Schatten

Eine „Der Herr der Ringe" - Story

von

Salara

Feinarbeit: ManuKu


Willkommen zum sechsten Kapitel. Da FF-Net ja bereits einen mehrtägigen Ausfall der meisten Funktionen seiner Datenbank angekündigt hat und ich euch nicht bis Mitte nächster Woche hängen lassen wollte, stelle ich es eben schon etwas früher ein. Für die Reviews möchte ich mich bedanken. Die Antworten finden sich wieder am Ende des Kapitels. Und nun viel Spaß!

Kapitel 6: Erschütternde Geständnisse

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Morgendlich gedämpftes Licht floss über die nachtfeuchte Erde, über die Legolas' Rappe lief, doch für die überempfindlich gewordenen Sinne des Elben war selbst das schon zu hell. Er hätte den Weg zur Felsgruppe inzwischen sogar blind wiedergefunden, denn es war, als leite ihn das immer schwerer zu ertragende Verlangen nach jenem eigentümlich grünen Wasser sicher dorthin zurück.

Das Funkeln der Sonnenstrahlen, das sich in den Myriaden von Tau- und Regentropfen auf Blättern und Grashalmen brach, war wie ein Schauer winzigkleiner Eisnadeln, die sich in jedem Moment schmerzhaft in seine Augen bohrten. Wenn er sie dann schloss, blitzten erneut jene Bilder auf, die er bei dem Kontakt mit dem Höhlenwasser zum ersten Mal gesehen hatte. Doch wo ihn die darin liegende Gewalt am Vortag noch geschockt und abgestoßen hatte, war es nun nicht mehr als ein vertraut gewordener Anblick, der ihn begleitete, wie es irgendwann einmal angenehme Träume getan hatten; Träume, die sein neues, verändertes Ich gerade für immer vergaß.

Nach fast einer Stunde schnellen Rittes sah der Elbenprinz endlich die Felsgruppe in der Ferne vor sich auftauchen.

„Am Ziel! Endlich..."

Legolas ließ mit einer flinken Handbewegung die Zügel gegen den Widerrist seines Reittieres klatschen. „Lauf!"

Die Ereignisse des Morgens und das Schicksal, dem er Aragorn überantwortet hatte, rückten zu seiner Zufriedenheit immer weiter in den Hintergrund, bis irgendwann nur noch ein Gedanke übrig war: jener, bald schon die nicht länger modrig, sondern vielmehr seidig schmeckende Kühle des Seewassers in seiner Kehle zu spüren...

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„Denkst du, Estel hat dieses Grab angelegt?" Elrohir legte den letzten Felsbrocken auf die Grabstätte zurück, dann richtete er sich auf und sah seinen Vater an, während er sich die Hände flüchtig an seinem Umhang säuberte.

„Wer sonst? Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wieso er das getan haben sollte," antwortete Elladan an seines Vaters Statt, warf diesem einen vorsichtigen Blick zu und zuckte dann innerlich mit den Schultern. Es war nicht schwer zu erraten, was dem Elbenherrn gerade durch den Sinn ging; seine steinerne Miene sprach eine deutliche Sprache!

Elrond war in jenem Moment erstarrt, als sie die Stofffetzen an den sterblichen Überresten in dem Grab erblickt hatten. Obgleich die Zeit ihre Spuren an ihnen und der Leiche hinterlassen hatte, ließ die schwarze Farbe nur einen Schluss zu.

Es war der Mann, den sie trotz intensiven Suchens niemals gefunden hatten; da waren alle sich instinktiv sicher.

Sie standen an Gomars Grab!

Im gleichen Sekundenbruchteil war in ihnen die Erinnerung an Aragorns Leiden wieder da gewesen, deren hilflose Zeugen sie vor einem Jahr geworden waren. Fast hätten Elrohir und Aragorn damals nicht überlebt. Nur dem rechtzeitigen Eintreffen von Glorfindels Leuten war es zu verdanken, dass alles nicht viel schlimmer ausgegangen war und es, abgesehen von den Südländern, nur einer nicht überlebt hatte: Rivar, der alte Einsiedler.

Elrond hatte dem mutigen Mann seinen tiefgehenden Dank für all seine Dienste nicht mehr beweisen können, denn der Mensch war in seinen Armen gestorben, nicht wissend, ob sein Opfer vergebens gewesen war. Der Elbenherr hoffte, dass Rivar das noch erfahren hatte, ehe er den Weg der Menschen über die Kreise des Westens hinaus angetreten hatte.

Das fortgesetzte Sinnieren ihres Vaters begann die Zwillinge indes zu beunruhigen. Sie waren von der Grabstelle zurückgetreten, als Elrohirs Blick zufällig zum Zugang in den Felskessel wanderte und dort auf den gerade eintreffenden Prinzen fiel.

„Was in Elbereths Namen...?"

Die Freude, die angesichts Legolas' Ankunft in den ersten Sekunden aufgekommen war, versiegte sofort wieder, als Elrohir dessen veränderte Aura gewahrte; ein giftgrünes Strahlen, das das reine Sternenlicht des elbischen Wesens fast schon völlig ersetzt hatte.

„Seht doch nur!"

Elrohirs tonlose Aufforderung kam zu spät. Elladan und Elrond waren seinem Blick bereits gefolgt und starrten den Elbenprinzen, der in diesem Moment seinen Rappen zügelte und mit federnden Bewegungen abstieg, ebenso fassungslos an wie der jüngere Zwilling selbst.

Legolas hatte sie seinerseits ebenfalls erspäht. Sich der ihm zuteil werdenden Aufmerksamkeit durchaus bewusst, wand er die Zügel seines Pferdes lose um den nächsten Baumstamm, dann näherte er sich der Dreiergruppe gemächlichen Schrittes. Schließlich blieb er vor ihnen stehen und nickte ihnen grüßend zu, doch das Lächeln, mit dem er es tat, wirkte bedrohlich.

„Lord Elrond, Elrohir, Elladan! Seid gegrüßt!" Legolas' Stimme klang trotz der freundlichen Worte unbewegt, gleichsam wie Eis.

„Prinz Legolas..."

Elrond fand als Erster seine Sprache wieder, doch er hatte Mühe, seine Emotionen unter Kontrolle zu behalten. Die Kälte, die von der grünen Aura des Prinzen ausging, war ihm nur allzu gut bekannt. Zwar waren seit jener letzten Allianz zwischen Elben und Menschen Tausende von Jahren vergangen, doch die bei der Vernichtung von Saurons körperlicher Hülle freigesetzte Schockwelle hatte sich ähnlich böse und eisig angefühlt wie die Aura des Düsterwalder Prinzen jetzt. Damals wie heute vermochte der Elbenherr diese Empfindung kaum zu ertragen und so wollten die nächsten Worte nur mühsam von seinen Lippen.

„Es freut mich, Euch wiederzusehen! Hattet Ihr eine ruhige Reise durch die Berge?" Flüchtig streifte sein Blick die aufgerissene Augenbraue des Prinzen. „Oder barg der Weg Unannehmlichkeiten, von denen wir erfahren sollten?"

Legolas deutete den Blick Elronds richtig und fuhr flüchtig mit der Fingerkuppe über den Riss, der sich dank der starken elbischen Heilkraft bereits zu schließen begann.

„Seid bedankt für Eure Sorge, mein Lord, doch sie ist unbegründet! Dies hier ist das Ergebnis einer kleinen Auseinandersetzung, die ich jedoch zu meinen Gunsten entscheiden konnte! Mir geht es gut, wie Ihr sehen könnt."

Die Worte des Prinzen klangen so ehrerbietig, wie es sich dem Herrn von Bruchtal gegenüber gehörte, doch die darin mitschwingende Erheiterung beunruhigte Elrond im gleichen Maße wie der Blick in Legolas' Augen. In ihnen lag etwas, das keiner der Anwesenden je bei dem Elbenprinzen erblickt hatte: eine Leblosigkeit, die sonst nur blinden Blicken innewohnte! Keine Spur der Güte und Klugheit, die das Wesen des Prinzen immer ausgemacht hatten, war darin zu erkennen. Nur Dunkelheit schien noch hinter der blauen Iris zu existieren, und sie schien sich von Minute zu Minute weiter zu verstärken.

Legolas unterdessen ignorierte die sichtbare Missbilligung Elronds. Vielmehr trat er einen weiteren Schritt an diesen heran, dann senkte er die Stimme, wie um ihm etwas Vertrauliches mitzuteilen.

„Allerdings gibt es da in der Tat etwas, das ich Euch erzählen will, mein Lord. Ich denke, wenn Ihr es gehört habt, werdet Ihr mir so dankbar sein, wie ich es in jenem Augenblick war, als ich Glorfindel und seinen Kriegern begegnete..."

Der Elb stockte unvermittelt, als seine Worte eine bis eben bereitwillig aufgegebene Erinnerung zu neuem Leben erweckten. Die drei ihn beobachtenden Elben sahen, wie es in seinem bislang starr wirkenden Gesicht zu arbeiten begann.

In Sekundenbruchteilen flogen die unterschiedlichsten Emotionen über die makellosen Züge des Prinzen, der augenscheinlich mit sich rang, sie auszusprechen. Dann war die vorherige Unbewegtheit wieder Herr seines Wesens und er schüttelte den Kopf, als erwache er gerade aus einem tiefen Traum.

