Jemand wechselte den kalten Lappen auf seiner Stirn gegen einen frischeren aus. Völlig geschwächt öffnete er die Augen. Bridger saß bei ihm. Die Lampe am Schreibtisch war an und verströmte ein wenig Licht, sonst war alles in Dunkelheit gehüllt. Es regnete noch immer, er konnte die gegen die Fensterscheiben prasselnden Tropfen hören.
"Habe ich dich geweckt?", fragte der Captain. Den bereits warmen Lappen hängte er über den Rand der Wasserschüssel. Nachdem das Fieber gesunken war, bestand kein Bedarf mehr an dem Eimer.
Lucas schüttelte den Kopf. "Nein, bin von alleine aufgewacht." Er befreite sich ein wenig von der Decke. "Ist es sehr spät? Ist so dunkel."
"Eigentlich ist es schon sehr früh." Bridger sah auf die Uhr. "Vier Uhr."
Der Teenager versuchte sich aufzurichten. Er sah sich verwirrt um, dann entdeckte er eine halb wache Minki auf seiner Bettdecke. "Ist sie nicht schon wieder verjagt worden?"
"Sie lässt sich nicht mehr verjagen. Entweder sie kratzt unaufhörlich an der Tür oder weckt Kristin mit ihrem ständigen Gejammer."
Er nahm sich sein Kätzchen und knuddelte es. "Richtig gemacht, meine Süße."
"Wir fühlst du dich?", fragte Bridger mit einem ernsthaft besorgten Ausdruck.
Minki kuschelte sich an die Brust ihres jungen Herrchens, der nun zu dem älteren Mann sah. "Kann ich etwas zum trinken bekommen? Ich habe wahnsinnigen Durst."
"Natürlich.", nickte der Captain. Schon stand er auf und holte die Tasse vom Schreibtisch. "Er ist schon kalt, aber besser als gar nichts. Ich werde dir einen neuen machen, sofern dein Magen da mitspielt."
"Ja, ja, weiß schon. Nur Löffelweise." Begierig nahm Lucas die Tasse entgegen. Er konnte sie kaum halten, so wenig Kraft hatte er in seinen Händen, doch es ging. Der erste Löffel machte ihn begierig nach mehr. Es war nicht einfach zu widerstehen.
Bridger nahm die Tasse wieder an sich, nachdem er mehrere kleine Schlucke genommen hatte. Er stellte sie auf das Bord am Kopfende des Bettes. "Wir lassen das besser hier, dann ist das einfacher."
Lucas versuchte gerade die Kissen in seinem Bett bequemer herzurichten. Er wollte in die Ecke bei der Wand. Seit sie hier waren hatte er mehr und mehr Kissen aus dem ganzen Haus zusammen getragen und alle in seinem Bett deponiert. Dr. Westphalen hatte nicht schlecht geguckt, als sie irgendwann einmal mitbekam, was er alles an Kissen besaß. Er brauchte sie einfach. Nicht um hoch zu liegen oder das Bett auszufüllen, es war einfach nur schön darin zu kuscheln. Ihm fehlte als Kind die elterliche Liebe, was er bekam war zu wenig, als dass es ein sensibles Kind, wie er es gewesen war, zufrieden stellen würde. Wenn seine Eltern einmal nicht zu Hause waren, dann holte er oft ihr Bettzeug zu sich und hatte wenigstens ihren Geruch um sich während er einschlief. Es hatte ihm immer geholfen und mit der Zeit gewöhnte er sich einfach daran, ständig mit lauter Kissen und Decken umgeben zu sein.
"Waren sie die ganze Nacht hier?", fragte er, als er endlich alles fertig hatte.
Der Captain nickte. "Kristin muss zur Arbeit und du hattest so hohes Fieber, da hielten wir es für besser, wenn ich hier bei dir bleibe und auf dich achte."
"Aber es ist doch nichts schlimmes?" Minki war gerade dabei auf die Kissen zu klettern, als sie ausrutschte und sich wenig später im Schoß von Lucas' wieder fand. Miauend begann sie den nächsten Aufstieg. Lucas half ihr besser dabei. Zufrieden rollte sie sich zusammen, den Kopf auf seiner Schulter ruhend.
