Mae govannen ihr Lieben!

So, hier kommt das nächste Kapitel mit einer vielleicht überraschenden Wendung für Euch ;)

Wir wünschen auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen und hoffen auf eure Feedback!

Kapitel 21

Gellwen war, genau wie die beiden Töchter der Königin, mit in die versteckte Bergfestung gebracht worden.

Sie saß zusammen mit Melyanna und Gilwen unter der Aufsicht einer Amme in einem Kinderzimmer, das Schlaf- und Spielraum zugleich bot. Melyanna saß neben Gilwen auf dem Boden und Gellwen stand auf, kletterte auf einen Stuhl, so dass sie aus dem kleinen Fenster sehen konnte. Die Amme achtete in diesem Moment auch nicht auf sie, was Gellwen nur Recht war. Sie konnte sehen, dass dort unten eine Schlacht tobte und sie dachte voller Sorge an Legolas und Lilain. Ihre kleine Hand schloss sich um den Anhänger, der an der Kette um ihren Hals baumelte. Es war ein tiefblauer Stein, den ihr Vater ihr geschenkt hatte, mit den Worten, dass sie gut darauf achten sollte. Erst nach einer Weile hatte sie verstanden warum: sie hatte beobachtet, dass sich die Farben des Steins bewegten, sie hatte jedes Mal das Gefühl das Meer zu sehen, wenn sie den Stein ansah.

Jetzt hatte sie einfach nur ihre Hand um den Stein geschlossen und flüsterte leise ein altes, elbisches Gebet. Für Legolas und Lilain und für alle anderen, die da draußen waren.

Gellwen strich eine ihrer blonden Haarsträhnen zurück und seufze leise auf. Wenn sie doch nur gewusst hätte, ob es den beiden gut ging.

„Geh weg vom Fenster!"

Gellwen erschrak, als die Amme sie vom Stuhl hob und sie strampelte sich sofort los und sah sie Amme böse an.

Die Amme wollte etwas sagen und mit ihr schimpfen, als die ältere Prinzessin sich mit der gleichen Erhabenheit wie ihr Vater, König Elessar, vom Boden erhob. Die Amme verstummte, noch bevor sie etwas sagen konnte. Melyanna nahm sanft Gellwens Hand.

„Ist schon gut." Meinte die sechsjährige ruhig.

Schweigend, auch etwas ehrfürchtig, setzte die Amme sich wieder auf ihren Stuhl. Die kleine Gilwen sah auf und grinste. War schon klasse, wie ihre große Schwester das jedes Mal machte.

Gellwen setzte sich zu Gilwen auf den Boden. Sie wollte ihren Kummer für eine Weile vergessen und so spielte sie mit den beiden Prinzessinnen.

In den Kellern des Düsterwaldpalasts saß Thranduil auf seiner Pritsche, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, das Kinn in die Hände und grübelte. Dieses Mädchen wusste schon zuviel und es hatte seinen Stein.

Er warf einen Blick zu den beiden Wachen, die an einem Tisch saßen und etwas tranken und sich unterhielten. Er suchte nach einer Möglichkeit seinem Gefängnis zu entkommen. Wenn er es wenigstens zum unterirdischen Fluss schaffen würde.

„Denk nicht einmal daran, Thranduil." Ertönte plötzlich, auch zur Verwunderung der Wachmänner, eine leise, weibliche Stimme aus dem Schatten.

Thranduil zuckte beim Klang der weichen, leisen Stimme zusammen. „Wieso sprichst du zu mir, Geist?" fragte er.

„Ich bin kein Geist. Ich bin sehr lebendig." Er sah auf, als die Stimme dies sagte und aus dem Schatten trat eine schmale Gestalt mit langem blonden Haar, einem weißen, herrlichen Kleid und strahlenden dunkelblauen Augen. Sie sah die Furcht in Thranduils Augen.

„Du hast Angst vor mir? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das je so war." Meinte sie trocken und spöttisch.

„Wieso bist du hier?"

Sie blieb vor den Gittern zu seinem Gefängnis stehen. „Deswegen." Sie öffnete ihre Hand. Darin lag ein grüner Stein. Thranduils Augen weiteten sich. „Wie ist das möglich? Wie ist es möglich, dass du hier bist?" fragte er aufgebracht.

„Es ist nicht immer alles wie es scheint, Thranduil. Das solltest du dir genauso gut merken wie Galadriel." Meinte sie kühl. „Ihr habt mich beide unterschätzt und das war euer Fehler." Sie schloss ihre Hand wieder. „Und nun bezahlt ihr beide." Sie sah Thranduil ernst an.

Er begann zu lachen. Sie sah ihn weiter an. „Legolas hat dich bereits gestürzt. Tief in seinem Herzen kennt er die Wahrheit bereits!" meinte sie. „Und den Rest erledigt die Zeit!"

Thranduil sah sie voller Hass an. „Ich hätte nicht auf Galadriel hören und dich gleich töten sollen." Sie lächelte kurz. „Dein Fehler." Sie sah die beiden Wachmänner an. „Lasst ihn nicht aus den Augen." Diese nickten. „Wenn er versucht zu fliehen…tötet ihn."

Die Wachmänner verneigten sich tief vor ihr. „Ja, My Lady." Damit verließ sie die Kerkerräume.

