Ein letzter Atemzug

Ein letzter Atemzug.

Dann wird es beginnen. Sinnloses Töten, sinnloses Sterben.

Zur Rettung unserer Heimat, so sagte man uns. Für unser Volk...

Wer würde nicht kämpfen, wen es darum geht, das Land, das man liebt, zu verteidigen.

Natürlich hätten wir fliehen können. Doch wohin? Früher oder später wird der Schatten in jeden Winkel dieser Welt kriechen.

Hoffnung gibt es nicht. Weder heute, noch morgen. Eigentlich gab es sie nie wirklich. Nur Narren konnten darauf hoffen, dass der Feind besiegt werden würde.

Ich war einer davon...

Doch jetzt sehe ich die grausame Wirklichkeit. Kein Lichtschimmer am Horizont. Alles wird in Dunkelheit versinken...

Die Stille ist gebrochen.

Sie stürmen auf uns zu und es gibt nichts, das sie aufhalten kann. Wie eine riesige schwarze Flutwelle, die alles verschlingt, das sich ihr in den Weg stellt.

Die Mauern mögen hoch und breit sein, doch sie werden nicht standhalten.

Pfeile surren hinunter und manch ein Feind verliert sein Leben. Entweder durch das Geschoß selbst, oder aber, er stolpert und wird von den nachfolgenden Kameraden niedergetrampelt.

Diese Kreaturen kennen kein Erbarmen...

Leitern.

Immer mehr Leitern tauchen auf. Und auf ihnen kriechen bereits die grässlichen Diener des Dunklen Herrn herauf.

Die ersten werden noch zurückgedrängt und erschlagen, doch es sind zu viele...

Es wird Zeit, sich Ruhm in dieser Schlacht zu erringen. Zeit zu kämpfen...

Ein Feind nach dem anderen fällt.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier stehe und um mein Leben ringe. Jegliches Zeitgefühl ist verloren.

Immer nur parieren und zustechen, ausweichen und einen Hieb führen...

Zu sagen, man hätte keine Furcht, wäre gelogen. Selbst der Tapferste würde wohl lieber einfach davon rennen...

Endlos zieht sich diese Nacht hin. Es scheint, als würde sie nie enden wollen.

Im schwachen Schein einiger Fackeln scheint der Boden ein einziger See aus Dreck und Blut zu sein. So viele meines Volkes starben bereits auf diesen Maueren...

Den Arm zu heben wird immer schwerer. Kaum Kraft ist noch in mir. Wie sehr sehne ich mich doch danach, mich einfach hinlegen und schlafen zu können...

Auf einmal scheint die Zeit still zu stehen. Das laute Knirschen von Metall übertönt den Lärm der Schlacht.

Schmerz durchzuckt mich. Meine Beine geben nach.

Kein Schrei schafft es, sich mir zu entringen.

Mein Körper scheint ein Meer aus Flammen zu sein, die mich verzehren...

Ein allerletzter Atmezug...

Ich fühle, wie das kalte Nass des steinernen Bodens sich unter mir ausbreitet.

Keine Geräusche sind mehr um mich herum. Die Schreie der sterbenden Männer und das Gejohle des Feindes sind verhallt.

Die Schmerzen sind verschwunden.

Es ist vorbei! Der Schatten hat den Sieg davon getragen, denn um mich herum ist nur mehr Dunkelheit.

Doch da... Ein schwacher Schimmer von Licht scheint dort in der Ferne.

Vielleicht gibt es noch Hoffnung...

Doch nicht für mich.

Es ist vorbei.