"Wenn, dann hätte Kristin dich sicherlich nicht zu Hause gelassen. Sie meinte es sei wahrscheinlich eine Virusinfektion. Dafür hat sie Medikamente, also müssen wir noch nicht einmal zum Arzt gehen."
"Die Schule will sicherlich ein Attest haben, ich glaube nicht, dass die Chefärztin der seaQuest dazu befugt ist.", meinte Lucas mit einem herablassenden Blick.
"Da könntest du recht haben.", nickte Bridger. "Daran habe ich ehrlich nicht gedacht und ich glaube Kristin auch nicht. Unter den Umständen müssen wir doch zu einem Arzt. Das wollte ich dir eigentlich ersparen. Dir schien es gestern Abend überhaupt nicht gut zu gehen. Du hast uns beiden einen gehörigen Schrecken eingejagt."
"Kann ich noch etwas trinken?", fragte er nach einer Weile des Schweigens.
"Sicher doch."
Da Minki auf der Schulter des Teenagers lag, wollte der sich nicht zu sehr bewegen. "Danke." Erneut nahm er nur zwei Löffel von der Flüssigkeit.
"Meinst du, du verträgst es?"
"Ich hoffe doch. Noch so einen Toilettentieftauchgang möchte ich ehrlich nicht haben. Mir geht es gerade sogar ziemlich gut. Mir tut nichts weh und so unheimlich heiß ist mir auch nicht mehr."
"Wahrscheinlich wirken die Medikamente noch. Soll ich dir einen frischen Tee machen gehen? Ich glaube etwas warmes tut dir viel besser, als das kalte Zeug hier."
Lucas nickte und hielt ihm die Tasse hin.
"Ich bin gleich wieder zurück. Willst du derweil dein Buch haben?"
"Bitte." Der Captain gab ihm sein Buch und verschwand nach unten. Lucas war ziemlich unsicher, wie er sich genau verhalten sollte. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals jemanden gehabt zu haben, der die Nacht über an seinem Bett gewacht hätte. Bridger sah furchtbar müde aus aber schien noch lange nicht an Schlaf zu denken. Sein Zustand war ihm wichtiger als der eigene.
Ging es ihm wirklich schon wieder besser? Ja, doch. Sein Bauch gurgelte nur ein wenig, was wohl durch das etwas an Flüssigkeit verursacht wurde, die er zu sich genommen hatte, doch schlecht war ihm nicht. Hinter seiner Stirn existierte schon ein dumpfer Schmerz, doch der war zu ertragen.
Er schlug sein Buch auf und versuchte ein wenig zu lesen. Sehr viel ging nur nicht. Die Buchstaben tanzten vor seinen Augen und irgendwie kam eine leichte Übelkeit bei ihm auf. Nach einer Seite, schlug er es wieder zu und die Übelkeit verflog. Geduldig wartete er auf die Rückkehr des Captains.
Mit einer dampfenden Tasse kam er wenig später auch. "So, das ist noch ziemlich heiß. Lassen wir es eine Weile stehen, dann wird das schon abkühlen."
"Danke.", sagte Lucas durch die Lippen gepresst. Bridger sah ihn fragend an. "Dafür, dass sie sich so um mich kümmern. Sie haben ganz dunkle Ringer unter den Augen und müssen furchtbar müde sein, während ich mit einem Mal hellwach bin."
Nathan setzte sich auf die Bettkante zurück. Er legte einen Arm um Lucas' Schulter. Den Lappen für dessen Stirn hatte er zuvor in dem Wasser wieder gekühlt und wischte ihm jetzt über die Schläfen und die Stirn. "Das ist schon in Ordnung. Du hast dich damals rührend um uns gekümmert und bei dir ist es mir besonders wichtig gerade jetzt da zu sein. Außerdem ist nun endlich dein Traum in Erfüllung gegangen."
"Mein Traum?"
Er nickte. "Ja, dein Traum von der Schule fern bleiben zu dürfen, damit du diesen Lehrer nicht sehen musst."
Augenrollend antwortete Lucas trocken. "Damit habe ich mich schon abgefunden gehabt, das nicht mehr zu erleben."
"Vor ein paar Wochen hättest du noch alles getan, um genau das hier zu haben. Wobei ich ganz ehrlich bin, ich würde nicht freiwillig diese Qualen auf mich nehmen, nur weil ich nicht zur Schule will."