„Wo war ich? Ach ja... Lasst Euch für Eure Vorausschau danken, Lord Elrond. Es kostete Lord Glorfindel nur einige Augenblicke, um mich der Begleitung meiner Bewacher zu entziehen. Eine bewundernswerte Leistung, fürwahr eines starken Wesens wie des seinen würdig. Ich denke, dass ich mich dafür in angemessener Weise bei Euch erkenntlich zeigen konnte, indem ich etwas tat, zu dem Ihr keine Kraft aufbrachtet."

Mit unverhohlenem Begehren starrte er nun an Elrond vorbei zur Höhle. Ihr Eingang lag seitlich hinter dem älteren Elben.

„Doch lasst mich zuerst meinen Durst stillen. Er brennt mir inzwischen wie Feuer in der Kehle und verlangt danach, vom Wasser des Sees besänftigt zu werden."

Legolas wollte sich an Elrond vorbei zur Höhle schieben, doch die rätselhaften Worte hatten in diesem das Gefühl der Bedrohung weiter verstärkt, das vom Anblick der veränderten Aura des Prinzen geweckt worden war.

Blitzschnell stellte Elrond sich ihm in den Weg.

„Wartet! Diese Erkenntlichkeit... Was meint Ihr damit, Legolas? Wozu bringe ich keine Kraft auf? Erklärt auf der Stelle, wovon Ihr sprecht, denn Eure Worte ergeben für mich keinen Sinn!"

Unwillen überzog Legolas' Miene, als sich auch noch die Zwillinge hinzugesellten und ihn mit ihren Blicken von oben bis unten in einer Weise musterten, dass er sich unwillkürlich wie eine Missgestalt zu fühlen begann.

Was gibt ihnen das Recht, mich so abwertend zu behandeln?

Alte Wut erwachte zu neuem Leben. Seine Lippen formten sich zu einer dünnen Linie. Der Blick, mit dem er den älteren Elben zornig anstarrte war hart und arrogant, so als stünde ihm nicht einer der mächtigsten Fürsten Ardas, sondern ein unbotmäßiger Diener gegenüber. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Elrond das Gefühl, dass Legolas sich mit seiner Macht messen wollte. Doch noch ehe er sich darauf einstellen konnte, war der Spuk bereits vorbei und Legolas zuckte so gleichmütig mit den Schultern, als handele es sich um nichts weiter als eine freundliche Unterhaltung.

„Nun denn. Da Ihr nicht zu warten gewillt scheint und ich überdies in Eurem Reich bin, muss ich Eurem Wunsch wohl entsprechen."

In die Worte mischte sich plötzlich deutlich hörbare Zufriedenheit.

„Ich nahm jene Bürde von Euren Schultern, die Ihr seit zwanzig Jahren vergeblich abzuwerfen trachtetet. Von diesem Moment an ist Bruchtal frei von der Belastung, sich um Aragorn kümmern zu müssen."

„Legolas, was willst du damit sagen?"

Elladan starrte – ebenso wie sein Bruder und sogar Elrond selbst – sein Gegenüber mit großen Augen an. Aragorn und der Elbenprinz waren Freunde, also konnte dieser nicht meinen, was die Stimme des Verstandes dem älteren Zwilling weiszumachen versuchte! Oder?

Thranduils Sohn hingegen runzelte in einer missbilligenden Geste die Stirn, als er den Zwilling tadelnd ansah.

„Ist das nicht offensichtlich, Elladan? Ich habe dafür gesorgt, dass ein Schwacher bekommt, was alle Schwachen verdienen: die Möglichkeit, sich zu beweisen oder vom Antlitz Ardas zu verschwinden. Und Aragorn ist schwach..."

Er lächelte versonnen, als er sich an die Augenblicke vor seinem Wegreiten entsann.

„...oder vielmehr, er war es. Alle Sterblichen sind es. Er war nicht in der Lage, sich selbst zu schützen. Doch wer sich nicht allein schützen kann, ist auch des Lebens nicht würdig, das die Valar uns allen als Geschenk so großzügig gegeben haben."

Er sah kurz zum Himmel empor und maß den Sonnenstand ab. Die entgeisterten Mienen der Bruchtaler Elben, die gerade die schreckliche Wahrheit hinter den Worten des Prinzen erkannten, ignorierte er dabei völlig.

„In diesem Moment geht Aragorns erbärmliches Leben vermutlich seinem endgültigen Ende entgegen, wenn er es nicht geschafft hat, jene Waffe zu finden, die ihn retten kann. Und das nehme ich nicht an. Wie sollte er auch, wo er sie doch nicht sehen kann..."

Legolas lachte leise wie über einen guten Witz.

Elladan überwand seinen Schock als Erster. „Was hast du mit Estel gemacht?"

Legolas, der es für überflüssig hielt, etwas zu erklären, das doch eigentlich offensichtlich sein sollte, zuckte beiläufig mit den Schultern. „Das, was man im Allgemeinen mit Problemen macht: sie lösen."

Elladan spürte, dass es sich nicht um einen schlechten Scherz handelte, sondern bare Wahrheit war. Mit einem Satz sprang er an seinem Vater vorbei auf Legolas zu, baute sich vor ihm auf und funkelte ihn unheilverkündend an. „Wo ist er? Was ist mit ihm? Nun sprich endlich, du Unglückseliger!"

Der sah sich von der überraschenden Attacke überrumpelt, kam aber nicht dazu, etwas zu erwidern, denn im nächsten Moment hatte sich auch Elrohir zu ihm gesellt. Seine Hände krallten sich in Legolas' Kleidung und zogen ihn daran schmerzhaft in die Höhe.

„Nun rede endlich, oder ich vergesse, dass wir befreundet sind. WO. IST. UNSER. BRUDER?"

Mit jedem Wort Elrohirs schnürte sich der Kragen von Legolas' Tunika enger um dessen Kehle. Der Prinz wollte zu seinen auf dem Rücken befindlichen Messern greifen, doch noch bevor seine Hände den halben Weg dorthin zurückgelegt hatten, hielt Elladan sie bereits eisern fest.

„Nun sieh, Vater... Jetzt will er sogar uns angreifen."

Der Blick, den die Zwillinge tauschten, verhieß nichts Gutes. Das erkannte auch Elrond.

„Elladan, Elrohir, hört auf. So erreicht ihr gar nichts. Seht ihr denn nicht, dass es nicht mehr Legolas ist, mit dem wir reden? Lasst mich mit ihm sprechen. Elladan..."

Zunächst blieb jeder Versuch Elronds vergeblich, seine Söhne zurückzuhalten. Die Sorge um ihren menschlichen Bruder ließ sie ihren Respekt vor den Anordnungen ihres Vaters vergessen und ihn völlig ignorieren. Die Ahnung, dass Aragorn in ebendiesem Augenblick vielleicht gerade starb, ließ stattdessen weiße, grelle Wut vor ihren Blicken aufflammen.

„Rede endlich, du Spiegelbild eines Elben, oder wir prügeln alles aus dir heraus."

„Ach, ist das euer Dank?" Mit erneut aufflammendem Ärger begann Legolas sich seiner Haut zu erwehren. Er kämpfte dennoch vergeblich gegen die klammernden Griffe der Brüder an, deren Gesichter Spiegelbilder seiner eigenen Empfindungen waren.

„Ihr solltet mir dafür gratulieren, endlich wieder wie Elben leben zu können! Doch was tut ihr? Ihr bedroht mich, so wie er es getan hat. Jetzt weiß ich jedenfalls, woher Aragorn diese ärgerliche Eigenschaft hatte."

Er wollte sich von den Zwillingen befreien, hatte allerdings die Rechnung ohne ihre Sorge um Aragorn gemacht. In der nächsten Sekunde hatte Elrohir ihn an seiner Kleidung herumgewirbelt und an die wenige Meter entfernten Felsen geworfen.

Der Aufprall war härter, als Legolas erwartet hatte. Noch während er die Schmerzen der Kollision mit den Felsen zurückdrängte, begannen ihm die Zwillinge ein weiteres Mal zuzusetzen.

„Wir haben gefragt, was du mit unserem Bruder angestellt hast!" – „Rede endlich..." – „Elladan, Elrohir, hört auf! Aufhören, habe ich gesagt! Beide! Lasst mich das klären!"

Elrond hatte sich durch seine Söhne hindurchgedrängt und stand nun direkt vor Legolas, dessen Mienenspiel deutlichen Triumph widerspiegelte. Sekundenlang maßen sich der Prinz und der Elbenfürst mit ihren Blicken, dann obsiegte Elronds Macht über den Griff des Bösen um Legolas, der schließlich den Kopf in einer Geste der Kapitulation zur Seite wenden wollte. Mit einer Schnelligkeit, die es dem Blick fast unmöglich machte, der Bewegung zu folgen, fuhr Elronds Hand hoch, legte sich an Legolas' Wange und verhinderte ein Abwenden. Nun fühlte sich der Elbenprinz von gleich drei Personen festgehalten.

„Ich will Euch nicht gewaltsam zum Reden bringen müssen, doch ich werde keinen Augenblick zögern, alle mir zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, wenn Ihr nicht endlich unsere Fragen beantwortet, Legolas."

Die grauen Augen Elronds bohrten sich in die blau-dunklen des Prinzen.

„Dieses Etwas in Euch spürt, dass ich die Mittel dazu habe, nicht wahr?"

Der Elbenprinz presste in einem Abglanz seines bisherigen Hochmuts die Lippen zusammen und wahrte sein Schweigen, doch die vormals starren Züge begannen nun erste Anzeichen empfundenen Unbehagens zu zeigen.

„Also, noch einmal: Wo ist Estel und was habt Ihr mit ihm gemacht?"

