Schwarz und Weiss
(Die Geschichte ist für eine Challenge geschrieben, Thema: Außergewöhnliche Freundschaften)
Kapitel 1
Manadhil sah sich um. Es war dunkel und er konnte seine nähere Umgebung kaum erkennen. Doch er wusste, dass er nicht allein war. 20 andere Elben schlichen neben und hinter ihm durch das Unterholz des Waldsaumes. Er selbst war ihr Anführer, der von der Herrin des Goldenen Waldes den Auftrag bekommen hatte, die Grenzen zu sichern. Früher hatte diese Aufgabe Haldir zugestanden, doch nachdem dieser nicht mehr von der Schlacht in Helms Klamm zurückgekehrt war, hatte man Manadhil die Befehlsmacht über die Grenzwächter übertragen. Zuerst hatte er sich darüber gefreut, doch in Momenten wie diesen verwünschte er seine Aufgabe.
Er stoppte und hob den Arm. Trotz der Dunkelheit bemerkten die anderen Elben diese Geste und hielten an. Vor ihnen schimmerte ein Feuer durch die Blätter der Büsche und leises Grölen wehte zu ihnen herüber. Sie hatten sie gefunden! Eine Gruppe Orks, die zwei Tage zuvor die Grenzen Lóriens überschritten hatte, hatte ihr Lager auf einer Lichtung aufgeschlagen. Sie schienen die Anwesenheit der Elben noch nicht bemerkt zu haben und so hatten Manadhil und seine Truppe den Überraschungseffekt auf ihrer Seite.
Er bedeutete den anderen, sich bereit zu machen und zog seinen Bogen. Ein leises Rascheln verriet ihm, dass die Anderen seinen stummen Befehl verstanden hatten. Langsam schlichen sie weiter auf die Lichtung zu und schwärmten aus, um die Orks zu umzingeln. Am Saum angekommen hielten sie inne und Manadhil hatte zum ersten mal Zeit, ihre Gegner genauer zu betrachten. Vor ihnen saßen etwa 30 Orks um ein kleines Feuer und schienen nichts von ihrem Schicksal zu ahnen.
Gleich darauf sah Manadhil, dass die anderen Elben rund um die Lichtung herum bereit waren und ihn ansahen. Er legte einen Pfeil auf die Sehne, zielte, schoss und der ihm am nächsten sitzende Ork fiel tot nach vorne. Geschrei wurde unter den Orks laut, als sie den Angriff bemerkten, doch schon gingen weitere Pfeile zwischen ihnen nieder und fanden mit tödlicher Präzision ihr Ziel. Mit einem Kampfschrei sprang Manadhil auf und zog sein Schwert. Mehrere Elben taten es ihm gleich und sie stürzten sich auf die noch immer verwirrten Orks.
Doch diese fingen sich schnell wieder und schon bald fand Manadhil sich im Zweikampf mit einem von ihnen wieder. Er schlug mit seinem Schwert auf den Ork ein, doch diesem gelang es immer wieder, die Schläge des Elben zu parieren und langsam wurden Manadhils Schläge schwächer. Wie nebensächlich nahm er wahr, was sich um ihn herum abspielte und so entging es ihm auch, dass bereits die meisten Orks gefallen waren, doch die verbliebenen lieferten den Elben erbitterte Kämpfe. Nur knapp gelang es Manadhil, dem auf seinen Hals gezielten Hieb des Orks auszuweichen und er schwankte. Der Ork nutzte seine Blöße und stieß sein Schwert vor. Manadhil spürte den stechenden Schmerz, als die Klinge in sein Fleisch drang. Wie in Trance sah er an sich herunter und erblickte den tiefen Schnitt an seiner Seite, aus dem Blut lief. Sein Blut, wie er mit Schrecken feststellen musste.
Doch noch lebte er. Wütend warf er sich auf den Ork. Seine wilden Schläge, geführt mit der Kraft der Verzweiflung, drängten den Ork in die Defensive, doch schon bald erlahmten seine Bewegungen wieder und es gelang seinem Gegner, in die Offensive überzugehen. Ein gut gezielter Hieb des Orks traf auf Manadhils Klinge und schleuderte diese aus seiner Hand. Wehrlos sah Manadhil seinen Gegner an und erwartete sein Ende. Dieser ging auf ihn zu, doch statt ihm den Todesstoß zu versetzen, legte er ihm seine Hand um den Hals und hielt das Messer an die Kehle des Elben.
„Sag, ihnen, sie sollen aufhören!"
Knurrte der Ork in Manadhils Ohr. Dieser versteifte sich. Damit hatte er nicht gerechnet. Die Klinge ritzte seine Haut, doch er wollte nicht aufgeben. Er wollte seine Heimat nicht verraten und blieb stumm. Der Ork bemerkte es und drückte das Messer stärker an Manadhils Kehle. Als der Elb noch immer nicht reagierte, übernahm der Ork dies für ihn und brüllte.
Augenblicklich wurde es still auf der Lichtung und alle sahen Elb und Ork an.
„Zieht euch zurück!", schrie der Ork die Elben an, „Oder er stirbt!"Fassungslos betrachteten die lórischen Krieger die Szene und ließen von ihren Gegnern ab. Langsam gingen sie zurück zum Waldsaum. Die Orks nutzten die Gelegenheit und versammelten sich um Manadhil und den Ork. Langsam wichen auch sie zurück. Als die Elben bemerkten, dass der Ork nicht vorhatte, ihren Hauptmann frei zu geben, stürzten sie sich schreiend wieder auf die Orks, doch der Ork, der Manadhil festhielt, warf sich den Elben über die Schulter und der Trupp verschwand im Unterholz.