Der Palast hatte sich in ihren Augen kaum verändert, es war nur viel ruhiger als früher und sie fühlte sich genauso unbehaglich hier. Sie legte ihren Umhang um und verließ den Palast. Den grünen Stein verbarg sie sicher und nahm sich ein Pferd. Es war so lange her, dass sie durch diese Welt gezogen war, aber nun brauchte man sie. Sie stieg auf ihr Pferd, sie musste schnellstmöglich nach Rivendell. Und sie wusste, dass sie nicht sehr lange brauchen würde.

Elrond war der letzte seiner Art in Rivendell. Seiner Tochter zuliebe war er geblieben.

Er hatte es sich gerade mit einem Tee gemütlich gemacht, als er Pferdehufe hörte. Verwundert stand er auf und trat zum Fenster. Er erwartete keinen Besuch, denn er wusste, dass in Mittelerde erneut ein Krieg tobte. Und seine Söhne hätten sich ihm vorher angekündigt, so wie sie es immer taten. Er sah im Hof von Rivendell ein weißes Pferd mit einem verhüllten Reiter, nein, eine Reiterin, denn er konnte die Bewegung eines Kleides erkennen.

Elrond ließ seinen Tee, Tee sein und ging nach draußen. „Mae govannen, Mellon."

„Mae govannen, Melindo."

Elrond zuckte bei der für einen Elben so vertrauliche Anrede „Geliebter" zusammen und als er die Stimme, diese wundervolle, weiche, leise Stimme erkannte, bekam er eine Gänsehaut und wurde blass.

„Ve nata sina cárina?(wie ist dies möglich?) Nanelye firin(du warst tot), Luvaniel." Elronds Stimme war leise und belegt.

Sie, Luvaniel, schob ihre Kapuze zurück und sah ihn an.

„Nan ner(ich bin hier), melindo."

Sie kam langsam auf Elrond zu. Elrond konnte das nicht fassen. Er hatte an ihrem Grab gestanden.

„Ve?" fragte er wieder leise.

Luvaniel blieb vor ihm stehen. „Es war eine gemeine List von Thranduil. Und er hatte wieder einmal Galadriels Hilfe, genau wie damals, als sie mich zwang ihn zu ehelichen."

Elrond sah in Luvaniels Augen.

„Du lebst!"

Sie nickte „Ich lebe."

Und dann brach Elronds Selbstbeherrschung und er zog sie in seine Arme.

„Willkommen Zuhause, Melisse(Geliebte)." Flüsterte er in ihr Haar.

Sie drückte sich in seine Umarmung, sah ihn dann an.

„Elrond…ich muss dir einige Dinge erklären." Meinte sie leise.

Er sah sie an. „Komm, gehen wir rein."

Er führte sie in sein kleines Zimmer, bot ihr einen Platz an und drückte ihre Hände, hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Die Sehnsucht nach ihr war unbeschreiblich gewesen.

„Elrond…" begann sie leise und schluchzte.

„Was, Melisse?"

Er sah sie an „Du kannst mir alles sagen."

Sie nickte. Es fiel ihr, nach fast 3000 Jahren unglaublich schwer. „Legolas, er…er ist unser….dein Sohn."

Ihre Stimme war kaum ein Flüstern. Sie wagte kaum ihn anzusehen. Elrond lächelte und hob ihr Kinn an, sah ihr in die Augen.

„Ich habe es geahnt. Dies war es, womit Galadriel dich erpresst hat, nicht wahr? Die Tatsache, dass Legolas unser Sohn ist."

Luvaniel nickte und wischte eine Träne weg. Elrond nahm sie zärtlich in den Arm und küsste sie sanft.

„Diese alte Hexe!" murmelte er. „Es wird alles gut, Luvaniel. Du hast nichts anderes tun können." Versuchte er sie zu trösten.

Er drückte sie sanft an sich. Luvaniel schloss die Augen. Bei ihm fand sie die lang ersehnte Liebe und Geborgenheit, die ihr gefehlt hatten. Hier würde sie ruhen können. Da fiel ihr wieder ein, was im Moment an erster Stelle stand.

„Hat Celeborn dir den Stein gegeben?" fragte sie ihn.

Elrond nickte. „Ja, Er ist sicher verwahrt. Ich habe gespürt, dass seine Zeit kommt."

Luvaniel nickte und reichte ihm den grünen Stein. Er nahm ihn.

„Du musst ausruhen, meine Süße."

Er strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Er lächelte.

„Endlich bist du wieder bei mir."

Luvaniel nickte. „Ja, endlich." Flüsterte sie.

Elrond legte ihren Stein zu seinem weißen und dieser glühte auf. Es war, als wäre sein liebster Stein zu ihm zurückgekehrt. Elrond sah zu Luvaniel und lächelte. Vielleicht gab es nun endlich einen Weg für sie beide. Und auch für Legolas.

Er kam zu Luvaniel zurück, nahm sie in den Arm und küsste sie.

„Komm, meine Süße, ruh dich etwas aus."

Damit war Luvaniel voll und ganz einverstanden. Elrond wartete nicht lange, sondern nahm sie auf den Arm und trug sie zu seinem Bett. Dieses Mal würde sich nichts und niemand zwischen sie beide stellen. Absolut gar nichts. Dafür würde er dieses Mal mit all seiner Kraft kämpfen.

Ende Kapitel 21