"Ich wollte die Tage jetzt sowieso mal etwas blau machen und die Schule schwänzen. So wirklich habe ich das noch nie gemacht."
"Und was hättest du während der Zeit getan?"
Lucas zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Wäre wieder nach Hause gegangen oder ins Shopping Center."
"Willst du doch nicht lesen?", fragte Bridger mit einem Nicken auf das Buch.
"Doch schon, aber mir wird dabei irgendwie übel. Kennen sie das, wenn man Auto fährt oder im Bus ist und einem wird immer schlecht, wenn man mit lesen anfängt. Das habe ich normalerweise nicht. Früher, als ich noch kleiner war, kam das schon mal vor, aber später nie. Genau in dieser Art war das vorhin, als sie Tee machen waren. Mir ist übel geworden."
"Gib mir das Buch. Wo bist du gewesen? Ah, da." Der Captain begann zu lesen und Lucas an seiner Schulter schloss die Augen, um die Figuren aus dem Buch in seiner Phantasie lebendig werden zu lassen.
Langsam bahnte sich ein seltsames Gefühl seinen Hals hinauf. Er öffnete die Augen und richtete sich auf. Bridger hörte mitten im Satz auf zu lesen. "Ist etwas?"
Der Teenager nickte. "Ich glaube..." Er musste nicht weiter reden. Der ältere Mann sah sofort, wie bleich der Junge mit einem Mal wieder geworden war. Er hielt ihm die Wasserschüssel gerade noch im rechten Moment hin.
Aufseufzend verschwand Bridger anschließend im Badezimmer. Was sollte er mit seinem Sohn auf Zeit nur machen? Der arme konnte noch nicht einmal ein wenig Flüssigkeit in sich behalten. Hoffentlich hatte Kristin etwas für das Erbrechen, denn mit dem Fieber brauchte Lucas jede Flüssigkeit, die er kriegen konnte.
Wie ein Häufchen Elend lag er da in seinen Kissen, als er zurück kam. Minki hatte eine Pfote in seinem Haarschopf gesteckt. Was auch immer sie machte, Lucas ließ sie gewähren. Das kleine Kätzchen klopfte ihm auf den Kopf.
"Geht es nun wieder?" Nathan zog die Decke ein wenig zurecht.
"Ja, jetzt schon." Betrübt starrte er auf seine Finger. Irgendwann ging ihm das Kätzchen dann doch auf die Nerven und er hob sie von seinem Kopf herunter. "Wenn du das nächste Mal krank bist, werde ich dich auch ärgern."
Verständnislos blickten ihn die großen Augen an. "Ach, vergiss es." Schon drückte er sie wieder an sich, wo sie schnurrend die Augen schloss.
"Soll ich dann weiter lesen?", fragte Bridger ihn. Der Teenager hatte da nichts dagegen und somit machten sie da weiter, wo sie aufgehört hatten, bis sie beide über dem Buch einschliefen. Erst Lucas, dann der Captain. Minki blieb als einzige wach und verschleppte am Ende das Lesezeichen. Das Buch fiel auf den Boden. Die Stelle, an der sie sich befanden, war unauffindbar zugeklappt.
- - - - - - - -
Sich streckend und gähnend stand Kristin kurz vor dem Klingeln des Weckers auf. Sie ging ins Bad und danach gleich in das Zimmer von Lucas. Lächelnd blieb sie in der Tür stehen. Bridger hatte noch immer einen Arm um Lucas gelegt und sein Kopf lag auf dessen. Hoffentlich war er nicht zu verkrampft, wenn er aufwachte.
Sie hob das Buch vom Boden auf, anschließend ließ sie den Handrücken sanft über die Stirn des Teenagers gleiten. Er hatte noch immer Fieber, aber nicht allzu hohes.
Am besten sie nutzte die Gelegenheit, während hier noch geschlafen wurde und ging duschen. Bevor sie los musste wollte sie noch mit Nathan reden, aber vorher brauchte sie die Frische einer erholenden Dusche und einen Kaffee.
