Was fürchtest du?

Einen Käfig...

Und ein Käfig war es, mit Gitterstäben aus Angst und Schmerz.

Wie schmeckt ein Lachen?

Eowyn wußte es nicht mehr, und es war gleichgültig geworden. Längst war sie jenseits des Schleiers aus Schatten und Licht.

Die Tage waren grau, auch wenn die Sonne strahlend auf sie herniederbrannte, als lache sie über die Mühen der Menschen und die Ängste Gondors. Die Tage waren grau, auch wenn der Himmel so herrlich blau war, blau wie kalter Stahl.

Um sie herum war nichts als Asche, und Süßes war zu Gift geworden.

Er war fort. Die Hand, die sie zurückgeholt hatte, hatte Minas Tirith verlassen mit einem Ziel, das längst verloren schien, ehe er auch nur den ersten Fuß aus der Stadt setzte.

Und so geht mein Herz und meine Seele mit dir...

Sie fühlte die Hufschläge bis in ihren Pulsschlag hinein, das Verlangen zu rennen, das Verlangen zu kämpfen, ein Drang, der kaum im Zaume gehalten werden konnte. Der Tag schien wie ein endloser See bedeutungsloser Atemzüge, ein Käfig, mit goldenen Stäben zwar, doch immer noch ein Käfig, der sie davon abhielt, singend zu ihrer eigenen Zerstörung zu fliegen.

Es war schwer zu ertragen. Es war nicht leicht, sich den tiefsten Herzenswunsch zu versagen. Er war fort, und ihr Bruder war es ebenso, vor dem Schwarzen Tor demselben Tod begegnend.

Und was blieb Eowyn, der Schildmaid Rohans?

Sie blieb zurück, nutzlos. Große Taten hatte sie zu vollbringen gewünscht, und wahrhaftig lagen große Taten hinter ihr, doch erst jetzt, da der Hexenkönig geschlagen war und jede Stimme der Stadt die Geschichte der wilden Tochter Rohans zu berichten wußte, hatte sie begriffen, daß es nicht ganz das war, was sie ersehnt hatte.

Denn immernoch war der Schmerz da, so stark und überwältigend wie zuvor, wenn nicht gar schlimmer.

Ihr Blick glitt zum Fenster, das auf die nördlichen Ebenen hinausblickte, wußte, daß irgendwo hinter Hügel und Stein die goldene Halle Meduseld stand, hohl und leer, da sie nun alle fort waren. Der König tot, der Prinz gegangen, seiner und ihrer aller Zerstörung ins Antlitz zu blicken.

Und die Dame?

Leer...

Weine nicht um deine Herren, Rohan, weine nicht.

Denn Dunkelheit wird kommen und sie nimmt uns alle.