Die Spannung war fast greifbar, während die Sekunden dahintropften. Niemand bewegte sich, während in Legolas ein lautloser Kampf der Mächte stattfand. Elrond sah dies in den blauen Tiefen, wusste, dass er all seine Macht benötigen würde, um zu den Resten des alten Legolas' durchzudringen, und rückte unmerklich stetig näher an diesen heran.

Nur eine Handbreit Raum trennte beider Gesichter noch voneinander, als Legolas schließlich widerstrebend zu sprechen begann.

„Aragorn ist an einem Fluss, etwa eine Stunde von hier in westlicher Richtung. Ich gab ihm die Möglichkeit, sich sein Leben zu erkämpfen. Ihr könnt also nicht sagen, dass ich seiner menschlichen Schwäche nicht Rechnung trug. Wenn er es schafft, zu überleben, so gebe ich gern zu, mich getäuscht zu haben. Wenn nicht, so war er all die Mühen nicht wert, die er Euch bereitete. Ich sah im letzten Jahr überdeutlich, welche Anstrengungen und vor allem wie viele Opfer es kostete, ihn stets vor allem zu schützen. Nun ist das nicht mehr nötig, denn falls Aragorn überlebt, kann er sich fortan selbst schützen und fällt Euch und Bruchtal nicht länger zur Last."

Legolas' Worte klangen selbstgerecht, bar jeden Schuldbewusstseins. Elrond hatte Mühe, seine Zurückhaltung zu bewahren.

„Und was genau habt Ihr mit ihm gemacht? Erklärt Euch!"

„Ich habe ihn gefesselt und einem Fluss überantwortet, dessen Wasser durch die Regenfälle in den Bergen steigen. Ich war so nachgiebig, ihm sogar noch einen Dolch da zu lassen, damit er sich befreien kann. Ist Eure Frage damit nun endlich zufriedenstellend beantwortet, mein Lord? Falls ja, wäre ich Euch sehr verbunden, wenn Ihr mich endlich loslasst. Wie ich sagte: ich vergehe vor Durst nach dem köstlichen Wasser, das in den Tiefen dieser Höhle ruht."

Elrond dachte nicht daran, den jüngeren Elben gehen zu lassen. Vielmehr starrte er ihn trotz des Wissens um den Einfluss eines noch unbekannten Bösen mit einem so intensiven Abscheu an, dass Legolas es förmlich auf seiner Haut kribbeln fühlen konnte. Diese Empfindung steigerte sich zusammen mit dem brennenden Durst bis ins Unerträgliche.

„Ihr habt erfahren, was Ihr wolltet, oder? Lasst mich also frei."

Legolas' Blick hing nun gebannt an jenem dunklen Zugang, den er in einigen Armlängen Entfernung neben sich sah. So nah schien das Ende seiner Qualen – und so unerreichbar fern zugleich, solange ihn weder Elrond noch die Zwillinge losließen...

Tausend verletzende Worte gingen dem Elbenherrn unterdessen durch den Sinn. Alle waren sie geboren aus einem vor Besorgnis fast wahnsinnigen Vaterherzens, doch sein Verstand wusste, dass sie nichts bewirken würden, außer seine Angst um Aragorn für Momente zu betäuben. So drängte er sie alle zurück und betrachtete den Elben, der sich immer nachdrücklicher aus ihren Griffen zu befreien suchte. Etwas zog Legolas an; etwas, das diese Höhle barg. Dort konnte eventuell der Schlüssel zu der bedrohlichen Veränderung des Elbenprinzen liegen.

„Elrohir."

Elrond sah zu seinem jüngeren Sohn, der so zornig an ihm vorbeistarrte, als wolle er Legolas jeden Moment an die Kehle gehen. Als der Zwilling nicht auf das Rufen seines Vaters reagierte, wiederholte der es, diesmal lauter und drängender.

„Elrohir, sieh mich an."

Nur widerstrebend kam dieser der Aufforderung nach.

„Gut, jetzt hör mir zu. Es ist überaus wichtig, dass du dich erinnerst. Damals, vor einem Jahr, kamt ihr beide durch die Höhle hierher, um uns zu befreien. Erinnere dich: was hast du in ihr alles gesehen?"

Der Zwilling sah flüchtig zur Höhle hinüber. Es fiel ihm sichtbar schwer, mit den Gedanken zu jener Zeit zurückzukehren.

„Nichts. Nichts Besonderes. Eben eine Höhle, wie es sie viele gibt: dunkel, kalt, bedrückend... Naja, bis auf diesen See." Verklärung färbte Elrohirs Blick, als er sich an das Gewässer entsann.

Hatte Legolas nicht von Durst gesprochen, den er in der Höhle löschen wollte? Elrond beobachtete seinen Sohn, sah den träumerischen Ausdruck in dessen Augen, der den vorherigen Zorn nun verblüffend schnell ersetzte.

„Ein See?" fragte er nach.

„Hmm." Etwas an der Versunkenheit Elrohirs war alarmierend. „Er ist..."

„...wunderschön, nicht wahr?" fiel Legolas unerwartet mit leiser Stimme ein und sah erneut unverwandt zum Höhleneingang.

Nicht wirklich überrascht folgte Elrond seinem Blick. Die Augen des Prinzen waren noch stärker als bei Elrohir von einer Art Trance getrübt.

„Ja... Ich habe ihn damals nur kurz gesehen, weil mir die Ereignisse keine Zeit ließen. Später vergaß ich ihn völlig, doch jetzt hat mich deine Frage wieder an ihn erinnert, Vater! Du wirst mir zustimmen, wenn du ihn siehst!"

„Beschreib ihn mir."

Einander abwechselnd beschrieben Elrohir und Legolas den See mit klingenden Worten, doch als sie schließlich auf das grüne Leuchten des Wassers kamen, begriff Elrond instinktiv die Zusammenhänge. Wasser von der Farbe, die alles Böse Melkors in den frühen Zeitaltern angenommen hatte: jenem Grün, das nun das zuvor reine Weiß der Elbenaura von Legolas ersetzte. Und nicht zuletzt dieser schier unüberwindliche Sog, der jeden anzuziehen schien, der dieses Gewässer einmal erblickt hatte.

Für einen kurzen Moment fiel dem Elbenherrn wieder jener noch unerfüllte Teil der Vision ein, die damals die Ereignisse um die Südländer angekündigt hatte. Der Mann mit den zwei Gesichtern, dessen Berührung wie glühendes Eisen war...

Dann schüttelte er den Kopf. Nein, in der Vision war ihm ein Mensch gezeigt worden. Auch, wenn sich ein Teil der damaligen Vision später nur in veränderter Form erfüllt hatte: er konnte einfach nicht glauben, dass dieses eine letzte Visionsbild Legolas gemeint haben sollte.

Ohne die Ereignisse der letzten Stunden zu kennen, wusste Elrond, dass der Schlüssel zu allem ganz woanders zu suchen war: bei dem Verlangen des Prinzen, von diesem geheimnisvollen See zu trinken.

Was auch immer geschehen war: Legolas musste es bereits mindestens einmal getan und dadurch die Verwandlung seines Wesens eingeleitet haben. Jeder Schluck, den er nun davon noch zu sich nahm, würde den Prozeß vollenden, und Elrond hatte das sichere Gespür, dass die Veränderung endgültig und nicht mehr rückgängig zu machen sein würde.

Es bedurfte mächtiger Magie, um so etwas zu bewirken – und eine ebenso mächtige Kraft, um den Prinzen wieder aus diesem Bann zu lösen.

Und plötzlich wurde das Erbe, das Gil-Galad ihm vor Tausenden von Jahren hinterlassen hatte, mehr als nur eine Last, die es zu hüten, verbergen und beschützen galt. Es wurde zu der einzigen verbliebenen Rettung für eine fast schon verlorene Seele.

„Tretet zurück," wies er seine Söhne an, und in seiner Stimme lag ein Tonfall, wie diese ihn noch nie bei ihrem Vater gehört hatten. Jeden Gedanken an Protest vergessend, taten die Zwillinge wie angewiesen.

Hatte Legolas gehofft, sich nun befreien zu können, so sah er sich enttäuscht. Noch ehe er einen Versuch ernsthafter Gegenwehr unternehmen konnte, hob Elrond auch seine andere Hand.

Wo sonst die Blicke zufälliger Betrachter nur die schlanken, ungeschmückten Finger des Elbenherrn streiften, glitzerte plötzlich im Morgensonnenschein das blaue Funkeln eines Ringes auf: blassblau wie der erste Frühlingshimmel und zugleich dunkel wie das Meer an seiner tiefsten Stelle, gefüllt mit allen Empfindungen dieser Welt und zugleich rein wie der erste Gedanke eines Kindes, nur ein Edelstein – und zugleich die Quelle mächtiger Magie.

Vilya.

Es lag in der Entscheidung des Trägers, den Ring des Wassers vor allen Blicken zu verbergen oder sichtbar werden zu lassen, doch Elrond hatte es stets vorgezogen, ihn mit Unsichtbarkeit zu schützen.

Bis heute.

Während die erstaunten Zwillinge fassungslos den Ring anstarrten, versuchte Elrond Legolas' Aufmerksamkeit auf den Ring zu lenken, indem er ihn vor dessen Blick hob.

„Seht ihn an. Erkennt, dass alles, was ich Euch sagen werde, wahr ist, mein Prinz."

Deutlich war zu sehen, wie sehr Legolas gegen die vereinten magischen Kräfte Vilyas und Elronds ankämpfte. Und verlor.