Bridger kam ihr zuvor. Sein Schlaf war nur leicht gewesen und er hörte schon bald das Rauschen des Wassers. Den schlafenden Lucas an seiner Schulter legte er behutsam in sein Bett. Mit dem Handrücken prüfte er vorsichtshalber dessen Temperatur. Er war am Vortag doch recht erschrocken, als der Teen plötzlich so hohes Fieber hatte. Doch es sah gut aus. Nur leicht warm und der Schlaf schien ihm gut zu tun.
Er ging in die Küche, um bereits den Kaffee aufzusetzen. Die Überraschung gelang ihm, denn Kristin sah ihn ziemlich verwundert an, als sie ihn da herum werkeln sah. "Warst du nicht gerade eben noch tief am schlafen?"
Nathan sah zur Seite. "Ja, aber nicht sonderlich fest. Mich macht diese ganze Sache recht fertig. Ihm geht es nicht wirklich besser. Für eine kurze Zeit sah es heute nacht so aus, als hätte sich alles ein wenig gelegt, doch kaum war der Tee zu viel in seinem Magen, entschloss er sich auch wieder zu gehen."
Dr. Westphalen setzte sich an den Tisch, wo Bridger eine dampfende Tasse Kaffee hinstellte, bevor er sich an das Frühstück machte. "Bevor ich gehe, werde ich ihm ein paar Medikamente raus suchen. Es braucht alles seine Zeit, bis das ausgestanden ist. Er scheint eine Virusinfektion zu haben, da ist sehr viel Ruhe ganz wichtig."
"Aber er muss auch mal was essen! Und trinken! Aber nichts behält er in sich. Mich macht das sehr nervös."
Sie lächelte. "Das kommt nur von zu wenig Schlaf. Du solltest dich hinlegen und etwas ausruhen."
"Nein, ich muss mit ihm zu einem Arzt. Die Schule will ein ärztliches Attest, wenn er länger weg ist und das kannst du ihm ja schlecht ausstellen."
"Können schon." Sie blies über den Dampf, der von der Tasse aufstieg, ehe sie einen Schluck nahm. "Bloß ob sie sich damit zufrieden geben ist eine andere Sache."
Bridger tat den Speck und die Eier auf zwei Teller, bevor er sich zu ihr an den Tisch setzte. "Ich überlege auch gerade, was ich mit ihm machen soll. Er ist den ganzen Tag im Bett und außer Minki hat er nicht wirklich etwas zu tun."
"Dann soll er sich ins Wohnzimmer legen, da kann er fernsehen."
"Ich kann ihn doch nicht vor dem Fernseher abladen! Das sieht ja aus, als würde ich keine Lust haben, mich um ihn zu kümmern."
"Du hast doch gerade selbst gesagt, du weißt nicht, was du noch mit ihm machen sollst!"
"Dabei dachte ich jedoch nicht daran ihn einfach so vor diesem Flimmerkasten abzuladen."
"Was ist mit einem Buch?"
"Ich weiß nicht, ob er die Kraft dazu hat. Heute nacht ist ihm beim lesen schlecht geworden, ich könnte ihm vorlesen, aber das geht auch nicht ewig."
"Rund um die Uhr musst du ihn auch nicht beschäftigen. Ich sagte bereits, er braucht Ruhe und da musst du ihn einfach mal allein lassen, denn sonst ruht er sich nicht aus."
"Wir werden sehen, was das heute wird." Er legte die Gabel auf den leeren Teller. Im Flur hatten sie doch ein Telefonbuch liegen. Am besten er vereinbarte jetzt erst einmal einen Termin beim Arzt und dann sahen sie weiter.
- - - - - - - -
Dr. Westphalen hatte recht gehabt; Lucas hatte eine Virusinfektion und dazu noch eine mittelschwere. Für mindestens zwei Wochen war die Schule für ihn gelaufen. Leider hatte ihm der Arzt auch noch eine Spritze gegeben, damit sein Magen endlich Ruhe gab. Das hatte dem armen Kranken überhaupt nicht gefallen und völlig sauer auf den Captain, weil der ihn zum Arzt geschleift hatte, redete er seit dem Verlassen der Praxis kein Wort mehr mit diesem.
Vor einem Shoppingcenter hielten sie auf dem Parkplatz an. "Ich muss zur Apotheke deine Medikamente holen. Kommst du mit?"
