Kapitel 4
Als Manadhil wieder erwachte, bemerkte er als aller erstes, dass sein Magen knurrte. Hungrig öffnete er die Augen. Direkt neben ihm erkannte er Pradish, der in sich zusammengesackt dasaß. Das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust verriet dem Elben, dass er noch immer schlief. Leise, um den Ork nicht zu wecken, richtete Manadhil sich auf, doch er hatte seine Rechnung ohne seine Verletzung gemacht. Er fühlte ein unangenehmes ziehen an seiner Seite und atmete scharf durch seine geschlossenen Zähne aus. Seine Hand fuhr zu seiner Seite und legte sich auf den Verband. Er fühlte etwas feuchtes und zog seine Hand zurück. Sie war blutverschmiert. Die Wunde musste sich durch seine Bewegung wieder geöffnet haben.
Noch immer starrte er auf seine Hand, als er ein Knurren hörte und im nächsten Moment zurück auf die Decken, auf denen er gelegen hatte, gedrückt wurde. Erschrocken riss er die Augen auf und blickte in Pradish's verschlafene Züge. Sein Stöhnen musste den Ork geweckt haben. Einen Moment sahen sie sich wie versteinert an, bis Pradish schließlich knurrte und sich zurück auf seine Platz fallen ließ.
„Mach das nie wieder.", warnte er Manadhil. „Fast hätte ich dir's Genick gebrochen!" Pradishs Stimme klang eindeutig vorwurfsvoll. Beide schwiegen, bis sich Manadhil vom Hunger getrieben an den Ork wendete. „Ich habe Hunger." Zögerlich kamen die Worte über seine Lippen und Pradish bemerkte, dass er ohne es zu wollen den verletzten Elben eingeschüchtert hatte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch als er seinen Blick auf den Elben richtete, war es bereits verschwunden und Manadhil sah in diese unergründlichen Augen.
„Deine Wunde hat sich wieder geöffnet. Ich muss den Verband wechseln." Es war eine Feststellung. Pradish beugte sich über Manadhil und hob sein Messer. Mit einem reißenden Geräusch drang der Stahl durch den Stoff. Die Hälften des Verbandes fielen auf den Boden und legten die Wunde frei. In der Tat – sie hatte sich wieder geöffnet. Pradish rümpfte die Nase, als er sich die Verletzung genauer ansah. Das Fleisch des Elben war rot und geschwollen. An den Rändern hatte die Haut bereits angefangen, wieder zuzuwachsen, doch in der Mitte blutete die Wunde.
Pradish stand auf und ließ Manadhil ohne Erklärung liegen. Nach kurzer Zeit kam er mit einer Schüssel Wasser und einem Becher wieder, in dem sich eine dunkle, zähflüssige Brühe befand. Er stellte das Wasser zur Seite und hielt Manadhil den Becher an die Lippen. Dieser versuchte angeekelt den Kopf wegzudrehen und biss die Zähne zusammen, doch Pradish hielt ihn fest und zwang seine Zähne auseinander. „Jetzt komm schon, du musst das trinken.", raunte er. Dann kippte er den Becher und die Brühe rann durch Manadhils Kehle. Der Elb würgte und hustete, als er die Flüssigkeit schmeckte.
Pradish ignorierte ihn und machte sich daran, die Wunde zu versorgen. Als er vorsichtig mit einem feuchten Tuch die Wunde reinigte, zuckte Manadhil wie jedes Mal zusammen. Der Ork schüttelte den Kopf. Die Wunde schien schlimmer zu sein, als es aussah. Er nahm für den Elben undefinierbare Kräuter und Blätter aus einem Beutel, der um seine Hüfte hing und bröselte sie in das Wasser. Danach wusch er die Wunde noch einmal aus. Manadhil war überrascht, als er die kühlende Wirkung des Wassers und der Kräuter auf seiner Haut spürte. Er sah Pradish fragend an, doch der lächelte nur geheimnisvoll.
Das Gehabe des Orks war für Manadhil ein Rätsel. Nichts von dem, was er vom Zeitpunkt seiner Gefangennahme an erwartet hatte, war so eingetroffen, wie er es sich vorgestellt hatte. Langsam fing er sogar an, sich zu freuen, dass Pradish sich um ihn kümmerte. Energisch schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Nein, so durfte er nicht denken! Pradisch war ein Ork, er war ein Elb! Niemals konnten sie Freunde sein, das wäre Hochverrat! Und doch – er konnte es nicht leugnen, er fing an, sich in Gesellschaft des Orks wohl zu fühlen.
Pradish
beendete seine Arbeit und Verband Manadhils Wunde sorgfältig.
Dann wandte er sich wieder an den Elben. „Essen gibt es gleich."
Damit stand er wieder auf und ließ Manadhil zurück. Dieser
stellte verunsichert fest, dass er plötzlich eine seltsamen
Anflug von Bedauern verspürte. Machte es ihm tatsächlich
etwas aus, dass
der Ork gegangen war? War das möglich?
Wütend und im Zwiespalt mit sich selbst ließ er sich noch
einmal die Geschehnisse der letzten Tage durch den Kopf gehen.
Sillyana: Danke für dein Review, und weiter geht's!
amlugwen: auch an dich ein großes Dankeschön, erhaltene Leser freuen einen doch gleich doppelt!
ork ;): Und die isst du gefälligst selber! ggg Und was Manadhil bedeutet? Moment, ich seh nach... also, manadh heißt Bestimmung, Schicksal, Verderben und –il ist einfach nur ne endung ;)
Ravana: was ist an Pradish süß??????