Schließlich erstarb sein Widerstand. Der ältere Elb nickte unmerklich. Wenn es überhaupt eine Situation gab, die den Einsatz seines Ringes der Macht ungeachtet aller sich daraus ergebenden Risiken durch den Dunklen Herrn rechtfertigte, dann war es diese. Er holte tief Luft.

„In Euch hat etwas Heimstatt gefunden, das so alt wie die Zeit selbst ist, Legolas. Es ist mächtiger, als Euer Wille es je sein könnte, denn es ist dunkle Magie. Melkors Magie, einst in Utumno geschaffen, um das reine und gute erstgeborene Volk zu dunklen, bösen Kreaturen zu machen. Ihr wisst, dass es so ist, nicht wahr? Ihr könnt es spüren, es sehen. Es ist stärker als Ihr, verlockender, und mit jeder verstreichenden Minute wird es Euch vertrauter als alles, was Ihr bisher kanntet."

Legolas sah unverwandt den Stein an, in dessen Mitte nun ein winziger heller Punkt aufzuglühen begann. Wie ein einzelner Stern in einer wolkenverhüllten Nacht hielt er die Aufmerksamkeit des Elbenprinzen fest, während jeder Gedanke an etwas anderes fort war.

„Ja."

Das Wort wehte als Flüstern an Elrond vorbei, doch die Konzentration des Elbenherrn war inzwischen so groß, dass es sich für ihn nicht von einem Schrei unterschied.

„Sagt mir, was Ihr seht."

„Dunkelheit... Kreaturen, die in ihr... in mir leben... die mich sehen ...die wissen, dass ich da bin... mich zu einem der ihren machen... sie sind so stark, wie es sich niemand vorzustellen vermag... unbesiegbar..."

„Nichts ist unbesiegbar. Nicht einmal das Böse. Seht!"

Vilya begann ein seltsam weiches blaues Licht abzustrahlen, das die beiden umfloss und mit seinen tastenden Fingern in den grünen Schein um Legolas eindrang.

Dessen Miene war starr und unbewegt, doch in jedem seiner plötzlich aufwellenden Gedanken lag ein wenig mehr Verstehen und Erinnern, während das in seinem Wesen verborgene Dunkle sich unter Widerstreben zurückzog. Gleichzeitig kehrte das ursprüngliche Selbst des Prinzen zurück – und traf auf die Erkenntnis dessen, was er getan hatte.

„...sie schreien jetzt ... ich kann spüren, dass sie sterben... und ich mit ihnen..."

Das Blau seiner Augen begann von aufsteigenden Tränen verdeckt zu werden und jenes Böse abzustrahlen, das sich in ihm breit gemacht hatte. Doch je intensiver es aus seinen Pupillen nach außen waberte, desto heller begann der blaue Schein um Vilya zu leuchten.

„Bitte..." flüsterte der Elbenprinz, während er so weiß wie frisch gefallener Schnee wurde. „...es soll aufhören. Ich ertrage es nicht..."

Elrond hörte die Worte zwar, doch er wusste, dass es für Legolas keine andere Möglichkeit gab.

„Ich kann Euch den Schmerz nicht nehmen, denn er ist jetzt ein Teil dessen, was Euch ausmacht. Nehmt ihn an. Nur so kann er aufhören. Und nun sagt mir, was Ihr jetzt sehen könnt."

Das sanft strahlende Schimmern manifestierte sich zu einem blendenden Gleißen. Es schloss alles außer den beiden Elben hinter seinem Weiß aus und durchdrang Legolas nun so mühelos, wie ein Sonnenstrahl durch Kristall fiel.

Legolas wünschte sich, die Augen schließen zu können – und hatte doch keine andere Wahl, als zuzusehen, wie das ihn erfüllende Grün im gleichen Maße schwächer wurde, wie die Helligkeit des Edelsteins zunahm. Dann verschwand der unerträgliche Druck, verschwanden die Bilder des Grauens vor seinen Augen, die ihm bereits viel zu vertraut gewesen waren. Gleichzeitig schälten sich neue Bilder aus dem hellen Leuchten Vilyas. Diesmal waren es die vertrauter, geliebter Gestalten ... und eines Menschen, den sein Verstand besser kannte, als ihm lieb war.

„Aragorn..." flüsterte er, doch es klang mehr wie ein tonloser Schrei, denn im gleichen Moment spürte er, wie sich die Erkenntnissplitter zu einer grauenhaften Wahrheit zusammensetzten und als erdrückende Schuld auf sein Gewissen legten.

„Was habe ich getan?" Der Abscheu über seine Tat schnürte dem Elbenprinzen fast die Kehle zu.

Vilyas Magie hatte unterdessen ihr Ziel erreicht, denn in diesem Moment erlosch der letzte grüne Schimmer in Legolas' Aura. Das Licht des Ringes verschwand ebenso unvermittelt und gab die beiden Elben ihrer Umwelt zurück, doch das Licht des erwachenden Herbsttages fiel auf einen sogar des Elbenlichts beraubten Körper.

Nunmehr bar jeder Kraft, auch der aus Melkors grünem Wasser Gewonnenen, sackte Legolas ohne Vorwarnung zusammen. Es war einzig den guten Reflexen Elronds zu verdanken, dass er nicht hart auf den Boden prallte, sondern leblos in den Armen des Elbenherrn hängen blieb.

„Helft mir," bat dieser seine Söhne, während er Legolas mit den letzten Resten seiner Kraft festhielt.

Der Elb hatte um die Macht gewusst, die dem Ring innewohnte, heute jedoch erstmals den Preis dafür bezahlt. Vilya zu mehr einzusetzen, als nur den Lauf des Bruinen durch Bruchtal zu kontrollieren, hatte sich als ungleich kräfteraubender erwiesen, als er es nach Gil-Galads zögernden Schilderungen je vermuten konnte.

Elladan und Elrohir, die fassungslos Zeugen eines einmaligen Vorganges geworden waren, sprangen rasch an seine Seite und nahmen ihm den bewusstlosen Elbenprinzen ab. Während Elladan ihn zu Boden gleiten ließ, legte Elrohir stützend seine Arme um die Schultern seines Vaters. Der Elbenherr war blass, Schweiß bedeckte seine Stirn und wenn man ganz genau hinsah, konnte man das Zittern seiner – nun wieder schmucklos erscheinenden – Hände erkennen.

„War das...?" begann Elladan seine Frage, doch Elrond hob hastig seine Hand.

„Nicht. Sprich das Wort nicht aus. Hört mir zu, ihr zwei. Ihr müsst über das, was hier geschah, für alle Zeiten Schweigen bewahren. Groß ist die Macht dessen, das zu hüten ich einst dem Hochkönig schwor. So groß, dass schon seine bloße Erwähnung Leid und Verderben über uns alle bringen würde, hört der Falsche zu. Niemand außer euch darf je erfahren, dass ihr Celebrimbors Schöpfung saht und auch, wozu sie in der Lage ist. Das müsst ihr mir versprechen!"

„Du hast unser Wort, Vater!" Die Zwillinge tauschten einen Blick, dann verliehen sie ihrem Schwur durch zusätzliches Nicken Nachdruck. Anschließend warf Elladan dem langsam wieder zu sich kommenden Legolas einen gleichermaßen unfreundlichen wie sorgenvollen Blick zu.

„Aber was ist mit ihm? Wird er nicht davon berichten? Vor allem angesichts dessen, das in ihm war?"

Elrond schüttelte den Kopf. Trotzdem seine Kräfte nur sehr langsam zurückkehrten, löste er sich von Elrohir.

„Nein. Zumindest an diese Momente wird er sich später nicht mehr erinnern können. Alles andere hingegen wird für immer in seinem Gedächtnis bleiben. Und damit weiterzuleben wird noch schwer genug für ihn werden."

„Nach allem, was er getan hat, sollte es das auch sein." Mit noch immer nicht viel freundlicheren Blicken musterte der neben seinen Bruder getretene Elrohir den Prinzen. „Falls er den heutigen Tag überlebt, werden er und ich uns ernsthaft über ein paar Dinge unterhalten."

„Wir alle werden dann mit ihm reden, Elrohir."

Nur der dunkle Tonfall in Elronds Stimme verriet etwas von den Emotionen des Elbenherrn. Dessen nach außen hin unbewegte Miene ließ nicht erkennen, dass er in Legolas' Geist gesehen hatte, was dieser Aragorn unter dem Einfluss des Wassers angetan hatte. Selten in seinem langen Leben war Elrond derart wütend gewesen wie jetzt – und noch nie war es ihm so schwer gefallen, dem Gedanken an Vergeltung nicht nachzugeben.

„Aber es werden keine Anklagen sein, die er von uns hört. Es hätte jeden von uns treffen können." Er sah Elrohir an. „Auch dich, der du diesem Bösen vor einem Jahr schon einmal begegnet bist. Wir sind alle zornig, doch es ist nicht an uns, über jemanden zu richten, der Opfer von Melkors Schöpfungen wurde."

Tausenderlei stumme Vorwürfe lagen in den grauen Augen der Zwillinge, doch schließlich drängte Elrohirs gütiges Naturell den Groll als erster zurück.

Trotz des Wissens um das möglicherweise bereits besiegelte Schicksal Aragorns kam nun auch ein erstes Gefühl von Mitleid für Legolas in ihm auf. Der Prinz war ein Opfer uralter Magie geworden. Mit etwas nachsichtigerer Miene musterte Elrohir ihn, doch seine Stirn blieb gerunzelt.