Anstatt einer Antwort, stieg Lucas aus. Schwach auf den Beinen, die sich wie Gummi anfühlten, hielt er sich am Autodach fest. Bridger war sofort bei ihm. "Komm, ich helfe dir." Er nahm ihn beim Arm und langsam gingen sie in das Shoppingcenter.
Die Apotheke befand sich am anderen Ende. Bis sie dort ankamen hatte Lucas Zeit sich die Geschäfte anzusehen. Wenn es ihm im Moment nicht so schrecklich gehen würde, könnte er hier bestimmt eine Menge Zeit verbringen.
Zum Glück war um die Zeit nicht viel los und sie mussten sich in der Apotheke nicht anstellen. Auf dem Rückweg blieb Nathan mitten in der Galerie stehen. "Wollen wir kurz in den Buchladen gehen? Bei deinem sind wir fast durch und wenn du jetzt zwei Wochen zu Hause bist ohne etwas, dann wird das bestimmt langweilig." Er sah ihn erwartend an, doch sein Patient schien dem Schweigegelübde noch immer treu. "Nun komm schon, du wirst doch wohl nicht sauer sein wegen dieser Spritze. Lass uns rein gehen. Ich kaufe dir alles was du willst."
"So versucht mein Vater mich auch immer wieder gnädig zu stimmen. Als würde Geld alle Probleme lösen können.", gab Lucas knurrend von sich.
"Das ist nicht richtig, das stimmt, aber ich meine es ernst mit dir. Ich will dir eine Freude machen und dich nicht kaufen. Da ist ein Unterschied."
Er schleppte ihn bereits durch die Tür des Ladens. Vor einem Regal mit Krimis blieb der Captain stehen. "Du kannst dich umsehen und dir etwas raus suchen, falls dir das bei mir zu lange dauern sollte."
Lucas löste sich von Bridger. Ihm schwindelte, doch er ging durch die Tische, auf denen die neuesten Ausgaben von berühmten Autoren lagen. Alles was ihm gefiel sah er sich genauer an, bis er irgendwann seinen Weg zu den Regalen zurück fand.
Sein Vater auf Zeit hingegen kam bei den Krimis voll auf seine Kosten. Er und Commander Ford hatten da ein gemeinsames Hobby und vertrieben sich damit die Zeit über zuletzt gelesene Fälle zu diskutieren oder einfach nur gemeinsam in ihren neuen Büchern zu lesen. Erschrocken stellte er mit einem Blick auf seine Uhr fest, wie lange sie schon hier waren. Sofort drehte er sich herum und suchte nach Lucas, doch er konnte ihn nicht finden. Hoffentlich war er nicht zusammen geklappt. Aber sollte er es in diesem Fall nicht bemerkt haben?
Eilig lief er den Laden ab. Hier im Untergeschoss war er zumindest nicht. Vorsichtshalber sah er noch einen Stock weiter oben nach. Ein Schild wies auf die Sachliteratur und Schulbücher hin. Würde doch recht gut zu ihm passen. Tatsächlich. Im nächsten Stockwerk fand er ihn auch, wie er an einem Aquarium in der Sitzecke saß und in einem größeren Bildband blätterte. Man sah ihm an, dass er Fieber hatte und ins Bett gehörte. Sie sollten schleunigst nach Hause fahren.
"Hast du etwas für dich gefunden?", fragte er ihn, als er bei ihm ankam.
Lucas nickte. "Kann ich die alle haben?" Er klappte den Bildband dazu und packte ihn auf einen Stapel drauf, der nicht sonderlich klein war.
"Lass mal sehen." Er setzte sich neben den Teenager und sah den Stapel durch. Bei zweien davon tat es ihm besonders leid, als er sie auf die Seite legen musste. "Das hier geht leider nicht. Du weißt warum."
Mit hängenden Schultern sah er auf die aussortierten Werke. "Habe ich mir fast gedacht."
"Aber die anderen nehmen wir alle mit, ja?"
"Okay."
"Dann komm jetzt, du musst dringend ins Bett zurück." Er half ihm auf und sie gingen an die Kasse. Dieser kleine Einkaufsspass hatte den Captain einen Schein mit zwei Nullen gekostet und dabei waren seine Sachen nicht die teuersten.
