AmNeSiE
EbiPotter
KaPiTeL 8
AlbTrAum
Vollkommen perplex schnellte Hermine in die Höhe, wobei sie gleichzeitig nach einer der silbernen Satindecken griff und sie um sich wickelte.
Es bestand kein Zweifel darin. Es war Ron, der sie mit seinen blauen Augen lächelnd unter seinem roten Haarschopf heraus anblickte.
„Was hast du denn, Schätzchen?", sagte er. „Leg dich doch wieder zu mir."
Das war ein Traum... das konnte nur ein Traum sein... sie war immer noch in Dracos Wohnung... die Sonne blinzelte hinter London Eye hervor... das war alles nur ein Traum, verdammt! Wach auf, Hermine!
Ron lächelte sie immer noch an. „Komm wieder her..."
Was war passiert? Sie erinnerte sich nur mehr an... an Draco. Wo zum Teufel war er hin?
„Wo ist Draco?", fragte sie Ron.
Der sah sie ungläubig an. „Malfoy? Draco? Ja wo ist er hin?"
„Wo ist er?", fragte Hermine, diesmal mit festerer Stimme.
„Weiß ich nicht", sagte Ron. Sein Grinsen schien ihm nicht vergehen zu wollen.
„Verdammt, Ron, was hast du?"
Ron fegte die zweite Satindecke beiseite - er war nackt. Er stand auf und schwankte leicht, als wäre er angetrunken. Dann, als hätte er endlich seinen Gleichgewichtssinn zurückgefunden, trat er ganz nah an Hermine heran. Sie wich zurück.
„Was ich habe?", flüsterte er dann leise. Seine Stimme klang heiser und kratzig... ganz anders als sonst immer. „Was ich habe? Das fragst du?" Er wurde lauter und wandte sich zu einem imaginären Publikum. „Das fragst ausgerechnet sie mich?"
Hermine wich wieder einen Schritt zurück. Sie zitterte vor Angst. Ron drehte vollkommen durch...
Er fuhr blitzschnell herum und drückte ihr den Finger auf das Brustbein. „Das werde ich dir erklären, Schätzchen, Liebling." Seine Augen funkelten. „Du hast mich verraten. Du hast mich im Stich gelassen. Du hast die Seiten gewechselt. Du bist böse. Ich gehe nur meiner Arbeit nach, weißt du?"
Er wurde verrückt... Er verlor seine sieben Sinne...
„Aber, hey, Schätzchen, ich bin ja nicht so", sagte er und seine Augen weiteten sich. „Ich gebe dir noch eine Chance - mehr als du jemals verdient hast, oder?"
Hermine schritt noch einmal zurück.
„Du kannst zu mir zurückkommen." Ron wandte sich nun wieder dem imaginären Publikum zu. „Sie kann zu mir zurückkommen", sagte er. „Bin ich nicht großzügig?"
Wieder fuhr er herum und starrte Hermine an.
„Also, Schätzchen. Entscheide dich zwischen mir und dem Frettchen. Aber eines will ich dir sagen: Das Frettchen wird dich ins Gefängnis bringen. Du hast dich fast für die falsche Seite entschieden! Wenn du ihn nimmst, dann kommen, sobald ich sie rufe, ein paar Auroren, die dich mit sich nehmen werden... zu den Dementoren, denn die sorgen sich rührend um die unartigen Mädchen!"
„Und was ist, wenn ich mich für dich entscheide?", fragte Hermine. Ihre Miene verzog sich vor Angst, Ekel und Verzweiflung.
„Wenn du mich nimmst, dann wirst du glücklich sein", sagte Ron und wieder erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Wir werden uns dieses Appartement schnappen... wir werden heiraten... und wir werden leben, glücklich bis zum Ende hin."
„Dann pass mal auf dass das Ende nicht zu früh kommt!", rief Hermine, sprang zur Seite und versetzte Ron einen Stoß in den Rücken. Noch während er wörtlich wie vom Schlag getroffen umhertaumelte, bereute sie ihre Worte, doch ihr Hieb hatte Wirkung, mehr vielleicht, als sie selbst erwartet hatte.