„Sieh ihn dir an, Vater. Was auch immer in ihm war, hat ihm alles genommen. Sogar sein Sternenlicht ist kaum mehr vorhanden. Er erlischt wie eine Kerze, wenn die Essenz der Eldar nicht schnell wieder zu ihm zurückkehrt. Doch er muss mit uns sprechen, uns sagen, wo genau er Aragorn zurückließ! Immerhin ist unser Bruder seinetwegen in höchster Gefahr..."

Auch Elrond sah mit wachsender Sorge die letzten Reste des Sternenlichts aus Legolas schwinden. Nicht mehr lange, und sie würden fort sein – zusammen mit der Seele des Elbenprinzen. Flüchtig dachte er daran, noch einmal Vilyas Kraft einzusetzen, doch dann verwarf er den Gedanken. Der Ring konnte kein neues Leben verleihen. Nur die Valar selbst konnten das, doch sie würden zu allem schweigen, wie sie es schon seit langen Zeitaltern taten, und alle Magie, die ihm selbst zu Gebote stand, genügte nicht, um das Licht der Sterne einzufangen...

Es war dieser Gedanke, der eine zurückgedrängte Erinnerung in Elrond wachrief.

Vor einem Jahr, als sie Aragorn nach Lórien bringen wollten, hatten die Krieger Lady Galadriels sie überraschend hier in diesem Felskessel gefunden. Unter den Dingen, die die Herrin von Caras Galadhon ihrem Schwiegersohn geschickt hatte, war auch ein Kästchen gewesen. Mit grenzenlosem Erstaunen hatte Elrond damals die Phiole mit dem Lichte Earendils aus den Händen seiner Tochter Arwen entgegengenommen und das warme, helle Schimmern im Inneren des Glasfläschchens betrachtet, während er erfolglos über Galadriels Botschaft gegrübelt hatte, dass er sie bald schon benötigen würde. Wieder zurück in Bruchtal, hatte er das Kästchen in seinen Gemächern abgestellt und irgendwann vergessen. Nun jedoch, angesichts des vor ihm liegenden dahinschwindenden Legolas, enthüllte sich schlagartig die Bedeutung der bislang so rätselhaften Nachricht der Herrin vom Goldenen Wald.

Elrond kniete sich neben den Elbenprinzen und hob dessen Kopf sachte an. Die Bewegung ließ Legolas müde die Augen öffnen. Er blinzelte schwach ins Licht, bis aus dem über ihm schwebenden Schatten ein vertrautes Gesicht wurde.

„Mein Lord..." Seine kraftlose Stimme versickerte wie Sand zwischen den Fingern. „Es tut mir so... unendlich leid... Ich verdiene Eure... Sorge nicht... und bin bereit, mein Leben zu geben... doch das wird nicht... ungeschehen machen... was ich Aragorn antat... er hätte nicht sterben dürfen... ich habe den Tod jedoch verdient..."

„Ganz ruhig, Legolas. Niemand wird sterben, doch dazu müssen wir jetzt höchste Eile walten lassen. Beschreibt mir genau, wo Ihr meinen Sohn zurückgelassen habt, dann kümmern wir uns um alles."

Mit abgehackter Stimme schilderte Legolas schamerfüllt die wenigen Einzelheiten, an die er sich in seinem derzeitigen, zutiefst geschwächten Zustand entsann. Zu aller Entsetzen waren darunter auch Einzelheiten, wie er Aragorn zurückgelassen hatte. Einige wenige Eindrücke von der Umgebung und vom Weg waren alles, was der Elbenprinz noch hinzufügen konnte, ehe er schließlich verstummte, doch für Elrond genügte das.

Nun, da er ungefähr zu ahnen begann, wohin ihn seine Suche führen musste, festigte sich auch sein Wille, den Umständen die Stirn zu bieten. Elrond verdrängte die Befürchtung, zu spät zu kommen, bewusst und klammerte sich an seiner Entschlossenheit fest, eine offenkundig aussichtslose Situation durch ein Wunder noch zum Besseren zu wenden. Wenn die Valar ein Einsehen hatten, musste es nach allem, was im letzten Jahr geschehen war, für Aragorn einfach eines geben!

Er sah zu dem ältesten Zwilling auf.

„Elladan, kümmere du dich um den Prinzen. Betritt diese Höhle um keinen Preis, sondern bring Legolas so schnell wie möglich nach Bruchtal zurück. In meinem Schlafgemach findest du das Kästchen deiner Großmutter. Du weißt, welches ich meine. Die darin befindliche Phiole musst du ihm auf die Brust legen, ehe der letzte Funke seines Lebens verglimmt. Beeil dich, mein Sohn, denn seine Zeit läuft rasch ab. Wir beide..."

Seine Augen wanderten zu Elrohir weiter.

„...brechen sofort auf. Ich glaube zu wissen, wo Estel ist."

„Du glaubst es nur zu wissen?" Elrohirs Stimme klang noch ungläubiger, als seine Miene aussah.

„Ja." Elrond erhob sich und deutete dann mit der Hand auf Legolas' Rappen. „Außerdem haben wir noch die Spuren seines Pferdes. Wenn wir ihnen folgen, finden wir Aragorn auf alle Fälle. Und nun komm. Die Zeit für Estel wird sehr knapp."

Die beiden hasteten zu ihren Pferden, stiegen auf und galoppierten nach einem letzten flüchtigen Winken davon.

Elladan sah ihnen nach, bis ihre Silhouetten mit den Schatten des Waldes verschmolzen waren, dann kehrte sein Blick zu Legolas zurück.

Noch immer lag dieser reglos auf dem Boden. Selbst ein des Heilens Unkundiger hätte erkennen können, dass die Bande, die den Prinzen im Diesseits hielten, immer dünner wurden. Hin und her gerissen zwischen Ärger, der überwältigenden Sorge um seinen menschlichen Bruder und dem Bedauern, welches er für Legolas' schreckliches Schicksal empfand, vermochte er seine Züge nicht so neutral zu halten, wie es die Umstände verlangt hätten. Tiefe Sorgenfalten und ein Ausdruck nur schlecht verborgenen Unmuts lagen auf seinem Gesicht, als er sich neben Legolas kniete und seine Arme unter dessen schmaler Gestalt hindurchzuschieben begann, um ihn aufzuheben.

Erneut von einer Berührung aus seinem Dämmerzustand gerissen, fiel Legolas' Blick zwischen den halbgeöffneten Lidern hindurch auf das Antlitz des Zwillings. Deutlicher, als es ihm lieb war, sah er die unausgesprochenen Vorwürfe, die Elladan bewegten. Sie deckten sich mit seinen eigenen – und ließen ihn einen spontanen Entschluss fassen. So kam es für Elronds Ältesten überraschend, als sich der sterbensschwache Elbenprinz plötzlich unter Zusammennahme der allerletzten Kraftreserven aus seinem Griff wand und zur Seite rollte.

„Bleib weg von mir, Elladan."

Die deutlich hörbare Schwäche in der Stimme machte den Widerstand des Prinzen fast schon zu etwas Lächerlichem, doch der Dolch, den er mit heftig zitternden Armen gleich darauf mühsam aus der Scheide zog und abwehrend vor sich hielt, sprach eine ernsthaftere Sprache.

„Was soll das nun wieder?" Elladans Geduld war am Ende. „Hast du endgültig den Verstand verloren, Legolas? Falls mein Vater sich für dich nicht klar genug ausgedrückt hat, verdeutliche ich es dir gern. Du stirbst, wenn ich dich nicht rechtzeitig nach Bruchtal bringen kann! Also hör' auf mit diesem Irrsinn, steck' das Messer weg und lass mich dir helfen, du sturer, dummer Elb!"

„Du findest, ich bin dumm?" Legolas lachte, doch es war ein geisterhaft schwacher Laut, der Elladan eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

„Da magst du Recht haben. Stur? Auch das gebe ich zu. Nur irrsinnig bin ich nicht... Nicht mehr jedenfalls. Ich bin bei so klarem Verstand, wie schon sehr lange nicht mehr. Falls du es nicht begriffen haben solltest... Ich habe deinen Bruder getötet! Ich verdiene den Tod, also lass ihn mich hier erwarten, wo alles begann. Passend, findest du nicht auch?"

Seine Schwäche und die Anstrengung, sich Elladan mit dem Dolch vom Leib halten zu wollen, trieben Legolas schnell einem Abgrund entgegen, aus dem es kein Entrinnen mehr für ihn geben würde. Das Antlitz des Elben wirkte dementsprechend eingefallen und wächsern, doch die blauen Augen waren nun wieder klar.

Er meint, was er sagt, begriff Elladan, während sein Zorn plötzlich abflaute. Kopfschüttelnd starrte er abwechselnd den Elbenprinzen und die Waffe an. Ihre zitternde Spitze zeigte unverwandt in seine Richtung. Legolas ist entschlossen zu sterben und weiß genau, dass ich das nicht zulassen werde. Ich muss Gewalt anwenden, um ihn von hier fortzubringen, doch schon der kleinste Kampf könnte ihn töten. Überwältige ich ihn jedoch nicht und warte stattdessen, wie er es verlangt, stirbt er auch. So oder so: er bekommt seinen Willen doch. Was jetzt?

Die Situation schien aussichtslos.

-x-x-x-

Auch an einer anderen Stelle des Waldes sah es für jemanden ziemlich hoffnungslos aus.

Von Clary aus seiner Benommenheit gerissen, schaffte Miro es in kürzester Zeit, an ein Seil zu gelangen, das er vor Beginn der Flucht in seinem Rucksack verstaut hatte. Während er hastig seinen Umhang abstreifte und es sich dann um den Leib knotete, sah er besorgt zu dem inzwischen vom Fluss überspülten Mann hinüber.

