Wut flammte in den Augen des Jungen auf, als man ihn herumdrehte und festhielt. Aber trotz, oder vielleicht auch gerade wegen, seines Ärgers schaffte er es den Turk mit einer eisigen Kälte in der Stimme anzusprechen.
„Lassen Sie mich auf der Stelle los, Valentine!"
Doch auch Vincent war es leid. Wenn er nicht endlich mal den Respekt des
Jungen erlangen würde, würde er in den nächsten Wochen durch die Hölle
gehen. Rufus würde ihm ununterbrochen auf der Nase rumtanzen.
Wie würde das denn aussehen?! Schließlich hatte der Turk einen Ruf zu
verlieren.
„Tut mir leid, Junger Herr, aber das kann ich nicht tun!"
Jetzt war Rufus wirklich sauer. Was erlaubte sich dieser 007 da eigentlich!
War ihm nicht klar, dass er mit seinem Leben spielte?!
„Ich warne Sie noch einmal, provozieren Sie ihr Glück nicht zu sehr!"
„Dieses miese, verkommene Muttersöhnchen! Was bildet der sich eigentlich
ein? Er wird es nie begreifen."
Zu seinem Unglück musste Vincent leider zugeben, dass er sich in eine ganz
schöne Zwickmühle gebracht hatte.
Gab er dem Jungen jetzt nach, würde er nicht nur zum wiederholten mal
Schwäche zeigen, sondern er hätte sich dann auch ganz schön lächerlich
gemacht.
Aber er konnte Blondie auch nicht einfach unter den Arm packen und zurück
nach Hause bringen.
Ob er sich auf einen Kompromiss einigen würde?
„Hör auf zu spinnen, Valentine."
Alles Nachdenken brachte nichts und der Turk lockerte seinen Griff so weit,
dass Rufus sich problemlos losreißen konnte.
Wenigstens ersparte ihm diese Variante, das er den Jungen reumütig von sich
aus loslassen musste.Sehr viel besser machte es die Situation natürlich trotzdem nicht.
„Was soll dieses Spielchen Valentine? Suchen Sie Aufmerksamkeit?"
Spöttisch blickte der blonde Junge zu seinem "Aufpasser", welcher ihm am
liebsten den Revolver an den Kopf gehalten und abgedrückt hätte. Das war,
selbst für jeden Idioten, unschwer zu erkennen.
„Dieses blonde Miststück, versteht es sehr gut auch noch Salz in die Wunde zu streuen."
Es erforderte große Selbstbeherrschung aber er schaffte es, sich weder von
Rufus herablassender Art noch von seinen angriffslustigen Augen reizen zu
lassen.
Einzig und allein die Tatsache erneut vor diesem Kind den Schwanz einziehen
zu müssen, wie ein räudiger Hund, verletzte den Stolz des Turk enorm.
Doch alles Winden brachte nichts und so zog Vincent sein Jackett zurecht und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Mit gleichgültiger Stimme antwortete er seinem Herrn:
„Entschuldigen Sie bitte, junger Herr, es wird nicht mehr vorfallen. Mir sind wohl die Nerven durchgegangen."
Welch eine Demütigung!
Das schien auch der Präsidentensohn zu denken, denn er kam immer näher auf
den Turk zu, in seinem Gesicht ein spitzes Grinsen.
Nur wenige Zentimeter vor dem Schwarzhaarigen blieb er stehen und flüsterte
ganz leise, sodass nur der Angesprochene ihn hören konnte.
„Was hast du Vincent? Ärgere ich dich so sehr, das du deine Gefühle nicht mehr kontrollieren kannst? Das muss ja ganz schön frustrierend für dich sein."
Noch ein letzter, stechender Blick, dann setzte er seinen Weg in Richtung
Villa fort und mit ihm sein Leibwächter, Vincent, der hart damit kämpfte die
eben gehörten Worte runterzuschlucken. Am besten gar nicht darüber
nachdenken.
Vielleicht später, wenn er alleine war und nicht mehr verantwortlich für
dieses Gör, aber jetzt musste er ihn erst mal gut im Auge behalten und durfte
sich einfach nicht durch seine Gefühle und seine aufkeimende Wut lenken
lassen. Noch nicht einmal eine passende Antwort hatte er geben können.
Aber es wäre wohl auch nicht besonders klug gewesen seine Wut an Blondie
auszuleben.
So blieb nichts anderes mehr übrig, als ihm hinterher zu hetzen.
Kurz bevor sie das riesige Haus betraten, warnte Rufus den Schwarzhaarigen
noch einmal scharf sich bloß nicht zu sehr an seiner Seite zu bewegen.
„Als ob das mein Wunsch wäre. "
Schließlich betraten sie die Villa.
Es war genau das, was Vincent befürchtet hatte. Eine Jugendparty.
„Fantastisch! Das bedeutet um die hundert verwöhnte Gören, vom gleichen
Schlag wie Sir Rufus Shinra, die vorhaben sich heute Nacht zu besaufen und
es dann möglicherweise, auch noch miteinander zu treiben, wo bin ich hier
gelandet!?"
Es war zum Heulen. Und Vincent spürte tatsächlich das sich eine winzige
Verzweiflung und eine gewisse Panik in ihm breit machte.
Aber noch gab es ja gar keinen Grund beunruhigt zu sein. Rufus hatte sich gerade zu einem ziemlich arrogant aussehenden Typen, in seinem Alter gestellt und hatte ein Glas, gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit, in der Hand.
Der Gedanke, das er vielleicht sogar nur Wasser trank wurde im Keim erstickt.
Jemand wie Rufus würde keine Gelegenheit auslassen etwas Verbotenes zu tun.
Von Haus aus hatte er das strikte Verbot zu saufen, aber es schien als würde
es seinen Vater nicht sonderlich interessieren ob er sich daran hielt oder
nicht.
Bis jetzt war der Abend doch eigentlich ganz nett gestartet.
Vincent seufzte und lehnte sich gegen eine Wand von der aus er Rufus gut
beobachten konnte.
Das würde wohl noch ein langer Arbeitstag werden!