Ron, den der Schlag unerwartet getroffen hatte, stolperte nach vorn und stürzte von der geländerlosen Plattform. Ein hässlicher, dumpfer Aufschlag ließ Hermine wissen, dass ihr Ex-Freund sich anscheinend gerade ziemlich wehgetan hatte.
Doch ohne langes Federlesen rannte Hermine die Treppe hinunter, schlüpfte in ihr Gewand, versicherte sich, dass Ron nicht in Lebensgefahr schwebte und lief dann aus der Wohnung. Schließlich konnte sich Draco nicht in Luft aufgelöst haben. Irgendwo musste er doch zu finden sein!
Kaum lief sie auf den geräumigen Combat Platz, kam ihr eine vertraute Gestalt mit grünen Augen und schwarzen, zerzausten Haaren entgegen.
„Wo ist Draco?", schrie sie über den halben Platz. Verdammt, dabei wollte sie sich gar nicht wie eine hysterische Ziege aufführen!
„Wo ist Ron?", kam von Harry als Gegenfrage. „Er war nicht in eurer Wohnung!"
Hermine verzichtete darauf, Harry zu verbessern, dass es mittlerweile ‚seine Wohnung' hieß, sondern schrie wieder, obwohl sie sich schon auf wenige Meter genähert haben: „Er ist oben, aber wie um Himmels Willen hat er herausgefunden, dass ich bei Draco war? Hast du mich etwa verraten?"
Harry schüttelte wütend den Kopf. „Ich war nicht mal bei euch zuhause! Ich bin nur in der Nacht..."
Er verstummte, was Hermine nur noch furioser machte. „Was war letzte Nacht? Was hast du getan?"
Harry schien sich sichtlich unwohl zu fühlen, verzichtete aber noch lange nicht darauf von seiner Stimme lauten Gebrauch zu machen. „Unwichtig! Wo ist Ron?"
Inzwischen beobachteten schon ein paar neugierige Schaulustige den Streit zwischen den beiden.
„Das hab ich dir doch schon gesagt, oben!", rief Hermine wütend. „Aber wie zum Teufel hat er herausgefunden, dass ich bei Draco war?"
Harry versuchte einen Weg zu Dracos Wohnung zu finden, doch Hermine stellte sich ihm in den Weg. „Was hast du in der Nacht getan?"
Statt zu antworten wandte Harry ihr mit bösen Blicken und trotzig verzogenem Mund den Rücken zu und begann von ihr weg zu gehen.
„Harry! Harry! Was hast du gemacht?"
Harry blieb stehen und Wut schüttelte ihn. Dann - wie vom Donner gerührt - schnellte er herum und lief auf Hermine zu. „Draco ist fort! Fort! Verstehst du!"
„Wo ist er hin?" Hermines Stimme hatte immer noch keinen leiseren Ton angestimmt.
„Er ist weg! Ich hab ihn fortgebracht!"
Hermine starrte Harry an. „Was hast du getan?"
„Entführt, gekidnappt, wie immer du es nennen willst!", fauchte Harry. „Damit du endlich kapierst, dass du ihn vergessen musst! Und wenn Ron jetzt bei dir in Malfoys Wohnung war, muss er mich gesehen haben! Aber lass mich jetzt endlich vorbei zu Ron!"
„O nein, das werde ich nicht!", schrie Hermine und stapfte auf Harry zu.
„Tu endlich was ich sage", rief Harry und zog seinen Zauberstab. Doch Hermine konnte dies nicht verunsichern; sie würde von Harry erfahren, wo er Draco hingebracht hatte, und wenn sie ihren eigenen Zauberstab einsetzen musste, würde sie das tun, so viel stand fest.
„Du führst mich jetzt sofort zu Draco!", rief sie und schaffte es so viel Drohung in ihre Stimme zu packen, dass sie überzeugend wirkte.
„Und was, wenn ich mich weigere?" Harry sah sie angriffslustig an.
„Ron nimmt inzwischen sowieso schon an, dass ich mich auf seine Seite geschlagen habe... Und ich glaube, dass ihn nach meinem Handeln vorhin auch nichts mehr davon abbringen wird." Sie zückte den Zauberstab. „Also wäre ein kleiner Imperius jetzt vielleicht gar nicht so schlecht. Expelliarmus!"