Vor wenigen Augenblicken hatte dieser sich noch bewegt, doch nun waren es nur die reißenden Fluten, die seinen Körper hin und her zogen.

Mit fliegenden Fingern nahm Miro das andere Ende des Strickes, dann rannte er zu dem Stamm hinüber, dessen Zweige zur Todesfalle für Aragorn geworden waren. Er schlang das freie Seilende um den Baum, dann drückte er es Clary in die Hand.

„Ich schaffe es nicht allein. Du wirst mir helfen müssen. Wenn er frei ist, zieh mit aller Kraft, auch wenn es dir die Hände aufreißt. Der Mann ist bewusstlos und zusammen mit der Kraft des Flusses ist das mehr, als ich allein zu bewältigen imstande sein werde."

Ohne ihre Antwort abzuwarten schwang er sich auf jenen Ast, an den Legolas den Menschen gefesselt hatte. Überaus vorsichtig – und solange es ging, auf allen vieren – arbeitete Miro sich zu jener Stelle vor, von der aus er nach dem kleinen Dolch greifen konnte, der dort lose an ein Stück Faden gebunden worden war.

Er riss ihn mühelos ab, klemmte ihn sich zwischen die Zähne und ließ sich dann nach einem letzten Blick zu Clary ins Wasser hinunter. Es war nur der Tatsache zu verdanken, dass Miro sich noch mit einer Hand festhielt, dass ihn die reißende Strömung nicht sofort davontrug, doch der Zug des eisig kalten Wassers war enorm stark.

Für Miros Empfinden dauerte es Ewigkeiten, bis er die Stricke um das linke Handgelenk des Fremden durchtrennt hatte und sich dem rechten zuwenden konnte. Damit ihm die Strömung den bewusstlosen Mann nicht sofort nach der vollständigen Befreiung entriss, musste Miro ihn festhalten, wenn er die Fesseln gänzlich durchtrennte. Dazu allerdings würde er den letzten sicheren Halt für sich selbst aufgeben müssen.

„Lass um keinen Preis los," schrie er über das Brausen des Wassers hinweg zu Clary hinüber. Zufrieden sah er, wie sie das Seilende zwiefach um ihre Hände wickelte und die Füße weit voneinander entfernt in den Boden stemmte. Ihre schmächtige Gestalt strahlte eine Entschlossenheit aus, die ihn unwillkürlich lächeln ließ. Dann riss er sich von dem Anblick los, klammerte sich an den vor ihm hängenden Mann – und löste nach einem letzten Stoßgebet zu allen ihm bekannten Göttern seinen eigenen Halt.

Augenblicklich zerrte die Kraft des Flusses an ihnen, wütend entschlossen, die beiden mit sich fort zu ziehen. Unter diesen Umständen fiel es ihm ungleich schwerer, auch das rechte Handgelenk zu befreien. Doch er schaffte es schließlich und wurde zusammen mit seiner menschlichen Last sofort in die Tiefe gerissen.

Bis Miro vom Seil gestoppt wurde, schienen Ewigkeiten zu vergehen. Er ließ den Dolch achtlos in die Tiefe fallen, umklammerte den leblosen Körper des nunmehr Befreiten noch fester mit beiden Armen und versuchte strampelnd mit ihm an die Wasseroberfläche zurückzugelangen.

Das erwies sich als kräftezehrendes Unterfangen, denn das Gewicht des Bewusstlosen schien sich durch die Strömung noch zu vervielfachen. Schließlich, als Miros Lungen durch den Luftmangel bereits zu brennen begannen und er schon glaubte, ihn nicht mehr halten zu können, durchstieß sein Kopf plötzlich das Wasser.

Sauerstoff!

Er hatte es geschafft!

Keuchend holte er tief Luft, während er spürte, wie sich das Seil um seinen Körper spannte und ein kaum merkbarer Zug ihn immer dichter ans Ufer holte.

Es gelang Miro in erstaunlich kurzer Zeit, mit seiner Last ans Ufer zurückzuschwimmen, wo er den reglosen Mann erst halb aufs Trockene schob, ehe er selbst mühsam hinterher kroch. Seine Füße hingen knapp oberhalb des Wasserspiegels, als er schließlich einfach liegen blieb und die Augen schloss, um neue Kräfte zu sammeln.

Sekunden später, während das Blut in seinen Ohren rauschte und der rasende Herzschlag gegen seinen Brustkorb trommelte, erklang plötzlich eine vertraute Stimme neben ihm.

„Du hast es geschafft, Miro!"

Er sah nicht zu Clary hoch, sondern hielt die Augen geschlossen und nickte nur. Für einen Moment hatte er schon nicht mehr daran geglaubt, es zu einem guten Ende bringen zu können.

Gleich... gleich bin ich wieder soweit, dass ich Clary helfen kann. Nur noch einen Moment... dachte er keuchend, als er spürte, wie ihre Hand ihn aus der Starre schüttelte.

Beinahe widerwillig hob er den Kopf – und sah die neben ihm kniende Clary. Sie hatte Aragorn auf den Rücken gedreht und sich so dicht über sein Gesicht gebeugt, dass sie auf ihrer Wange jeden etwaigen – in Moment jedoch ausbleibenden – Atem fühlen konnte.

„Er atmet nicht mehr. Komm schon, tu etwas, Miro!"

Seine überanstrengten Muskeln brannten wie Feuer, als er sich – noch immer mit dem Seil um seiner Taille – gleichfalls auf die Knie schob und an Clarys Seite gesellte. Er drängte sie dabei sachte zur Seite, dann entfernte er mit angewidertem Gesicht die Augenbinde vom Gesicht des Unglücklichen, der reglos vor ihnen lag.

Seine Bewegungen stockten, als er dessen Antlitz genauer betrachtete. Er kannte es, doch er hatte nicht geglaubt, diese Züge noch einmal zu erblicken.

„Estel?"

Miro war sich der erstaunten Blicke seiner Begleiterin wohl bewusst, doch er beachtete sie gar nicht.

„Ich dachte, du wärst tot," flüsterte er, ehe er Aragorn ungläubig die am Gesicht klebenden nassen Haarsträhnen zur Seite strich.

Unschwer sah man nun die Kratzer auf der Haut des jungen Waldläufers. Einer spontanen Eingebung folgend, tastete Miro vorsichtig am Kopf Aragorns entlang. Es dauerte nur Sekunden, bis er mehrere dicke Beulen an dessen Kopf gefunden hatte. Ein näherer Blick sagte ihm, dass heftige Gewalt angewandt worden sein musste, denn er sah deutlich, dass ein paar geblutet hatten. An manchen Stellen sah er sogar noch dicke Blutkrusten die Haare verkleben.

Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Welchem Ungeheuer bist du nur in die Hände gefallen, Estel?"

„Du kennst diesen Mann?" folgte auch sofort die entsprechende Frage von Clary.

„Das ist eine weitere lange Geschichte, die jedoch warten muss," entgegnete Miro und drehte den bewusstlosen Aragorn mit raschen Handgriffen auf den Bauch zurück. Dann kniete er sich über ihn und begann ihm durch Druck auf den Rippenkasten das eingeatmete Wasser aus den Lungen zu pressen.

Mit jedem Moment, den sich der Waldläufer nicht regte, sank die Hoffnung der beiden jungen Menschen ein Stück mehr, ihn retten zu können. Fast waren sie gewillt, ihre Anstrengungen einzustellen, als Aragorn endlich ein erstes Lebenszeichen von sich gab...

-x-x-x-

Ein weiteres Mal kehrte Aragorn völlig desorientiert ins Bewusstsein zurück.

Nur unterschwellig registrierte sein Verstand, dass die Fesseln und die Augenbinde fort waren und er sich wieder auf trockenem Land befand, denn in Moment beschäftigte ihn das Wasser, das aus seinem Mund floß, viel mehr. Zudem quälten heftige Schmerzen den Großteil seines Körpers und der Kopf hatte sein gnadenloses Hämmern wieder aufgenommen.

Dass er gleich darauf aufstöhnte, merkte er erst, als der Laut auch seine schrecklich wunde Kehle brennen ließ.

„Ganz ruhig, Ihr seid in Sicherheit..." hörte er die Stimme einer ihm unbekannten Frau, doch sie war sofort vergessen, als neuerlich ein Hustenanfall seine Lungen mit Krämpfen fast zu zerreißen schien.

Dem Aufbäumen seines Körpers hatte Aragorn nichts entgegenzusetzen und so wand er sich hustend und weiteres Wasser spuckend auf dem Boden, bis er schließlich wieder auf dem Rücken zu liegen kam, während Clarys schmale Hände ihm dabei die tropfenden Haare aus dem Gesicht zu halten versuchten.

Nach Minuten legte sich der Hustenreiz endlich. Durch die nasse Kleidung vor Kälte zitternd, erschöpft und von wild durcheinander blitzenden Erinnerungsbildern bedrückt, schaffte er es schließlich, die Augen aufzumachen und sich auf einen Ellbogen aufzustützen.

Er sah direkt in das fein geschnittene Gesicht einer blutjungen Frau mit klugen, mitfühlenden Augen und besorgt geschürzten Lippen, die direkt vor ihm auf dem Boden hockte und ihre Hände gerade unter ihr Umschlagtuch schob. Flüchtig erspähte Aragorn das brennende Rot auf den jugendlich zarten Handinnenflächen, ehe der Stoff sie seinem Blick entzog.

