sie fand die Sachen und sagte dann kurz angebunden: „Wenn du dich bitte umdrehen würdest?"
Draco verdrehte die Augen, setzte sich allerdings brav auf die andere Seite der Couch und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Krummbein zu.
Hermine ließ das Handtuch fallen, schlüpfte in ihre Sachen und ging schließlich auch auf die Couch zu. Draco drehte den Kopf zu ihr um.
„Als du nur das Handtuch anhattest, hat es mir besser gefallen", sagte er und grinste.
„Das Bad ist frei", sagte Hermine.
Draco drehte sich wieder ganz um und ließ Krummbein zu Boden gleiten. Und wie erwartet sagte er: „Eigentlich habe ich gar nicht mehr an das Bad gedacht."
„Woran denn sonst?", fragte Hermine und setzte sich. Draco stand auf und ließ das Handtuch fallen.
Hermine drehte sofort den Kopf weg, was natürlich unsinnig war. Immerhin hatte sie ihn schon am selben Tag nackt gesehen. Und nicht nur gesehen, sondern auch gespürt.
Das verdrängte aber immer noch nicht die Tatsache, dass sie mit ihrem festen Freund Schluss gemacht hatte und Harry sie nun - obwohl er ihr vorgeschlagen hatte, Ron zu verlassen, wenn sie einen andern hatte - wieder gewaltsam zusammenbringen wollte.
„Nimm das Handtuch wieder hoch", sagte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen.
„Warum?", fragte Draco gespielt trotzig. Dann - sie konnte es förmlich spüren - lächelte er. „Oder willst du es mir eigenhändig herunterreißen?"
Hermine schüttelte den Kopf. „Es ist nur gerade... schlecht."
„Schlecht?", fragte Draco. Merkwürdigerweise klang er jetzt wieder besorgt. Er wechselte zwischen den Tonlagen wie kein anderer. „Warum?"
Er setzte sich neben sie (wenigstens sah sie ihm in die Augen, wenn sie jetzt geradeaus sah, und nicht mehr auf...), sie schüttelte kurz den Kopf, um wieder ein paar Gedanken zu verscheuchen, und sah ihm dann tief in die grauen Augen.
„Ich hab ihn verlassen."
Draco schien überrascht, verstand sie aber. „Weasley? Warum?"
„Weil ich ihm nicht wehtun wollte - will", sagte sie. „Aber..."
„Es hat ihn ganz schön getroffen, nicht wahr?", sagte Draco und er konnte ein Grinsen nicht ganz unterdrücken. Hermine jedoch machte das ziemlich wütend.
„Erst hat er zu weinen begonnen -", sie konnte geradezu aus Dracos Augen das Wort ‚Heulsuse' lesen - „doch dann ist er ziemlich durchgedreht. Ich bin gegangen. Zu Harry."
„Potter?" Wieder lächelte Draco. „Warum nicht gleich zu mir?", setzte er in gespielt verletztem Ton nach.
„Weil..." Hermine stockte. Nein, das würde sie Draco nicht sagen. „Na ja, immerhin habe ich dich ja erst gestern als meinen Liebhaber kennen gelernt, und irgendwie habe ich in manchen Situationen immer noch ein Bild von dir, das inzwischen wohl nicht mehr so ganz korrekt ist..."
„Wer könnte es dir verübeln?", sagte Draco und seine Augen blitzten auf.
„Du, möglicherweise", sagte sie.
„Du könntest es wieder gut machen", sagte Draco ohne sie anzusehen; er gab vor an seinen Fingernägeln interessiert zu sein.
Hermines Verstand schien auf diese Worte gewartet zu haben, um sich wieder im Nichts auflösen zu können.
Zu Dracos Handtuch gesellten sich bald der regenbogenfarbene Gürtel, die bequeme Hose und die blaue Bluse.
Und es dachte tatsächlich niemand mehr an das Bad.
Der Morgen kam grell mit den ersten Strahlen der Sonne. Hermine wälzte sich im Bett herum und bekam die muskulöse Gestalt neben ihr zu fassen. Ohne die Augen zu öffnen rückte sie näher und legte den Kopf auf die Brust des Mannes neben ihr. Sie hob und senkte sich langsam.
Dann legte sich der Arm ihres Gefährten um ihre Schulter. Sie lächelte und drückte sich nur noch fester an ihn.
„Guten Morgen", sagte er.
Sie schlug schockiert die Augen auf.
Es war Ron.
T B C
Author's Note(s) / Reviewantworten:
Was für ein böser, böser Cliffhanger :) Ich bin stolz auf mich... Vanilla Sky lässt grüßen... Aber eins kann ich euch versichern: Hermine ist nicht in einem Luzid-Traum und Ron wird nicht auf einmal anfangen zu sagen: „Ich bin Sofia." Obwohl... das hätte doch was, oder? -g-
Sunnylein: Ich bin fies! Yeah! -g- Und wie Harry reagiert hat, hast du ja schon gelesen...
Little Nadeshiko: Verzweiflung-Eifersucht-Zeit? Das stimmt sogar :) Warum sollte Ron nicht autofahren können? Er hat ja schon den Ford Anglia geflogen, da kann der Unterschied doch nicht so groß sein, oder? Ich lerne Französisch, ja. Und Latein. Aber da ist's wirklich nicht so schön... Venio ab norico ripense... äh, stimmt das? Naja, solche Szenen können ja auch manchmal ganz gut in eine Story passen... Aber ich werde mich brav an das Abblenden halten. Nelke, Salat und Kirschblüte? Wenn ich mal nach Japan fahre, dann mit dir :) Und ich muss dir leider sagen, dass keine zehn Kapitel mehr kommen werden -seufz-
Linadell: Ne, die Kapitel haben alle in etwa die gleiche Länge (das letzte Kapitel ist etwas kürzer, und der Epilog ist mickrig, aber das vorige war in etwa gleich lang wie die anderen). Vielleicht liest du ja einfach schneller :) Blonder Lackaffe? Hermine soll zu Ron? -inRichtungjoeyblinzel- Und ja, stimmt. Ron ist von Anfang an OOC. Aber ich darf das ja. Ich bin der Autor :-P Andere Projekte? Jede Menge. Mit den Titeln Magnolia, Tanz der Vampire und Leben oder so ähnlich. Bei allen allerdings nur ein oder zwei Kapitel... -seufz-
joey: Danke.
Dragonies: kuhl? -g- hab dich auch lieb :)
Und ihr dürft mich jetzt ganz offiziell eine Review-Zeile lang beschimpfen, weil's eine Woche zu spät gekommen ist... äh, obwohl, beschimpft lieber mein Internet, was nicht funktioniert. Wieder mal. Also, nächste Woche... entweder Donnerstag, Freitag oder Samstag, je nachdem, wann ich in der Schule eher Zeit hab, das neue Kapitel hochzuladen.
Ich hasse nicht-funktionierendes Internet. -grummel-
Bitte um Verzeihung. Ebilein