Natürlich hatte sie keine Ahnung, wie man den Imperius aussprach, doch war sie immer noch überzeugend genug, dass Harry die Farbe aus dem Gesicht wich, als sein Zauberstab durch die Luft segelte und auf dem Kopfsteinpflaster weit weg von ihm liegen blieb.
„Also?", fragte Hermine. „Führe mich."
„Hermine", begann Harry, „mag sein, dass du dich in Malfoy verliebt hast, aber du liebst Ron... verstehst du? Verliebt sein ist etwas anderes als lieben..."
„Los."
Harry setzte sich brav in Bewegung als Hermine ihn mit dem Zauberstab in den Rücken stieß.
Verdammt, irgendwie drehten alle durch! Erst Harry, dann Ron und jetzt auch noch sie selbst...
Wie sie erwartet hatte, musste sie Harry in dessen Wohnung folgen. In dem Appartement mit den rotgoldenen, antiquierten Möbelstücken blieb Harry stehen.
„Wo ist er?", sagte Hermine und durchbrach damit die Stille, die seit dem Abgang vom Combat Platz zwischen den beiden geherrscht hatte.
Harry zögerte kurz, schien noch einmal schnell zu überlegen, ob er es tatsächlich machen sollte (Hermine drückte den Zauberstab mit festerer Kraft in seinen Rücken), kam aber zu dem Schluss, dass es keinen Sinn machen würde, ihr zu widersprechen.
Er warf ihr einen schnellen Blick mit verkniffenen Augen zurück und Hermine wusste, wenn Blicke töten können, könnte sie jetzt die Radieschen von unten betrachten.
Dennoch ließ sie sich nichts anmerken. „Los", sagte sie, „ich warte."
Harry trat auf den rotgoldenen Diwan zu, auf dem er und Hermine am Vortag gesessen waren, und begann den blattgold verzierten Holzrahmen des Kanapee mit den Händen nachzuziehen, bis er an dem Emblem oben in der Mitte des Diwans ankam. Er drückte fest auf das Wappen und über dem Sofa öffnete sich ein geheimer Raum.
Hermine hatte gar keine Zeit sich zu wundern, dass in einer Designerwohnung mit vorsintflutlichen Möbelstücken ein Versteck mitten in der Wand war, doch das war auch ziemlich egal...
Denn Draco Malfoy stand darin, und sein erhobener Zauberstab war auf Harry gerichtet, während seine grauen Augen Hermine entschuldigend ansahen.
„Es tut mir Leid, Hermine", sagte er, sprang hervor und riss Harry an sich.
Hermine blieb geschockt stehen. Ihr Herz raste. Was tat Draco da gerade?
Der Albtraum schien kein Ende nehmen zu wollen.
T B C
Author's Note(s) / Reviewantworten:
Sunnylein: Internet funzt noch immer nicht, bin aber in der Schule, also geht's. Danke :)
Moin: "Täglich grüßt das Murmeltier?" An diese Möglichkeit hätte ich noch gar nicht gedacht. Entwickelt sich aber anders, wie du an dem Kapitel (glaub ich) gesehen hast.
Little Nadeshiko: Ne. Nur mehr 2 Kapitel und ein Epilog. -schnief- Magst du Harry etwa nicht? -augenbrauehochzieh- Du magst ja ziemlich viele Leute nicht -auftomcruiseundcamerondiazschiel- Und kryllisch stimmt glaub ich... äh, wir gleiten vom Thema ab :)
Linadell: Nee, es war wirklich Ron. Psycho-Ron -g-
So... tief durchatmen und Kamillentee trinken. Zwei Kapitel noch. Das nächste enthält die Auflösung auf die meisten Fragen. Ihr erfahrt endlich, was jetzt vor Hermines Amnesie mit Draco war. Weshalb Hermine angefahren wurde. Von wem sie angefahren wurde. Und weshalb Theodore Nott sterben musste. Und dann kommt noch ein böser Cliffhanger, vor dem letzten Kapitel. Und im letzten Kapitel kommt noch mal ein böser Cliffhanger (obwohl, ganz so böse ist er ja gar nicht) vor dem Epilog. Und dann ist aus. -seufz-