„Geht es wieder?" Sie neigte den Kopf zur Seite, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen.

„Ja..." krächzte Aragorn heiser und lächelte sie verlegen an. „Habt Dank für die Rettung und Eure Sorge, edle Dame. Ohne Euch wäre ich verloren gewesen und jetzt bereits auf dem Weg aus dieser Welt hinaus."

„Na, dann sind wir ja gerade noch rechtzeitig gekommen," ließ sich gleich darauf von hinter ihm eine männliche Stimme vernehmen, die ihm vage vertraut vorkam.

Aragorn, der in den letzten Stunden mehr als genug unliebsame Überraschungen erlebt hatte, schnellte herum, während seine Hand automatisch, aber erfolglos, zur waffenlosen Hüfte griff. Dann hielt er inne, als er sich unerwartet jemandem gegenübersah, mit dem er an diesem Ort und zu dieser Zeit am allerwenigsten gerechnet hatte.

„Miro?" Er starrte den ehemaligen Dieb an wie einen Geist. „Bist du das wirklich oder narrt mich nur ein Trugbild?"

Die Fassungslosigkeit in der Stimme des Waldläufers ließ Mirodas trotz der Anstrengungen, die hinter ihm lagen, unwillkürlich grinsen, was seinen Zügen für einen Moment den früheren jungenhaften Ausdruck zurückgab.

„Nein, ich bin es tatsächlich. Aus Fleisch und Blut." Schulterzuckend sah er an sich hinab. „Na ja, und aus Wasser."

Er streckte Aragorn die Hand hin, in die dieser gern einschlug. „Es ist wirklich schön, dich wiederzusehen, Estel, obgleich ich es noch immer nicht fassen kann!"

„So wie ich, mein Freund! So wie ich!"

Der Waldläufer schüttelte Miros Hand, während die Fröhlichkeit der Wiederbegegnung der beiden Männer durch die Bäume hallte und sogar die noch immer verlegen wirkende Clary zum Schmunzeln brachte. Dann trennten sich die zwei wieder und Miro musterte sein Gegenüber neugierig.

Aragorn hatte sich sichtbar verändert, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Aus dem ernsthaften Freund mit der unbeschwerten Ausstrahlung war ein verschlossen wirkender Mann geworden, dem man sich nur mit Bedacht näherte, wenn man ihn nicht genauer kannte. Die vormals glatte Stirn ließ an ersten Furchen erkennen, dass Aragorn seit Ardaneh oft mit sorgenvollen Gedanken beschäftigt gewesen sein musste, und die Leichtigkeit seiner Natur schien gänzlich verschwunden zu sein.

„So langsam beginne ich zu glauben, es ist vorherbestimmt, dass wir uns immer wieder begegnen."

Er begann an dem Seil zu nesteln, das noch immer um seine Hüfte hing, und vermied es dabei aus einem ihm unbekannten Grund, Aragorn anzusehen. Miro wusste nicht, warum er es für besser hielt, auf Abstand zu dem Waldläufer zu bleiben, doch er hatte es noch immer nicht überwunden, vor einem Jahr in Bruchtal angelogen worden zu sein.

Aragorn allerdings schien von der Befangenheit des jungen Mannes nichts zu merken. Er wartete sichtbar ungeduldig, bis Miro sich den Strick von der Hüfte geknotet hatte, dann zog er ihn ohne viel Federlesens zu sich heran und umarmte ihn. „Nun schulde ich dir schon zum zweiten Mal mein Leben."

„Diesmal schuldest du es mir und Clary, um genau zu sein," präzisierte Miro, dessen Verlegenheit langsam in den Hintergrund zu treten begann, nachdem Aragorn ihn wieder freigegeben hatte.

„Noch einmal meinen Dank, Lady Clary..." wandte sich Aragorn nun an die Frau.

„Nur Clary bitte."

Das Gesicht der jungen Frau wurde von einer tiefen Röte überzogen. „Außerdem tat ich nicht viel zu Eurer Rettung. Miro gebührt Euer Dank, nicht mir!"

Der winkte jedoch ab. „Ohne dich wäre es mir kaum gelungen, Estel zu befreien und ans Ufer zu holen."

Die braunen Augen des jungen Mannes funkelten, als er mit deutlich sichtbarem Stolz seine Gefährtin liebevoll anlächelte, ehe er wieder zu Aragorn zurücksah. „Clary ist etwas ganz Besonderes, weisst du."

„Das kann ich sehen." Es blieb Aragorns scharfen Augen nicht verborgen, mit welcher Liebe sich die beiden jungen Leute anblickten. Er schmunzelte verhalten. „Ich freue mich für euch."

Endlich sah Miro mit dem Lächeln auch etwas von der früheren Jugendlichkeit in den müden Zügen Aragorns aufleuchten. Es war, als kehre damit auch so etwas wie ein Stück Vergangenheit zu ihnen zurück. Für einen Moment fühlte er sich wieder so wie damals in Aragorns kleinem Herbergszimmer in Ardaneh. Er hatte damals geglaubt, endlich eine bessere Zukunft vor sich zu haben, wenn er mit ihm ging. Wie schon so oft zuvor hatte sich der Traum bald zerschlagen, doch vielleicht wurde er mit Clary ja endlich Wirklichkeit...

Mühsam löste Miro sich von diesen Erinnerungen und lächelte Aragorn ehrlich erfreut an.

„Es ist schön, dir noch einmal zu begegnen. Ich hatte in dieser Welt nicht mehr darauf gehofft, nachdem ich seit einem Jahr dachte, dass du tot wärst, Estel. Es erleichtert mich zwar, zu erkennen, dass ich einem Irrtum erlag, nur verstehe ich nicht, warum man mich damals in Bruchtal so anlog."

„Das ist eine viel zu komplizierte Geschichte für diesen Ort." Aragorns Stimme war schlagartig von Trauer erfüllt.

„Ich verstehe." Miro wollte den Schmerz seines Freundes nicht noch weiter verstärken, daher wechselte er kurzerhand das Thema. „Sag mir, Estel, wer hat dir das angetan?"

Nach der Stimme verdüsterte sich nun auch der Blick des Waldläufers. Bekümmert wandte er den Kopf ab und starrte in den Wald, ohne ihn jedoch wirklich zu sehen. Er schwieg lange und Miro glaubte schon, dass er auf seine Frage keine Antwort bekommen würde, als ein einziges Wort erklang; eines, das er niemals zu hören geglaubt hatte.

„Legolas."

„Der Prinz?"

Miro wollte die Antwort als Irrtum abtun – und vermochte doch nichts anderes zu tun, als fassungslos mit dem Kopf zu schütteln.

„Das kann ich nicht glauben, Estel. Nicht er. Er ist der gütigste, weiseste, liebenswerteste Elb, dem ich je begegnet..."

Er konnte seinen Satz nicht beenden und auch Aragorn kam nicht zu einer Entgegnung, denn in diesem Moment unterbrach ihn Clary.

„Ein Elb hat das getan. Also stimmt es doch, was man über sie sagt..."

Sie ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten, während aus ihrem Entsetzen plötzlich Wut wurde. Nun so bleich, wie sie zuvor durch Aragorns respektvolle Anrede errötet war, sah Clary erst diesen an, dann überraschend zornig zu Miro zurück.

„Behauptest du immer noch, wir seien im Elbental sicher? Oder hast du dir das nur ausgedacht, Mirodas? Offenbar haben die Menschen ja doch recht, wenn sie sagen, dass man Elben nicht trauen sollte."

„Clary, ich..." begann er zu erklären, doch sie wandte sich brüsk ab, ihn mit Nichtachtung strafend.

Die Geste verletzte Miro mehr, als die Worte zuvor es vermocht hatten. Nun brachte er keinen Ton mehr heraus, doch Aragorn sah, wie sehr es in dem jungen Mann arbeitete. Er entschied sich einzugreifen, ehe die beiden sich richtig zerstritten hatten.

Doch wie beginnen? Aragorn ließ sich das eben Gehörte noch einmal durch den Kopf gehen, dann streifte sein kundiger Blick kurz die Kleidung und die in einiger Entfernung achtlos zur Seite geworfenen Rucksäcke.

„Ihr wolltet nach Bruchtal, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich glaube nicht, mich in der Annahme zu irren, dass ihr beide auf der Flucht seid."

Die Gefragten antworteten ihm nicht, sahen sich noch nicht einmal an, also wandte Aragorn sich Clary zu. Nunmehr im Fokus seiner Aufmerksamkeit, nickte sie schließlich widerstrebend.

„Wenn Mirodas flieht, tut er es nicht ohne Grund, und wenn er mit Euch in Bruchtal Zuflucht suchen will, dann hat er die beste Entscheidung getroffen."

Er klopfte dem jungen Mann aufmunternd auf die Schulter, doch der ließ den Kopf noch tiefer hängen als vorher. Aragorn seufzte innerlich. Waren junge Menschen immer so stur und unbelehrbar? War er selbst etwa auch so gewesen? Spontan dachte er an Elrond, dessen Geduld sich ihm gegenüber nur selten erschöpft hatte.

„Miro hat nicht gelogen, Clary. Ich bin bei Elben aufgewachsen und Euer Freund hat eine Zeitlang bei ihnen gelebt. Mich kennt Ihr nicht, aber ihn, und ihm könnt Ihr glauben, wenn er Euch sagt, dass es freundliche Wesen sind."

Seine Worte prallten ergebnislos von der jungen Frau ab. Sie hatte ihrem Geliebten noch immer den Rücken zugedreht. Aragorn seufzte innerlich. Um die Unstimmigkeiten zwischen beiden zu zerstreuen, würde es mehr Anstrengungen bedürfen, als er gedacht hatte.

„Clary, hört mir zu. Mein Pflegevater ist Miro zu großem Dank verpflichtet und sicher mehr als bereit, euch beide aufzunehmen, solange ihr es wünscht. Ihn kümmert es nicht, dass ihr Flüchtlinge seid, denn er war selbst vor Jahrtausenden einer. Ihm müsst ihr auch nichts erklären, denn mein Vater ist in der Lage, tief in jeden hineinzusehen. Bis ins Herz, wenn Ihr so wollt. Er wird erkennen, dass ihr beide seinen Schutz braucht, und ihn euch nicht versagen."

Die Frau wagte es nicht, Aragorn anzusehen, doch die Hand, mit der sie unbewusst ihren Rocksaum zusammenknetete, sprach Bände über ihre Empfindungen. „Estel... Das ist doch Euer Name nicht, nicht wahr?"

Schüchtern huschte ihr Blick nun doch über sein zustimmend aussehendes Gesicht, ehe die Augen wieder zu Boden gerichtet wurden. „Ich weiß nicht, was es ist, aber etwas sagt mir, dass ich Euch Glauben schenken kann."

„Dann glaubt auch Eurem Geliebten, Clary."

„Das tue ich." Endlich entspannte sie sich und ihre Hand wanderte zu Miros hinüber, der sie nach kurzem Zögern in die seine nahm. „Mehr noch, ich vertraue ihm. Das tat ich von Anfang an."

„Sie sollte an einen schrecklichen Mann verheiratet werden. Aber wir lieben uns, also sind wir geflohen." Erleichtert beteiligte sich nun auch Miro wieder an der Unterhaltung. „Jetzt fürchten wir, dass Cobiarh und seine Männer uns schon auf der Fährte sind."

„Das ist es nicht allein," fiel Clary ein. „Ich will vor allem nicht, dass er Miro für alles büßen läßt. Doch bis eben konnte ich einfach nicht genug Mut aufbringen, um einen Elben um Schutz zu bitten," erklärte sie endlich leise. Es war unüberhörbar, dass sie sich schämte.

Obwohl Miro und seine Begleiterin nur unwesentlich jünger als er selbst waren, fühlte Aragorn sich ihnen plötzlich an Erfahrung überlegen. Erst jetzt begriff er, welches Glück ihm beschieden gewesen war. Unter Elronds weiser Führung und mit seiner Unterstützung hatte seinen eigenen Weg finden dürfen und nie Grund zum Zweifel bekommen.

Er lächelte Clary beruhigend an.

„Glaubt mir, auf Arda gibt es wohl nur wenige Orte, die noch besser als Bruchtal beschützt werden. Niemand kann dort noch Eurer habhaft werden, denn die Wächter des Tales kann dieser Cobiarh nicht überwinden. Die Krieger meines Vaters werden Euch vor seiner Rache beschützen. Euch beide."

Die junge Frau nickte. „Aber woher stammen dann all die Geschichten, die man sich über Elben erzählt?"

„Menschen fürchten, was sie nicht kennen."

Clary lächelte spontan. Es war noch nicht allzu lange her, dass Miro fast die gleichen Worte gebraucht hatte. Aragorn fuhr unterdessen ungerührt fort.

„Ihr seid das beste Beispiel dafür. Ich schwöre bei Elbereth, dass Elben die gütigsten und klügsten Wesen sind, die man sich vorstellen kann. Ihr mitfühlendes Herz hat noch Niemandes Bitte ungehört gelassen. Auch Legolas tat dies nie, solange er noch er selbst war."

Erneut wurden ungebeten Erinnerungen wach, Erinnerungen, die ihn in schönere Zeiten zurücklocken wollten. Nur widerstrebend riss Aragorn sich von ihnen los. Erst jetzt begriff er, wie sehr die Wärme von Legolas' Freundschaft ihm bereits fehlte. Nicht einmal das, was der Elb ihm angetan hatte, vermochte auf lange Sicht etwas daran zu ändern. Sobald die hier erhaltenen seelischen Wunden in Aragorn erst einmal geheilt waren, konnten sie – vielleicht – die Bande ihrer Freundschaft neu knüpfen.

Trotzdem verspürte er die leise Furcht, den Freund für immer verloren zu haben. Doch Aragorn schaffte es, kein Zeichen davon auf seine Miene dringen zu lassen, als er sowohl Miro als auch Clary jeweils eine Hand auf die Schulter legte.

„Gestern nun geriet er unter den Einfluss von etwas wirklich Bösem, das zu bekämpfen über meine Macht geht. Mein Vater aber hat diese Macht, und zu ihm wollte ich den Prinzen bringen. Ich..."

Aragorn zögerte. Nur ungern entsann er sich an den Kampf mit dem Elben.

„...ich habe die Kraft, die Besitz von Legolas ergriff, jedoch unterschätzt. Sie hat ihn nicht nur stärker gemacht, sondern auch seinen Geist vergiftet. Sie war es, die ihn mich dort anbinden ließ." Er verstummte und sah stattdessen flüchtig zu jenem Baum hinüber, von dessen Ast Miro ihn abgeschnitten hatte.

„Dein Vater ist Heilkundiger." Miro wirkte betroffen. „Estel, glaubst du, er schafft es, den Geist des Prinzen zu heilen? So wie er damals deinen Augen die Sehkraft zurückgab?"

Betont überzeugt nickte der Waldläufer. „Wenn jemand Prinz Legolas zu helfen vermag, dann er. Und je eher das geschieht, desto eher ist er wieder der alte."

Der, den ich vermisse... fügte er in Gedanken hinzu, während er die beiden jungen Menschen betrachtete.

Man musste kein besonderer Menschenkenner sein, um zu sehen, dass Miro trotzdem auf den Trümmern seiner Welt saß. Er hatte den Elbenprinzen seit dem Moment ihrer ersten Begegnung in Thranduils Schloss bewundert und verehrt. Plötzlich erfahren zu müssen, dass er wie ein kaltblütiger Mörder gehandelt hatte, zerstörte mehr als nur das Bild, das der junge Mann sich von Legolas gemacht hatte. Es nahm ihm einen wichtigen Teil seines bisherigen Lebens.

Mit Clary saß hingegen eine mutige, starke junge Frau vor Aragorn, die nicht gezögert hatte, einen ihr völlig Fremden vor dem Tod zu retten. Aragorn hoffte, dass sie es schaffen würde, Miro neuen Halt zu geben.

Nun sind es schon zwei, die deinetwegen leiden, Legolas. Selbst wenn es Vater gelingt, deine Wesenswandlung rückgängig zu machen: was geschah, kann er nicht ungeschehen machen. Ich hoffe aufrichtig, dass deine Seele diese Last erträgt...

Aragorn hatte den beiden Flüchtlingen nicht nur ihre Zweifel genommen, sondern damit unbemerkt auch seine eigenen beseitigt.

Er wusste plötzlich, dass Legolas und er sich zwar vielleicht nie mehr ohne Vorbehalte begegnen würden. Doch was ihn anging, so würde er die Tür zwischen ihnen weiterhin einen Spalt offen halten, auch wenn der Schmerz über Legolas' Verrat in Moment nachdrücklich darauf bestand, sie für immer zu schließen.

Während sich Miro und Clary unweit jener Stelle, an der Aragorn eigentlich hatte sterben sollen, zögernd wieder miteinander versöhnten, schloss Aragorn in Gedanken Frieden mit Legolas.

Er hoffte ehrlich, dass er dem Elbenprinzen das irgendwann sagen konnte...

-x-x-x-

Ende Kapitel 6

Mystic Girl1: Du siehst, ein Teil deiner Hoffnungen hat sich erfüllt. Miro und Clary haben den armen Aragorn von seiner Leine genommen. Wie lange diese Ruhe allerdings dauern wird... Wer weiß? (...wissendes Grinsen der Autorin...)

yavanna unyarima: Danke für das tolle Lob. Es war eine echte Herausforderung, aus dem ewig guten Legolas mal einen so richtig Bösen zu machen. Um so schöner, dass das gelungen zu sein scheint. Nun... Elrond und die Zwillinge kamen nicht umhin, nachzusehen, wer sich da in dem Grab befand. Auf diese Art konnte ich sie wenigstens davon abhalten, selbst in die Höhle zu gehen. Das hätte mich sonst glatt um dieses Kapitel und den Rest der Geschichte gebracht.

elitenschwein: Es ist ein großes Kompliment, dass du dir trotz deines – wie es scheint – engen Zeitplans die Zeit nimmst, uns eine kleine Review zu jedem Kapitel zu schreiben. Dafür Danke! So was ist wie ein aufmunterndes Schulterklopfen für jeden Autor! Ich hoffe, dass du die noch folgenden Kapitel ebenso spannend finden wirst.

Elanor8: Nun ja... Für den Augenblick ging es wirklich noch mal gut. Aber noch sind Aragorn, Miro und Clary nicht aus dem Wald heraus. (...Autorin zieht die Ohren ein...) Und Legolas... Er hatte schon zuviel von diesem bösen Wasser in sich, um noch aus eigener Kraft wieder zu seinem alten Ich zurückkehren zu können. Du erinnerst dich an die Schnittwunden in seiner Hand, in die das Wasser ungehindert eindringen konnte, als er Aragorn hinterher tauchte? Gift, das direkt ins Blut gelangt, wirkt immer entsetzlich schnell...